Seit dem Diesel-Skandal und explodierenden Tesla-Aktien-Kursen sind die Autohersteller voll im E-Fieber. Nacheinander verkündeten die Hersteller den Ausstieg aus der Verbrennerentwicklung sowie -produktion und schoben zeitgleich neue elektrifizierte E-Modelle auf den Markt. Hier und da wurde und wird auch das Thema ‚Ladestruktur‘ behandelt. Und beim Motorrad? Da ist’s ähnlich wie mit funktionierenden Ladesäulen: Hier und da mal was. Neue Hersteller mit Modellen, die ich hier und heute kaufen kann? Das ist eher selten. Elektromotorräder von etablierten Herstellern? Vielleicht als Studie oder Prototyp.
Womöglich könnte die Übernahme der MotoE durch Ducati ab 2022 ein Katalysator sein für die etablierten Meister des Verbrenners. Die Elektro-Trial-WM hingegen geht 2021 bereits in die fünfte Runde. Mit Yamaha und GasGas sind derzeit zwei Hersteller in dieser Klasse vertreten. Das Elektro-Trial-Bike Yamaha TY-E hat Redakteurin und Profi-Trialerin Mona Pekarek getestet. In der Bildergalerie seht ihr einen Überblick über viele Fahrzeuge, die es aktuell in Deutschland gibt – eine Mischung aus A1-Klasse, 45 km/h-Zweirädern und ausgewachsenen Elektromotorrädern und Elektrorollern.
Elektro auf zwei Rädern
Vorwiegend sind Elektromotorräder verfügbar, die seit Jahren konstant angebotenen werden. Die Leuchttürme sind hier klar Zero und Energica mit einem rein elektrischen Angebot, flankiert von KTM und Harley-Davidson – bisher die einzigen Hersteller mit Strom und Benzin parallel im Angebot. BMW hat mit dem CE 04 zwar ein Elektrozweirad im Angebot, doch das fällt in die Klasse der Elektroroller. Und die Japaner? Die Erfahrung zeigt: Diese riesigen Konzerne brauchen öfter lange bis etwas Neues kommt, dann aber mit der Konsequenz einer Planierraupe.
Ich möchte ein "E" kaufen
Auf der Suche nach einem straßenzugelassenem Elektromotorrad mit bewährter Technik und zumindest einem rudimentären Händlernetz bleiben Zero, Energica, Harley und KTM stehen. Zero mit dem breitesten Angebot, Energica mit dem leistungsstärksten. Harley und KTM sind mit je einem Modell weder breit noch tief aufgestellt und auch die Einsatzzwecke der LiveWire und Freeride E-XC könnten unterschiedlicher nicht sein.
Zero Motorcycles
Um noch etwas Start-Up-Sprache unterzumengen: Zero ist derzeit das Einhorn der elektrischen Zweiradwelt. Konsequent optimieren die Kalifornier seit 2007 Technik und Modellauswahl. Lohn der Mühen: derzeit neun unterschiedliche Modelle in drei Leistungsstufen von 44 bis 110 PS und das clevere Nutzen einer Gesetzeslücke beim B196-Führerschein.
Energica Motor
Ebenfalls ein Pionier der E-Mobilität auf zwei Rädern ist der italienische Hersteller Energica Motor. 2010 gegründet, 2012 mit erstem Prototyp in Rampenlicht, betrieb das Unternehmen vier Jahre lang exklusiv die elektrische Rennserie MotoE im Rahmen der MotoGP. Angetrieben werden die Rennboliden von einer getunten Version der Energica Ego. Gut 163 PS und 215 Nm treffen bei den Rennen auf die Fahrer. Die Straßenversion Ego kommt derzeit auf 145 PS, diese Leistung bringt auch die unverkleidete Schwester Eva Ribelle, während das Retro-Bike Eva EsseEsse9 mit 109 PS auskommt.
Energica
Energica hat derzeit drei Modelle in zwei Leistungsstufen im Angebot. Zusätzlich stellen sie derzeit exklusiv die Motorräder der MotoE-Weltmeisterschaft.
Harley-Davidson
Obwohl das Konzept der LiveWire bereits seit 2014 als fahrbereit gilt, ist die Verknüpfung von Harley und Elektro auch heute noch schwer zu verstehen. Doch Harley fährt elektrisch: mit 105 PS für 32.995 Euro, theoretisch 177 Kilometer weit und 251 Kilogramm schwer. Mittlerweile gründete Harley eine komplett eigenständige Elektromarke.
