Bonn und sein Umland
Bonn plus Ultra

Bundeshauptstadt – das ist für Bonn Vergangenheit. Doch die Lichter am Rhein sind nicht erloschen. Im Gegenteil, ein Abstecher in die Hauptstadt a. D. fördert Strahlendes zutage: Tradition und Wandel, Kultur auf hohem Niveau und viel Lebensqualität.

Bonn plus Ultra
Foto: Daams

Nur keine Hektik. Kathleen und ich halten an, steigen von der Ducati Monster S4Rs. Jupp peilt gelassen, nimmt Maß. In hohem Bogen schleudert er Metall auf Metall. Klonk. Gut getroffen. Beim ersten Wurf, »zum Legen an das Schweinchen«, seien die schweren Kugeln besser, sagt Jupp. Was dem Motorradfahrer die Reifen, bedeuten dem Boulespieler seine Kugeln. Mitspieler Werner weiht uns in die Metaphysik des Spiels ein: »Die Konzentration ist unheimlich hoch. Es gibt nur noch die Kugel, wie beim Motorradfahren blendest du alles andere aus.« Er sollte es wissen, denn, so erfahren wir, er besitzt zwei Guzzis, eine 850 T3 und eine Mille GT. Es fällt nicht schwer, mit Rheinländern ins Gespräch zu kommen. Vor allem auf dieser Duc mit ihrem perlmuttweißen Lack und feuerrotem Gitterrohrrahmen.

An einem der stilvollsten Plätze Bonns parkt sie, am Ende der Poppelsdorfer Allee. Zwei Doppelreihen Kastanien verbinden als prachtvolle Achse zwei Barockschlösser. Bis Ende des 18. Jahrhunderts war Bonn Residenz der Kölner Kurfürsten. In beiden Schlössern sitzt seit 1818 die Universität, mit über 30000 Studierenden eine der größten in der Bundesrepublik. Die historischen Häuser entlang der einen Kilometer langen Poppelsdorfer Allee bilden zusammen mit der hüben und drüben ansetzenden Süd- und Weststadt das größte Gründerzeitviertel Deutschlands. Jede Fassade ist anders, bildet Kompositionen aus Stuck, Erkern und Balkonen, gelben, roten oder schwarzen Ziegelsteinen und damit kontrastierenden weißen Fensterrahmen. Reich verzierte Eingangstüren oder Türmchen auf den Dächern stehen für Reichtum einst wie jetzt. Städtebau fürs Herz.

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Daams
Die Straßencafés bieten Logenplätze vorm Rokoko-Rathaus.

Kathleen kann’s gar nicht fassen. »Bonn habe ich mir immer ganz grausam vorgestellt. Ich kannte die Stadt ja nur aus der Tagesschau.« Sie ist aus Thüringen angereist. Und nun mit ihren Vorurteilen am Ende: »Na ja, Bonn, das waren für uns immer alte Männer vor hässlichen grauen Häusern.« Nur einen Stein-, pardon, Kugelwurf entfernt, ruht das Poppelsdorfer Schloss in sich selbst: erhaben, ehrwürdig und elegant. Dahinter liegt einer der schönsten und ältesten Botanischen Gärten des ganzen Landes. Geadelt vom Guinness-Buch der Rekorde: Die Titanenwurz, die hier im Tropenhaus Ende Mai 2003 erblühte, gilt mit 2,74 Meter Höhe als größte Blüte der Welt. Draußen, in der Sonne, stehen Oleander und andere mediterrane Pflanzen fest verwurzelt, wuseln grazile Mauereidechsen herum. Lautes Krächzen erfüllt die Luft. Ein Trupp Halsbandsittiche fliegt vorbei, rasant und mit reißendem Flügelschlag. 300 Paare leben wild in Bonn. Alle profitieren vom milden Klima der Stadt. Das im Sommer auch drückend schwül werden kann, geprägt von der Lage im Talkessel mit dem riesigen Wärmespeicher Rhein. Die Winter sind angeblich die wärmsten in ganz Deutschland. Sprechen die Bonner(innen) deswegen von der »nördlichsten Stadt Italiens«? Oder meinen sie südländisch-lässige Lebensart, in einer Stadt voller Straßencafés und Biergärten? Dabei hieß es noch in den Sechzigern, Bonn sei halb so groß wie der Zentralfriedhof von Chicago. Aber doppelt so tot. Schon der Name käme von »Bundeshauptstadt ohne nennenswertes Nachtleben«. Kann was dran sein. Denn wer hier nach 23 Uhr noch ein offenes Restaurant sucht, hat’s schwer, allen Imbissbuden zum Trotz.

