Neuheiten 2004: Fahrbericht BMW Montauk

Neuheiten 2004: Fahrbericht BMW Montauk
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Bayerns König Ludwig II hätte zweifelsfrei sein Wohlgefallen an ihr gehabt, doch auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten soll die BMW R 1200 C Montauk Format beweisen und amerikanische Kunden in ihren Bann ziehen.

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Des is a schen’s Motorradl, a BMW-Harlai, ja do schaugst«, sinniert der Kassierer der Mautstraße am oberbayerischen Walchensee und umkreist begeistert die neue BMW Montauk. Offensichtlich trifft sie den Geschmacksnerv der Leute, hier, in der Heimat von Weißwurst und Weißbier, Watzmann und Wieskirche und weckt, von ihren Machern durchaus beabsichtigt, Assoziationen an das amerikanische Vorbild. Nicht von ungefähr hört sie auf den Namen Montauk, ein Feriendomizil auf Long Island.
Sie trägt sowohl die Erbanlagen der
C als auch CL in sich. Während die meisten Bauteile von der C stammen, sind der breite Vorderreifen, die weit auseinander stehenden Gabelbeine, die Gussräder und das üppige vordere Schutzblech
von der CL entlehnt. Trotzdem besitzt die Neue dank der übereinander angeordneten Scheinwerfer und des Windschilds ein eigenständiges Erscheinungsbild.
Der 150er-Vorderreifen und der Nachlauf von gewaltigen 184 Millimeter suggerieren unbeirrbaren, ja geradezu sturen Geradeauslauf. Umso mehr erstaunt die Montauk beim Ride away von den Gestaden des Starnberger Sees. Willig folgt
sie den Lenkbefehlen des Fahrers und lässt sich harmonisch in vergleichsweise stramme Schräglagen kippen. Doch groteskerweise nervt der Cruiser bei Tempi ab 120 km/h mit ständigem Rühren um die Lenkachse. Was nicht am Fahrwerk liegt. Die ungünstig gestaltete Scheibe
erzeugt derbe Turbulenzen. Bereits bei Landstraßentempo zerren kräftige Verwirbelungen an Schultern und Kopf des Piloten und leiten über den Lenker permanente Unruhen ins Fahrwerk ein, von der lästigen Geräuschentwicklung ganz zu schweigen. Klappt der Fahrer den
Beifahrersitz hoch, stützt seinen Allerwertesten daran ab und entlastet den Lenker, tritt plötzlich Ruhe ein. Das funktioniert aber nur für kurze Zeit, weil der zu breite Lenker und die zu weit vorn platzierten Fußrasten keine entspannte Sitzposition zulassen. Lange Etappen, erst recht mit höheren Tempi, geraten so zur Qual.
Entspannend wirkt dagegen das Triebwerk. Es tritt aus dem Drehzahl-
keller kräftig an, lässt es anschließend
jedoch schnell damit bewenden. Mehr als 4000/min machen vor allem wegen der ellenlangen Sekundärübersetzung wenig Sinn, zumal der Boxer dann mit derben Vibrationen nervt. Auch die Bremse muss sich Kritik gefallen lassen. Zwar ent-
fällt der lästige Verzögerungssprung, den
bisherige Teilintegralsysteme mit Bremskraftverstärker beim Anlegen der Bremse zeigten, dafür wirken die Stopper teigig und schlecht dosierbar.
Zum Glück entschädigt die Fahrwerksabstimmung. Der Telelever filtert von
minimalen Unebenheiten bis zu groben Fahrbahnabsätzen alle Stöße supersensibel heraus. Das Federbein mit dem
wegabhängigen Dämpfungssystem macht seine Sache ebenfalls gut, von ganz groben Schlaglöchern einmal abgesehen.
Was bleibt? Gute Anlagen, die jedoch wegen des misslungenen Windschutzes und seinen Nebenwirkungen untergehen. König Ludwig II hätte sich sicherlich eine BMW Montauk kommen, mit Blattgold customizen lassen und nach der ersten Ausfahrt ernüchtert der Wieskirche als Chorgestühl gestiftet.

Technische Daten - BMW R 1200 C Montauk

Motor: luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, Kurbelwelle längsliegend, je eine hochliegende, kettengetriebene Nockenwelle, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Stoßstangen, Kipphebel, Nasssumpfschmierung, elektronische Saugrohreinspritzung, Ø 35 mm, Motormanagement, geregelter Katalysator, E-Starter, Drehstromlichtmaschine 700 W, Batterie 12 V/19 Ah.Bohrung x Hub 101 x 73 mmHubraum 1170 cm3Verdichtungsverhältnis 10:1Nennleistung 45 kW (61 PS) bei 5000/minMax. Drehmoment 98 Nm (10 kpm) bei 3000/minKraftübertragung: Primärantrieb über Zahnräder, hydraulisch betätigte Einscheiben-Trockenkupplung, Fünfganggetriebe, Kardan, Sekundärübersetzung 33:13.Fahrwerk: tragende Motor-Getriebe-Einheit, geschraubtes Rahmenheck, längslenkergeführte Telegabel, Standrohrdurchmesser 35 mm, Eingelenk-Einarmschwinge aus Stahlrohr, Zentralfederbein, direkt angelenkt, verstellbare Federbasis, Doppelscheibenbremse vorn, schwimmend gelagerte Bremsscheiben, Ø 305 mm, Vierkolbensättel, Scheibenbremse hinten, schwimmend gelagerte Bremsscheibe, Ø 285 mm, Doppelkolbensattel.Alugussräder 3.50 x 16; 4.00 x 15Reifen 150/80 ZR 16; 170/80 ZR 15Fahrwerksdaten: Radstand 1641 mm, Lenkkopfwinkel 56,5 Grad, Nachlauf 184 mm, Federweg v/h 144/100 mm.Garantie zwei Jahre ohne KilometerbegrenzungFarben Blau-, Schwarz-, ChampagnermetallicPreis 13750 EuroNebenkosten 262 Euro

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