Test: LSL-Triumph Thruxton Clubman

Test: LSL-Triumph Thruxton Clubman (mit Video)
:
Umbau-Retro-Bike mit feinsten Teilen

© jkuenstle.de

Mag sie auch wirken wie aus der Zeit, als echte Kerle nach der Maloche auf echten Stahlbrennern loszogen, Bier tranken und Steve McQueen für die coolste Type hielten: Die LSL-Clubman ist verdammt modern.

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jedes Motorrad hat seine Zeit. Das ist überhaupt nicht historisch gemeint, vielmehr dem Moment geschuldet. 30 Grad und mehr, die Spritztour um die Stadt herum mit ausgedehntem Stopp bei den Kumpels - ein paar Kippen, ein kaltes Bier, reden über die alten Zeiten und das Beste, was uns das Morgen noch zu bieten hat. Wahrscheinlich kommen noch lässige Mädels vorbei... Wer will da schon den Rennprügel zücken, sich die einteilige Ledermontur überstülpen und mit dem Superduper-Racing-Helm beim Treff an Lukes Shop aufschlagen? Junge, da bist du nicht der King of Cool, sondern der nassgeschwitzte Sack mit einem Auftritt wie ein Papagei - viel Erfolg bei den Bräuten!

Aber irgend so ein Schrott kommt nicht in Frage. Show allein macht niemals glücklich. Wenn die aber auf einen piekfein gemachten Motor und feinste An- und Umbauteile trifft, tja, dann sind auch die Jungs am Staunen. "Sind das Vergaser? Wirklich, das sind Einspritzer? Aber leistungsmäßig wohl eher mau, wa?" Voll daneben, Q-Bike aus Hamburg hat zugeschlagen. Schon der Durchfluss ist ab dem Ansaugmoment optimiert. Einlass vergrößert, Luftfilterkasten vergrößert - dafür wanderte die Batterie extra unter die Schwinge. Kanäle, Brennraum, alles feinbearbeitet. Aus der Einlassnockenwelle wurde die Auslassnocke, und eine Bonneville von 1997 spendierte die neuen Nocken, die das Sprit-Luft-Gemisch in den Brennraum lassen - dank schärferer Steuerzeiten. Das Ganze fein säuberlich abgestimmt, schließlich noch eine Remus-Anlage dran, die echten Männer-Sound hinausposaunt. Gut über 80 PS, fast 12 mehr als Serie, da gibt‘s nichts zu meckern. Gut, die Clubman ist mit 223 Kilogramm kein Leichtgewicht, aber mit dem Plus im Motor beschleunigt das Ding wirklich angemessen.

Auch die Performance an sich ist nicht von schlechten Eltern. Lassen wir das Thema spielerische Handlichkeit mal weg - dem stehen schon die aus optischen Gründen verwendeten 18-Zoll-Reifen entgegen -, fährt die Clubman überraschend gut. Die intensive Chassis-Bearbeitung von LSL beschert dem Cafe Racer zuallererst mal sportlich angemessene Schräglage. Am recht schmalen "Speed-Match"-Stummellenker gepackt, den Oberkörper weit in die Kurve gereckt und die Füße auf den Ballen in die klappbaren Rasten gestemmt - so aktiv gefahren, lässt sich die Krefelder LSL-Clubman schön und spaßdurchflutet durch das Kurvengeschlängel vor der Stadt führen.

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Schöne Details veredeln die Triumph Thruxton und bestechen durch ihre Funktionalität.

Dass dies so gut klappt, verdankt die Thruxton-Interpretation dem Bemühen des Tuners Schmitz-Linkweiler, dem Old-School-King-of-Cool-Racer möglichst moderne Geometriedaten zu verpassen. Der Gabelversatz, schrumpfte von 60 auf 50 Millimeter. Hinten wurde die Clubman moderat, aber effektiv um 23 mm angehoben. Durch den kürzeren Radstand (1495 mm) biegt das Motorrad wesentlich williger in die Kurve ein, ohne an Stabilität am Scheitelpunkt zu verlieren. Selbst die von PS in einem Retro-Bike-Test (PS 11/2008) monierte Pendelneigung der Thruxton auf geradem Geläuf kennt die Clubman nicht, was mit am verlängerten Nachlauf liegen dürfte.

