Gerade mal drei Wochen Urlaub hatten fünf Enduro-Freunde für ihre Tour zum Aralsee. Und schafften es. Auf stetem Ostkurs staubten sie 18 Tage lang und 7600 Kilometer weit bis fast nach China.
Gerade mal drei Wochen Urlaub hatten fünf Enduro-Freunde für ihre Tour zum Aralsee. Und schafften es. Auf stetem Ostkurs staubten sie 18 Tage lang und 7600 Kilometer weit bis fast nach China.
Die spinnen, die Russen – mehr fiel mir nicht ein, als Herwig beim üblichen Freitag-Stammtisch erklärte, unsere lang geplante Motorradtour zum Aralsee sei nicht mehr machbar! Sechs Wochen vor dem Start verweigert Russland den Rückreisetransit. Verdammt! Bei mageren drei Wochen Urlaub eine schier unlösbare Sache. Wie nun zurückkommen? Vom Aralsee per Schiff über das Kaspische Meer nach Aserbaidschan? Oder via Turkmenistan, Iran und Türkei? Alles ist zu aufwendig, zu lang, zu kurzfristig und ohne eine Minute Luft für Unvorhersehbares. Was bei längeren Touren, vor allem in den Osten, unverzichtbar ist. Schweren Herzens entschließen wir uns zu einer dritten Variante: Wir fahren bis Almaty, kurz vor der chinesischen Grenze, fliegen von dort zurück und lassen die Bikes im Lkw heimbringen. Prinzipiell lehnen wir so was zwar ab, doch nach dem Schock hatten wir alle einige Halbe intus, und alles schien möglich.
Dann begann die hektische Phase. Neben den organisatorischen Vorbereitungen wie Routenplanung, Visa, Flug und Motorrad-Transport mussten noch fünf, zum Teil serienmäßige Enduros für ihr künftiges Einsatzgebiet vorbereitet werden: Drei motorseitig zuverlässige Cagiva Elefant (eine 900er und zwei 750er), eine KTM 950 Adventure sowie meine HPN-BMW 1040 von 1987. Dann – so glaubten wir damals zumindest – sollte unserem Abenteuer nichts mehr im Wege stehen.
Unsere Route führt zunächst reibungslos über Wien und Bratislava bis zu den Ausläufern der nördlichen Karpaten. Nach zwei Tagen erreichen wir bei Uzhorod die ukrainische Grenze. Das Warten beginnt. Etliche Stunden bei 35 Grad im Schatten, den es nicht gibt. Als wir endlich durchgewunken werden, geht es ohne große Pause sofort in Richtung Kiew. Um Mitternacht sind wir dort, die Hälfte der Ukraine ist geschafft. Viel Zeit kosten insbesondere die ständigen Polizeikontrollen. Und unsere grundsätzliche Ablehnung von Schmiergeldzahlungen. Letzteres erfordert mitunter gehörige Geduld. Und es wird ziemlich laut. Auf beiden Seiten.
Nach einer elenden Nacht in einem kakalakenverseuchten Hotel spulen wir die restlichen Kilometer in der Ukraine ab. Die Stadt Charkow nahe der russischen Grenze ist dort unsere letzte Station. Wie üblich kommen wir erst spät in der Nacht an. Nach den ersten 2400 Kilometern wissen wir, dass wir andere Dinge völlig unterschätzt haben. So vor allem die endlosen, zeitraubenden Stadtdurchfahrten in der Ukraine. Wir sind abgekämpft und traurig, von dem Land so wenig gesehen zu haben. Aber der Zeitplan drängt unerbittlich. Am nächsten Tag muss das russische Visum abgestempelt und die entsprechende Hotelbuchung in Wolgograd eingelöst werden.
