Motorradmesse EICMA 2023: 1.600 Aussteller, 8 Hallen, ab 9.11.

Motorradmesse EICMA 2023 in Mailand Rho-Fiera
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1.600 Aussteller in 8 großen Hallen ab 9. November

© EICMA 12 Bilder

1.600 Aussteller, 8 große Hallen, brandneue Motorräder, spektakuläres Rahmenprogramm: Die Mailänder Motorradmesse EICMA ist eine Show der Superlative, sie zieht Besucher, Hersteller und vor allem Neuheiten in Mengen an. Der Startschuss 2023 fällt am 9. November.

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2023 ist das Jahr der Jubiläen: MOTORRAD feiert 120. Geburtstag und die EICMA in Mailand findet dieses Jahr zum 80. Mal statt. Den ersten "Mailänder Salon" gab’s bereits 1914, damals als kleine, vornehme Veranstaltung für reiche junge Männer, die die Boliden ihrer Zeit live erleben wollten. Genau das will das Publikum heute auch noch. Denn eines hat die Pandemie zweifelsfrei bewiesen: keine noch so ausführliche Beschreibung eines neuen Motorrads im Internet, kein noch so teurer Werbefilm, noch nicht mal eine eventuelle Probefahrt im Metaverse samt Avatar und virtueller Lederkombi – nichts davon kann das Live-Erlebnis ersetzen. Ein Motorrad will bestaunt, geatmet und angefasst werden, erst recht eine Weltneuheit, die noch niemand vorher aus der Nähe gesehen hat. Anders als viele Experten während der Pandemie behaupteten, sind Motorradmessen daher ganz und gar nicht tot – und schon gar nicht die EICMA in Mailand. 2020 musste sie wegen Corona ausfallen, fand danach aber erstaunlich schnell zu alter Stärke zurück. 2022 drängten an den sechs Messetagen schon wieder fast eine halbe Million Besucher in die Hallen, und für dieses Jahr rechnen die Veranstalter mit einem weiteren Anstieg (siehe Interview unten).

Tickets für die EICMA gibt es hier

Gaming World mit E-Sport-Bereich

Von ungefähr kommt dieser Erfolg nicht, denn das Angebot des Mailänder Salons beschränkt sich nicht aufs schlichte Ausstellen von Motorrad- und Zubehör-Neuheiten. "Das Publikum steht für uns besonders im Fokus", sagt EICMA-Präsident Pietro Meda. Weshalb die Macher eine große Show rund um die Produkte aufziehen und sich immer wieder Neues einfallen lassen, um Zuschauer anzulocken, speziell junge und ganz junge. Während Teens und Twens auf anderen Motorradmessen in Europa durch Abwesenheit glänzen, erscheinen sie in Mailand regelmäßig in Scharen. Das hat auch damit zu tun, dass in Italien bereits 14-Jährige Roller oder 50er fahren dürfen, liegt aber vor allem an den interessanten Angeboten der Veranstalter für die Jungen. Dieses Jahr steht für sie eine "Gaming World" bereit: ein E-Sport-Bereich, in dem sportliche Motocross-Wettkämpfe per Computerspiel stattfinden – und zwar auf hohem Niveau.

© EICMA

Hallenplan: Acht Hallen, zwei mehr als 2022, ­belegt die EICMA 2023. Vor den ­Hallen 14 und 18 gibt’s im Außen­bereich „MotoLive“ Probefahrten und Offroad-Shows.

Probefahrten, Rennen, Freestyle- und Trial-Artisten

Showtime für alle herrscht bei "MotoLive", dem Außenbereich der Messe vor den Hallen 14 und 18. Hier veranstalten die Hersteller Probefahrten, die Crosser starten zu spannenden Rennen, die Freestyle- und Trial-Artisten zeigen ihr akrobatisches Können. Das Feingefühl geht den Machern trotz des Spektakels nicht verloren: Im letzten Jahr erinnerte bei "MotoLive" ein riesiges Plakat an den 2022 verstorbenen deutschen Stunt-Artisten Chris Pfeiffer, die versammelten Offroad-Piloten fanden sich zu einer berührenden Gedenkveranstaltung zusammen.

