Ob die Familie im Auto sitzt oder die Anreise an den Urlaubsort zu weit erscheint: Ein Grund, ohne Motorrad in den Urlaub zu fahren, findet sich immer. Dann bist du angekommen in der Oase, freust dich aufs Ausspannen und Abschalten. Plötzlich aber brummt ein Motorrad aus der Ferne heran. Dem Fahrer weht der Wind um die Nase, in seiner Sonnenbrille spiegelt sich der azurblaue, wolkenlose Himmel. Sehnsüchtig schaust du hinterher und machst dir plötzlich viele Gedanken, die sich nur um das eine Thema drehen: Warum habe ich mein Bike nicht dabei...?
Eine gute Frage, denn der Motorradtransport ist kein Hexenwerk. So müssen ja auch in der MOTORRAD-Redaktion täglich diverse Bikes im Huckepack, ob auf Anhängern oder in Transportern, durch die Gegend kutschiert werden. Klare Sache, mit der Routine der Profis und zusammen mit dem richtigen Equipment ist das Verladen eine Sache von Minuten.
Einfachste und günstigste Lösung ist der Anhänger, vorausgesetzt, das Auto verfügt über eine entsprechende Kupplung. Allerdings muss man sich auf der Reise mit einem Tempolimit (in Deutschland und dem benachbarten Ausland im Schnitt zwischen 80 und 100 km/h) anfreunden.
Deutlich aufwendiger ist der Motorradtransport im Huckepack. Noch dazu lässt sich so maximal ein Bike mitnehmen, und beim Verladen sollte ein Helfer zur Hand gehen. Die geeigneten Fahrzeuge indes beschränken sich bei weitem nicht auf Wohnmobile. Auch Vans oder sogenannte SUVs können mit einem geeigneten Trägersystem ein ausgewachsenes Motorrad bis 300 Kilo per Heckträger transportieren.
Wer über ein entsprechend großes Fahrzeug verfügt, kann sein Motorrad ohne Probleme mit an Bord nehmen. Das erforderliche Rüstzeug dazu ist schnell im Fahrzeug untergebracht. Wie Sie nun Ihren geliebten Untersatz am besten mit in den Urlaub nehmen und worauf Sie beim Beladen zu achten haben, finden sie bei den einzelnen Links.
Motorrad mieten
Muss es unbedingt das eigene Bike sein? Für ein paar Tage lässt sich auch am Urlaubsort ein passender Untersatz finden. Wer sich vorab informiert, kann seinen Traumurlaub sogar mit einem Traumbike garnieren.
Eine durchgenudelte 125er-Enduro gibt es an nahezu jedem Urlaubsort. Wer jedoch schon vor der Reise recherchiert, kann durchaus mit einem sehr gepflegten Untersatz auf Tour gehen. Im MOTORRAD-Sonderheft »Unterwegs Spezial«, Band »Europa, der Süden« (Nachbestellservice 0711/182-1229) haben wir die wichtigsten Mietstationen in dieser Region mit allen Infos zu den Motorrädern und Preisen aufgelistet. Eine Ducati Monster 620 ist in Italien pro Tag für knapp 60 Euro zu bekommen, die Drei-Tages-Miete einer BMW F 650 GS kostet in Griechenland rund 175 Euro. Und für 87 Euro am Tag lässt sich bereits eine veritable Harley-Davidson Road King durchs spanische Marbella steuern. Eines der besten Netzwerke bietet die Münchner Firma GS Sportreisen (Telefon 089/27818484, www.gs-sportreisen.de). Hier lassen sich bequem von zu Hause aus Motorräder in der ganzen Welt anmieten. Auch wenn viele Vermieter Helme anbieten, ist es ratsamer, die eigene Bekleidung (Helm, Jacke, Stiefel) mitzunehmen.
Fazit: Eine durchaus attraktive Variante für Leute, die nur ein paar Runden im Urlaubsland drehen wollen. Angebote unbedingt vorher einholen.
Bike verschicken
Warum selber machen? Lass doch die Profis ran. Das Motorrad fährt per Spedition in den Urlaub. Insbesondere Gruppenreisende kommen hier auf ihre Kosten.
Speditionen, die sich mit professioneller Ausrüstung des Motorrads annehmen und es an den gewünschten Ort transportieren, gibt es etliche. Allerdings ist die Sache nicht billig. Für die Hin- und Rückfahrt nach Südeuropa müssen zwischen 500 und 800 Euro kalkuliert werden. Günstiger wird’s, wenn große Gruppen auf Reisen gehen. Motorradspediteur SKS (www.sks-bikeshuttle.de) bietet Sammeltransporte zu großen Treffen an. Über Google (Suchwort: Motorradtransporte) lassen sich kleinere Firmen finden, die Motorradreisende mit Minibus und Anhänger in den Urlaub chauffieren. Die Tour an den Gardasee beispielsweise kostet hin und zurück rund 300 Euro für Mensch und Maschine.
