Kustom Kulture wird von "Wikipedia" folgendermaßen erklärt: "Der Oberbegriff für Kunst, Fahrzeuge, Frisuren und Kleidungsstil von Angehörigen der Customizing-Szene." Die Bottrop Kustom Kulture (BKK), die in diesem Jahr vom 17. bis 18. Juni stattfand, zählt zu den wichtigsten Events dieser Szene weltweit. Über 30 der weltbesten Pinstripe-Künstler waren zugegen, um ihr Können zu prä-
sentieren. Pinstripe-Art entstand aus den Schaufenstergestaltungen der frühen 1900er-Jahre. Heutzutage veredeln die Striper mit ihren kunstvollen Gemälden zumeist Customcars- und -bikes. Im Mittelpunkt des Treffens stehen aufwendige Frisuren, schrille Tattoos, lässige Kleidung, Rockabilly- und Punkmusik. Und natürlich die entsprechenden Fahrzeuge, die vom liebevoll restaurierten Cruiser über mörderpotente Hot Rods bis zu den eigenwilligen Bad-Ass-Bikes reicht. Bad Ass ist übrigens die Steigerungsform von cool. Doch so wild sich die Szene gibt, so freundlich und aufgeschlossen ist sie auch. Da stehen beispielsweise hünenhafte, volltätowierte Männer minutenlang für einen süßen Nutella-Crêpe an und entschuldigen sich artig, wenn sie abends beim wilden
Boogie-Tanz versehentlich jemandem auf
den Fuß treten. Doch es geht nicht nur ums bloße Präsentieren von Mensch und Maschine. Ein 1/8-Mile-Rennen auf dem Flugfeld sorgt für Adrenalinausschüttung bei Fahrern wie Zuschauern.
"Neben Öl auch Freiheit im Blut!"
? Wie kamst du dazu, einen solchen Event aufzuziehen?
! Die Bottrop Kustom Kulture (BKK) feiert nächstes Jahr ihr
zehnjähriges Jubiläum. Im Winter 2002 hatte ich die Idee, ein Treffen
quasi bei mir vor der Haustür
aufzuziehen, bei dem sich Gleichgesinnte austauschen können. Damals kamen 20 Autos und rund 200 Besucher. Heute lockt der Event bei gutem Wetter bis zu 300 Autos, über 100 Motorräder und 7000 Menschen nach Bottrop.
? Gibt es Vergleichbares?
! Jein. Zumindest nicht in Europa. Die wenigen Treffen der Szene werden teilweise stark
von einer Stilrichtung dominiert.
Auf dem Hot Heads East in Finsterwalde oder auch in Schweden konzentriert man sich ausschließlich auf den Rockabilly-Stil. Teilnehmer dürfen nur Fahrzeuge
bis Baujahr 1958 fahren. Bei uns
gilt das Baujahr pre 1965. Der große Unterschied zu anderen Events ist jedoch, dass wir unterschiedliche Styles kombinieren. In Bottrop kommt alles zusammen, was den kalifornischen Lifestyle der vergangenen Jahrzehnte ausmacht: Hier treffen Skater, BMX- wie Hot-Rod-Fahrer und Besitzer von coolen US-Kustom-Cars auf-
einander. Musikalisch reicht die Mischung von Rockabilly bis
Punkrock. Außerdem hat sich die BKK zu einem Mekka der besten Kustom-Kulture-Künstler welt-
weit entwickelt, die hier ihr Können demonstrieren.
? Wie läuft das Treffen ab?
! Jeder, der mit seinem Motorrad oder Auto auf die Showfläche will, muss uns vorab aussagekräftige Fotos seines Fahrzeugs schicken. Ein Fachteam entscheidet dann, ob die Maschine auf die Showfläche darf und schickt eine dementsprechende Einladung an den Interessenten. Diese Heran-
gehensweise bewahrt die Helfer vor lästigen Verhandlungen im Eingangsbereich. Für die Besucher stehen großzügige Park- und Campflächen bereit. Samstags werden 1/8-Mile-Rennen ausgetragen. Die Fahrzeuge hierfür müssen durch eine technische Abnahme. Grundsätzlich darf jeder mitfahren, der auch eine Einladung für die Showfläche hat. Freitag- wie Samstagabend gibts dann Party im Festzelt. Everybody welcome.
? Wie stark ist die Bikeszene?
! Die hat sich erst in den letzten fünf Jahren so richtig entwickelt. Dieses Jahr waren 178 Bikes genannt. Beim Event gab es Dauerregen, Hagel und Sturm. Trotzdem waren 100 Bikes am Start. Alle auf Achse angereist. Der mit der weitesten Anreise kam aus Stockholm, hatte 1400 Kilometer abgespult.
? Klingt nach harten Jungs
! Keine Frage. Das sind nicht die Typen, die sich für viel Geld bei irgendeiner Schmiede ein Custombike anfertigen lassen, es mit
dem Trailer hinkarren und sich danebenstellen. Die Fahrer der sogenannten Bad-Ass-Bikes leben diesen Lifestyle exzessiv und bewegen ihre Bikes auch im Alltag. Die meisten schrauben selbst. Ihre Motorräder sieht man sonst auf keiner Messe. Die Jungs und Mädels haben neben Öl noch echte Freiheit im Blut.