Wenn diese Ausgabe von MOTORRAD erscheint, werden meine Frau Franca und ich vermutlich gerade über die Panamericana rauschen, die Vulkane in Chiles Süden im Blick und uns am Abend einen Pisco Sour gönnen, jenes schmackhafte wie berauschende chilenische Nationalgetränk. Schließlich werden wir die Flugtickets rauskramen, um noch einmal ganz sicher zu gehen, dass wir nicht träumen. Aber dort steht es mit schwarzer Tinte gedruckt: Rückflug 6. August 2001 also erst in knapp einem halben Jahr. Wir fühlten uns ganz einfach reif für eine Auszeit. Besonders mich hatten die unzähligen Reportagen weit und vor allen Dingen lang gereister Leser, die auf meinem Schreibtisch landeten, immer nachdenklicher gestimmt. Als UNTERWEGS-Redakteur ist die Gefahr, sich den Fernweh-Virus einzufangen respektive nicht loszuwerden, natürlich besonders groß. Während meines Studiums war ich bereits zweimal insgesamt fast ein Jahr lang mit einem Motorrad durch Südamerika gereist. Und seitdem hatte mich dieser faszinierende Kontinent nicht mehr losgelassen, wollte ich wieder dorthin. In einer der vielen schlaflosen Nächte dann der Entschluss: Eine lange Reise muss sein, bevor der Alltag einen seinen Träume ganz begraben lässt. Alles andere hat Zeit, ist nicht so wichtig. Francas steinalter Polo hält auch noch ein weiteres Jahr. Unser Plan: Eine sechsmonatige Tour durch Chile, Argentinien, Bolivien, Peru und Ecuador; rund 17000 Kilometer kreuz und quer durch die Anden. Jetzt mussten nur noch unsere Vorgesetzten mitspielen. Oder auch nicht. Francas Arbeitgeber stimmte einer Beurlaubung nicht zu, und so hat sie für diese Reise tatsächlich ihre Stelle gekündigt. MOTORRAD-Chef Michael Pfeiffer dagegen gab grünes Licht für unser Vorhaben. Allerdings nicht ganz ohne Gegenleistung. »Bring mir alle zwei Wochen eine ausführliche Geschichte für MOTORRAD online.« An Reportagen für den UNTERWEGS-Teil hatte ich bereits gedacht. Berufsehre sozusagen. Nun kommt eine eigene Internetseite hinzu. Für mich ein neuer und nach einer Weile auch sehr reizvoller Gedanke.Unter www.motorradonline.de werden wir mit Hilfe einer digitalen Kamera und eines Notebooks (siehe Kasten) regelmäßig von unseren Erlebnissen in der trockensten Wüste der Welt, im Regenwald und auf den bis zu 5000 Meter hohen Anden-Pässen berichten. Auf den Internetseiten finden sich außerdem unzählige Infos über die gesamte Logistik einer solchen Reise. Schließlich müssen die Motorräder verschickt, die Wohnung untervermietet, die richtige Ausrüstung ausgesucht und vor allen Dingen Finanzen und Versicherungen geregelt werden. Zahlreiche Adressen und Links erleichtern Gleichgesinnten die Vorbereitung, egal, ob es nach Südamerika, Afrika oder in die USA gehen soll.Zusätzlich wird es ein interaktives MOTORRAD online-Forum geben. Wer Fragen hat, weil er zum Beispiel eine ähnliche Reise plant, schreibt mir einfach. Oder vielleicht hat jemand ja auch einen Tipp für uns, weil er gerade aus Südamerika kommt. Und alle zwei Wochen locken bei einem Gewinnspiel attraktive Preise. Neugierig? Einfach reinklicken unter www.motorradonline.de. So, wir werden jetzt einen weiteren Pisco Sour trinken. Auf unser Wohl, auf das aller guten Chefs und natürlich auf das aller daheimgebliebenen Weltenbummler.
High-Tech-Zwerge
Aus den Augen, aus dem Sinn das hätte Michael Schröder so gepasst. Selbst auf der anderen Seite des Erdballs lassen ihn die MOTORRAD-Kollegen nicht ganz von der Leine. Das World-Wide-Wb machts möglich. Und damit er in Wort und Bild berichten kann, wurde Schröder mit feinster Technik ausstaffiert. Um optische Eindrücke zu konservieren, steht ihm die 370 Gramm leichte und mit 15 x 8 x 4 Zentimetern winzige Digitalkamera Nikon Coolpix 990 zur Verfügung, die mit einem 3,34-Megapixel-Sensor so gute Bilder macht, dass sie in MOTORRAD gedruckt werden können. Per USB-Kabel werden die Fotos zur Weiterverarbeitung und Versand in das Panasonic Toughbook M 34 überspielt, ein gegen Feuchtigkeit, Staub und Stoß geschütztes Sub-Notebook im B5-Format, das mit 64 Megabyte Arbeitsspeicher, einem 300-MHz-Pentium-Prozessor und einer Vier-Gigabyte-Festplatte die Leistung einer Workstation bringt.