Bonn ist nicht Köln, entwickelte sich niemals zur Weltstadt und zählt »nur« 315000 Einwohner. Mit steigender Tendenz, ganz trendwidrig in Deutschland. Da greift Paragraph 1 des auf »Bönnsch« verfassten Rheinischen Grundgesetzes: »Et es wie’t es.« Rheinländer nehmen das Leben mit Humor. So wie der 61-jährige, überaus lebenslustige Einzelhändler Johannes Vollmar, den wir auf seiner bordeauxroten 1100er-Pan European am Kaiserplatz treffen. »Hier lösen wir alles rheinisch liberal«, sagt er. Jeder Jeck ist anders, das wissen die karnevalsverrückten Rheinländer, leben und leben lassen gilt als oberste Prämisse.

Nur einmal, im Juni 1991, da ist den Bonnern das Lachen gründlich vergangen. Als der Bundestag in einer knappen Entscheidung beschlossen hatte, Parlament und Regierung nach Berlin zu verlegen. Was hatten sie dagegen gekämpft am Rhein, doch vergeblich. Zukunftsangst ging um. Bis die Paragraphen 2, 3 und 4 griffen: »Et kütt, wie et kütt« (es kommt, wie es kommt), »et hät noch immer jot jejange« (es ist noch immer gut gegangen) und »wat fott es, es fott« (fort ist fort): 1999 zog der Treck der großen Politik vom Rhein an die Spree. Wir bleiben, starten mit der Duc zur Stadtrundfahrt. Sechs Bundesministerien haben weiterhin ihren ersten Dienstsitz in Bonn, andere eine Außenstelle. Zusammen beschäftigen sie rund 10000 Mitarbeiter, mehr als die Berliner. 22 Bundesbehörden und etliche Unternehmen kamen neu an den Rhein. Wandel hat hier Tradition. Paragraph 5: »Et bliev nix, wie et wor« (es bleibt nichts, wie es ist).

So logiert beispielsweise an der Kreuzung Weberstraße/Ecke Adenauerallee der Bundesrechnungshof. In den 50er Jahren als Postministerium gebaut, wurde das Gebäude später Teil des Auswärtigen Amts. Fünf Tier-Skulpturen an der Rückseite künden noch davon, stehen für die fünf Kontinente: Adler (Amerika), Stier (Europa), Löwe (Afrika), Elefant (Asien) und Känguru (Australien, logisch). Auch ohne Bundesmandat thronen sie weiterhin überm Fluss, blicken ins Siebengebirge. Und auf die meist befahrene Wasserstraße Europas vor der malerischen Silhouette der Berge. Mitten in Bonn kurvt der Rhein energisch herum, verläuft alles andere als geradlinig oder kanalisiert. Magnetisch zieht er die Menschen an, als Küste mitten in der Stadt. Von den vielen Kilometern Uferpromenade profitieren vor allem Fußgänger, Skater und Fahrradfahrer, denn nur wenige Straßen begleiten den Fluss. Auf der anderen Seite, am Ufer in Beuel, werfen Kinder Kieselsteine ins Wasser.

Daams
Regierung und Parlament sind gegangen, doch in der "Bundesstadt" bleibt die Politik gegenwärtig.

