Wer sein Motorrad in ein weit entferntes Urlaubsland mitnehmen will, muß auf altbewährte Transportmittel wie Flugzeug, Schiff oder Bahn ausweichen. Es genügt meistens schon ein kurzer Blick in die Anzeigen der Motorradmagazine, um erste Informationen und Angebote von verschiedenen Veranstaltern über den Transport von Motorrädern einzuholen.
Innerhalb Europas bietet sich der Bahnversand mit dem Autoreisezug an, um längere Anreisewege streßfrei und reifenschonend zurückzulegen. Von verschiedenen Städten geht es zusammen mit dem Motorrad nach Italien, Österreich, Frankreich und Bulgarien. Der Preis für ein Motorrad beträgt in der Regel die Hälfte dessen, was für ein Auto zu bezahlen ist. Für die Hin- und Rückfahrt von Neu-Isenburg bei Frankfurt bis Narbonne in Südfrankreich sind zum Beispiel in der Hauptsaison zirka 680 Mark nur für das Motorrad zu zahlen. Das Fahrerticket kostet noch einmal 476 Mark. Billiger wird es erst, wenn sich vier Motorradfahrer ein eigenes Abteil mieten. Dann kostet der Transport für die gleiche Strecke von vier Maschinen und deren Fahrern insgesamt 1500 Mark. Eine ausführliche Broschüre über Autoreisezüge gibt es in den Reisezentren der Bahn.
Mit der Transsibirischen Eisenbahn läßt sich das Motorrad zu den entsprechenden Zielbahnhöfen in den GUS-Staaten transportieren. Zirka 800 Mark kostet der Transport des Bikes in einem Stahlcontainer beispielsweise von Stuttgart bis Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei. Die süddeutsche Spedition Militzer und Münch übernimmt die für diesen Transport die notwendigen Zoll- und Reiseformalitäten.Für Fernziele kommt ansonsten jedoch nur der Versand per Flugzeug oder Schiff in Frage.
Vom Faktor Geld mal abgesehen, bietet der Transport auf dem Luft- gegenüber dem Seeweg nur Vorteile. Das beginnt damit, daß man das Krad bis unmittelbar vor dem Abflug nutzen kann, es nicht in eine Kiste verpacken muß und endet mit vereinfachten Zollformalitäten im jeweiligen Zielland. Auf Flughäfen herrscht normalerweise Expressgutabfertigung, das heißt, daß schon wegen der geringen Lagerkapazitäten sperrige Fracht möglichst schnell weitergegeben wird. Nur in Ländern der Dritten Welt bedarf es oft einer gehörigen Portion an Verhandlungsgeschick und einem kleinen vorsichtigen Geschenk, um die Formalitäten zu beschleunigen. Den Lufttransport seines Motorrads kann jeder selbst organisieren. Jede Airline befördert neben den Passagieren auch Frachtgut und ist somit auch in der Lage, das Zweirad an den Urlaubsort mitzunehmen. Die Bedingungen und Verpackungsvorschriften für den Transport erfährt man bei den Cargo-Abteilungen der jeweiligen Fluggesellschaften, die das entsprechende Land anfliegen. Über die Zentralen der Flughäfen lassen sich die Nummern der einzelnen Frachtabteilungen herausfinden. Allerdings muß man sich als privater Kunde selbst um die Verzollung der Maschine auf beiden Seiten sowie die Ausstellung der benötigten Papiere kümmern - das sind zum einen der Luftfrachtbrief (AWB) und zum anderen die erforderliche Deklaration des Motorrads als Gefahrengut (wegen der Batterie und dem Benzin). Wer keine Zeit und keine Lust auf Papierkrieg hat, kann hierfür ein Unternehmen beauftragen. Das Krad kann an den meisten bundesdeutschen Flughäfen fahrbereit abgegeben werden. Dort wird es auf einer speziellen Flugpalette festgezurrt, lediglich die Batterie muß abgeklemmt werden und der Benzintank bis auf Viertel entleert sein. Wer diesen Service in Anspruch nehmen will, muß allerdings auch die Personenflüge beim Veranstalter buchen.
