Machtkampf bei KTM: Zöchling wirft Pierer Vertragsbruch vor

Machtkampf bei KTM
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Zöchling wirft Pierer Vertragsbruch vor

© KTM/Emanuel

Beim österreichischen Motorradhersteller KTM eskaliert ein Gesellschafterstreit. Unternehmer Stephan Zöchling fordert von Konzernchef Stefan Pierer die Rückzahlung eines Millionenkredits.

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Stephan Zöchling, langjähriger Geschäftspartner und Aufsichtsrat der Pierer Mobility AG, verlangt die Rückzahlung eines Darlehens von rund 80 Millionen Euro. Die Rückzahlung sei überfällig, sagt Zöchling. Anteile an der Pierer AG dienen als Sicherheit. Zöchling wirft Pierer mangelhafte Informationsweitergabe und strategische Intransparenz vor. Stefan Pierer weist die Vorwürfe zurück.

Darlehen für KTM

Zöchlings Dabepo Holding AG gewährte der Pierer Gruppegesellschaft mbH, einer Holding von Pierer, ein langfristiges Darlehen, das laut Zöchling nun fällig ist. Anteile an der Pierer Mobility AG, der Muttergesellschaft von KTM, sichern das Darlehen. "Konkret geht es um 100 Prozent an der Pierer Industrie AG und an Immobiliengesellschaften", wie die österreichische Tageszeitung Der Standard berichtet.

Die Pierer Industrie AG (Piag) hält indirekt Anteile an der KTM AG und besitzt weitere Unternehmensbeteiligungen. Sie kontrolliert etwa 80 Prozent der steirischen Pankl AG, die Motoren, Motorenteile, Fahrwerke und Flugzeugkomponenten herstellt. Zudem gehören das oberösterreichische Elektronikunternehmen Abatec, die deutsche SHW AG, Anteile des 2023 erworbenen deutschen Kabelherstellers Leoni AG und Beteiligungen an Rosenbauer International (Feuerwehr-Fahrzeuge) dazu. Pierer stieg kürzlich während des KTM-Insolvenzverfahrens bei Rosenbauer ein.

Kern des Streits

Zöchling beschuldigt Pierer, ihm wesentliche Informationen über die wirtschaftliche Lage des Konzerns und die Beteiligungsstrategie mit dem indischen Hersteller Bajaj vorenthalten zu haben, wie etwa Vorkaufsrechte und Put-Optionen von Bajaj. Er sieht den Darlehensvertrag verletzt und droht, die als Sicherheit hinterlegten Aktien zu verkaufen.

ÜbrigensStephan Zöchling ist Geschäftsführer und Miteigentümer des Kfz-Zulieferers und Zubehör-Herstellers Remus (Abgasanlagen für Motorräder und Pkw).

Pierers Reaktion

Pierer weist die Anschuldigungen zurück und leitete rechtliche Schritte gegen den geplanten Aktienverkauf ein. Er behauptet, das Darlehen sei "nicht fällig" und vertraglich anders geregelt. Ein "Verwertungsversuch" sei unzulässig. Hierfür klagt er, beziehungsweise die Pierer Konzerngesellschaft mbH (Piko) beim Handelsgericht Wien, und möchte festgestellt wissen, dass das Darlehen (noch) nicht fällig ist. Laut Vetrag ist es erst im Juni 2025 fällig.

Hintergrund

Bajaj Auto Limited aus Indien hält rund 49,9 % an der Pierer Mobility AG. Ein möglicher Anteilsverkauf könnte die internationale Verflechtung erheblich beeinflussen, sowohl bei Stimmrechten als auch bei der strategischen Kontrolle über KTM.

Auswirkungen auf die Motorradbranche

  • Konzernstruktur unter Beobachtung: Der interne Konflikt beleuchtet die komplexe Beteiligungsstruktur der KTM-Gruppe und die wachsende Bedeutung internationaler Partner.
  • Marktsignal: Die Drohung, Aktien zu verkaufen, könnte Kursbewegungen auslösen und die strategische Ausrichtung des Herstellers beeinflussen.
  • Bedeutung für Händler und Kunden: Der Streit hat noch keine direkten Auswirkungen auf die derzeit erneut unterbrochene Produktion oder den Vertrieb, könnte aber mittelfristig das Konzernportfolio beeinflussen.
© HEIKO MANDL
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Fazit

Zöchling verlangt die Rückzahlung eines Darlehens von 80 Millionen Euro von Pierer Mobility AG. Er wirft dem Unternehmen mangelhafte Informationsweitergabe und strategische Intransparenz vor. Für das Darlehen von rund 80 Millionen Euro bekam Stephan Zöchlings Dabepo Holding AG verpfändete Anteile an der Pierer AG, die er nun zu veräußern droht. Pierer weist die Vorwürfe zurück und plant rechtliche Schritte.

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