Telford Classic Offroadshow

Reportage: Telford Classic Offroadshow Typisch englische Mischung: Chrom und rostiges Alteisen

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MOTORRAD-Kollege Gert Thöle flog mal "gschwind" übers Wochenende zur Classic Offroadshow nach Telford/GB, wo eine typisch englische Mischung zu besichtigen war: einerseits blitzender Chrom, andererseits rostiges Alteisen.

Typisch englische Mischung: Chrom und rostiges Alteisen Thöle

Ein grauhaariges Männlein - geschätztes Alter deutlich über 80 Jahre - humpelt zielstrebig auf eine an einem Stand ausgestellte Trial-Telegabel zu, legt den Krückstock beiseite, drückt einige Male prüfend auf die Gabel und verwickelt daraufhin den Verkäufer in eine intensive Diskussion über die Dämpfungsabstimmung - ein schönes Beispiel für den typisch englischen Sportsgeist: Never give up.

Auf jeden Fall very british wirkt die Szene, die sich alljährlich auf der Classic Offroadshow trifft. Dorthin geht kein Mensch im Anzug, man streift sich die Belstaff-Jacke oder den ölgetränkten Overall über. Ein im doppelten Sinn sehr geerdetes Publikum mit dem ganz speziellen Charme, den man eben nur in England findet. Doch so kauzig und skurril manche Messebesucher auch wirken, man trifft überall symphatische, offenherzige Leute mit viel Sachverstand. 

Ein Wochenendtrip nach England gibt einem genug Zeit, sich in aller Ruhe einen Überblick zu verschaffen. Der Besucherandrang hielt sich in diesem Jahr in Grenzen, weil ausgerechnet am Samstag, den 4. Februar, eine Schneekatastrophe über England hereinbrach. Weniger Besucher schafften es nach Telford, und es wagten sich nur wenige Verkäufer auf das frostige Außengelände. Doch immerhin tummelten sich in den drei Hallen des International Centre Hunderte von Ausstellern.

Von Enduros über Trialmaschinen bis zum Speedwayrenner findet man hier alles, was mit Stollenprofil zu tun hat. Der Versuch, in diesem Jahr mit klassischen Straßenrennmaschinen ein breiteres Publikum auf die Show zu locken, scheiterte jedoch. Die eigentlich hochinteressanten historischen Racer standen einsam zwischen umlagerten Geländemaschinen.

Wer auf Einkaufstour gehen will, bekommt ein vergleichsweise großes Angebot. Schnäppchen sind allerdings auch in England  nicht mehr an jeder Ecke  zu finden. Der Kurs des englischen Pfunds steht ungünstig, und gesuchte Klassiker haben mittlerweile auch hier ihren Preis.

Die Bandbreite der Aussteller reicht von Privatleuten, die ausgedientes Altmaterial aus allen Epochen und in allen Zerfallsstadien anbieten, bis zu Profis und Spezialisten, die alte und neue Teile offerieren. Selbst professionelle Restauratoren für private Auftragsarbeiten gibt es in England. Etwa Rod Spry, der ein paar edle Cross-Klassiker ausstellte. Wer möchte, kann heute selber einen klassischen Crosser von Rickman, CCM oder Cheney aus Neuteilen aufbauen. Mancher Insider behauptet gar, die nachgefertigten Teile seien besser als ihre historischen Vorbilder.

Thöle
Garantiert besser als damals: „neue“ 490er-Maico von Maico Onlys für Twinshock-Rennen.

Schwerpunkt der diesjährigen Show war die Marke Husqvarna. So gab es eine ganze Reihe toller Zweitakt-Huskies aller Epochen zu sehen. Und den Titel „Best of Show“ gewann  einer der wenigen existierenden Werks-Viertakter mit dem Albin/Hedlund-Motor aus den 1960er-Jahren.

Und ehemalige Offroad-Helden waren auch vor Ort. Etwa der freundliche und redselige Sammy Miller, einer der erfolgreichsten Motorradsportler überhaupt, der heute mit Zubehör handelt und ein Museum betreibt. Eher publikumsscheu gibt sich hingegen Heikki Mikkola, vierfacher Cross-Weltmeister aus den 70ern, der seit dem Karriereende zurückgezogen in den finnischen Wäldern lebt. Andere Heroen von früher erkennen nur Insider, etwa den Cross-Weltmeister von 1981, Neil Hudson, der auf dem Yamaha-Stand seines Bruders Teile verkaufte. Bis zum letzten Jahr fuhr Neil noch Twinshock-Rennen auf hochgezüchteten Maicos.

Apropos Maico. Auch hier in England haben die 490er von 1981 einen legendären Ruf. Bei Maico Onlys kann man für eine mit allen Goodies aufgepäppelte Maschine locker bis zu 10 000 Pfund (rund 12 000 Euro) loswerden. Doch es geht günstiger: Für eine Twinshock-Kawasaki KLX 250 im Originalzustand wollte der Besitzer nur 700 Pfund. Vielleicht sollte man beim nächsten Mal doch fahren statt fliegen.

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