Der Versand per Schiff ist in der Regel 40 Prozent günstiger, dafür muß aber wesentlich mehr Zeit eingeplant werden. Je nach Entfernung und Route kann die Überfahrt drei bis sieben Wochen dauern. Gemessen an den reinen Gebühren für den Seetransport pro Kubikmeter sind die Nebenkosten utopisch. Für die Verschiffung braucht man eine Kiste für das Motorrad. Da die Kosten für den Seetransport nach Volumen berechnet werden, ist es sinnvoll, das Krad zumindest teilweise zu zerlegen. Wer seine Schreinerkenntnisse nicht testen möchte, kann sich bei Motorradhändlern nach einer alten Versandbox umschauen. Die Händler sind in den meisten Fällen froh, diese nicht entsorgen zu müssen. Ist das Motorrad erst einmal in der Kiste verschwunden, steht der Transport zum Hafen an. Es ist es ratsam, den Papierkrieg sowie den kompletten Transport von seinem Heimatort bis zum Hafen im Urlaubsland an ein Spedition zu vergeben. Für den Transport innerhalb Deutschlands bis zum Hafen in Hamburg werden zirka eine Mark pro Kilometer fällig. Man spart nicht nur die Zeit der An- und Abfahrt, sondern auch die Suche und Warterei in den zuständigen Instanzen im Hamburger Hafen. Nebenkosten wie Kaiumschlag, Kaigebühren und Abfertigung im Hafen sind in jedem Land unterschiedlich, liegen aber in der Regel zwischen 200 und 350 Mark. Im Hafen des Ziellandes muß man sich um die Entsorgung oder Einlagerung der Versandbox kümmern. Letzteres entfällt, wenn man sowieso nicht vom selben Hafen aus zurück verschiffen möchte.
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Einige Länder (Australien, Neuseeland) haben Bestimmungen, daß man für den Bau der Boxen nur bestimmte, sehr teure Hölzer verwenden darf, wenn man dort einreisen will. Man will hier die Verbreitung bestimmter Insektenarten, die im Holz vorkommen könnten, unterbinden. Diese Regelung kann man umgehen, indem man für den Bau der Box Spanplatten verwendet oder auf Stahlkonstruktionen (Originalversandboxen aus Japan) der Motorradhändler ausweicht. Der Seetransport verlangt also eine gehörige Portion an Mehrarbeit und Organisation, um 40 Prozent der Versandkosten gegenüber dem Luftweg einzusparen.Unbedingt ratsam ist eine Versicherung für den Transport auf See. Der zu zahlende Betrag beträgt 1,25 Prozent des Fahrzeugneuwerts. Er deckt Beschädigungen, Diebstahl oder den Totalverlust bei Schiffuntergang ab. In diesem Fall wird der angegebene Neuwert komplett ausbezahlt. Bei Flügen sind die Motorräder mit 43 Mark pro Kilogramm automatisch versichert, was nicht immer dem Wert des Fahrzeuges entspricht. Es lohnt sich auch hier, noch eine Extraversicherung beim jeweiligen Unternehmen abzuschließen. Der letzte Baustein im Mosaik des Motorradversands ist das Zolldokument, das »carnet de passage«. Es ermöglicht die vorübergehende Einfuhr eines Fahrzeugs in ein außereuropäisches Land, ohne daß es an der Grenze verzollt werden muß. Es wird nach Hinterlegung von 3000 Mark oder eines Bürgschaftskredits der gleichen Höhe beim ADAC ausgestellt. Die Summe verdoppelt sich, will man in die Länder Ägypten, Indien, Iran oder Pakistan einreisen. Die Kosten für die Ausstellung belaufen sich für Mitglieder des ADAC auf 210 Mark, für Nichtmitglieder auf 330 Mark. Spätestens sechs Wochen vor Reisebeginn sollte das Dokument beantragt werden.
Für alle Globetrotter mit viel Zeit empfiehlt es sich, letztlich noch Anzeigen in den einschlägig bekannten Reisemagazinen aufzugeben. Mit ein wenig Glück besteht die Möglichkeit, sich mit mehreren Reisenden einen ganzen Seecontainer zu mieten oder sein Krad gegen eine entsprechende Beteiligung zusammen in einem Container mit einen Geländewagen versenden.