Wir eisen uns los, starten den V2 wieder. Flüssig rollt er, der Verkehr auf der B 9, einst die so genannte Diplomatenrennbahn. Als wichtigste Nord-Süd-Achse verbindet sie die Bonner Innenstadt mit dem (ehemaligen) Regierungsviertel und dem südlichen Stadtbezirk Bad Godesberg, früher Standort der meisten internationalen Vertretungen. Es fahren zwar noch Botschaftsautos umher, zu erkennen an ihrer mit einer Null beginnenden Nummer, heute jedoch mit Berliner Zulassung. Auffällig sind auch die vielen Audis, BMWs und Mercedes mit dem Nummernschild »BN-DT...«, offenbar der Fuhrpark der Deutschen Telekom. Die mitsamt ihren Tochterunternehmen hier residiert. Die Stadt hat heute 10000 Arbeitsplätze mehr als 1991. Boomtown Bonn. Und Bonbon-Stadt. Ein süßlicher Duft wabert unters Visier – er stammt von Haribo im Stadtteil Kessenich. Wo wohl gerade Weingummi gekocht wird. 1920 gründete der Bonbonkocher Hans Riegel in Bonn seine Firma, mit einem Sack Zucker als Startkapital. Zwei Jahre später erfand er den »Tanzbären« aus Fruchtgummi, der als Haribo-Goldbär Weltberühmtheit erlangte. Genau wie die hier erfundene Lakritz-Schnecke.

Geschichte entdecken wir auch beim Kiosk am »Langen Eugen«. Im Schatten des 1969 erbauten Abgeordneten-Hochhauses betreibt Klaus Dolff seit 25 Jahren seine Mischung aus Imbissbude und Trinkhalle. Da hat er viel erlebt. Und zu erzählen: »Friedrich Nowottny kam jeden Mittag hier Eis essen«, sagt Dolff, » bei Wind und Wetter, da konnte man die Uhr nach stellen.« Nahm Nowottny daraus die Kraft, eintausendmal die Sendung »Bericht aus Bonn« zu moderieren? Die Schote von Helmut Kohl ist ebenfalls unvergessen. Als er 1982 seinen Chauffeur angewiesen hatte, dem soeben von ihm abgelösten Kanzler Schmidt einen Blumenstrauß zu überreichen, der aussah wie ein riesiger Kohlkopf. »Aber Herr Schmidt«, ergänzt der Ducati-Fahrer Dolff, »ließ dann zwei Wochen später von seinem Fahrer fünf lebende Hasen ins frisch geräumte Kanzleramt bringen.« Als Kohl-Killer. »Eine schöne, gemütliche Zeit war das,
jeder kannte jeden.« Bundesdorf Bonn? Bundesstadt nennt Bonn sich heute, nur das »haupt« in der Mitte wurde gestrichen. Die Weltoffenheit indes blieb. Dafür stehen zum Beispiel zwölf Institutionen der Vereinten Nationen sowie der UN-Campus, der derzeit im ehemaligen Regierungsviertel entsteht; ein Internationales Kongresszentrum soll mit 6000 Plätzen das größte Deutschlands werden. Angeblich will man das UN-Plenum von New York hierhin verlegen. Welthauptstadt Bonn? Wir grollen am »Post-Tower« vorbei, der Zentrale des gelben Riesen und höchstes Bürogebäude in Nordrhein-Westfalen. Von den Bonnern zuerst abgelehnt, heute anerkannt. Der 162,5 Meter hohe Turm ist auch Sitz des 633 Mitglieder starken bundesweiten Motorradclubs »Postbiker e.V.«. Entlang des Landschaftsparks »Rheinaue« hangeln wir uns mit der Ducati zur Stadtautobahn. Schade, dass heute nicht der dritte Samstag im Monat ist
und der größte und schönste Flohmarkt weit und breit in der Rheinaue brodelt.