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EICMA 2024 in Mailand Öffnungszeiten und Tickets

Weltklasse-Sportler als EICMA-Gäste

Ebenfalls im Außenbereich tritt jedes Jahr ein ganzer Reigen von Weltklasse-Sportlern vors Publikum. Sie geben im Interview Auskunft über die Rennsaison, schreiben Autogramme und stehen unermüdlich für Selfies zur Verfügung. Valentino Rossi nahm hier im Jahr seines Rücktritts Abschied von den untröstlichen Fans, im letzten Jahr zählten MotoGP- Weltmeister Pecco Bagnaia (Ducati) und Cross-Matador Tim Gajser (Honda) zu den umjubelten Gästen, dazu Werksfahrer wie Maverick Viñales (Aprilia), Fabio Quartararo (Yamaha), Marco Bezzecchi (Ducati) und viele andere. Die ältere Rennfahrergeneration trifft sich hingegen eher in den Hallen, an den Messeständen der Hersteller. Unverhofft steht man dann plötzlich neben Rekord-Weltmeister Giacomo Agostini, Ex-125er-Weltmeister Luca Cadalora oder Dakar-Legende Edi Orioli. Hier spielt Italien seine Vorteile aus: Das Land hat nun mal wesentlich mehr bekannte Renngrößen aufzuweisen als etwa Deutschland, und viele der Ex-Piloten nutzen den Mailänder Salon, um alte Freunde zu treffen und sich über die Trends der Branche zu informieren. Ihre wie selbstverständliche Anwesenheit verleiht dem Mailänder Salon einen Hauch von Glamour.

Und die Aussteller-Firmen? Befeuern die Show weiter. Sie präsentieren ihre Neuheiten an großen Messeständen mit oft ungewöhnlichem Design und wetteifern um die Aufmerksamkeit des Publikums. Dafür engagieren sie bekannte Moderatoren und DJs, beschallen ihre Stände mit Musik, veranstalten Gewinnspiele und Modeschauen, gelegentlich gibt’s sogar folkloristische Tanzeinlagen wie im letzten Jahr beim chinesischen Newcomer Kove.

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Motorrad-Neuheiten auf der EICMA 2023

Wie viele Weltpremieren es dieses Jahr in Mailand geben wird, lässt sich nicht absehen, denn die Hersteller halten ihre Pläne bis zuletzt unter Verschluss. Manches aber drang bereits nach außen. So könnte KTM seine neue 990er-Plattform vorstellen, die auf die 790er- und 890er-Baureihe folgt und sowohl eine Duke als auch die sportliche RC umfasst. Ebenfalls aus Österreich werden eine Super Duke und eine Super Adventure mit 1390 Kubik sowie eine neue 390er erwartet. Aprilia präsentiert seinen neuen Zweizylinder-Renner RS 457 dem großen Publikum, Moto Guzzi die Reiseenduro Stelvio mit wassergekühltem Zweizylinder. Von Triumph kommt wohl ein neuer Sporttourer mit 660 Kubik, dazu der erste Wettbewerbscrosser der Briten. So einen gibt es als Premiere auch bei Ducati, dazu einen mit Spannung erwarteten Einzylinder mit voraussichtlich 659 Kubik, der KTMs 690er Konkurrenz machen soll. Yamaha hat eine sportliche YZF-R9 im Köcher, Suzuki den Crossover GSX-S 1000 T, Honda präsentiert unter anderem die Africa Twin mit 19- statt 21-Zoll-Rädern. Nicht zuletzt werden die neuen chinesischen Marken die EICMA als Bühne nutzen, etwa CFMoto mit der neuen 1000 R, einem Vierzylinder mit über 200 PS. Auf der EICMA 2023 wird also sicher keine Langeweile aufkommen.

"BMW-Fans bleiben da verwaist zurück"

Im Interview: Paolo Magri, Geschäftsführer der EICMA (rechts im Bild, neben ihm EICMA-Präsident Pietro Meda), über die Bedeutung einer internationalen Motorradmesse in der Post-Pandemie-Zeit, über den wichtigen Wandel des Mailänder Salons von der Ausstellung zum Event – und über das Fehlen von BMW.

© EICMA

Paolo Magri, Geschäftsführer der EICMA (rechts im Bild), neben ihm EICMA-Präsident Pietro Meda.

Im letzten Jahr kamen fast 500.000 Besucher auf die EICMA. Was erwarten Sie 2023 von der Messe? Neue Rekordzahlen?