Früh morgens brechen wir auf und erreichen nach einigen Stunden den kleinen russischen Grenzübergang bei Luhansk. Vorsorglich haben wir ein dickes Zeitpolster für die Grenzformalitäten eingeplant, denn bei fünf Motorrädern kann sich das ziehen. Diesmal müssen wir uns zum Glück nicht an den schimpfenden Fahrern der Lkw-Kolonnen vorbeidrängeln. Bis zum ersten Checkpoint läuft es richtig gut. Doch dann kommt’s. Volle fünf Stunden werden wir von einer Hütte zur anderen geschickt, und ein paar völlig betrunkene Zöllner wirken nicht gerade brennend an der Erledigung unserer Formalitäten interessiert. Irgendwann steht das Wort Faschist im Raum, und der erste Fahrzeugschein geht in Fetzen. Wir beherrschen uns nur mühsam. Als dann noch der Preis für die Kfz-Versicherung kurzfristig heraufgesetzt wird, ist die Stimmung endgültig im Keller. Draußen hat inzwischen trübseliger Landregen eingesetzt.
Es dämmert bereits, als wir nach Wolgograd, dem einstigen Stalingrad, aufbrechen können. Gottlob lässt der Regen nach, so dass der Ölfilm auf unseren Visieren gerade noch etwas Restdurchsicht gewährt. Müde machen wir uns an die letzten, beschwerlichen 350 Kilometer. Halb verhungert, aber überglücklich erreichen wir nach einem 20-Stunden-Tag um drei Uhr Morgens Wolgograd. Ein Bier an der Bar und ab ins Bett. 3300 Kilometer in vier Tagen. Wir haben das erste Ziel erreicht.
Die Stadt mit ihrer tragischen Geschichte fungiert heute als Industriehochburg Russlands. Überall zeichnen sich vor dem dunstigen Himmel Fabriken, qualmende Schornsteine und Ölpipelines ab. Bei näherem Hinsehen verrostet und in desolatem Zustand. Während die Innenstadt nicht allzu sehenswert ist, stoßen wir am Wolga-Ufer neben zahlreichen Leninstatuen und Relikten aus dem Zweiten Weltkrieg auf ein sehr aufwendig gestaltetes Kriegsmuseum. Den tiefsten Eindruck hinterlässt jedoch der Mamajew-Hügel mit einem gewaltigen, von einer fast 100 Meter hohen Frauenstatue dominierten Denkmal. Zur Erinnerung an die Soldaten der Roten Armee und die Schlacht von Stalingrad. Die im Winter 1942/43 hunderttausende russische und eingekesselte deutsche Soldaten das Leben kostete und zum Trauma dieses Kriegs wurde.
Den Ruhetag in der Stadt nutzen wir, um die Motorräder wieder herzurichten. Reinhards Cagiva verliert Gabelöl, und seit der Ukraine kokelt es in ihrem Sicherungskasten. Außerdem ist die hydraulische Kupplung der KTM undicht, und Sepp flucht seit Tagen über sein Gepäcksystem an der Cagiva, das bereits in seine Einzelteile geschüttelt wird.
Am nächsten Tag starten wir auf einer von mörderischen Spurrillen durchzogenen Rumpel-Piste nach Astrachan, überqueren dort mit einer kleinen Fähre das breite Wolga-Delta. Dahinter beginnt Kasachstan. Der erste Eindruck am Grenzposten ist erschütternd, der Zustand der Hütten desolat und das Personal nicht gerade motivierend. Mühsam und zeitraubend werden unsere Dokumente entziffert und ins Kyrillische übertragen. Als wir dann noch erklären, in acht Tagen bis Almaty vordringen zu wollen, ernten wir ein lächelndes »Not possible«! Aus Berichten wissen wir, dass es ab hier richtig anstrengend werden wird, und betrachten mit Sorge unsere Motorräder. Brüche an Rahmen, Auspuffhalterungen und Verkleidungen, die weiterhin kokelnde Elektrik und Sepps sich auflösendes Gepäcksystem...