Die gerade mal drei Kilometer lange A 562 gilt als kürzeste Autobahn Deutschlands. Hat aber als Südbrücke (korrekt: Konrad-Adenauer-Brücke) große Bedeutung, denn die nächste kommt erst in Koblenz. Ansonsten heißt es wie an vielen Bonner Ufern »Fährmann, hol über«. Wir folgen dagegen dem Asphalt auf die »Schäl sick«, wie die linksrheinischen
Bonner über die angeblich falsche Rheinseite spotten. Dort, im Siebengebirge, tragen uns Serpentinen auf den Petersberg. Das ehemalige Gästehaus der Bundesregierung ist heute Edelhotel und -restaurant mit toller Aussicht: Ganz Bonn liegt zu Füßen, und der berühmte Drachenfels prangt zur Linken. Dahinter, in Bad Honnef-Rhöndorf, bezog übrigens 1935 ein von den Nazis abgesetzter Kölner Oberbürgermeister seinen Wohnsitz am steilen Hang: Konrad Adenauer. Ob er deswegen 1948/49 maßgeblich die Hauptstadt-Wahl beeinflusste? Die anderen Mitbewerberstädte hatten keine Lobby (Stuttgart), waren zu stark zerstört (Kassel) oder wirkten zu wenig provisorisch (Frankfurt) – schließlich sollte es später wieder nach Berlin gehen. Das war die Chance für die Stadt, eine Große zu werden. Zumindest mental.

In Rhöndorf rollen wir über eine kleine Brücke auf die Insel Grafenwerth zum Biergarten am Strand. Rheinische Riviera. Pittoresk ankert der Aalschocker Aranka im Abendlicht. Er ist das letzte erhaltene Fangboot seiner Art und Erinnerung an tausende rheinische Familien, die noch
in den 20er Jahren vom Fischfang lebten. Doch Gewässerverschmutzung und Ausbaumaßnahmen entzogen ihnen die Lebensgrundlage. Heute gilt der Rhein wieder als sauberster Strom Europas, seine Anrainer haben aus den Umweltsünden gelernt. Man kann drin baden, die Fische bedenkenlos essen und Massen von Muschelschalen am Strand bewundern.
Unser Blick haftet an den Frachtschiffen fest, schweift über die gegenüber-
liegende »Schwester-Insel« Nonnenwerth – früher Kloster, heute Internat – zum sagenumwobenen Rolandsbogen, einem Schauplatz der Nibelungensage. Gegenüber dem großen Köln hat das gemütliche Bonn einen riesigen Vorteil: die Berge. Die Godesburg ist die letzte Höhenburg entlang des Rheins, hier geht der Mittel in den Niederrhein über.
Der nächste Morgen ruft zum Frühstück in die »Bonner Republik«. Wirt Guntram Fischer hat sein Lokal mit Insignien aus der guten alten Zeit angereichert: Politikerporträts, Briefe an den »Herrn Bundeskanzler«, historische Fotos von Staatsempfängen mit Motorrad-Eskorte, Wahl-
plakate, Bundesverdienstkreuze. Und eine originelle Speisekarte. So gibt es etwa »Erich Honecker«: ein Glas Leitungswasser und eine Scheibe trocken Brot für 38 Cent. Oder »Joschka Fischer«: Müsli mit Joghurt und Früchten, dazu ein Glas frischer Orangensaft. Macht 4,90 Euro.
Frisch gestärkt geht’s ins zoologische Museum König, einen imposanten Bau aus braunem Sandstein. Dessen Lichthof zeigt täuschend echte Lebenswelten aus der afrikanischen Savanne. Dabei war er 1948 quasi der Kreißsaal der deutschen Demokratie, als genau dort feierlich der Parlamentarische Rat eröffnet wurde, um das Grundgesetz auszuarbeiten. Vermutlich mussten damals einige ausgestopfte Tiere kurzfristig zur Seite rücken. Selbst Adenauer arbeitete hier, bevor sein Dienstsitz fertig renoviert war.

