Norwegen
Daddy Cool

Vater und Sohn unterwegs im norwegischen Winter. Bei minus 25 Grad. Der eine will zur Krystall-Rally; für den anderen ist es die erste Motorradreise überhaupt.

Klirrende Kälte in Stuttgart. Angezogen wie ein Polarforscher erklimme mit der Grazie eines Sumo-Ringers den Sattel der GS. Der Boxer röchelt bereits seit ein paar Minuten in der eiskalten Luft; vermutlich wird das Triebwerk erst in Kiel seine Betriebstemperatur erreicht haben. Aber bis dahin bin ich ganz sicher erfroren. In der Rhön oder spätestens in den Kasseler Bergen. Wenn ich mich nicht bereits aus der ersten Kurve katapultiere: Ich werde mich vermutlich nie an die Fahrdynamik eines Gespanns gewöhnen, die der eines Motorrads so fremd ist.Trotzdem, irgendwie gefällt mir die Idee. Im Winter nach Norwegen. Mit meinem Vater, der als Rentner nach neuen Herausforderungen im Leben hungert und mich im Kieler Hafen erwarten wird, weil er mit seinem Sohn endlich einmal eine zünftige Motorradtour machen will. Soll er haben – ich habe uns bei der 29. Krystall-Rally angemeldet, diesem legendären Wintertreffen, zu dem es Jahr für Jahr Anfang Februar die verschworenste Gemeinschaft stahlharter Winterfahrer zieht, für die ein Elefantentreffen ungefähr so spannend ist wie ein Töpferkurs in der Volkshochschule. Das ist der Stoff, der Männer zu Helden macht. Oder so ähnlich zumindest.Oslo. Die Fähre spuckt uns fast im Stadtzentrum aus. Dunkle Wolken, milde null Grad und viel Schneematsch. Daddy grübelt über das Prinzip eines BMW-Klapphelms. Dann nimmt er zum ersten Mal Platz im Boot, was in Winterkleidung die Beweglichkeit eines Kunstturners verlangt. Ein Ruck geht durch das Fahrzeug, als er sich mit beiden Beinen gleichzeitig voran vom Sitz einfach in die vorgegebene Haltung fallen lässt. Wir können, nickt er mir zu. Eine Weile halten wir uns auf der breiten, langweiligen E 6, die bis zum Nordkap führt, und biegen schließlich auf eine schmale Nebenstrecke entlang am Westufer des Mjøsa-Sees ab. Kleine Buchten, dichte Birkenwälder, sanfte Hügel und dann und wann ein Holzhaus, zumeist rot angestrichen. Nordland-Romantik. Nichts Spektakuläres, aber irgendwie ganz nett. Mit jedem Kilometer wird es allerdings spürbar kälter. Aber noch sind die Straßen schnee- und eisfrei.Das ändert sich mit einem Schlag hinter Lillehammer. Der einspurige Peer-Gynt-Weg führt immer höher in eine vom Winter verzauberte Landschaft, bis er unter einer dicken Schneedecke kaum noch auszumachen ist. Weil ich auf Spikes verzichtet habe, lässt sich die Fuhre jetzt kinderleicht dirigieren: Statt zu lenken genügt Gas, und die Richtung stimmt. Ein Heidenspaß, wie das Heck hin und her tanzt. Aber plötzlich wird´s steil. Jetzt hilft nur viel Schwung. Anhalten würde umkehren bedeuten. Also dritter Gang und Vollgas. Die beiden angetriebenen Hinterräder schmirgeln über die weiße Pracht, schieben das quer stehende Gespann mit Tempo 30 unaufhaltsam bergan, ja sogar vorbei an einigen Autos, die trotz Schneeketten viel mehr Sorgen haben als wir. Dem jaulenden Triebwerk wird dafür zum ersten Mal richtig warm um die Zylinderköpfe.Doch irgendwann ist Schluss. Zwar geht´s laut Karte noch höher hinauf, aber ab hier wäre ein Motorschlitten erforderlich. Alle drei Räder stecken so fest im Schnee, dass wir für das Wendemanöver mit unseren Händen eine Spur freischaufeln müssen. Doch für diesen Ausblick wäre ich auch zu Fuß hier hoch marschiert: Einfach traumhaft, wie das schneeweiße Land in der flach stehenden Wintersonne glänzt und glitzert. In der klaren trocken Luft schauen wir viele Kilometer weit bis zu den formvollendeten Rondane-Bergen, die sich wie überdimensionale Hügel um den knapp 2200 Meter hohen Rondslottet gruppieren. Das einzige Geräusch, das wir vernehmen, ist unserer angestrengter Atem und das Knirschen der Schuhe im festen Schnee. Ein Skilangläufer kommt uns entgegen, grüßt freundlich, stört sich nicht im Geringsten daran, dass wir auf einem Motorrad lautstark in sein unberührtes Revier eingedrungen sind. Sonst kein Mensch.Tage im Winter sind leider unsagbar kurz. Gegen 14 Uhr liegen die Täler unter uns bereits im Schatten; in spätestens zwei Stunden wird´s auch hier oben dunkel sein. Langsam rutschen wir bergab und mieten uns in einer rustikalen Holzhütte ein, in der kurz darauf ein Chaos aus feuchten Jacken, Hosen und Schuhen herrscht. Damit das Zeug wieder trocknet, laufen die Heizungen auf Hochtouren. Der miefige Dunst lässt sofort die Scheiben beschlagen. Wir finden es trotzdem urgemütlich, reden bei Tee und Schokoriegel, über dies und das, was wir schon lange nicht mehr gemacht haben. Und wir schlafen lange, weil sich die Sonne nicht vor zehn Uhr blicken lässt.Am nächsten Tag über die E6 nach Dombås. 