Doch wir sind in Kasachstan! In Guanschenko, unserer ersten Anlaufstation, suchen wir sofort eine Werkstatt. Gottlob haben wir eigenes Werkzeug, Schrauben und Ersatzteile dabei. Denn außer einem Hammer, einer Zange und einem alten Schweißapparat gibt es hier nichts. Nur die nette Hilfe und den großartigen Einfallsreichtum der Kasachen, mit denen wir die gröbsten Schäden wieder richten.
Dann geht es auf Schotterpisten nördlich des Kaspischen Meeres weiter
in Richtung Ölmetropole Atyrau. Es ist 40 Grad heiß und wir haben die glühende Tiefebene von Turan erreicht, die bis zu 160 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Und endlich die lang ersehnte Steppe. Die wie nordamerikanische Wüsten wirkt. Nur der vergessene Schrott entlang der Straße und die einsamen, teilweise verlassenen Ortschaften aus Lehm- und Blechhütten holen uns in die Realität zurück. Unkonzentriert und geschwächt von viel zu vielen Kilometern rollen wir hindurch, saugen alles auf. Doch die Tatsache, mit den eigenen Maschinen bis nach Kasachstan gelangt zu sein, belebt uns wie eine Droge. So wagen wir auch noch einen zweistündigen Abstecher durch tiefsandiges Terrain, um endlich das Kaspische Meer zu sehen.
Hinter einsamen Bauernhütten taucht die Küste auf, an der Kühe, Pferde und Dromedare weit im flachen Meer stehen und Schilfgras weiden. Der erhoffte Sprung ins Wasser fällt allerdings aus, denn wie aus dem Nichts umringen uns plötzlich die Bauern und Fischer. Mit Probesitzen auf den Motorrädern und Gesprächen per Gebärden vergehen Stunden, bis wir weiter nach Atyrau fahren können. Der Zustand der Straße wird zunehmend schlechter, und die vielen Schlaglöcher setzen insbesondere den Cagivas ziemlich zu. Ständig müssen die Ketten gespannt und Schrauben nachgezogen werden.
In Atyrau ist das zweite Ziel erreicht: das Ende des Kontinents. Eine 405 Meter lange Hängebrücke über den Uralfluss verbindet Asien und Europa. In jedem besseren Lokal sitzen Europäer, Russen und Amerikaner, »Gastarbeiter« in Sachen Erdöl. So wie es aussieht, verdienen nicht die Kasachen das Geld mit dem hier so üppig sprudelnden Rohstoff Öl, sondern wie so oft die reichen Industrieländer. Beim abendlichen Schaschlik und Schimkent-Bier warnen uns Einheimische vor bewaffneten Reitern, die auf unserer weiteren Route über Qandyaghash nach Shaqar ohne Hemmung und mit ziemlicher Brutalität rauben und morden würden. Klingt nicht gut. Wir hatten diese Route gewählt, weil sie kürzer ist und einer Eisenbahnlinie folgt. Aber jetzt hilft alles nichts, wir müssen zum Aralsee eine 500 Kilometer längere Strecke nördlich über Aktobe und Khromtau nehmen. 1500 Kilometer liegen insgesamt noch vor uns, und die Streckenzustandsberichte klangen bereits zu Hause bedenklich. Wobei sie sogar untertrieben waren, wie wir bald merken. Es scheint das schwierigste Teilstück unserer Reise zu werden. Die ersten 100 Kilometer von Atyrau bis Makat verlaufen noch einigermaßen reibungslos, doch dann hört die Straße einfach auf! Eine mörderische Piste beginnt. Mit Schlaglöchern so dicht an dicht, dass Ausweichen oft kaum mehr drin ist und die Räder in bis zu Halbmeter tiefe Krater krachen. Es folgt loser Schotter und wenig später purer Lehm, den der Regen in bodenlosen Schlamm verwandelt hat und der die Motorräder geradezu festzusaugen scheint. Ständig bleiben wir stecken, stürzen. Sobald der Modder trocknet, wird er hart wie Beton und zementiert Vorderräder und Bremsen fest. Bei der x-ten Befreiung bauen wir schließlich Kotflügel und Bremssättel gleich mit ab. Sie nützen eh nichts mehr, zumal bei einer Cagiva ohnehin bei jedem Schlagloch auch noch Öl aus der undichten Gabel auf die Bremsscheiben spritzt. Die KTM verliert gleichermaßen Dämpfkraft wie Kühlwasser, und vor allem die drei Italos würgen am miesen 80-Oktan-Sprit, der obendrein allmählich knapp wird. Als schließlich noch ein Gaszug reißt und eine weitere Stunde Schrauben bei über 40 Grad kostet, liegen die Nerven blank. Keiner kann sich an eine pannenreichere und anstrengendere Tour erinnern. Aber gleichzeitig ist es wunderschön. Die endlose Steppe, die Sanddünen, die einsam dahinwandernden Dromedare und mitunter regelrechte Mondlandschaften, so weit das Auge reicht. Abends beim Zelten ist alle Plagerei vergessen.
