Motorrad Offroad/Supermoto-Camp: Fahren lernen in Villars

Motorrad Offroad/Supermoto-Camp Villars
:
Enduro, Trial und Supermoto fahren lernen

© Dino Eisele 18 Bilder

Wer Enduro, Trial oder Supermoto fahren lernen möchte, der ist beim jährlichen Motorrad Offroad/Supermoto-Camp Villars genau richtig. Erfahrungsbericht einer Offroad-Anfängerin.

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Ich bin keine Fahranfängerin. Nicht auf der Straße. Den Motorradführerschein habe ich mit Mitte 20 gemacht. Mittlerweile bin ich 40 Jahre alt und habe tausende Kilometer Fahrpraxis gesammelt. Ein paar ambitionierte Rennstreckentrainings kann ich vorweisen. Aber von Offroad hatte ich bisher keinen blassen Schimmer. Als das MOTORAD action team 2023 zum ersten Mal einen Enduro-Lehrgang für Frauen anbietet, fasse ich Mut und melde mich an.

"Jessas, ist das schwer!"

Und dann das. Jessas! Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie schwer Enduro fahren ist! Dass Langsamfahren die eigentliche Königsdisziplin auf der Straße ist, habe ich früh gelernt. Und trainiert. Aber erst im Gelände wird mir klar, wie weit weg ich noch von den physikalischen Grenzen bin. Lenker bis auf Anschlag, zwei Finger am Bremshebel, die andere Hand kümmert sich beharrlich um den Schleifpunkt der Kupplung. Ich fahre eine 300er-Beta einer Kollegin. Stehend, wohlgemerkt, immer wieder austarierend, wo der Punkt ist, an dem ich mich nicht am Lenker festkrallen muss. Zum ersten Mal eine Zweitakt-Maschine. Ich war noch nie an so vielen Fronten gleichzeitig überfordert.

Save the Date: Villars 2024 ist für den 9. - 12. Mai geplant

Schon den Lenker am Anschlag zu haben, bereitet mir Schweißausbrüche. Und dann noch die Finger an der Vorderradbremse. Gelernt habe ich, dass ich mit derart eingeschlagenem Lenker genau nicht vorn bremsen soll. Weil das Motorrad sonst kippt. Was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, ich habe es mehrmals überprüft. Das ist aber nur der Anfang. Ich werde 2 Tage in meinem Angstschweiß baden, einzig unterbrochen von der abendlichen Dusche.

Nach dem Kreiseln gibt uns unsere Trainerin Mona Pekarek, ihres Zeichens MOTORRAD-Redakteurin, Trial-, Enduro und Rallye-Fahrerin, folgende Aufgabe: "Ihr fahrt geradeaus auf mich zu, links und rechts von mir stehen Hütchen, und ich zeige euch kurz vorher an, in welche Richtung ihr abbiegt und durch die Hütchentore fahrt." Ok, geschnallt. Ich fahre. Sie zeigt nichts an. Ich biege rechts ab. Treffe die Hütchen nicht, weil ich zu spät abgebogen bin. Warum hat sie nichts angezeigt? "Du warst zu früh!" Hä? Ich schaue, was die nächste Fahrerin macht. Lisa, die schon Übung aus dem Trial mitbringt, biegt wenige Zentimeter vor der Trainerin ab, macht einen U-Turn und durchfährt von hinten die Hütchen. Stehend und langsamer als Schritttempo. Das ist doch unmachbar!

Alle Informationen zum Ablauf vor Ort findet ihr hier in der offiziellen Ausschreibung

Das wird mein Wort des Wochenendes: "Unmachbar." Nachdem ich es ausgerufen habe, mehrmals stündlich, variiert die Handlungsabfolge – oder Fehlerkette, je nachdem. Mal bin ich überrascht, dass es doch geht. Mal kann ich meine Angst nicht überwinden. Und lerne, was ich noch zu lernen habe: nämlich, dass das auch okay ist. Und dass Stürzen dazugehört, wenn man an seine Grenzen geht, erwähne ich an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber. Aber das ist eh klar.

Enduro-Lehrgang und Freies Fahren

Freies Fahren findet erst am Samstag und Sonntag statt und kostet für die echt famose Enduro-Strecke ab 64,50 Euro. Donnerstag und Freitag sind den Lehrgängen gewidmet (2-tägiger Enduro-Lehrgang: ab 349 Euro). Wir trainieren vormittags von 9:30 – 12 Uhr und nachmittags von 13 bis 16 Uhr, danach ist noch eine Stunde freies Fahren. Zu jedem Trainingsslot bekommen wir einen Ort auf dem Gelände zugewiesen, zu dem uns unsere Trainerin führt, sodass jede Gruppe – egal ob Trial oder Enduro, ob Einsteiger, Erfahrene oder Routiniers – in Ruhe trainieren kann. Das funktioniert gut, denn das Gelände rund ums Fahrerlager ist riesig.

Supermoto-Training und Freies Fahren

Da ist die Supermoto-Strecke, die ich vom Fahrerlager aus schon neugierig beobachte. Einsteiger und Routinierte lassen sich hier 2 Tage von Supermoto-Profi Gilles Salvador und Profi-Stuntfahrer Jo Bauer trainieren. Die Strecke ist 1.500 Meter lang und gilt als eine der schönsten Supermoto-Strecken Europas. Kein Wunder, dass sowohl der Lehrgang für Donnerstag und Freitag (2-tägiger Supermoto-Lehrgang 349 Euro) als auch das Freie Fahren am Samstag und Sonntag (ab 84,50 Euro) gut gebucht sind. Ich glotze gebannt von oben auf eine Linkskurve, in die ein Fahrer nach dem anderen reindriftet.

2-tägiger Trial-Lehrgang

Nicht so actionreich sieht es bei den Trial-Fahrern aus. Doch mittlerweile kann ich einordnen, wie schwierig dieses langsame, technische Balancieren und Klettern sein muss. Für den 2-tägigen Lehrgang (ab 190 Euro) stehen sogar Mietmaschinen der Trialschule Elmar Heuer bereit. Elmar und sein Kollege betreuen 2 Gruppen zu je maximal 6 TeilnehmerInnen. Auch hier ist von jung bis erfahren alles vertreten. Und als ich die Trial-Fahrer bei einer Station im Wald beobachte, reift in mir die Idee: Nächstes Jahr bin ich wieder dabei. Und kümmere mich um das, was mir dieses Jahr am meisten Angst gemacht hat: sehr langsam sehr enge Kurven fahren. Vielleicht mache ich hierfür einen Ausflug zu den Trialern.

Fazit

Der Enduro-Lehrgang hat mich Demut gelehrt. Alles auf Anfang, ich kann gar nichts. Ein langes Wochenende außerhalb der Komfortzone – mental und körperlich gleichermaßen. Aber auch ganz Praktisches habe ich mitgenommen, was ich auf der Straße nun besser umsetzen kann: Noch langsamer, noch enger wenden, die kurvenäußere Fußraste belasten, mich noch konsequenter von meinem Blick ziehen lassen, mich nicht von meiner Angst limitieren lassen, aber dennoch Respekt haben. Letzteres sehe ich als sehr individuelle und besonders wertvolle Errungenschaft an.

Dafür: Danke, Mona Pekarek, danke an die Unterstützung der anderen Frauen in der Gruppe und danke dem kompletten MOTORRAD action team für diese wunderbare Veranstaltung.

Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen MOTORRAD eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.

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