Indian Springfield im Test

Indian Springfield im Kompakttest
:
Cruiser, Tourer und Bagger?

© Indian

Die Indian Springfield soll die Herzen von Indian-Fans erobern, die sowohl einen auf das Wesentliche reduzierten Cruiser als auch einen tourentauglichen Bagger wollen.

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In Springfield/Massachusetts wurde Indian im Jahre 1901 gegründet, hatte der legendäre US-Hersteller einst seinen Wigwam. Eben nach jener Stadt benennt die heute in Sprit Lake/Iowa produzierende Marke ihr neuestes Modell. Im vollen Gewand soll die Springfield die Vorzüge aus den beiden Modellen Chief Vintage (mit Ledertaschen und demontierbarer Scheibe) sowie der Chieftain (mit Kunststoffkoffern und len­kerfester Vollverkleidung) in sich vereinen: Scheibe, charakteristischer XXL-Chrom- scheinwerfer, Tankkonsole und Telegabel erinnern an die Chief, auf der die Springfield im Wesentlichen basiert. Seitenkoffer, nietengeschmückte Sitzbank, Leichtmetall-16-Zoll-Gussräder und höhenverstellbare Sozius-Trittbretter stammen dagegen von der Chieftain.

„Die Springfield soll die Herzen von Indian-Fans erobern, die sowohl einen auf das Wesentliche reduzierten Cruiser als auch einen tourentauglichen Bagger in einem wollen“, sagt Steve Menneto, Häuptling, Pardon: Präsident der Motorradsparte von Indians Mutterkonzern Polaris. Klingt gut: Cruiser, Tourer und angesagter Bagger in einem Bike? In sich stimmig ist dieser wandlungsfähige Ansatz.

Tiefenentspannung von der ersten Sekunde

Die neueste Rothaut (es gibt sie auch in ebenso klassischem Schwarz) sieht clean und mächtig aus. Sie trägt wie ihre Blutsbrüder ein großes Herz: Der langhubige Thunder Stroke 111 vereint gewaltige 1811 cm3, ist äußerlich wie ein seitengesteuerter V2 gestaltet. Er lässt sich schlüssellos per Transponder auf Zündstrom stellen – kawumm! Der Büffel erwacht mit dumpfestem V2-Sound. Augenblicklich zündet der Funke, Tiefenentspannung von der ersten Sekunde an. Mit brabbelndem Ton klingt die Indian Springfield wie ein Viertel-V8.

Ruhepuls bei warmem Motor: 750, 800, 750 – die Drehzahl leuchtet als digitaler Zahlenwert im Tacho auf der Tankkonsole auf. Gut zur Hand liegt der relativ weit nach hinten gekröpfte Pullback-Lenker. Herrlich taktet dieser Pulsschlag aus Stahl. 2000 Touren, und der Tag ist dein Freund. Wunderbar blubbert sich der 49-Grad-V2 durchs Drehzahlband. 139 Newtonmeter! Du fühlst, wie dieser Motor lebt. Good vibrations. Alles ist und macht verdammt relaxed. Für solch ein 372-Kilo-Monster schwingt die Indian Springfield flüssig durch die wenigen Kurven Floridas. Die Gabel steht steiler als bei der Chief (65 statt 61 Grad Lenkkopfwinkel), der Nachlauf ist nicht ganz so lang, „nur“ 133 statt 155 Millimeter.

Indian Springfield: 26.995 Euro. Hugh!

Von erfahrenen Büffeltreibern bewegt, lässt sich die Indian Springfield behände durchs Touristengewühl von St. Augustine, der ältesten Stadt der USA, dirigieren. Komfortabel gibt sich das luftunterstützte Zentralfederbein in dem Alu-Chassis, bietet zwei Zentimeter mehr Federweg als das der Chief. Wir sind auf der Suche nach unendlichen Weiten, okay, schnurgeraden Highways mit Tempolimit 112 Kilometer pro Stunde. Hier kann die breite, steil stehende und weit vorm Fahrer liegende Scheibe leichte Turbulenzen verursachen, je nach Fahrergröße. Per „Quick-Release-Schnellrastmechanismus“ ist sie ebenso in Sekundenschnelle demontiert wie die Hartschalenkoffer. Jene sind per Knopfdruck elektronisch (zentral-)verriegelbar. Ehrensache: Tempomat, Bordcomputer und ABS, der CAN-Bus ist für optionale Heizgriffe vorbereitet. Sie kosten allerdings extra, und das bei 26.995 Euro Listenpreis. Hugh!

Daten Indian Springfield

Motor

Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-49-Grad-V-Motor, eine Ausgleichswelle, je drei untenliegende Nockenwellen, zwei Ventile pro Zylinder, Hydrostößel, Stoßstangen, Kipphebel, Trockensumpfschmierung, Einspritzung, 2 x Ø 54 mm, geregelter Kat, Lichtmaschine 480 W, Batterie 12 V/18 Ah, Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, Zahnriemen.

Bohrung x Hub 101,0 x 113,0 mm
Hubraum 1811 cm³
Nennleistung 55,0 kW (75 PS) bei 5075/min
Max. Drehmoment 139 Nm  bei 2600/min

Fahrwerk

Rückgratrahmen aus Alu, Motor mittragend , Telegabel, Ø 46 mm, Zweiarmschwinge aus Alu, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 300 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 300 mm, Zweikolben-Festsattel, ABS. 

Alu-Gussräder 3.50 x 16; 5.00 x 16
Reifen 130/90 B 16; 180/65 B 16

Maße + Gewichte

Radstand 1701 mm, Lenkkopfwinkel 65,0 Grad, Nachlauf 133 mm, Federweg v/h 119/114 mm, Sitzhöhe 660 mm, Leergewicht 372 kg, zulässiges Gesamtgewicht 630 kg, Tankinhalt 20,8 Liter 

Farben Schwarz, Rot
Preis 26.995 Euro

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