Irgendwann mieten wir uns in einem typisch kasachischen »Hotel« ein. Bestehend aus einem rund 40 Quadratmeter großen Zimmer, in dem zusammen mit einer Million Fliegen gekocht, geschlafen und gegessen wird. Beim Aufbruch am nächsten Tag staunen wir nicht schlecht, als in einer dichten Staubfahne eine Rallye-Ente auftaucht. Der nette holländische Fahrer und seine englische Co-Pilotin erzählen von ihrer »Save the Children-Rallye«, die sie bis in die Mongolei führt.
Ursprünglich mit 50 Autos in London gestartet, seien nun noch 25 – alle unter 1000 Kubik – zum Ziel in Ulan Bator unterwegs, wo die Fahrzeuge für einen wohltätigen Zweck versteigert werden sollen.
Nach drei ebenso halsbrecherischen wie unvergesslichen Offroad-Tagen durch die »Hungersteppe« kommt endlich Aralsk in Sicht, einst Hafenstadt am Aralsee. Doch aufgrund katastrophaler Umweltsünden gibt es hier inzwischen kein Wasser mehr, und vom bunten Treiben eines florierenden Fischereihafens ist nur noch ein rostiger Schrottplatz alter Schiffe im trockenen Hafenbecken geblieben. In den 70er Jahren wurde der Baumwollanbau im angrenzenden Usbekistan so massiv betrieben, dass zur Bewässerung die Hauptzuflüsse Syr-Darja und Armu-Darja nach Süden umgeleitet werden mussten. Die Naturkatastrophe war programmiert, und als man sie endlich ernst nahm, war es bereits zu spät. Nebenbei nutzten die Russen den einst viertgrößten See der Erde als Deponie für ihre Biowaffen wie Milzbrand und andere Bakteriengifte. Das Wasser schrumpfte auf ein Fünftel seines ursprünglichen Volumens und
unter die Hälfte der ursprünglichen Fläche. Nun dringen die Altlasten ans Tageslicht. Diverse Unterstützungsprojekte versuchen inzwischen, den an Pest und Krebs erkrankten und bar jeder Existenzgrundlage am ehemaligen Seeufer hausenden Menschen zu helfen.
Von dem geisterhaften Aralsk, aus dem übrigens Juri Gargarin stammt, der erste russische Kosmonaut, starten wir zu unserer letzten Etappe. 1500 Kilometer führt diese auf der Seidenstraße bis nach Almaty nahe der chinesischen Grenze. Abwechselnd durchqueren wir staubige Canyons, fruchtbare Äcker und weite Graslandschaften, in denen uns nur ein paar Adler beachten. Wir passieren Baikonur samt dem russischen Weltraumbahnhof und den Ort Kyzilorda, wo wir einen Abend mit trinkfesten deutschen Ingenieuren verbringen. Die alte Stadt Turkistan taucht mit ihrer kunstvollen Moschee auf und schließlich das orientalische Tschimkent, wo bereits Dschingis Khan verweilte.
