Himalaya

Himalaya ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE–––––

Wer die höchsten Paßstraßen der Welt erfahren will, kommt um den Himalaya nicht herum. Josef Seitz erlebte 5317 Höhenmeter auf einer 350er Enfield Bullet.

Elf indische Motorräder, ein Versorgungs-Lkw mit sieben Exiltibetanern, zwei indische Mechaniker in einem Jeep und eine Kiste mit fünfzehn lebenden Hühnern - die Liste für unsere Tour liest sich exotisch. Aber zwischen Naggar im fruchtbaren Kullutal und unserem Ziel, dem abgeschiedenen Industal in Ladakh, liegen knapp fünfhundert einsame Kilometer, die für manch unangenehme Überraschung sorgen können. Die erste erwartet uns kurz nach dem Start. Stoisch tuckert die Enfield die Serpentinen zum knapp viertausend Meter hohen Rohtang-Paß hinan. Bergspitzen tauchen kurz aus den Wolken auf und verschwinden wieder im Nebel, als wären sie nicht Wirklichkeit. Wir befinden uns schon in weit über dreitausend Metern Höhe, als sich einige Serpentinen über uns eine orangefarbene Linie stehender Tatra-Lastwagen vor dem Bergmassiv abzeichnet. Der Rohtang ist dicht, ein Stau - aber was für einer. Wenn ein Europäer kurz vor dem verkehrstechnischen Wahnsinn steht, dann ist für einen indischen Lkw-Fahrer alles noch völlig normal. Wenn aber selbst für indische Verhältnisse nichts mehr geht, dann probiert der Lkw-Pilot erst recht, noch einige Meter zu gewinnen. Und wenn man sich nun vorstellt, daß die Paßstraße am Rohtang oft gerade so breit ist, daß zwei Lastwagenfahrer nur unter Einsatz von Kopf und Kragen noch aneinander vorbeikommen, und feststellt, daß die Straße jetzt vom linken bis zum rechten Rand mit Fahrzeugen verkeilt ist, dann fragt man sich zum einen, wie es überhaupt soweit kommen konnte, und zum zweiten, warum sich niemand über das Chaos aufregt. Da wird in aller Ruhe eingewiesen, oft millimeterknapp am Abgrund entlang zurückgestoßen, unter penetrantem Dieselgestank, pechschwarzen Rußwolken, lautstarkem Gehupe - und ausschließlich gutgelaunten Gesichtern. So, als wäre alles eine willkommene Abwechslung. Der Grund für das Nadelöhr ist eine meterhohe Schneemauer, die sich wenige Kilometer vor der Paßhöhe neben der Piste gehalten und mit Schmelzwasser die Straße ausgespült hat. Auf dem groben Untergrund aus losen Felsbrocken schaffen die Laster nur mit Mühe die Steigung. Rechts und links stehen Männer knöcheltief im eiskalten Wasser und werfen Felsbrocken unter die durchdrehenden Hinterräder. Auch auf der Enfield verursacht die Stelle ein wildes Geschüttel. Kurz vor dem Ende der Steigung stirbt der Motor ab, ich muß ebenfalls ins Wasser, um die Kiste wieder anzukicken. Schnell sind einige Helfer da und unterstützen schiebend die schweratmenden 17 PS. Ein Teil unserer Gruppe hat sich bereits durch den Stau gekämpft und den Paß überwunden. Wir wollen uns in Khoksar treffen - ebenso die Crew mit dem Lkw, die sich schon vor uns auf den Weg gemacht hatte. Ich warte bis zum Beginn der Dämmerung an der Wasserdurchfahrt auf den Rest unserer Truppe. Da niemand nachkommt, mache ich mich ebenfalls auf den Weg zur Paßhöhe. Inzwischen regnet es in Strömen. Die Teerdecke ist durch immer länger werdende sandige Pistenabschnitte unterbrochen, und das Regenwasser schießt wie ein dreckigbrauner Bach über die Straße. Oben auf dem Paß zucken Blitze quer