BMW-Neuheiten für 2009
Besonders normal
© Foto: Weisse
Tele-, Para- und Duolever, teil- und vollintegrales ABS, elektrische Fahrwerkseinstellung und vieles mehr: BMW schafft innovative Technik. Beim neuen Supersportler, der erstmals ohne Tarnkleid erwischt wurde, setzen die Bayern auf Konventionelles und machen das Normale zur Besonderheit.
Foto: Weisse

Foto: Friedrich

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Ab in die Zukunft
Das vom Kurveninneren aufgenommene zweite Foto offenbart eine große Ähnlichkeit der Frontverkleidung mit derjenigen des jüngst vorgestellten Sportboxers HP2 Sport. Einziger, allerdings entscheidender Unterschied: Der große zentrale Lufteinlass, der die Folgerung nahelegt, dass die einströmende Luft durch den Rahmen in die Airbox geleitet wird. Breit, niedrig und mit seitlich ausgestellten Flügelflächen präsentiert sich das Rahmenheck, das aber nicht wie bei der HP2 Sport freitragend und damit Gewicht sparend ausgeführt wird. Vermutlich eine Konzession an die Großserie. Was sich sonst noch identifizieren lässt, vom Akrapovic-Schalldämpfer über die Öhlins-TTX-Federelemente neuester Generation bis zu den Brembo-Monoblocs und der Radialpumpe, repräsentiert hochwertige, aber konven-tionelle Renntechnik. Das spätere Serienmotorrad wird anders ausgestattet sein.Weitaus interessanter ist die Frage, ob dies auch für die Traktionskontrolle gilt. Das Superbike hat sie, was ein Sensorkabel zur Bestimmung der Vorderraddrehzahl beweist. Und dafür, dass sie auch im Serienmotorrad Verwendung findet, sprechen wiederum einige vage Andeutungen von BMW-Mitarbeitern. Es liegt auch nahe, dass zum Elektronikpaket des Renn- und des Serienmotorrads ein sporttaugliches ABS gehört. Für die HP2 Sport wurde ein solches System bereits angekündigt. Über den sensationellen Fotos von der Supersport-BMW sollte ein bescheideneres, doch kaum minder wichtiges Motorrad nicht vergessen werden: die F 800 R, ein Roadster, welcher höchstwahrscheinlich im Herbst dieses Jahres präsentiert wird. Mit einiger Verspätung und nicht ohne neu konstruiert worden zu sein. Denn BMW hatte bereits kurz nach der Präsentation der F 800 S eine unverkleidete Variante serienreif. Die »Vorführ-Maschine« von Stunt-Weltmeister Christian Pfeiffer oder der Umbau F 800 Roadster Studie 3 des Kölner BMW-Händlers Hammer geben einen Begriff davon, wie das Serienmotorrad hätte aussehen können. Doch mit Alu-Brückenrahmen, Einarmschwinge und Zahnriemenantrieb geriet diese Version zu teuer, das Projekt wurde gestoppt.
Auf der Basis der F 800 GS mit Gitterrohrrahmen, Kettenantrieb und preisgünstig zu fertigender Zweiarmschwinge aus Leichtmetallguss lassen sich die Kosten offenbar so weit drücken, dass es nun doch noch klappt mit dem klassischen Konzept im modernen Gewand. Motorrad-Designer Stefan Kraft setzte mit bewährter Gestaltungskraft die von den Redakteuren bei verschiedensten Gelegenheiten aufgesammelten Informationsschnipsel zu einem einheitlichen Ganzen zusammen. Weil bei Einsteiger- und Mittelklassemaschinen die Identifikation mit den größeren, stärkeren und teureren Modellen einer Marke immer eine wichtige Rolle spielt, wählte er den Rundscheinwerfer der R 1200 R mitsamt dessen Haltern zur Gestaltung der Frontpartie. Auch der Vorderradkotflügel orientiert sich an ihrem Vorbild. Die Flächen der Kühlerverkleidung müssen neu gestaltet werden. Sie gehen in die Tankattrappe über, unter der sich die Airbox des Paralleltwins verbirgt. Dass dieser Bereich frei bleibt wie in der Roadster-Studie von Hammer, ist nach den vorliegenden Informationen ausgeschlossen. Zu technisch und nüchtern würde die Kühlerinstallation im nackten Zustand wirken.
Zeichnung: Stefan Kraft

Konzept-Umsetzungen
Zur Kostensenkung trägt die Verwendung der halbhoch verlegten GS-Auspuffanlage bei, die dann in größeren Stückzahlen günstiger eingekauft werden kann. Leider ist sie einem linksseitig montierten Koffer im Wege. Lange hat sich die Redaktion Gedanken darüber gemacht, ob die F 800 R wohl mit einer oder zwei Scheibenbremsen ausgestattet wird, dann angesichts der Motorleistung von 85 bis 90 PS eine Doppelscheibenbremse für wahrscheinlicher gehalten. Sie erhält jedoch keine Vierkolben-Festsättel wie die F 800 S, sondern billigere Doppelkolben-Schwimmsättel, wie sie zum Beispiel an früheren Honda CBR 600 F oder aktuellen Kawasaki Z 750 verwendet werden. Sie haben sich sogar bei unzähligen Renneinsätzen bewährt und lassen sich problemlos mit einem ABS kombinieren.Zeichnung: Stefan Kraft