Harley-Davidson
Im Juli sind wir die Serienversion der Harley-Davidson LiveWire gefahren und müssen zugeben: Diese Elektro-Harley aus Milwaukee knallt so dermaßen, wie man es in der Welt der drehfaulen Schütteleisen noch nicht kannte!
KTM
Aus Mattighofen rollte bisher nur die Freeride E-XC elektrisch. Ab 2021 wurde das Portfolio stark erweitert. Aber nur mit Kleinstmotorrädern für Kinder. Elektromobilität in Form von unterschiedlichen Elektrorollern läuft im Konzern unter dem Markendach von Husqvarna.
Elektromotorräder in Deutschland
Elektroroller
Neben den in Deutschland erhältlichen Elektromotorrädern haben wir einen Überblick über E-Kleinkrafträder und Elektroroller zusammengestellt, wobei wir bei der Auswahl darauf geachtet haben, dass ein Vertriebspartner vor Ort ist und somit Kundendienst sowie Ersatzteilversorgung und Verfügbarkeit gewährleistet sind.
Elektroroller in Deutschland
Modell |
Leistung |
Preis |
BMW C-Evolution/Long Range |
35 kW (48 PS) |
ab 14.150/15.645 Euro |
Doohan iTank |
4,2 kW (5,7 PS) |
ab 3.999 Euro |
Emco Nova R2000 |
2 kW (2,7 PS) |
ab 3.799 Euro |
etropolis escooter E1S/E1R/E2 |
3/4,2 kW (4,1/5,7 PS) |
ab 2.649/3.699/4.200 Euro |
Govecs E-Schwalbe 45/90 |
4/8 kW (5,4/10,8 PS) |
ab 5.390/6.990 Euro |
KSR Moto TTX Elektro |
2,2 kW (3 PS) |
ab 1.699 Euro |
KSR Moto Vionis |
2 kW (2,7 PS) |
ab 1.999 Euro |
Kumpan 1954 Ri/Ri-S |
4/7 kW (5,4/9,5 PS) |
ab 4.999/6.999 Euro |
Niu Upro |
1,2 kW (1,6 PS) |
ab 1.799 Euro |
Niu N1Sport/Npro |
1,5/3 kW (2/4,1 PS) |
ab 2.899/4.499 Euro |
Niu Mpro/M+ |
1,2 kW (1,6 PS) |
ab 2.299/2.599 Euro |
Niu N-GT |
3 kW (4,1 PS) |
ab 4.499 Euro |
Rieju Nuuk Electric Scooter |
4/8,5 kW (5,4/11,6 PS) |
ab 7.999/8.999 Euro |
Tauris E3 |
1,5 kW (2 PS) |
ab 2.199 Euro |
Torrot Muvi City/Executive |
2,7/3 kW (3,6/4,1 PS) |
ab 4.499/5.599 Euro |
Unu Basic/Standard/Premium |
1/2/3 kW (1,4/2,7/4,4 PS) |
ab 1.799/2.299/2.799 Euro |
Vespa Elettrica/Elettrica X |
4 kW (5,4 PS) |
ab 6.390 Euro |
Umfrage
Kommt für mich nicht in Frage.
Für den urbanen Verkehr die Zukunft des Zweirads.
Am Elektromotorrad führt kein Weg vorbei.
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Fazit
Elektroroller beweisen es: Je mehr Angebot, desto mehr wird auch verkauft. Beim Motorrad hinderte lange ein fehlendes Angebot sowie der Mangel an Fördergelder die vermehrte Nachfrage. Durch die steigende Nachfrage nach 125ern, vor allem für den Pendelverkehr, nimmt aber auch die Entwicklung und Fertigung von Leichtkraft-Elektromotorrädern an Fahrt auf. Etwas anders sieht es bei ausgewachsenen Elektromotorrädern aus. Gerade in Deutschland geht es hier mehr ums Hobby als um die Pflicht, also um Freizeittouren oder gar Urlaubsfahrten. Und dafür sind Elektromotorräder noch nicht das passende Produkt, vor allem was die Themen Ladeinfrastruktur, Ladezeit und Reichweite angeht.