über die Bergspitzen, Hagelschauer setzen ein, und eine seltsame Mischung aus respektvoller Faszination und einem mulmigen Gefühl in der Magengegend begleiten mich auf die andere Bergseite. Als mir siedend heiß einfällt, daß die Schlafsäcke noch im Jeep auf der anderen Seite liegen, wirkt das nicht gerade aufmunternd. Denn der wird heute mit Sicherheit nicht mehr über den Paß kommen. Die Strecke bei Nacht und Regen ist wegen der Erdrutschgefahr viel zu gefährlich. Endlich ist Khoksar erreicht. Ein kleines Nest, das aus einer Polizeistation besteht, an der alle durchfahrenden Ausländer registriert werden, sowie aus einigen Teehäusern in denen es auch was zu futtern gibt. Wir haben Glück, der Besitzer eines solchen Teehauses hat hinter dem Haus eine Lehmbaracke mit einfachen Holzpritschen, wo wir übernachten können. Gut, der vermutlich alle drei Jahre anstehende Bettwäschewechsel dürfte kurz bevorstehen, aber mit einer gehörigen Portion knoblauchgefüllter Fladenbrote, ein paar kräftigen Schlucken aus der Rumflasche und etwas Humor wird auch dieses Domizil zum brauchbaren Schlafplatz. Der Rest der Gruppe stößt am nächsten Morgen zu uns. Sie hatten am Rastplatz bei der Auffahrt in einem einfachen Guesthouse in den Schlafsäcken übernachtet, weil die Lkw-Schlange immer noch den Paß versperrte. Vorbei an gletscherbedeckten Berggipfeln und feinstrahligen Wasserfällen tuckern wir durch das weite Tal des Chandra-River und über eine schlammige Piste weiter bis Keylong. Hinter Keylong ist die Piste in schwindelerregender Höhe in die steile Felswand geschlagen. Das Überholen der Lastwagen wird auf der engen Strecke zur Nervenprobe. »Horn Please« steht in großen Lettern auf den hinteren Ladeklappen: Erst Hupen, bis der Fahrer weiß, daß einer hinter ihm ist, und dann warten, bis er Handzeichen gibt und einen vorbeiläßt. Oft ist zwischen Truck und Abgrund gerade ein knapper Meter Platz, aber die Fahrer sind recht entgegenkommend. Kurz vor dem Baralacha-Paß schlagen wir in 3800 Metern Höhe unser Camp am Ufer eines Bergbaches auf. Für die Verpflegung sorgt unsere Exiltibetaner-Crew, die sich auf die Verköstigung bei solcher Touren spezialisiert hat. Doorjee, der Chef, und seine Mannen lassen die Federn von fünf Hühnern fliegen und zaubern aus einem einzigen Wok auf einem einfachen Kerosinbrenner ein mehrgängiges Menu auf den Tisch, das die Regenschauer vergessen läßt. Der Monsun, der normalerweise von den Bergen um den Rohtang-Paß zurückgehalten werden sollte, hat sich aber ausnahmsweise mal bis zum Baralacha-Paß vorgewagt und es gießt nun in Strömen. Als wir am nächsten Morgen den 4650 Meter hohen Übergang in Angriff nehmen, ist es nicht viel besser. Aber gerade das miserable Wetter gibt der einsamen Landschaft das richtige Ambiente. War das Tal des Chandra-River noch fruchtbar grün, so wird die Landschaft hier karg und lebensfeindlich. Eiskalte Bergbäche kreuzen die Straße, die über steile Geröllfelder durch ein allmählich enger werdendes Tal hinaufsteigt. Nachdem die Enfield zum zweiten Mal in einer Wasserdurchfahrt den Dienst quittiert, taucht irgendwo im Hinterkopf die Vision von einer ordentlichen Enduro auf. Wie schön könnte das sein. Doch als die Bullet dann auf 4650 Metern Höhe mit fast ungebrochener Leistungskurve zwischen nebelverhangenen Seen und schneebedeckten