Hillclimbing Serpentinen fahren kann jeder.
Soll ruhig auch jeder. Aber die einzig echte Herausforderung
am Berg ist die direkte Linie, die steile, steinige Spur der Un-möglichkeit, die aus dem Tal den Hügel hinaufführt. Eine Spur,
die keine andere Wahl lässt als die, mit Vollgas nach oben zu
braten. Denn Hillclimbing funktioniert nach der simplen Regel: möglichst schnell möglichst weit nach oben. Doch das sollte nur versuchen, wer sich nicht fürchtet, schon nach der Hälfte der Strecke mitsamt Motorrad einen Riesensalto hangabwärts zu schlagen. In Deutschland und Österreich, wo eine gemeinsame Meisterschaft ausgetragen wird, kommen in der Regel Crosser zum Einsatz, in Frankreich gerne auch Prototypen mit großem Vierzylinder, langer Schwinge, Schaufelprofil oder fingerlangen Schrauben am Hinterrad. Was nichts daran ändert, dass der Berg den ungleichen Kampf fast immer für sich entscheidet. Trotzdem oder gerade deshalb: auffi!
Info
Übersicht über Termine und Links zu verschiedenen Veranstaltungen unter www.hillclimbing.net
Elefantentreffen Minus acht, vielleicht auch schon zehn Grad unter null. Der Atem gefriert, am Visier wachsen Eisblumen. Das Gefühl in Fingerspitzen und Zehen ist längst verschwunden, und seit einer Stunde begleitet munteres Schneetreiben die Anreise zum Elefantentreffen in Thurmansbang-Solla. Kein Saisonkennzeichen, kein Schönwetterfahrer, kein Warmduscher zum größten Motorrad-Wintertreffen der Welt schaffen es nur die Unentwegten, nur die ganz Eisigen. Und sie kommen nicht, um abends an der
Hotelbar zu sitzen, sondern um in Zelten zu hausen, um in sternen-
klarer, frostiger Nacht am Lagerfeuer zusammenzuhocken, Flaschen rundgehen lassend. Bis das Gefühl wieder da ist, nicht nur das in Fingern und Füßen, sondern vor allem das Gefühl im Herzen: Echte Kerle warten nicht auf den Frühling, sie fahren das ganze Jahr.
Info
50. Elefantentreffen in Thurmansbang-Solla vom 27. bis 29. Januar 2006,
18 Euro inklusive Zeltplatz, Anreise von Stuttgart 400 Kilometer, Fotogalerie
und weitere Infos unter www.bvdm.de, Telefon 06131/503280
Nordschleife »Die Arembergkurve ist ein Freund. Leicht überhöht erleichtert sie das Bergabfahren in voller Schräglage, ihr weiter Radius gestattet ein hohes Grundtempo. So gelingt der Lastwechsel in der Kurvenmitte geschmeidig, am Ausgang stubsen altmodisch steil aufragende Curbs die Maschine sanft, aber bestimmt auf die Strecke zurück. Dann bricht die Hölle
los. Überfallartig reißt der 1000er-Vierzylinder an. Verrückt, man hat es selbst entfesselt und ist doch überrumpelt. Für den Lenkimpuls nach links langt es noch, für den stützenden Druck aus den Fußrasten nach vorn bereits nicht mehr, denn die Kuppe ist schon da, ach was, vorbei, das Vorderrad sticht in die Luft im
elfprozentigen Gefälle , und die Lenkerenden werden zu fiesen Schlägern.«
Also schwärmte MOTORRAD-Redakteur Ralf Schneider von seinem letzten Nordschleifen-Abenteuer. Und was werden
Sie zu erzählen haben?