Der Gedanke, bald zurück in unsere vorwiegend materiell orientierte Gesellschaft zurück zu müssen, fällt so schwer, dass wir abends immer bedrückter in die Schlafsäcke kriechen. In Almaty, malerisch vor den Drei- und Viertausendern des Tien-Shan-Gebirges liegend, ziehen wir Bilanz der erfolgreich zurückgelegten Strecke, an deren Bewältigung wir wegen der vielen Schwierigkeiten so oft gezweifelt hatten. In insgesamt 18 Tagen, davon 13 Fahrtage, brachten uns unsere Motorräder 7600 Kilometer weit bis hierher in die südlichste Großstadt Kasachstans, rund 300 Kilometer vor China.
Mit dem Flugticket in der Hand nehmen wir Abschied von diesem einzigartigen, großen und wilden Land und seiner gastfreundlichen Bevölkerung. Und auch von unseren treuen Motorrädern, die nun per Lkw die Rückreise antreten werden. Eine wird aufgrund eines Rahmenbruchs wohl nie mehr diese Freiheit und den Zusammenhalt von uns Fünfen im kasachischen Outback erleben dürfen. Alle anderen bestimmt.
Eine Reise bis nach Kasachstan ist keine Spazierfahrt. Mit Geduld, guter Vorbereitung und ausreichender
Festigkeit im Sattel ist die Strecke jedoch machbar.
D Allgemeines
Kasachstan kann mit jedem Motorrad bereist werden, nur die Strecke Atyrau–Aralsk ist für ein gewöhnliches Straßenmotorrad zu schwer. Schon ein heftiger Regenschauer kann die Strecke in uferlosen Schlamm verwandeln! Wer es wagen will, sollte unbedingt zusätz-
lich Sprit und Wasser bunkern.
D Sicherheit
Außer in der Steppe ist die Polizei allgegenwärtig. Dort das Nachtquartier unauffällig abseits der Piste und möglichst bei Dunkelheit aufschlagen. In den Städten und Dörfern wird vor Taschendieben gewarnt. Wie in allen östlichen Ländern sollte man unnötiges Aufsehen vermeiden und vor allem in russischen Städten und der Ukraine die Bikes möglichst im Hotel unterbringen. Betrunkene meiden.
D Finanzen
In Russland ist neben dem Euro der Rubel
das beste Zahlungsmittel, in Kasachstan stellt dagegen der Tenge die Landeswährung, und zum Wechseln werden Rubel und US-Dollar
akzeptiert (kleine Scheine mitnehmen). Mit dem Euro kommt man nach unserer Erfahrung dort noch nicht weiter. Geldautomaten gibt
es nur in den Städten. Trinkgeld wird eher als beschämend empfunden.
D Formalitäten
In Russland und Kasachstan herrscht Visumpflicht. Da sich die Bestimmungen schnell
ändern, möglichst zeitnah beantragen. Auch wenn es hierzulande verboten ist, unbedingt (Farb)kopien aller Papiere mitführen. An der russischen Grenze muss eine Kfz-Versicherung abgeschlossen werden, die zwischen 20 und 50 Euro kostet. In Kasachstan am ersten Check-Point gleich die Einreise abstempeln lassen, Formulare dazu gibt es an der Grenze. Ohne Hektik ausfüllen und keinesfalls Motornummer oder sonstige wichtige Daten fehlerhaft oder undeutlich schreiben, denn das
kann viel Zeit kosten. Für die Heimreise wählten wir einen Billigflug der British Airways
für 500 Euro von Almaty nach Wien. Rechtzeitig umschauen, denn die Preise schwanken enorm. Den Rücktransport der Motorräder
von Almaty nach München übernahm die
Spedition TLO aus Ulm, die inklusive Versicherung 2800 Euro für die fünf Bikes verlangte. Bei der Übergabe in Almaty war Geduld wegen mancher Komplikation gefragt, aber letztlich funktionierte es. www.tlo-gmbh.com.