Bergkuppen, die sich gespenstisch aus der Wolkensuppe heben, wieder fröhlich dahinballert, da will ich um nichts in der Welt mehr tauschen. Hier gehört sie hin, die Enfield. Es ist verflucht kalt hier oben in der »Wohnung des Schnees«, das Himalaya übersetzt heißt, und die Finger sind mangels warmer Handschuhe kaum noch zu spüren. Kurz hinter der Paßhöhe tauchen einige Rundzelte auf, deren Bewohner uns freundlich hereinbitten. Eine Frau und ein Mädchen reichen heißen Milchtee und Reis. Draußen prasselt der Regen und stiebt als feiner Dunst sogar durch die Zeltwand. Die Biker liegt geschafft auf den Decken, die ringsum im Zelt verteilt sind. Im Moment ist nichts mehr gefragt als Ruhe und etwas Warmes zum Trinken. Doch zu lange dürfen wir uns hier oben nicht aufhalten, denn die Höhenkrankheit macht sich langsam bemerkbar. Leichter Schwindel, beginnende Kopfschmerzen und schweres Atmen bei jeder kleinen Anstrengung sind deutliche Zeichen, die Weiterfahrt anzutreten. Hinter dem Baralacha-Paß beginnt endgültig eine Jahrtausende alte Urlandschaft. Zwischen den mächtigen Geröllbergen haben die Wassermassen gewaltiger Bergflüsse tiefe Schluchten in das Land gefressen. Noch zwei mächtige Pässe sind bis zu unserem Ziel zu überwinden. Der 5065 Meter hohe Lachulung, auf dem wir fassungslos ein australisches Pärchen mit Mountain Bikes begrüßen, und der Taglang, mit 5317 Metern der zweithöchste mit Motorfahrzeugen befahrbare Paß der Welt. Auf den Übergängen stehen einfache Tempel, und an langen Leinen wehen verwaschene Gebetsfahnen im Wind, der die daraufgekritzelten Gebete und Bitten zu den Göttern tragen soll. Unsere letzten beiden Camps liegen in 4200 Metern Höhe. Der Körper beginnt sich bereits umzustellen. Die Kopfschmerzen verschwinden allmählich, das Schwindelgefühl läßt nach. Die Leistungsfähigkeit bleibt allerdings angeschlagen. Zeltaufbau wird zur Schwerstarbeit. Alles läuft wie im Zeitlupentempo ab. Am nördlichen Auslauf des Taglang-Passes stoßen wir nach Tagen wieder auf das erste richtige Dorf. Dunkelhäutige Menschen beobachten uns neugierig aus schmalschlitzigen Augenwinkeln und winken uns freundlich zu, als wir vorbeifahren. Dann tauchen wir in eine Schlucht ein, deren wild zerklüftete, rostbraune Felswände so übermächtig in den Himmel ragen, daß das eigene Dasein zur Bedeutungslosigkeit zusammenschmilzt. Dieses karge Massiv bildete lange Zeit eine natürliche Grenze, hinter der sich im 3500 Meter hoch gelegenen Indus-Tal die eigenständige Kultur der Ladakhis entwickeln und bewahren konnte. Grundlage für das Leben dieses friedlichen Volkes ist der Glaube an den Buddhismus und an ihre Götter, von denen für jedes wichtige Ereignis, von der Niederkunft bis zur Getreideernte, ein anderer verantwortlich ist. Jahrhunderte alte Klöster residieren mitten in den Bergen. Eines der schönsten ist das Kloster Thikse, dessen Mönchswohnungen an einem steilen Hang kleben, während auf einer Hügelkuppe das eigentliche Kloster tront. Demnächst soll eine Meditation beginnen, der wir beiwohnen können. Mit langen Trompetensignalen vom obersten Klosterdach wird sie angekündigt. Spärliches Licht fällt auf die niedrigen Sitzreihen des Versammlungsraums, auf denen die Mönche mit hin- und herwiegenden Oberkörpern murmelnd zum monotonen Schlag einer Trommel ihre Gebete