MOTORRAD-Chefredakteur Michael Pfeiffer über die immer deutlicher hervortretenden Fortschritte beim Elektromotorrad.
Wir Motorradfahrer gelten unter den Konsumenten nicht unbedingt als die Progressivsten. Wir halten unsere Maschinen durchschnittlich über 14 Jahre, und jede Neuerung wird an den Lagerfeuern und Stammtischen erst einmal furchtbar intensiv diskutiert. Das war beim Katalysator so, bei der Einspritzung, beim ABS und bei den elektronischen Fahrhilfen auch. Ich mach das ja schon einige Jahre mit und finde es großartig. Denn mit billigen Tricks und Marketinggeschwafel kommt man bei uns nicht weit. Das Regulativ Benzingespräch zählt eben mehr als so manche groß angelegteSocial-Media-Kampagne. Was bei uns Motorradfahrern durchkommt, das macht Sinn. Das Elektromotorrad braucht da noch seine Zeit.
Um ein wenig die Stammtische und Lagerfeuer zu beleben, haben wir die neueste E-Maschine, die Energica Eva Ribelle, ausführlich getestet. Bemerkenswert, was dieser Hochleistungsstromer auf den Asphalt zaubert. So ganz ohne Desmo, ohne Kolben, ohne Kupplung, fast ohne Mechanik. E-Motor, Akku, Kabel, Steuerung, fertig. Nur währt das Vergnügen immer noch recht kurz. Die Reichweite wird zwar ständig verbessert, und Schnellladestationen erleichtern das Thema ebenfalls. Aber wird uns das E-Motorrad je so begeistern wie ein Verbrenner? Wenn wir statt über Desmo oder Nicht-Desmo diskutieren, statt über DLC-beschichtete Schlepphebel über – ja, über was eigentlich!? Werden aus Benzingesprächen Stromgespräche? Und Lagerfeuer gibt es dann ganz CO2-freundlich per App aufs Smartphone, der Stammtisch ist längst eine WhatsApp-Gruppe … Ich hoffe sehr, das wird noch ein Weilchen dauern.
Letzte Chance: Noch bis zum 13. Januar an der Leserwahl zum „Motorrad des Jahres 2020“ teilnehmen! Es warten tolle Preise im Wert von über 45.000 Euro
Herzlichst Ihr
Michael Pfeiffer
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