Info
Kein Gegenverkehr, Länge 20,8 Kilometer, Kurven 73 (33 links, 40 rechts), Steigungen
mit maximal 17 Prozent, Gefälle: maximal
11 Prozent, Höhenunterschied: zirka 300 Meter. Wie man den Kurs am besten meistert, kann man lernen: beim MOTORRAD action team
in unterschiedlichen, dem Können des Fahrers angepassten Perfektionstrainings. Weitere Informationen unter www.actionteam.de
Schleiz Drei Tage Abschied von allen Konventionen. Und von Ihrer Frau. Oder von Ihrem Mann. Empfiehlt sich, wenn Sie sich zuschütten (kann jeder) oder Miss Schleiz (kann nur eine) werden wollen. Beim Festival der Biker Union darf der Motorradler sich so geben, wie der Autofahrer mit Hut voll des Neids ihn sieht: als hemmungslosen Säufer, als stumpfen Sexisten. Wobei: Das kommt allein der bürgerlichen Gesellschaft, die immer nüchterner wird, verächtlich vor. In der Antike, auf der unsere abendländische Kultur ja beruht, war das anders. Sich zu erfreuen an Wein, Weib und Gesang und ge-
legentlich alle Klassen- und sonstige Unterschiede einfach wegzusaufen, war da echt gebongt und den Göttern Dionysos und Saturn eine Ehre. Gönnen auch Sie sich Ihr
dionysisches und saturnalisches Vergnügen und leben Sie wie die Götter. In Schleiz.
Info
www.bikerunion.de, Termin für 2006 steht noch nicht fest. Mitzubringen sind Zelt,
Schlafsack und Durst. Zu Hause bleiben sollte Ihre bürgerliche Existenz
Panamericana Von Alaska nach Feuerland, vom Grizzly zum Pinguin, durch alle Klimazonen, den Westrand des Kontinents entlang. Sie sollten sich Zeit nehmen für diese Reise, viel Zeit. Zeit für grandiose Naturschauspiele. Zeit aber auch, um sich mit den verschiedenen Kulturen zu beschäftigen, in denen Sie sich bewegen. Wer nur Motorrad fahren möchte, verpasst eine ganze Menge, denn diese Tour ist mehr als die vielleicht längste Kaffeefahrt auf einer der schönsten Straßen
der Welt. Sie ist eine Herausforderung, weil Sie nicht nur sagenhaft schöne Landschaften, sondern, vor allem im Süden, auch Menschen sehen werden, deren Leben Ihnen zunächst fremd und unbegreiflich erscheinen kann, im Dschungel, den Anden, den Millionenstädten.
Info
Streckenlänge 25000 Kilometer, Zeitaufwand mindestens drei Monate, besser ein Jahr. Gebraucht werden professionelle Camping-Ausrüstung, ein Motorrad, das was wegsteckt, die Fähigkeit, auch in tropischen Gefilden cool zu bleiben, und mindestens 1500 Dollar pro Reisemonat, siehe MOTORRAD 22/2000
Redbull Romaniacs Keine Angst vor Dracula, aber Bock
auf knochenharte Trails? Dann ist die Enduro-Rallye durch die Südkarpaten genau das Richtige. Für ein moderates Nenngeld geht es ordentlich über Stock und Stein. Fünf
Tage lang jagen 60 Teilnehmer, Profis und Amateure, die Motorräder durch mitunter sehr anspruchsvolles Gelände. Mehr oder minder große Schäden an Mensch und Maschine
müssen einkalkuliert werden. Abends steht das Pflegen von sozialen Kontakten im Vordergrund. Also Kleingeld fürs Bier nicht vergessen. Zugelassen sind Serien-Sportenduros, Mindestreichweite 80 Kilometer. Ein GPS muss der Teilnehmer selbst stellen. Außerdem kann ein Knoblauchkranz nicht schaden. Für alle, die nicht heil ans Ziel kommen: Aus
dem städtischen Krankenhaus von Sibiu hat man einen schönen Blick auf die Karpaten.
Info
Termin: Juli oder August 2006, Nenngeld 880 Euro, detaillierte Infos und Ausschreibung
unter www.redbullromaniacs.com
Nordkap Auf 71 Grad, zehn Minuten und 21 Sekunden nördlicher Breite ragt ein 307 Meter hohes Felsplateau aus dem Eismeer. Tausende zieht es jedes Jahr zu diesem Punkt, dem letzten Zipfel der norwegischen Finnmark, einem Punkt der Extreme. Extrem die Lage: Das Nordkap ist der nördlichste befahrbare Punkt Europas. Extrem die Entfernung: von Hamburg beispielsweise weit über 2500 Kilometer. Und extrem das Klima, das selbst im Hochsommer nicht selten Nebel, Regen, Wind und kaum ein paar Grad über null bereit hält. Aber genau diese Extreme verleihen dem Nordkap seinen Reiz: Es ist ein klares, ist kein beliebiges Ziel. Der kürzeste Weg führt durch Schweden, die längere Route auf der
E6 durch Norwegen bietet ein wesentlich attraktiveres Panorama.