rezitieren. Eine Wand des Raumes ist mit verschiedenen Darstellungen Buddhas bemalt, eine andere birgt in Holzregalen heilige Schriften. Um eine große Buddha-Statue sind im flackernden Schein von Kerzenlicht Reliquien und Kultgegenstände zu erkennen. Draußen breiten sich zu Füßen des Klosterhügels leuchtend grüne Reis- und Getreidefelder in dem ansonsten graubraunen Tal des Indus aus. Kastenförmige, lehmbraune Häuser bestimmen das Bild die Dörfer, unten ist meist der Stall untergebracht, darüber liegen die Wohnräume, und auf den flachen Dächern lagert das Winterfutter für das Vieh. Beidseits der Straße nach Leh beansprucht das Militär wegen den nahen Grenzen von China und Pakistan viel Land. Im Westen des Bundesstaates Jammu und Kaschmir, zu dem auch Ladakh zählt, werden die Probleme zur Zeit immer ernster. Extremistische Moslems versuchen durch terroristische Aktivitäten, den Anschluß an Pakistan zu erzwingen. Ladakh ist bisher friedlich, was zu einem Großteil dem Buddhismus zu verdanken ist. Er ist darauf ausgerichtet, alle anderen Religionen zu akzeptieren. Im Kloster von Phiyang, das etwa fünfzehn Kilometer westlich von Leh am Rande der Berge liegt, findet gerade das jährliche Tempelfest statt. Tempelfeste zählen in dieser Kultur zu den wichtigsten Ereignissen des Jahres. Kilometerweit pilgern die Ladakhis zu den Klöstern, um das Ereignis mitzuerleben, um Bekannte zu treffen, um bei den Göttern für alles Mögliche zu bitten und vor allem, um die Zeremonientänze, mitzufeiern. Aus den tief zerfurchten Gesichtern alter Männer und Frauen strahlt die fast schon sprichwörtliche ladakhische Lebensfreude. Wandermönche drängen sich mit ihrem wenigen Hab und Gut durch die Gassen, einige Bettler halten auf dem Boden sitzend ihre Hand auf, vor den Tempeln herrscht dichtes Gedränge. Einzelne Frauen tragen stolz den Perak, eine Kopfbedeckung, die aus Fellklappen und einem langen Lederband besteht, auf dem wertvolle Türkise und Schmuckstücke befestigt sind. Er wird bei der Hochzeit der ältesten Tochter einer Familie an diese weitergegeben und zeigt, je nach Größe und Besatz, den Reichtum der Familie an. Die Hauptattraktion des Tempelfestes sind die Zeremonientänze. Sie erzählen die Geschichte eines tibetanischen Mönchs, der einst einen König getötet haben soll, der eine andere Religion dem Buddhismus vorziehen wollte. Zum Klang von Trommeln und Flöten tanzen Männer in schweren, reichverzierten Gewändern und mit furchterregenden Dämonenmasken vor den Gesichtern über den Klosterhof und spielen diese Erzählung.Wir brechen auf zum Khardung-Paß. Die Verbindungsstraße in das Nubra-Tal, nördlich von Leh, führt über diesen mit 5603 Metern höchsten befahrbahren Bergübergang der Welt. Das Wetter spielt mit, die Luft ist glasklar und der Himmel fast wolkenfrei. Doorjee, unser Küchenchef, schafft es, die benötigte Genehmigung innerhalb weniger Stunden zu organisieren, so daß wir kurz vor Mittag losfahren können. Zusammen mit Perumal, unserem Mechaniker, machen sich nur fünf zum Aufsteig bereit. Der Rest unserer Truppe scheint von der strapaziösen Anfahrt noch geschafft zu sein. 16 Kilometer vor der Paßhöhe, an der Kontrollstation des Militärs, geht die schmale Teerstraße in eine Sand- und Schotterpiste über. Wir wundern uns immer mehr, mit welcher Sturheit die Enfield die Höhenmeter