Auf der anderen Straßenseite leuchten die schneeweißen Gebäude der Villa Hammerschmidt und des Palais Schaumburg, Ex-Residenzen von Bundespräsident und Kanzler. Wir lassen sie links liegen, genau wie die beachtlichen Häuser der Museumsmeile – wollen weiter, über das Kurveneldorado im Ahrtal zum »Ring«: nur 50 Kilometer bis zur Nordschleife! Doch vorher folgen wir der B 9 schnurstracks gen Süden. Wo nicht nur die Stadt, sondern auch Nordrhein-Westfalen endet.
Schon der erste Ort in Rheinland-Pfalz beeindruckt: das Friedensmuseum in den Resten der Brücke von Remagen. Weltbekannt wurde sie als einzige Verbindung über den Rhein, welche die Alliierten erobern konnten. Die Sprengung durch die Deutschen schlug fehl. Am 7. März 1945 stieß eine Vorhut der 9. US-Panzerdivision – die sich angeblich bloß verfahren hatte – auf den unversehrten Übergang: das »Wunder von Remagen«. General Eisenhower soll ausgerufen haben, die Brücke sei ihr Gewicht in Gold wert. Er schickte seine Truppen Tag und Nacht darüber; die deutsche Heeresleitung versuchte verzweifelt, die Brücke durch Bombenangriffe und Kampfschwimmer noch zu zerstören. Hitler ließ fünf Offiziere zum Tode verurteilen. Am 17. März 1945 stürzte die schwer beschädigte Brücke schließlich ein und riss 28 amerikanische Soldaten in den Tod. Heute wehen Fahnen auf den Pfeilern hoch überm Rhein, deutsche und amerikanische. Manchmal ist es gut, wenn sich die Zeiten ändern. Das wissen die Menschen im Rheinland vielleicht mehr als anderswo.

Beeindruckend: Bonner Museen

Daams
Poppelsdorfer Schloss im Botansichen Garten.

Erstaunlich bunt präsentiert sich die Bonner Museumslandschaft: Zeitgeschichte, Kunst, Natur und Technik. Die Kunst-
und Ausstellungshalle (Bundeskunsthalle) sowie das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bilden mit dem
dazwischen liegenden städtischen Kunstmuseum Bonn das Rück-
grat der sehenswerten Bonner Museumsmeile.
Dazu gehören ferner das zoologische Museum Alexander Koenig (www.museum-koenig.de), die Bonner Zweigstelle des Deutschen Museums und die ifa-Galerie. Noch bis 7. Januar 2007 ist die Guggenheim-Ausstellung in der Bundeskunsthalle (www.kah-bonn.de) ein absolutes Muss für Kunstliebhaber. Leider zeigt sie keine Bikes aus der legendären Motorrad-Ausstellung »The art of the motorcycle«.
Ebenso wie die Bundeskunsthalle zählt das Haus der Geschichte (www.hdg.de) mehr als 500000 Besucher pro Jahr, der Eintritt ist frei. Viele zehntausend Exponate machen die Nachkriegsgeschichte in Ost und West lebendig. Auch Fahrzeuge gehören dazu, etwa Adenauers Dienst-Mercedes aus den 50er Jahren, eine Vespa »Königin« aus dem gleichen Jahrzehnt oder eine Zündapp Combinette von 1964 – Gastgeschenk für den einmillionsten Gastarbeiter in Deutschland.
Nur noch bis 22. Oktober 2006 läuft die tolle Ausstellung zur
Geschichte der Rock-Musik, danach zieht sie ins Berliner Kronprinzenpalais. Neben Video-Clips, Hörproben oder Plattencovern sind sogar Motorräder und ihre Fahrer berücksichtigt – »Halb-
starke« und Rock ’n’ Roll gehörten mal untrennbar zusammen.
Stationen der Politik in Bonn macht der »Weg der Demokratie« zugänglich – zu Fuß oder unter www.wegderdemokratie.de
am Rechner. 1989 feierte Bonn seinen 2000. Geburtstag, das
erste römische Lager stammt aus dem Jahr 12 v. Chr. Reiche Fund-
stücke aus dieser Epoche zeigt das Rheinische Landesmuseum (www.rlmb.lvr.de).