Das hat allerdings auch zu einem großen Teil mit den Dämpfern zu tun. Zwar ist der Hobel dann richtig scharf, lässt sich sportlich flott bewegen und weckt den harten Mann in einem, wenn sowohl diemit Öhlins bestückte 43-mm-Gabel und die WP-Stereo-Federbeine hart abgestimmt sind, aber wem das Geschüttel so zu heftig ist, bekommt dank Fahrwerksreserven und den Einstellmöglichkeiten auch den Schonwaschgang geboten.

Den hat die Bremse überhaupt nicht im Programm. Zwar hält sie sich in ihrer Bissigkeit etwas zurück, aber die abrufbare Verzögerung erlaubt es geübten Fahrern durchaus, dem einen oder anderen Kollegen auf moderner ausgerichteten Motorrädern mächtig in die Suppe zu spucken. Dazu sieht das Ensemble aus Galfer-Bremsscheibe, CNC-gefrästem Zangenhalter und Vier-Kolben-Brembo-Zangen lecker aus. Sowieso spart dieser Cafe Racer nicht mit optischen Leckereien, was auch die Mädels am Tattoo-Shop bemerken. Das Bike macht Eindruck. Als die langbeinige Blondine im Schlepptau von Lukes Freundin Marnie schließlich noch gesteckt bekommt, dass für die Rennstrecke außerdem eine scharfgemachte 1000er in der Garage steht, will sie es genauer wissen. Der Aufbruch zur Garagenbegehung ist sofort. So schließt sich der Kreis, Jungs: Jedes Bike hat seine Zeit.

Fazit: Die Clubman ist Show- und Tuningbike zugleich. Sie lässt sich mit viel Spaß und sportlichem Anspruch über die Landstraße peitschen, dazu hat sie noch mehr Punch bekommen. Der Auftritt allein ist aber schon eine Wucht: Das ist cool, keine Frage. Für Hitzewallungen sorgt der Preis, denn das Motortuning und das umfangreiche Teile-Programm läppern sich mit dem Basis-Bike zu einem stolzen Sümmchen.

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Technische Daten

© Zeichnung: Archiv

Das Leistungsdiagramm der LSL-Triumph Thruxton Clubman.

Das Tuning (www.q-bike.de) spendiert der Thruxton deutlich mehr Power ab den wichtigen mittleren Drehzahlen. Oben wird es sogar richtig sportlich, und knapp über 80 PS sind perfekt für die Landstraße.

Antrieb:
Zweizylinder-Reihenmotor, 4 Ventile/Zylinder, 59,9 kW (81 PS) bei 8600/min, 77,7 Nm bei 6100/min, 865 cm3, Bohrung/Hub 90,0/68,0 mm, Verdichtungsverhältnis 11,0:1, Zünd-/Einspritzanlage, 39-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte Mehrscheibenkupplung, Fünfganggetriebe

Fahrwerk:
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel: 64 Grad, Nachlauf: 99 mm, Radstand: 1495 mm. Telegabel, Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, einstellbar in Federbasis, Zug- und Druckstufe. Duofederbeine, einstellbar in Federbasis und Zugstufe. Federweg vorn/hinten: k.A.

Räder und Bremsen:
Leichtmetall-Schmiederäder, 2.50 x 18"/4.25 x 18", Reifen vorn: 110/80 ZR 18, hinten: 150/70 ZR 18. Bereifung: Bridgestone Michelin BT 012 SS. 300-mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln, 255-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel hinten

Maße und Gewicht:
Länge/Breite/Höhe 2160/710/1170 mm, Sitz/Lenkerhöhe 805/940 mm, Lenkerbreite 710 mm, 223 kg vollgetankt, v/h 47,4/52,6 %

Hinterradleistung im letzten Gang:
59,5 kW (81 PS) bei 222 km/h

Fahrleistungen:
Beschleunigung 0-100/150/200 km/h 4,5 s/9,5 s/26,2 s
Durchzug 50-100/100-150 km/h 7,1 s/7,8 s

Höchstgeschwindigkeit: k.A.

Verbrauch:
Kraftstoffart Super bleifrei

Preis: ca. 15 300 Euro (bei angeliefertem Motorrad)

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