ignoriert. Die 350er stößt an einigen Steigungen zwar an ihre Grenzen, aber die 500er läßt sich kaum beeindrucken. Die Aussicht ist phantastisch. Oben angekommen, sind die Spitzen der schneebedeckten Sechstausender auf der gegenüberliegenden Seite des Indus-Tales fast mit uns auf einer Ebene. Lange halten wir die enorme Höhe allerdings nicht lange aus, Kopfschmerzen und Schwindelgefühl machen sich wieder bemerkbar. Dennoch ist der Moment gewaltig.An unserem letzten Tag erkunden wir das flußabwärts gelegene Tal des Indus bis nach Alchi. Hier ist die Getreideernte in vollem Gange. Die von Hand gemähten Ähren werden zum Dreschen um einen Pfahl geschichtet, um den so lange Kühe trotten, bis das Korn ausgetreten ist. Die Spreu vom Korn trennen die fröhlich singenden Ladakhis, in dem sie alles mit Gabeln in die Luft werfen, bis der Wind die Spreu davongetragen hat. Durch die wüstenhafte Landschaft des Mündungsgebietes der Flüsse Zanskar und Indus geht es schließlich wieder zurück nach Leh. Unsere letzte Nacht vor der Rückfahrt verbringen wir in ehemaligen Mönchszellen neben einem Kloster in den Bergen hoch über Leh. Der Komfort beschränkt sich auf eine Strohmatte auf dem Holzboden, aber dafür liegen uns die mächtigen Gipfel der Zanskar-Bergkette zu Füßen. Drei Tage später sind wir wieder im Chandra-Tal bei Keylong. Vor Khoksar müssen wir warten, bis ein Bulldozer einen Erdrutsch beseitigt hat, und auch am Rohtang-Paß ist es abermals eng. Letzte Nacht hat eine Schlammlawine an einer Steigung die Straße versperrt. Die 350er schafft das rutschige Stück nur, indem ich bei eingelegtem ersten Gang und schleifender Kupplung nebenher renne. Als wir hinter der Paßhöhe wieder ins Kullutal hinunterfahren, blendet mich schier dessen leuchtend grüne Vegetation. Wir sind zurück im Leben. Die letzten beiden Tage verbringen wir in Delhi. In der indischen Hauptstadt gibt es rund acht Millionen Einwohner, vier Millionen Fahrzeuge und siebzehntausend heilige Kühe. Entsprechend geht es im Straßenverkehr zu. In Old Dehli, der im Norden gelegenen Altstadt, sind einige Gassen so eng, daß kaum die Arme ausstreckt werden können. Hoffnungslos überladene Fahrradrikschas bahnen sich mühselig ihren Weg zwischen Obstständen und Gewürzhändlern, an Barbiershops und winzigen Lebensmittelläden vorbei. Wer eine Nähmaschine hat, hat eine Schneiderei, wer einen Kerosinbrenner sein eigen nennt, ist Restaurantbesitzer, und um einen Teeshop von einer Schmide zu unterscheiden, muß man schon zweimal hinschauen. Old Delhi ist faszinierend und abschreckend zu gleich, das ist Indien, wie man es sich in seinen kühnsten Träumen vorstellt. Wenn du mitten drin steckst und nicht mehr weißt, wo Norden oder Süden ist, wenn dich in den düsteren Gassen dunkle Augen anstarren, wenn dich zum dritten Mal irgend ein Barbier mit dem Rasiermesser in der Hand aufgefordert hat, auf seinem Stuhl Platz zu nehmen, dann willst du raus aus dem Chaos. Und sobald du draußen bist, weißt du, daß du wiederkommen wirst.

Infos

Das Berliner Reisebüro Prima Klima Reisen hat sich in den letzten Jahren mit der Organisation alternativer Motorradreisen und außergewöhnlicher Extremtouren in Asien einen Namen geschaffen. Diesmal widmete sich das Team im indischen Nordwesthimalaya auf Royal Enfield Bullet den höchsten Pässen der Welt.

