Angefangen hat die Geschichte dieses ungewöhnlichen Eigenbaus an einem ganz gewöhnlichen Feierabend im vergangenen Sommer. Beim Surfen im Internet stieß Josef Hasenhündl auf ein Foto, das dem passionierten Triumph-Liebhaber nicht mehr aus dem Kopf ging. Das, was den anglophilen Schrauber so gefesselt hatte, war das Foto eines klassischen Dragsters mit Triumph-Unit-Motor.
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Klassischer Triumph-Dragster
Spektakulärer Eigenbau in nur drei Monaten fertig
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"Wenn ich baue, dann so original wie möglich"
Tja, und genau so einer stand noch im Regal des 43-jährigen Industriemechaniker-Meisters. In Gedanken liefen sich bereits Drehbank und Fräser in der heimischen Werkstatt warm, während sich der Schwabe immer tiefer in die Materie einarbeitete. Im Prinzip war die Initialzündung für den Nachbau so eines Triumph-Dragsters damit schon gefallen. „Als ich die ersten Fotos und den einfachen Aufbau des Dragsters gesehen hatte, dachte ich mir, dass ich so etwas mit meinen Fähigkeiten und der heimischen Werkstatt-Ausrüstung selbst bauen könnte.“
Zunächst vergingen jedoch viele Stunden bei der Recherche nach den exakten Abmessungen und Fahrwerksdaten des von Alf Hagon in den 1960ern und in den frühen 70er-Jahren angebotenen Dragster-Kits. Denn eines stand für Josef von Beginn an fest: „Wenn ich baue, dann so original wie möglich. Und dazu brauche ich eben eine gute Vorlage.“ Die fand sich schließlich in den Weiten des World Wide Web. So etwa der originale Hagon-Katalog jener Jahre, dem immerhin die Maße für Lenkkopfwinkel, Radstand, Sattelhöhe und Bodenfreiheit zu entnehmen waren. Diese Angaben hat der Hobby-Konstrukteur dann auf ein DIN-A3-Foto der Seitenansicht des Originals übertragen, um die fehlenden Abmessungen ins richtige Größenverhältnis zu setzen. Damit ließen sich insbesondere der Abstand von der unteren Gabelbrücke bis zur Radachse und die Maße fürs Starrrahmenheck ermitteln. Als der leidenschaftliche Schrauber alle wichtigen Daten zusammengetragen hatte, weihte er bei einem Bierchen seine Kumpels ein. Die waren zwar durchweg angetan von der Idee, glaubten aber nicht, dass ihr handwerklich begabter Freund sie auch tatsächlich umsetzen würde.
Triumph-Dragster nach drei Monaten startbereit
Doch im Herbst 2012 fiel der Startschuss zum Aufbau des ungewöhnlichen Gefährts, für das schon ein Plätzchen im heimischen Wohnzimmer reserviert war. Aber nur zum Überwintern, denn dem Dragster-Piloten in spe war immer klar, dass der Eigenbau so realisiert werden muss, dass man damit ab und an auch mal auf die Bahn gehen kann. Allerdings ohne sportliche Ambitionen: „Mit rund 55 PS kann man sowieso nicht viel reißen. Mir geht es dabei nur um den Spaß, nicht ums Gewinnen.“
Was nicht bedeutet, dass der Technik-Freak keinen sportlichen Ehrgeiz besitzt. Der jedoch konzentriert sich vor allem auf die Perfektion bei der handwerklichen Umsetzung seiner Vorstellungen. Und auf das Tempo, mit dem er so ein Projekt durchzieht: Gerade einmal drei Monate gingen ins Land, dann stand der klassische Triumph-Dragster startbereit im Wohnzimmer. „Wenn ich mir etwas vornehme, dann ziehe ich das konsequent durch“, erklärt der Feierabend-Schrauber seine Zielstrebigkeit. Die auch die Kumpels überraschte, die „ ganz schön blöd geschaut haben“, als sie nach der kurzen Bauzeit vor Josefs spektakulärem Eigenbau standen.
Der ist wahrlich eine atemberaubende Erscheinung, reduziert auf das Wesentliche, wie das Original aus den späten 60er-Jahren. Im Gegensatz zu diesem bringt Josefs Werk gut 40 Pfund mehr auf die Waage als das 94 Kilogramm leichte Vorbild. Kein Zufall: „Ich hab ganz bewusst stabiler gebaut, weil ich auf Nummer sicher gehen wollte.“ Deshalb schweißte er den Rahmen aus drei Millimeter starken, nahtlos gezogenen Siederohren aus dem Dampfturbinenbau. Das Oberrohr misst 90 Millimeter und bunkert rund 4,5 Liter Sprit, während im 70 Millimeter starken Unterzug etwa 1,5 Liter Öl Platz finden.
Eigenbau blieb im Rahmen von 3000 Euro
Tankdeckel und Ölverschluss stammen aus der Milchindustrie, die Telegabel aus dem Honda-Monkey-Tuningzubehör, der Lenkungsdämpfer von einer Triumph 955i Daytona und die vordere Trommelbremse von einer Hercules K 50 RL. Die Räder ließ er vom Profi einspeichen, alles andere - beispielsweise Motorhalterungen, Heckrahmen mit Sitz oder die Fußhebel - hat Josef selbst gebaut, angepasst und zum Schluss auch lackiert.
Nur so schaffte er es, die Kosten für den Eigenbau im geplanten Rahmen von maximal 3000 Euro zu halten. Streng genommen addieren sich dazu weitere 3500 Euro für das Überholen und Tunen des ursprünglich aus einer 650er-Bonneville stammenden Twins, dem ein 750-Kubik-Satz von Morgo, aus dem Vollen gefräste MAP-Alupleuel, Fullrace-Einlass- und Halfrace-Auslassnockenwelle, 32er-Mikunis und eine elektronische Zündung von Boyer-Bransden auf die Sprünge helfen. Doch der Motor lag ja - wie erwähnt - bereits im Regal, über 4000 Kilometer behutsam eingefahren in einer 1969er-Bonnie.
Seine Feuertaufe im Dragster-Eigenbau hat das Triebwerk zwischenzeitlich mit Bravour bestanden. Mal sehen, was Josef noch so einfällt. Die außergewöhnlichsten Ideen kommen ihm ja an ganz gewöhnlichen Feierabenden.