Fazit: Eher für Gruppen interessant, die sich die langwierige Anreise per Autobahn sparen wollen. Für Alleinreisende kaum empfehlenswert.
Auf dem Anhänger

Ran ans Auto, rauf mit dem Bike und abfahren. Der Anhänger ist eine der preiswertesten und einfachsten Lösungen, ein Motorrad zu transportieren. Vorausgesetzt, das Auto besitzt den passenden Haken.
Wer eine Anhängerkupplung am Wagen hat, sollte beim Motorradtransport nicht lange überlegen. Für ihn stellt der Anhänger die pragmatischste Lösung dar. Einen Anhänger für ein Motorrad gibt es im Schnitt bereits ab rund 500 Euro. 700 Euro genügen, um bereits bis zu drei Motorräder aufzuladen.
Beim Beladen ist allerdings Routine und ohne diverse Hilfsmittel zudem eine helfende Hand gefragt. Attraktiv sind deshalb spezielle Lösungen wie absenkbare Trailer (ab rund 2000 Euro), bei denen das Motorrad auf Bodenniveau auf die Führungsschiene geschoben und verzurrt wird. Anschließend lässt sich der Hänger über einen Kompressor oder per Fußpumpe wieder auf Fahrhöhe anheben. Weiterer Vorteil: Bei Nichtgebrauch kann der Hänger zusammengeklappt platzsparend verstaut werden. Eine zweite Möglichkeit bieten sogenannte Kippanhänger, bei denen das Motorrad direkt auf die Schiene gefahren werden kann (Preis ab rund 3800 Euro).
Bikes, die auf offenen Anhängern stehen, sind natürlich ein Hingucker für Langfinger. Wer sein bestes Stück vor Diebstahl schützen will, sollte abschließbare Kastenanhänger ins Auge fassen, die es in extravaganten Formen (ab rund 5500 Euro) und sogar als Miniwohnwagen (ab rund 8000 Euro) gibt, der optional mit mehreren Schlafplätzen ausgestattet werden kann.
Fazit: Ein einfach gestrickter Anhänger mit drei Standschienen ist ideal für Biker, die ihr Motorrad ohne großen Aufwand gelegentlich mit in den Urlaub nehmen wollen. Gut ist, wenn man sich beim Kauf mit mehreren Interessenten zusammenschließen kann. Das Aufladen erfordert Routine, die man aber schnell erlangen kann. Empfehlenswert sind Anhänger mit 100-km/h-Zulassung.
Plus Minus Anhänger:
Plus
- Gibt’s bereits ab 500 Euro
- Bei Bedarf schnell zu mieten
- Fasst je nach Ausführung bis zu drei Motorräder
Minus
- Erfordert Fahrpraxis, besonders beim Rangieren
- Offen nicht diebstahlsicher
- Tempolimit
Mit dem Anhänger richtig Gas geben
Wer flott unterwegs sein will, sollte sich einen Anhänger mit Tempo-100-Zulassung zulegen. Dieser muss über Stabilisierungseinrichtungen und hydraulische Achsstoßdämpfer verfügen, zudem müssen die Reifen für mindestens 120 km/h (Kategorie L) freigegeben und dürfen nicht älter als sechs Jahre (Produktionsdatum) sein. Wichtig ist, am Heck einen Tempo-100-Aufkleber anzubringen. Außerdem muss das Zugfahrzeug ABS-gebremst sein. Vorsicht bei Fahrten im Ausland. Hier gelten sehr unterschiedliche Tempolimits (Infos beim ADAC).
Adressen Anhänger
ComSys, Telefon 07072/914630, www.composite-sys.de; Klappgaragen für die Anhängermontage
Excalibur, Telefon 02266/47999931, www.excalibureurope.com; extravagante Kastenhänger
Knaus, Telefon 08583/211, www.knaus.de; Kastenhänger im Wohnwagenformat
Polo Motorrad, Telefon 0180/5225785, www.polo-motorrad.de; Standardmodelle ab 479 Euro, Miete möglich
Ruku Anhänger, Telefon 07844/91870, www.ruku-rheinau.de; Kippanhänger für ein oder zwei Motorräder
Van Vossen, Telefon 0031/521/360980, www.vanvossen.de; auf Bodenniveau absenkbare Hänger
Anhänger mieten
Warum gleich einen ganzen Anhänger kaufen, wenn man diesen überall günstig mieten kann. Ein Verleiher ist schnell gefunden, Preise lassen sich im Internet recherchieren.
