Arbeiten an der Bremsanlage erfordern einige Schrauberfahrung. Den im Folgenden beschriebenen Austausch der Bremsleitungen sollten Laien daher nur im Beisein eines kompetenten Helfers in Angriff nehmen!
Lenker so ausrichten, dass der Handbremszylinder waagrecht steht. Hierzu eventuell Armaturen lösen und verdrehen. Bei verkleideten Motorrädern muss in der Regel für eine gute Zugänglichkeit zum Bremszylinder die Verkleidungsscheibe demontiert werden. Tank und Verkleidungsteile zum Schutz vor überschwappender Bremsflüssigkeit großzügig mit Tüchern abdecken. Tipp: Bremsflüssigkeit ist extrem aggressiv und kann den Lack schon nach kürzester Zeit beschädigen, deshalb sollte bei Arbeiten mit Bremsflüssigkeit immer ein Eimer mit Wasser und Schwamm bereitstehen. So lassen sich mögliche Spritzer sofort nass abwischen. Nun den Deckel mit Dichtung und eventuell vorhandenem, stabilisierenden Kunststoff-Zwischenstück abnehmen (1) und auf einem sauberen Lappen ablegen. Anschließend das Bremssystem vollständig entleeren. Am einfachsten gelingt dies mit einem Unterdruck-Entlüftungsgerät. Über einen am Entlüftungsventil der Bremszange angebrachten Schlauch kann die Bremsflüssigkeit bei geöffnetem Ventil an beiden Bremszangen (bei Doppelscheiben-Bremsanlagen) bequem abgesaugt werden (2). Hat man keine Vakuumpumpe zur Hand, bleibt als Alternative nur die herkömmliche Pumpmethode (3). Allerdings verbleibt hierbei meist eine Restmenge Bremsflüssigkeit in den Leitungen, die beim Abnehmen der Bremsleitungen von den Zangen (4) sofort in einem Gefäß aufgefangen werden muss.
Anbieter von Stahlflex-Bremsleitungen
Braking, Telefon 04334/187610; www.braking.deFischer Hydraulik, Telefon 07422/240519; www.fischer-hydraulik.deFrance Equipement, Telefon 07222/22099; www.franceequipement.deGoodridge, Telefon 02227/9120000 (nur Rennsport)Krontec, Telefon 09401/703062; www.krontec.deLSL Motorradtechnik, Telefon 02151/555915; www.lsl-motorradtechnik.deLucas, Telefon 02631/9120; www.lucas-bikersworld.comMelvin, Telefon 07422/278170; www.melvin.deMicron Systems, Telefon 0911/936740; www.powercommander.dePhoenix Motorrad-Tuning, Telefon 0241/5688222; www.phoenix-motorrad.deSpiegler Bremstechnik, Telefon 0761/611010; www.spiegler.de
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Nun den Vorratsbehälter mit frischer Bremsflüssigkeit gemäß Herstellerangabe (meist DOT 4 oder höherwertig) bis zur Maximum-Markierung befüllen und entlüften. Am besten klappt das Befüllen der neuen Leitungen mit einem Entlüftungsgerät, das nacheinander an beiden Bremszangen angebracht wird und die Bremsflüssigkeit per Unterdruck in die Leitungen saugt (9). Dabei immer sicherstellen, dass der Pegel im Vorratsbehälter nicht unter Minimum sinkt. Treten am Entlüftungsventil keine Luftblasen mehr aus, ist das Ventil zu schließen. Nach mehrmaligem Pumpen am Handbremshebel muss ein stabiler Druckpunkt zu spüren sein. Steigen auch an der Handpumpe keine Bläschen mehr auf, wird Bremsflüssigkeit bis auf Maximum aufgefüllt und der Deckel samt Dichtung wieder angeschraubt. Nun noch die Leitungen mit Kabelbindern an der Gabel befestigen (10) und alle Anschlüsse kontrollieren. Tipp: Bremssystem zur Dichtigkeitskontrolle mit einem Kabelbinder oder starkem Gummiband über Nacht unter Druck setzen (11). Liegt den Stahlflex-Leitungen keine ABE, sondern nur ein Teilegutachten bei, muss umgehend eine Eintragung in die Papiere erfolgen.
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Dann die Verschraubung am Handbremszylinder lösen, die alten Gummischläuche komplett abnehmen und mit den Zubehörleitungen vergleichen (5). Ab Werk besitzen Motorräder mit Doppelscheibenbremse im Vorderrad oftmals ein Verteilerstück, von dem je eine Bremsleitung zu den Zangen führt. Dieses wird bei den Zubehörteilen häufig durch zwei Leitungen unterschiedlicher Länge ersetzt, deren Einbauposition sich anhand der Serienleitung ergibt. Zum Ausrichten der Anschlüsse werden die stahlummantelten Bremsschläuche zunächst am Bremszylinder handfest angezogen, um die Passform zu überprüfen. Fast immer ist ein Verdrehen der Anschlüsse notwendig. Achtung: Die Anschlüsse der Stahlflex-Leitungen müssen so ausgerichtet werden, dass sich die Leitungen beim Einfedern der Gabel nicht verdrehen! Hierbei sehr sorgfältig arbeiten und beim Ausrichten der Anschlüsse die Herstellervorschriften genau befolgen. Mit Kabelbindern sicherstellen, dass die Bremsleitungen weder beim Einfedern der Gabel noch bei vollem Lenkeinschlag irgendwo anliegen (6). Anschließend die Leitungen an den Halteschellen der Gabel-Tauchrohre fixieren. Da der Querschnitt der stahlummantelten Leitungen kleiner ausfällt als bei den originalen Gummischläuchen, müssen die Zubehörleitungen im Bereich der Halteschellen mit einem Stück Schlauch aufgefüttert werden. Tipp: Motorräder mit Verteilerstück wie die abgebildete Honda VFR 750 besitzen serienmäßig keine Halteschellen. In diesem Fall muss mit passenden Haltern eines anderen Bikes (hier: Suzuki SV 650) improvisiert werden (7). Nach dem Ausrichten werden die mit neuen Dichtringen versehenen Hohlschrauben mit dem vorgeschriebenen Drehmoment angezogen (8).