D Reisezeit
Klimatisch sind für die heißen Steppengebiete im Westen Frühling und Frühherbst ideal, für den Südosten des Landes dagegen der Sommer. Wir wählten den August – lieber Hitze als Kälte. Das Wetter kann schnell umschlagen, und plötzliche kurze Gewitter sind im Sommer Programm. Also neben guter Enduro-Schutzkleidung – mit Stürzen muss gerechnet
werden – auch Regenzeug mitnehmen.
D Gesundheit
Außer einer gut sortierten Reiseapotheke sind Impfungen gegen Typhus, Tetanus, Hepatitis
A + B und eventuell Tollwut wichtig. Vor allem am Aralsee Kontakt mit Tieren vermeiden.
Für mögliche Sandstürme außerdem ein Kopftuch als Mundschutz mitführen.
D Unterkunft
In jeder größeren Ortschaft finden sich Hotels oder kleine Herbergen. Der Schlafsack ist
dennoch immer erforderlich und für längere Aufenthalte in der Steppe ohnehin eine komplette Campingausrüstung. Auf dem Land
besteht meist die Möglichkeit, bei Bauern
zu nächtigen, denn die Kasachen sind sehr gastfreundlich. Einladungen kann man
guten Gewissens annehmen, auch wenn der Geschmack der meist angebotenen vergorenen Stutenmilch ziemlich ekelhaft ist.
D Literatur
Unser wichtigstes Nachschlagswerk war
»Kasachstan entdecken« von Dagmar Schneider aus dem Trescher-Verlag für 18,95 Euro. Da steht alles drin, was man wissen muss. Russische Generalstabskarten sind nur im
absoluten Outback hilfreich und außerdem schwer lesbar. Wir kamen mit verschiedenen Gizi-Maps prima zurecht. Bei Abstechern in die Wildnis ist ein GPS-Gerät nicht unbedingt erforderlich, aber beruhigend. Im Internet
bietet die Seite von Claus Possberg,
www.possi.de, viele praktische Tipps.
Keine Frage – hier waren echte Fans unterwegs und gleich drei exotische Cagiva Elefants am Start: zwei 750er (1994), eine 900er (1996). Außerdem eine toppräparierte BMW von 1987 sowie eine 2003er-KTM 950. Die bayrische Alterspräsidentin war 2004 rahmen- und fahrwerksseitig (300 mm Federweg vorn, 260 hinten) von HPN für harte Offroad-Einsätze umgerüstet worden. Eine Q-Tech-Doppelzündung sorgte motorseitig für gute 80-Oktan-Akzeptanz, ein 43-Liter-Tank für Reichweite und ein verstärkter BMW-Träger plus Touratech-Zega-Cases für den
Gepäcktransport. Insgesamt das unproblematischste Motorrad der Tour. Etwas schwächer schnitt die fast serienmäßige KTM ab, deren verstellbare Zündkurve ebenfalls die Spritprobleme egalisierte. Dafür kämpfte sie als einzige wassergekühlte Maschine gelegentlich mit kochendem Kühler. Außerdem kollabierten ihre Gabelsimmerringe am harten Lehm.
Schwere Schläge musste dagegen die tapfere Italo-Fraktion einstecken. Während die Ducati-Motoren zwar mit dem Fuselsprit haderten, in allen sonstigen Antriebsbelangen aber souverän rasselten, bildeten die Fahrwerke der leichten (190 Kilo) Cagivas mit ihren 19-Zoll-Vorderrädern das Handicap. Kurze Federwege (208 mm vorne, 190 hinten) sowie teilweise Gabelundichtigkeiten leiteten die Schläge kaum gedämpft an Rahmen, Auspuff, Verkleidung und Gepäckträger weiter. Was mehrfach Schweißeinsätze erforderte und bei der 900er mit vierfachem Rahmenbruch endete. Unterdimensionierte Leitungsquerschnitte sorgten zusätzlich für präkäre Dauerkokeleien im E-Werk und Nervenverlust der Piloten. Dennoch – der redaktionelle Tapferkeitspokal geht an sie! Reifenseitig dickes Lob an den Conti TKC 80, der alle fünf mobilisierte.