Was sich dreht oder bewegt, ist nicht für die Ewigkeit gebaut, es verschleißt mehr oder weniger schnell. Radlager drehen sich zwangsläufig, wenn sich das Motorrad bewegt, folglich verschleißen sie, zumal die Lager im Betrieb enormen Kräften ausgesetzt sind. Sie müssen das Gewicht des Motorrads ertragen und außerdem Stöße von Fahrbahnunebenheiten schlucken. Beim Bremsen strapazieren Verzögerungskräfte die Lager, das Hinterrad muß zusätzlich die Antriebskräfte aushalten.
Ein weiterer Grund für defekte Lager ist Wasser oder Schmutz. Zum Schutz sind die Lager durch integrierte Dichtringe abgedeckt, in der Regel werden sie zusätzlich noch durch Abdeckungen geschützt. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann im Laufe der Zeit Feuchtigkeit eindringen und den Schmierfilm in den Lagern zerstören. Auch übertriebene Pflege kann schaden: Durch unvorsichtiges Dampfstrahlen wird leicht Wasser durch alle Ritzen in die Lager geblasen.
Bei vielen Motorrädern sind die Lager nur einseitig abgedichtet, so daß Feuchtigkeit oder Schmutz entlang der Achse von der Rückseite in die Lager eindringen kann. Beim Zusammenbau sollte die Achse auch aus diesem Grund immer gut gefettet eingesetzt werden. Manchmal werden nur billigere Kugellager mit Z-Scheiben statt der besseren und teureren RS-Dichtungen verwendet. Beim Nachkauf kann man in vielen Fällen auf preiswerte DIN-Lager zurückgreifen, dabei sollten aber grundsätzlich Kugellager mit 2 RS-Dichtungen gewählt werden. Beidseitig abgedichtete Lager sind von Haus aus gefettet, ein- oder beidseitig offene Ausführungen auf jeden Fall mit reichlich Lagerfett einsetzen.
Die Radlager sollten bei Inspektionen oder Reifenwechseln auf Spiel und leichten Lauf kontrolliert werden. Beim ausgebauten Rad läößt sich besonders leicht prüfen, ob sich die Innenringe sich widerstands- und geräuschlos drehen lassen.
Radlager können auch im eingebauten Zustand gecheckt werden. Dazu müssen die Räder entlastet sein. Durch Ruckeln am Rad läßt sich feststellen, ob Spiel vorhanden ist. Geräusche beim Drehen des Rads können darauf hindeuten, daß Lager defekt sind. Allerdings gibt es für ungesunde Geräusche oder Widerstand beim Drehen auch andere Ursachen zum Beispiel bei der Bremsanlage.

Lager werden üblicherweise komplett als Satz getauscht, auch wenn nur ein Lager defekt ist. Empfehlenswert ist es, eventuell vorhandene Dichtringe ebenfalls zu erneuern. Statt teurer Original-Ersatzteile können oft günstige, aber nicht weniger gute Normlager verwendet werden. Dabei möglichst Lager mit beidseitigen Gummischeiben (2RS) nehmen.

Radlager sind in die Nabe eingepreßt. Um die Lagersitze möglichst wenig zu beschädigen, sollten sie vorsichtig auf maximal 100 Grad Celsius erwärmt werden. Das Aluminium der Nabe dehnt sich dadurch stärker aus als die Nabe, der Sitz weitet sich, und die Lager lassen sich leichter entfernen.

Mit einem langen Dorn und einem nicht zu leichten Hammer werden nun die Radlager herausgetrieben. Dorn dabei bei jedem Schlag ringsum am Lager neu ansetzen, so daß das Lager nicht verkantet. Edelbastler und Profis verwenden spezielle Auszieh-Werkzeuge, die für den Amateur zu kostspielig sind.

Vor dem Einbau neuer Lager muß der Sitz gründlich von Schmutz oder Fett gereinigt werden. Auch den Innenraum zwischen den beiden Lagersitzen säubern. Dann Sitze auf Beschädigungen prüfen. So kann sich der Sitz im Bereich der Lager geweitet oder beim Heraustreiben ein Grat gebildet haben.

Falls die neuen Radlager nicht abgedichtet sind, müssen sie vor dem Einbau eingefettet werden. Dafür spezielles Lagerfett verwenden. Beim Einbau ist darauf zu achten, daß die offenen Seiten nach innen oder bei doppelter Lagerung zueinander gerichtet sind.

Wenn die äußere Lagerschale nicht stramm genug sitzt, muß das Lager mit speziellem Klebstoff eingesetzt werden. Geeignete Kleber gibt es zum Beispiel von Loctite oder Würth. Falls der Lagersitz sich bereits etwas geweitet hat, muß ein besonderer Reparatur-Kleber verwendet werden. Im Eifer des Gefechts beim Zusammenbau nicht das zwischen den Lagern befindliche Distanzrohr vergessen.

Das Lager wird vor dem Einsetzen im Gefrierfach gekühlt, der Lagersitz wiederum erwärmt. Dann Lager mit einem Dorn aus Aluminium eintreiben, der auf dem Außenring ansetzt. Niemals mit dem Hammer auf den Innnenring schlagen, das ruiniert die Kugeln oder Lagerringe. Unbedingt auf gerades Ansetzen achten.

Man kann auch das alte Lager zwischen dem neuen und dem Treibdorn legen, das verhindert Beschädigungen. Am dumpfen Klang läßt sich feststellen, wann das neue Lager am Anschlag des Sitzes angelangt ist. Dabei kontrollieren, ob die Distanzbuchse korrekt sitzt oder sich vielleicht verkantet hat.

Wenn ein separater Dichtring vor dem Lager sitzt, kann er entweder mit dem alten Lager zusammen herausgetrieben oder mit einem Hebel oder Schraubendreher herausgehebelt werden. Bei letzter Methode ist er allerdings zerstört und muß in jedem Fall durch einen neuen ersetzt werden.

Auch der neue Dichtring muß sehr vorsichtig eingesetzt werden, damit er sich nicht verformt oder die Dichtlippen beschädigt werden. Ein Dorn oder passendes Rundmaterial ist hier hilfreich. Darauf achten, daß die offene Seite des Dichtrings nach innen zeigt.

Nach dem Einbau die Dichtringe mit etwas Fett einstreichen, das gilt auch für Tacho-Antriebe am Vorderrad. Besonders bei Trommelbremsen aber sparsam mit Fett umgehen, sonst leidet die Bremswirkung unter der Überfettung. Fett auf Bremsflächen und -scheiben mit Bremsenreiniger oder Entfetter-Spray beseitigen.