Und noch bis 19. November 2006 »Roots – Wurzeln der Menschheit«: Funde des Neandertalers und diverser Frühmenschen. Bereits vor 14000 Jahren besiedelten Ur-Rheinländer den Bonner Raum, das belegen ein
frei gelegtes Doppelgrab und der »Hund von Oberkassel«, der älteste Nachweis überhaupt für den Hund als Haustier.

Infos - Bonn und sein Umland

Standort einer römischen Legion, wichtiger Ort der Rheinromantik und Sitz einer großen Universität: Bonn lockt mit Geschichte(n). Und mit tollen Motorradstrecken vor der Haustür.

Daams
Bonner Begegnung: Italiener und Japaner im Gespräch.

Anreise
Von Südwesten kommend die A 61 und dann die A 565 nehmen; die Ausfahrt »Poppelsdorf« führt entlang der sehenswerten Südstadt
direkt zur Museumsmeile. Diese liegt an der B 9, der ehemaligen »Diplomatenrennbahn«. Von Köln kommend führt die 19 Kilometer lange A 555 geradewegs ins Stadtzentrum. Sie gilt als älteste deutsche Autobahn. Rechtsrheinisch führt die A 59 (Flughafenautobahn) nach Bonn-Beuel. Von Südosten die A 3 und dann die Ausfahrt »Siebengebirge« wählen. Hinab ins Rheintal bei Königswinter schlängelt sich eine schöne Strecke. Wer Zeit hat, kann gleich durchs malerische Rheintal anreisen, auf der B 9 oder B 42.

Gastronomie
Charmantes Ambiente und nette Küche kombiniert die »Bonner Republik«, Adenauerallee 70, Telefon 0228/2804970, www.bonnerrepublik.com. Deftige rheinische Gerichte serviert das Brauhaus »Bönnsch« zum hausgebrauten Bier in der Innenstadt, Sterntorbrücke 4, Telefon 0228/650610, www.boennsch.de. Gleiches gilt fürs Bierhaus »Machold« in der Altstadt, dem lebendigsten Kneipenviertel Bonns, Heerstraße 52, Telefon 0228/9637877, www.bierhaus-machold.com, und das Brauhaus »Zum Roten Löwen« im schnuckligen Nachbarstädtchen Siegburg, Holzgasse 37–39, 53721 Siegburg, Telefon 02241/55999, www.siegburger-brauhaus.de. In der Bonner Altstadt mal in der »Zone« vorbeischauen, der Wirt fährt Triumph Tiger. Rheinromantik pur: der Bahnhof Rolandseck, direkt südlich von Bonn an der B 9 gelegen. Im klassizistischen Juwel von 1856 sitzt man über dem Arp-Museum in erhabenem Ambiente (Foto rechts). Die große Terrasse mit guss-
eisernen Balkonen bietet einen tollen Ausblick, die künstlerisch gestalteten Toiletten drastische erotische Darstellungen; Telefon 02228/911111, www.interieur-no253.de. Weiter südlich, in Sinzig, Heimat des BMW-Tuners Wunderlich, kredenzt das »Vieux Sinzig« französische Küche für Feinschmecker. Kölner Straße 6, 53489 Sinzig, Telefon 02642/42757,
www.vieux-sinzig.com. Ein anderes kulinarisches Spektrum offeriert der Haribo-Fabrikverkauf in der Friesdorfer Straße 121, 53175 Bonn, Telefon 0228/9092930, www.haribo.de. Derzeit tobt in Bonn ein Preiskrieg orientalischer Imbissbuden, die Döner und Falafal (frittierte Kichererbsenbällchen) schon zu 1,50 Euro anbieten.
Für Cocktails sollte man die stilvolle »Indochine Buddha Bar« in Bonn ansteuern: Weberstraße 37, Telefon 0228/241614. Straßencafés und Biergärten (der nächste Frühling kommt bestimmt) sind zahlreich; besonders beliebt und zentral sind der »Alte Zoll« am linken und die »Rheinlust« am rechten Rheinufer.