Die Zahl der Aussteller bewegt sich auf dem Niveau der Vor-Pandemie-Zeit, daher ist die EICMA 2023 bereits jetzt ein Erfolg, sie ist für die Branche weltweit ein Magnet. Wie viele Besucher kommen werden, wissen wir natürlich noch nicht. Aber das abwechslungsreiche Unterhaltungspaket, das wir rund um die eigentliche Ausstellung geschnürt haben, kommt gut an, wir rechnen mit einem starken Publikumsinteresse.

Wie groß ist die EICMA in diesem Jahr?

Ähnlich groß wie 2019, unserem bislang erfolgreichsten Jahr. Verglichen mit 2022 gibt es zwei Hallen mehr, also acht statt sechs, was deutlich mehr Ausstellungsfläche bedeutet. Die nutzen wir nicht zuletzt für spezielle Angebote an das ganz junge Publikum und für einen Themenschwerpunkt zur urbanen Mobilität. Dazu gibt es Shows, Test-Rides und Rennen im Außenbereich "MotoLive". Wir verzeichnen bislang über 1600 Aussteller aus der ganzen Welt – ein Beleg für unsere ungebrochene internationale Attraktivität und für unser Messekonzept.

Die EICMA zieht auch ein junges Publikum an, was wir von deutschen Motorradmessen nicht kennen. Wie machen Sie das?

Die EICMA hat sich mit den Jahren von einer reinen Messe zu einem abwechslungsreichen Event gewandelt. Wir tragen ihrer Doppelfunktion für Branche und Publikum Rechnung, indem wir den Ausstellern viele Möglichkeiten zum Austausch bieten und gleichzeitig dem Publikum ein Erlebnis bescheren, das über das reine Produkt hinausgeht: eben mit Shows, Unterhaltung, Themenschwerpunkten und unseren digitalen und Social-Media-Plattformen. Der Generationswechsel ist entscheidend für die Zukunft des Zweiradmarkts. Weil wir das junge Publikum stark einbinden, bieten wir den Motorradherstellern viele Chancen, es anzusprechen – wie wiederum die Hersteller mit ihren Produkten uns die Möglichkeit geben, diese attraktiven Showangebote zu machen.

Auf der EICMA 2023 fehlt aber die wohl wichtigste Neuheit der nächsten Saison: die BMW R 1300 GS. Ist das ein Problem für Sie?

BMW ist schon seit der Pandemie nicht mehr auf der EICMA, das ist nichts Neues. Die anderen wichtigen Hersteller sind zurückgekehrt, weil ihnen unser Konzept zu Sichtbarkeit, Kontakten, Geschäftschancen und Medienpräsenz verhilft. BMW zieht offenbar kleinere und unbedeutendere Messen vor, denn an denen nimmt die Marke manchmal teil. Wir respektieren diese Entscheidung. Angesichts der überaus positiven Entwicklung der EICMA glaube ich aber, dass die Abwesenheit von BMW weniger ein Problem für uns, als es eher eines für Kunden und vor allem potenzielle Neukunden der Marke ist. Klar lassen sich Neuheiten online präsentieren, aber Motorradfahrer haben nun mal ein physisches Verhältnis zum Produkt, sie wollen ein neues Motorrad sehen und anfassen. BMW-Fans bleiben da verwaist zurück. Selbstverständlich steht unsere Tür für BMW weiterhin weit offen, die EICMA ist schließlich ein Asset der ganzen Branche.

In den letzten beiden Jahren ist die Zahl der chinesischen Motorradmarken auf dem Mailänder Salon enorm gestiegen, obwohl sie in den meisten europäischen Ländern nur wenig verkaufen. Wie erklären Sie sich das?

Die EICMA ist die Bühne der Zweiradindustrie, sie spiegelt ihre Gegenwart und ihre Zukunft wider. Da ist es kein Wunder, dass die Zahl der chinesischen Marken steigt, zumal sie hier in Italien, dem wichtigsten europäischen Markt, bereits Fuß gefasst haben (die TRK 502 der chinesischen Marke Benelli ist das meistverkaufte Motorrad in Italien, Red.). Eine übertriebene Furcht vor ihnen halte ich für überholt, doch die europäischen und vor allem die japanischen Hersteller müssen sich nun mal mit ihnen auseinandersetzen. Diese Möglichkeit bietet ihnen Mailand, ebenso wie dem Publikum als potenzieller Kundschaft.

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