Info
Fährverbindungen unter www.faehre-vff.de, Fahrzeit HamburgNordkap
mindestens drei Tage, Campingplätze und Hütten entlang der Strecke,
Infos unter www.northcape.no
Alpen-Challenge Bekanntlich stehen in den Alpen ziemlich viele Berge rum, und weil dort auch Menschen leben, die just über jene wollten, über alle Berge nämlich, etwa weil ihnen im Tal kein Sepp oder keine Gretel gefiel, haben sie schon recht früh damit angefangen, Wege und Straßen zu bauen. Und da der Ochse, den sie vor ihren Wagen spannten, wie
selbiger vorm Berge stand, haben kluge Köpfe schließlich die Kurve und alsdann noch den Pass erfunden. Dass es in den Alpen so viele Pässe gibt, hängt freilich nicht unmittelbar damit zusammen, dass dort so viele kluge Köpfe leben. Klug war indes der Entschluss des MOTORRAD action teams, die eklatante Kurvendichte der Alpen auf unvergleichliche Art zu nutzen,
nämlich 100 Alpenpässe in sechs Tagen zu fahren. Nach Roadbook das ist ein Navigationssystem ohne Elektronik. Das Schönste an dieser Kurverei: Sie ist völlig sinnfrei.
Info
Termin: 2. bis 9. September 2006, 760 Euro, www.actionteam.de
Isle of Man Beschaulich und für
fünfzig Wochen im Jahr noch total in Ordnung ist die Welt auf dem Eiland zwischen Großbritannien und Irland. Vögel zwitschern, Kühe grasen, und das Leben fließt gemächlich dahin. Doch Ende Mai hebt sich Manannans Mantel, eine sagenumwobene Nebelwand, und Schluss ists mit idyllisch. Tausende fallen mit wilden Streitrossen auf der Insel ein und belagern sie für zwei Wochen. Aus allen Himmelsrichtungen kommen die Fans zum legendärsten Straßenrennen der Welt. Profis und ambitionierte Amateure geben sichs mit 200 Sachen auf engen Landstraßen. Doch Achtung, bei der Tourist Trophy markiert nur ein Flatterband die Strecke. Gräben, Bäume oder Weidezäune fordern jährlich Blutzoll. Denn nicht jeder,
der sich dafür hält, ist tatsächlich reif für die Insel.
Info
TT 2006 vom 27. Mai bis 9. Juni, Fähren und Unterkünfte frühzeitig buchen. Die Fähre von Großbritannien aus
kostet im Mai rund 30 Euro. Mehr unter www.isleofman.com und www.iomtt.com
Route 66 Schnöde
zieht sich der Highway 66 durch die USA. Langeweile auf Harley und Gold Wing. Nicht gerade abenteuerlich. Kein Wunder, ist auch die falsche Straße.
Wer von der echten, der legendären
Route 66 träumt, braucht spezielles Kartenmaterial, um sie überhaupt zu finden. Auf normalen Straßenkarten taucht
sie nicht mehr auf. Die Überbleibsel der ehemaligen »Main Street of America«
verbinden Chicago und Los Angeles und schlängeln sich über 3940 Kilometer durch acht Bundesstaaten. Mal gut ausgebaut durch Städte wie Chicago, Saint Louis, Santa Fe, mal über bucklige Staubpisten, knarzige Brücken, vorbei an verlassenen Tankstellen und Motels. Die Strecke ist
gespickt mit Sehenswürdigkeiten aus
Natur, Kultur und moderner amerikanischer
Zivilisation. Als am besten erhalten gilt
der Streckenabschnitt durch Arizona.
Info
Miet-Harleys und Angebote für Touren
mit Guide unter www.eaglerider.com, aus-
führliche Informationen über die Strecke,
Fotos, Buchtipps etc: www.historic66.com