Die weiteren Arbeiten nach dem Ausbau der Gabelholme sind deutlich schwieriger. Deshalb sollten Gelegenheitsschrauber die Wartungs- oder Reparaturarbeiten an der Telegabel besser einer kompetenten Fachwerkstatt überlassen.
Ohne Spezialwerkzeug und schrauberische Fähigkeiten sollte man die Finger von der Gabel lassen.
Zunächst ist zwischen zwei Gabeltypen zu unterscheiden. Ältere und simpel aufgebaute Maschinen bis Anfang der 1990er Jahre verfügen über einfache Systeme, bei denen die Gabelfedern nach Öffnen der oberen Stopfen ausgetauscht werden können und bei denen für den Wechsel des Öls teilweise noch kleine Ablassschrauben am unteren Tauchrohrende vorhanden sind. Also können die Gabelholme in den Gabelbrücken montiert bleiben. Bei moderneren sogenannten Cartridge-Gabeln hingegen steht ein deutlich größerer Aufwand ins Haus, weil Dämpferkartusche (englisch: Cartridge) und Feder als Einheit mit dem oberen Gabelstopfen verschraubt sind. Um die Verschraubung zu lösen, muss die vorgespannte Feder mittels Federniederhalter zusammengedrückt werden. Dieses Spezialwerkzeug ist unumgänglich, denn wer versucht, mit Montierhebel und Schraubendreher die Federkraft zu überwinden, demoliert Dämpferstange und die empfindlichen Aluminium-Teile der Vorspannmechanik. Federniederhalter werden von einigen Motorrad-Zubehörketten und natürlich den einschlägigen Fahrwerksspezialisten vertrieben.


Jetzt werden die bereits noch im eingebauten Zustand gelösten Gabelstopfen herausgeschraubt und der Federniederhalter an den seitlichen Bohrungen des Distanzrohrs angesetzt. Beim Zusammendrücken der Feder ist ein zweiter Mann sehr hilfreich, denn unter der Hülse sitzt die Mutter der Dämpferstange, die gegen den Gabelstopfen gekontert ist. Nach dem Lösen werden der Gabelstopfen und anschließend alle Bauteile wie Anlaufscheiben, Druckstange oder Zentrierringe entfernt und deren Reihenfolge notiert. Zuletzt wird die Feder aus dem Holm gezogen und wie alle anderen Teile auf einem sauberen Tuch oder in einer ölfesten Kunststoffschale deponiert. Um das alte Gabelöl restlos aus dem Dämpfersystem zu entfernen, wird es kopfüber entleert und dabei die Dämpferstange so lange auf- und abbewegt, bis sich kein hydraulischer Widerstand mehr aufbaut. Zusätzlich sollte man die Gabel über Nacht kopfüber austropfen lassen, um sicherzustellen, dass auch das verschmutzte Öl, das sich gerne am Bodenventil sammelt, auslaufen kann.
Eine Spülung mit Waschbenzin oder Bremsenreiniger ist mit Vorsicht zu genießen, weil sich Rückstände mit dem frischen Öl vermischen könnten. Wer zu dieser Methode greift, sollte die Gabel anschließend unbedingt mit Druckluft ausblasen und zwei Tage in einem warmen Raum auslüften lassen. Bei starkem Abrieb und zähem Ölschlamm muss die Gabel komplett zerlegt und gereinigt werden. Meist sind dann auch Gleitlager und Gabeldichtringe (Simmerringe) verschlissen. Deren Austausch wird in MOTORRAD 8/2009 beschrieben.
Schon kleinste Schmutzpartikel können die Dämpfung lahmlegen

Nach der vollständigen Entleerung wird der Gabelholm wieder im Schraubstock befestigt und das Öl in der richtigen Viskosität (siehe Handbuch) bis zirka 50 Millimeter unter der eingefederten Standrohrkante aufgefüllt. Zum Entlüften des Systems wird dann mit langsamen Bewegungen die Dämpferstange über den gesamten Hub auf- und abbewegt. Bei manchen Dämpfersystemen strömt dabei das Öl oben aus der Kolbenstange, die man deshalb nur langsam bewegen darf. Vor dem Entlüften sollte die Stellschraube der Druckstufendämpfung geöffnet werden, damit sich der Dämpfereinsatz mit wenig Widerstand bewegen lässt. Saugt die Dämpfung während dieser Prozedur Luft an, muss etwas Öl nachgefüllt werden. Dabei kann man sich an der im Werkstattbuch angegeben Gesamtfüllmenge orientieren. Die tatsächliche Füllmenge richtet sich jedoch ausschließlich nach dem Ölstand, der das Luftpolster zwischen Öl und Standrohröffnung bestimmt. Dieses Luftpolster wird nach dem vollständigen Entlüften bei eingetauchter Dämpferstange und in ganz „eingefedertem“ Zustand gemessen. Über das Luftpolster kann die zusätzlich zur Tragfeder wirkende Progression bestimmt werden.

Ein großes Luftpolster (etwa 130 Millimeter) baut wenig, ein kleines (etwa 80 Millimeter) viel zusätzliche „Federkraft“ auf. Um auf das gewünschte Maß zu kommen, wird der Ölstand mittels Schieblehre/Tiefenmaß ermittelt. Dabei sollte der Gabelholm senkrecht stehen. Eine Einwegspritze mit aufgestecktem Benzinschlauch und verschiebbarem Kabelbinder oder eine Pumpe leistet beim Absaugen überschüssigen Öls wertvolle Hilfe.Bei der Verwendung von progressiven Federn müssen die engen Windungen nach oben montiert werden. Was nichts mit der Federwirkung zu tun hat, sondern nur der Reduzierung der ungefederten Massen dient.
Nach der Montage von Feder, Scheiben und Federhülse wird der gereinigte Gabelstopfen auf die Dämpferstange geschraubt. Vorher müssen jedoch die Klicks oder Umdrehungen der Dämpfereinstellschraube justiert werden. Dazu wird die Schraube gegen den Uhrzeigersinn ausgedreht und anschließend die Anzahl der Klicks oder Umdrehungen in entgegengesetzter Richtung eingestellt. Wird dieser Schritt vergessen, stehen nach der Montage nicht mehr genügend Klicks zur Verfügung.
Um zu verhindern, dass die Dämpferstange bei der Montage absinkt, wird die Druckstufendämpfung am Gabelfuß komplett geschlossen. Danach den Gabelstopfen auf die Dämpferstange schrauben, bis die Verstellnadel mit leichtem Druck in ihrem Sitz ansteht. In dieser Position die Kontermutter anziehen und anschließend die Klicks/Umdrehungen nachzählen. Nicht vergessen: Nach dem korrekten müssen die Gabelstopfen in den Standrohren festgezogen werden. Zu guter Letzt folgt eine Überprüfung der Gabelfunktion. Dabei wird die Einstellung in maximaler und minimaler Dämpfkraft überprüft. Auch ein Abgleich der Dämpfkraft von einem Gabelholm zum anderen ist eine gute Möglichkeit, die Funktion zu überprüfen. Anschließend werden die ursprünglichen Werte der Dämpfung und Federvorspannung justiert.