Beim Neukauf kostet ein einfacher Hänger zwischen 500 und 750 Euro. Ein ziemlich teures Unterfangen für denjenigen, der diesen nur ein bis zwei Mal pro Jahr nutzen will. Noch dazu braucht man einen Abstellplatz. Was kostet dagegen die Miete? Mietstationen gibt es bundesweit in nahezu jeder größeren Ortschaft. Neben Branchenbüchern sind viele Mietstationen auch über das Internet zu finden (Suche über Google), und online lassen sich häufig gleich die Preise recherchieren. Gute Anlaufpunkte sind außerdem Tankstellen und der eigene Motorradhändler. Auch die Shopkette Polo bietet an nahezu allen Standorten die Anhängermiete an. Je nach Region kostet ein Einachshänger mit Platz für zwei Motorräder und 100-km/h-Zulassung pro Woche im Schnitt zwischen 80 und 100 Euro. Für einen zweiwöchigen Urlaub mit Bike wären die Mehrkosten durchaus akzeptabel, zumal für das Mietgefährt keine weiteren Kosten an Wartung und Unterhalt kalkuliert werden müssen.
Fazit: Für alle, die einen Hänger nur für eine gelegentliche Fahrt in den Urlaub nutzen würden, ist die Anmietung die bessere Alternative.
Im Auto

Die geräumige Familienkutsche als Laderaum für das Zweirad? Geht auch. Allerdings muss das Auto vor dem Transport gut präpariert werden, und der Lademeister sollte einige Tricks auf Lager haben.
Platz ist in der kleinsten Hütte. Diese Weisheit lässt sich problemlos auf den Motorradtransport per Auto übertragen: »Weißt du noch, wie wir damals in den Renault R4 zwei Enduros reingequetscht haben...« – diese oder ähnliche Erfahrungen fielen so manchem MOTORRAD-Redakteur im Rahmen dieser Geschichte ein. Gerade die mittlerweile weit verbreitete Fahrzeuggattung der Vans schluckt ein Bike oft ohne größere Umbaumaßnahmen.
Allerdings sollte im Fahrzeug eine stabile Aufnahmevorrichtung für das Motorrad vorhanden sein. Neben fest im Boden verankerten Ösen ist vor allem ein stabiler Bügel wichtig, der das Vorderrad aufnimmt. Erst so lässt sich das Motorrad sicher verzurren und damit die Gefahr mindern, dass die Maschine im Falle eines Unfalls zum tödlichen Geschoss für die Insassen wird. Alles über das richtige Verzurren erfahren Sie abschließend auf Seite 74. Ein reichhaltiges Sortiment an notwendigem Zubehör wie Transportschienen, Haltebügeln oder Ösen hält unter anderem der Motorradhändler Beinert in seinem Onlineshop (siehe Adressen) parat.
Aber auch Autohersteller haben die Motorradfahrer unter ihren Kunden entdeckt. Fahrer des VW Multivans (Modellreihe T5) können beispielsweise als Werkszubehör die Transportvorrichtung »Easy In« (1550 Euro) ordern, mit der sich das Bike bequem per fernbedienbarer Seilwinde ins Fahrzeug ziehen lässt. Für eine Urlaubsreise ist der Motorradtransport im Fahrzeug allerdings nur bedingt geeignet. Zum einen geht reichlich Platz flöten, und ohne Trennwand nerven auf Dauer die Benzinausdünstungen des Bikes schon sehr.
Fazit: Der Transport im Fahrzeug ist nichts für die Familie auf Urlaubstour. Wer will sein Kind schon stundenlang neben ein nach Benzin und Gummi müffelndes Ungetüm setzen? Abhilfe kann jedoch eine Abtrennung zwischen Fahrgast- und Laderaum schaffen. Großer Vorteil ist die schnelle und sichere Verstauung des Motorrads mit wenigen Handgriffen.
Plus Minus im Auto:
Plus
- Diebstahlsichere Transportlösung
- Keine Geschwindigkeitsbegrenzung
- Nach Fahrzeugvorbereitung schneller Einsatz
Minus
- Kostet viel Platz
- Gesundheitsschädliche Benzindämpfe im Innenraum
- Fasst meist nur ein Motorrad
Wenn’s eng wird im Auto
Lenker abklappen, Gabel in die Federn ziehen oder das Vorderrad ausbauen. Mit ein paar Kniffen lässt sich fast jedes Motorrad in fast jedem Auto verstauen. Unsere Tipps für engagierte Do-it-yourself-Spediteure.
