Bildstrecke: Vergleichstest BMW R nineT und BMW R 1200 R
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Fährt die R 1200 R los, bleiben die Blicke auf der R nineT, rollt diese an, folgen ihr alle Augen. So läuft es immer, wenn diese beiden Motorräder zusammen auffahren, die so unterschiedlich sind und doch so viel gemeinsam haben.

Wohl wegen der unterschiedlichen Steifigkeit der Rahmen läuft der Boxer in der R 1200 R noch etwas ruhiger und vibrationsärmer als in der R nineT, in der er wiederum einen Schuss mehr Temperament entfaltet.

Dafür gibt es einen guten Grund; die R nineT ist mit dem Hinterachsantrieb der letzten GS-Version kürzer übersetzt als die R 1200 R.
Der Motor der R nineT kommt in der subjektiven Beurteilung aller Tester besser weg als sein baugleicher Kollege in der R 1200 R.
Das liegt auch am dominanten Auspuffton, der einen starken Eindruck macht, ja regelrecht euphorisiert.
Gedrungene Frontpartie, schlankes, niedriges, luftiges Heck: Die R nineT verzichtet auf alles Überflüssige. Und betört gerade dadurch.
Kein Zweifel, ausgerechnet mit dem Jubiläumsmodell zum 90. Geburtstag der BMW-Motorradproduktion nehmen die Designer eine ganz aktuelle Entwicklung auf: eine Ästhetik der Schlichtheit und funktionalen Eindeutigkeit.
Das Design der BMW R nineT wirkt sehr puristisch.
Der durchschnittliche Verbrauch der R nineT liegt auf der Landstraße bei 5,3 Liter.
Stramme 395 Euro kostet der Alu-Höcker, der mit dem eingesteckten vorderen Abschluss ein Ablagefach für Kleinigkeiten bildet.
Die Instrumente stammen aus der R 1200 R. Neue Skalen und ein neuer Rahmen der Digitalanzeige machen den optischen Unterschied.
Da ist nicht so viel und da kommt auch nichts hinzu: Die nineT kommt mit weniger Bedienelementen aus als die reich ausgestattete R 1200 R.
Der Doppelrohr-Auspuff von Akrapovic entwickelt einen euphorisierenden Klang.
Die BMW R nineT.
Die Vorspannung ist bequem per Handrad zu justieren. Im Solobetrieb empfiehlt sich die ganz entspannte Einstellung.
Ausgestattet ist die BMW R nineT mit Bremsen von Brembo.
Viel Flair, viel Klang, viel Fahrdynamik – die R nineT ist ein höchst spektakuläres Motorrad.
Herzhaftes, anhaltendes Beschleunigen in Schräglage ist ein Hochgenuss.
In Sachen Bremsdosierung ließen beide BMW noch Wünsche offen.
Einfach ausgedrückt: Die Bremshebel wirken etwas schwergängig. Sie sind es selbstverständlich nicht, doch durch irgendeine Eigenart des ABS-Hydrauliksystems entsteht schon vor dem Erreichen des Druckpunkts ein Widerstand am Hebel, den der Fahrer mit stärkerem Zug kompensiert.
Im Unterschied zur R nineT lenkt sich die R 1200 R weniger direkt, wirkt ein wenig knautschig.
Sie schafft es aber besser, die Räder dort zu halten, wo sie hingehören – auf der Fahrbahn. Zum Teil verdankt sie das ihrer Grundkonstruktion – die Telelever-Vorderradführung behält selbst bei einer Vollbremsung etwa 80 Prozent des Federwegs –, zum Teil dem gegen Aufpreis erhältlichen ESA-Fahrwerk.
Der Heckpartie der R 1200 R sieht man ihre sozius- und tourentaugliche Auslegung an. Der Windschild gehört zum optionalen Touring-Paket.
Ungeachtet ihrer weißen Lackierung hat die R 1200 R eher den Charakter einer Blackbox, in der alles hervorragend funktioniert, der man aber von außen nicht so leicht ansehen kann, wie.
Die BMW R 1200 R.
Der Verbrauch liegt auf der Landstraße bei 4,8 Liter auf 100 km.
Weil der Längslenker der Telelever-Vorderradführung es nicht anders zulässt, wurde der Ölkühler zwischen den Auspuffkrümmern platziert.
Die Dämpfungseinstellung des Federbeins kann dank ESA während der Fahrt verändert werden.
Im Sport-Modus wird das Setup schön straff.
Technisch-sachlich mutet diese Variante der Cockpitanzeigen an. Damit passen sie zum Charakter der R 1200 R.
In der R 1200 R hat der bilaterale Blinkerschalter überdauert.
Außerdem sorgen ABS, ASC, ESA und Heizgriffe für viele Bedienelemente.
Der Auspuff der R 1200 R.
Die Sitzbank der R 1200 R bietet genügend Platz.
Die R 1200 R ist auf kurvigen Landstraßen eine Macht. Und dabei sehr komfortabel.
Dass sich viele Qualitäten der R 1200 R erst auf den zweiten Blick, nach 200 oder gar 2000 Kilometern erschließen, entspricht dem zurückhaltenden Charakter der R 1200 R.
Die R 1200 R sollte nicht einfach abgetan werden, weil sie nicht so gut klingt und aussieht wie die R nineT.
Schon gar nicht, weil sie die meisten Dinge besser kann als diese. „Zu perfekt“ als Kommentar zur R 1200 R ist ziemlich daneben. So sprechen nur Verwöhnte, die jederzeit auf ein „zu perfektes“ Motorrad umsteigen können, wenn ihnen mal der Rücken wehtut.
Einen Blick, reifliche Überlegung und besser noch eine Probefahrt ist die R 1200 R allemal wert. Zumal sie nach wie vor in der Classic-Version erhältlich ist, schwarz lackiert mit weißem Längsstreifen und Drahtspeichenrädern.