Organisierte Touren: Ab 31. August 1996 findet wieder eine 22tägige Tour auf Enfields von Naggar im Kullutal bis Leh in Ladakh mit Abstechern in das dahinterliegende Nubra-Valley und in Teile des Industales statt. Auf derselben Strecke geht es wieder zurück nach Naggar. Die Tour, die über die höchsten befahrbaren Pässe der Welt führt, kostet für Motorradfahrer 5660 Mark, für Jeepmitfahrer 4860 Mark. Darin sind Flug, Übernachtung, Tourguide, Verpflegung sowie Motorradmiete und Sprit enthalten. Eine etwas abgespeckte 17-Tagestour (4990/4490 Mark) ist ebenfalls geplant. Infos bei Prima Klima Reisen, Hauptstraße 5, 10827 Berlin, Telefon: 030/78 79 27-0, Fax 78 79 27-20.Die Motorräder: Bei dieser Tour waren indische Enfield Bullet 350 und 500 im Einsatz. Weil die 350er mitunter leistungsmässig an ihre Grenzen stieß, wird zukünftig nur noch auf 500ern gefahren. Die Enfield ist Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da sich die Fußbremse links und die Schaltung rechts befindet (erster Gang nach oben). Aber nach zwei, drei Tagen geht auch das in Fleisch und Blut über. Obwohl der Langhuber zur Sparte Oldtimer zählt, an dem seit Jahrzehnten kaum etwas modifiziert wurde, hat er sich auf den gefahrenen Strecken bewährt. Selbst in 5600 Metern Höhe sprang der Motor problemlos an und zeigte kaum Leistungsabfall. Auch Schlamm- und Schotterstrecken waren auf dem antiken Fahrwerk bestens zu bewältigen. Die Strecke: Die rund 500 Kilometer lange Strecke von Naggar bis Leh ist eine abwechslungsreiche Mischung aus Teer, Sand und Schotter. Sie ist oft abenteuerlich in den Felsen gehauen und klettert über mehrere extrem hohe Pässe: Rohtang-Paß - 3978 Meter, Baralacha-Paß - 4650 Meter, Lachulung-Paß - 5065 Meter, Taglang-Paß - 5317 Meter und schließlich über den höchsten befahrbaren Paß der Welt, den Khardung-Paß mit 5603 Metern. Gesundheit: Es sind zwar keine Impfungen vorgeschrieben, aber Prophylaxe gegen Hepatitis, Typhus und Cholera wird empfohlen. Ins Gepäck gehören Medikamente gegen Durchfall (häufigste Erkrankung), Aspirin, Erkältungsmittel und fibersenkende Mittel, sowie extrem guter Sonnenschutz für Haut und Lippen (Ladakh liegt auf etwa 3500 Meter Höhe). Die Anfahrt nach Leh per Motorrad ist zwar ideal, um den Körper langsam an die Höhe zu gewöhnen, gewisse Auswirkungen durch den niedrigen Sauerstoffdruck (Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und leichtes Schwindelgefühl) lassen sich bei Aufenthalten über 3500 Höhenmetern aber trotzdem nicht vermeiden. Klima/Reisezeit: Der Monsun dauert auf der Südseite des Himalaya im allgemeinen bis Ende August. Bis Mitte/Ende Oktober herrscht dann sehr gutes Wetter. Hält die Bergkette um den Rohtang-Paß während der Monsunzeit die Regenwolken normalerweise vom dahinterliegenden Bergland ab, so kommt es auch mal vor, daß sich die Wolken bis zum Taglang-Paß kurz vor dem Indus-Tal schieben. Im Indus-Tal gibt es keine durch den Monsun bedingten Regenfälle. Bei gutem Wetter herrscht in Ladakh mit Temperaturen um 25 bis 30 Grad Celsius ideales Motorradwetter. Auf den Pässen können die Temperaturen aber weit unter zehn Grad fallen. Übernachten: Nur am Ausgangsort Naggar und am Ziel in Leh gibt es Hotelübernachtungen. Während der An- und Rückfahrt wird bei der Tour in Zweierzelten übernachtet. Da die Nachttemperaturen bei ungünstigen Wetterverhältnissen bis nahe null Grad fallen können, sind ein warmer Schlafsack und eine gute Isomatte wichtig. Literatur: Sehr umfangreich und detailliert ist der Reiseführer Ladakh & Zanskar von Jutta Mattausch, Reise Know-How Verlag, 36,80 Mark. Gefahrene Strecke: etwa 1350 Kilometer

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