Trick Nummer eins ist meistens schon ausreichend. Mit abmontierten Spiegeln passen normale Straßenbikes ohne Probleme in kleinere Transporter oder Vans. Sollte die Höhe dann immer noch nicht ausreichen, hilft es, die Verschraubung des Lenkers zu lösen und diesen nach unten zu drehen. Ebenso effektiv: mittels Zurrgurt zwischen Radachse und Lenker oder unterer Gabelbrücke die Gabel in die Federn ziehen. Je nach Motorrad können so bis zu 15 Zentimeter Höhe eingespart werden. Bei besonders hartnäckigen Fällen wie hochbeinigen Crossern oder Supermotos hilft schließlich der Ausbau des Vorderrads und Ersatz durch ein kleines Schubkarrenrad, erhältlich in jedem Baumarkt. Derart tiefergelegt, lässt sich das Bike problemlos selbst in kleine Kastenwagen wie beispielsweise einen Renault Rapid verladen. Beim ersten Mal besser mit Helfer arbeiten.
Adressen für Autozubehör
Neben passenden Fahrzeugen ist vor allem das richtige Transportzubehör wichtig. Zurrgurte gibt es beim Motorradhändler oder in den Shops der Versandketten (Louis, Polo, Gericke), weitere Transport-Accessoires bei diesen Adressen:
Stockel Karosserietechnik, Telefon 02564/568307, www.stockel-karosserietechnik.de; Fahrzeugumbauten oder -aufrüstungen für den Motorradtransport.
VW Nutzfahrzeuge, Telefon 0511/7980, www.vwn.de; Transportvorrichtung für den Einbau im VW Multivan.
Zweirad-Center Beinert, Telefon 05241/92360, www.beinert-online.de; zahlreiche Hilfsmittel für den Transport im Auto.
Per Heckträger

Das Fahrrad auf dem Fahrzeugheck keine Seltenheit. Aber auch das Motorrad würden viele Träger ohne Probleme packen. Vorausgesetzt, sie finden am Auto stabile Aufhängepunkte. Und das ist das Problem.
Wohnmobilausstatter Alfred Weih, vornehmlich für Hymer-Mobile tätig, setzt das Limit sehr hoch: »300 Kilogramm packen unsere Heckträger locker!« Damit sind zur Hardware klare Aussagen getroffen. Kritisch wird es allerdings in der Peripherie. Denn der Heckträger verlangt nach einer stabilen Aufhängung, die ab Werk nicht immer gegeben ist. Vor allem Wohnmobile stellen die Entwickler von Heckträgern vor größere Probleme.
Denn das rollende Häuschen ist im Regelfall so konstruiert, dass die Kräfte neben dem Rahmen auch in die Aufbauwände eingeleitet werden. Das reicht für den normalen Fahrbetrieb, nicht aber für ein Motorrad, das am Heck hängt. Hier sind solide Hilfsrahmen notwendig, die am Fahrzeug verschraubt werden und den Trägerpreis auf bis zu 3500 Euro hinaufschrauben.
Deutlich einfacher gestaltet sich die Anbringung an klassischen Transportern oder Vans. Aufgrund der Fahrzeuggeometrie mit stabilen Aufhängepunkten lassen sich je nach Modell Motorräder bis 300 Kilo auf das Heck wuchten. Die Preise liegen inklusive Anbausatz für das Fahrzeug bei durchschnittlich 1000 Euro. Das Bepacken ist allerdings kein Kinderspiel. Ein 200-Kilo-Bike ist nur mit viel Hilfe und Routine auf dem Heckträger verstaut. Einfacher geht’s, wenn man sich einen absenkbaren Träger zulegt, bei dem das Motorrad auf Bodenniveau aufgeschoben wird. Kosten: mindestens 2500 Euro.
Fazit: Die Anschaffungskosten sind hoch, die Montage ist kompliziert und das Beladen oft schwer. Wer mehr als eine federleichte 250er-Enduro transportieren will, sollte auf andere Lösungen ausweichen. Geeignet vor allem für jene, die den Platz im Fahrzeug anderweitig nutzen oder sich kein Tempolimit aufbrummen wollen.
Plus Minus Heckträger:
Plus
- Kein Tempolimit
- Keine spezielle Fahrpraxis nötig
- Stauraum im Auto bleibt erhalten
Minus
- Erfordert teils teure Speziallösungen
- Fasst nur ein Motorrad
- Ist schwer zu beladen
Adressen Heckträger
Viele Trägersysteme werden über Wohnmobil-Händler (regionale Adresssuche über das Branchenbuch) vertrieben. In der Regel können diese auch die Montage übernehmen oder arbeiten mit einer fachkundigen Werkstatt zusammen. Daneben empfehlen sich folgende Adressen:
Alfred Weih, Telefon 07525/2400, www.alfred-weih.de; absenkbare Heckträger für Motorräder, auf Wunsch bis 300 Kilogramm.
Elbe Twinny Load, Telefon 0221/9565290, www.twinny-load.de; abnehmbare Heckträger bis 300 Kilogramm Nutzlast. Anbaukits für Transporter, SUVs und Vans.
Sawiko, Telefon 05493/99220, www.sawiko.de; Heckträger für Wohnmobile in Gewichtsklassen von 150 bis 200 Kilogramm.