Übernachten
An Hotels aller Art und Kategorien herrscht in Bonn kein Mangel, 7700 Betten stehen zur Wahl. Unser Tipp in der Beethoven-Stadt ist das Hotel »Mozart«. Mozartstraße 1, Telefon 0228/659071, www.hotel-mozart-bonn.de. Schönes Haus in zentraler Lage mit Garage, das Doppelzimmer kostet von 60 bis 95 Euro.

Strecke/Karten
Die wasserabweisende, reißfeste MOTORRAD-General-Karte Nummer 12 (Bonn, Saarbrücken, Luxembourg) im Maßstab 1:200000 kennzeichnet landschaftlich und kurventechnisch reizvolle Strecken südlich von Bonn, in Siebengebirge, Westerwald und Eifel. Etwa die auf den Petersberg. Oder das Kesselinger Tal zwischen Bad Neuenahr und Ahrbrück sowie die sehr schnelle Strecke von Dümpelfeld über Schuld (»Wasserscheide«) zum Radioteleskop Effelsberg und von dort weiter nach Altenahr. Tipp: in Dernau die Strecke durch die Weinberge nach Esch nehmen.
Nicht zu vergessen das Bröhltal bei Maria Laach und das rechtsrheinische Wiedtal. Und natürlich die legendäre Nordschleife. Eine Runde kostet 16 Euro, vier Runden 56 Euro; Infos zu Öffnungszeiten per Telefon 02691/302-0 und unter www.nuerburgring.de. Wer Motorrad-Treffs und Campingplätze sucht, wird in der MOTORRAD-Karte ebenfalls fündig. Letztere liegen vor allem im Motorrad-Mekka Ahrtal. Für 5,90 Euro gibt’s die Karte im Buchhandel und an Tankstellen. Für Touren durchs Bergische Land oder das Siegtal ist das Anschluss-Blatt Nummer 8 (Ruhrgebiet, Münster, Köln) der passende Begleiter.

Literatur
Merian extra Band 57: Bonn; mit Stadtplan und Serviceteil, ISBN 3-7742-6829-0, fünf Euro. Bonner Museumsführer, Bouvier Verlag, ISBN 3-416-03066-4, 14,50 Euro. Bonner Stadtgeschichte – kurz gefasst, Bouvier
Verlag, ISBN 3-416-03073-7, 18,50 Euro.

Das Motorrad - Bonn und sein Umland

Wohin nur mit der Abdeckung für den Soziussitz?

Kein Tourer, aber sehr sinnlich: Die S4Rs ist Ducatis stärkste Monster. Sie trägt den feurigen, 130 PS produzierenden V2-Motor aus der 999. Und dazu edle, einstellbare Federelemente von Öhlins, die besten Brembo-Bremsen, Einarmschwinge und hoch verlegte Schalldämpfer.
Familientypisch sind gestreckte Sitzposition, der unglücklich gekröpfte, breite Lenker und der große Wendekreis. Dafür gefällt das leichte Handling der 203 Kilogramm leichten Signora.

Im Stop-and-go nervt die hohe Kupplungshandkraft und der schwierig zu ertastende Leerlauf. Traumreichweiten unterbindet der kleine
13,5-Liter-Tank, Tribut an die voluminöse Airbox. Immerhin, Tankstopps mit der betörend schönen, teuren Italienerin (14995 Euro) ergeben rasch Gespräche mit kontaktfreudigen Rheinländern. Doch wenn spontan eine Sozia aufsteigen will, weiß man nicht wohin mit der Abdeckung für
den Soziussitz. Da staunt Altkanzler Adenauer...

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MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023