160 Kilometer in fünf Stunden. Wegen der Schneewehe noch oben in den Bergen, in die ich das Gespann so unverrückbar gebohrt hatte, dass wir eine ganze Weile auf fremde Hilfe warten mussten. Die Klapphelmtechnik ist meinem Vater noch immer unverständlich; das Visier hält inzwischen nur noch mit viel Klebeband.Heftige Windböen fegen uns fast von der spiegelglatten Straße. Es stürmt, schneit und regnet Eis von allen Seiten, obwohl bis vor wenigen Minuten noch die Sonne schien. Umkehren macht keinen Sinn. Zurück nach Dombås ist es jetzt es genau so weit wie bis nach Andalsnes am Romsdalsfjord. Also durchhalten. Im Schritttempo ringe ich in dieser konturlosen Waschküche um jeden Meter, orientiere mich nur noch an den Markierungspfählen, die für diesen Zweck aufgestellt wurden. Durch das Visier sehe ich inzwischen überhaupt nichts mehr. Völlig vereist. Hoch damit. Schmerzhaft peitsch der Wind eine Mischung aus Schnee und Eisregen in mein Gesicht, bis die beißende Kälte kaum noch zu ertragen ist. Links zweigt Norwegens berühmteste Kurvenstraße, der Trollstigen, ab; rechts ragen um das Romsdalshorn spektakuläre Felswände über 1000 Meter hoch auf. Wir sehen während unserer Fahrt durch eines der laut Reiseführer schönsten Täler des Landes, dem Romsdalen, nichts davon. Uns interessiert eigentlich auch nur noch der warme Verkaufsraum der Tankstelle in Andalsnes. Die völlig vereisten Klamotten hinterlassen eine riesige Sauerei. Bei der Rückkehr zum Gespann fällt mir auf, dass sich selbst auf den beiden Zylinderköpfe ein Eismantel gebildet hat.Unter den tiefhängenden Wolken kommt der Sturm langsam zur Ruhe. Wir umfahren drei Fjorde, mal in Ufernähe, mal auf einer in den Hang gesprengten Trasse und sehen nur dunkles aufgewühltes Wasser, auf dem riesige Eisschollen treiben. Die Berge und himmelstürmenden Felsenwände, die diese Tröge umschließen, können wir nur erahnen. Zum ersten Mal haben wir die Plätze getauscht. Im Boot ist´s erstaunlich gemütlich. Aber kälter als auf dem Fahrersitz, weil’s überall reinzieht. Erstaunlich, dass sich mein Vater noch nicht ein einziges Mal beschwert hat. Außer, wenn er sich an diesem leidigen Klapphelm versucht.Sunndalsøra, Oppdal, Støren, das historische Røros, das vollständig unter Denkmalschutz steht, schließlich Tynset. Zwei Tage wie ein Fest. Endlich blauer Himmel über weißem Land. So grell, dass die Augen ohne Sonnenbrille schmerzen. Fast kommt´s uns so vor, als ob wir in einer überdimensionalen Rodelbahn durch das Land rutschten. Unsere Lieblingdisziplinen auf den völlig leeren Straßen: Schleudern, driften und filmreif auf der Stelle wenden. Jede für sich bereits ein sehr guter Ersatz für fehlende Schräglage; alles drei zusammen macht hochgradig süchtig. Anderes nicht. Die norwegische Küche, zum Beispiel. Feinschmecker sollten woanders hin reisen. Wir flüchten in die Tankstellen – das Fastfood-Angebot von Shell und Co zählt in diesem Land bereits zur Haute Cuisine. Zumindest außerhalb der größeren Städte.Südlich von Folldal drängt sich der Weg ganz nahe an den Rondane-Bergen vorbei, dann pilotiert mein Vater inzwischen recht routiniert das Gespann auf dem schmalen »Rondevegen« steil bergauf auf das einsame Ringebufjell. Hier zieht das kalte Land endgültig alle Register. Vor uns erstreckt sich eine gnadenlos schöne, völlig baumlose Hochebene. Unendliches Weiß, in das wir auf dem eisgepanzerten Weg, der noch immer leicht ansteigt, eindringen. Faszinierender kann es auch in der Arktis nicht sein, schießt es mir durch den Kopf. Und auch nicht kälter. Wir stehen inzwischen auf fast 1100 Meter Höhe völlig schutzlos im rasenden Wind, der ohne Helm nicht lange zu ertragen ist und gegen den man anbrüllen muss, wenn man sich was zu sagen hat. Aber im Moment sind wir einfach nur sprachlos. Den Motor haben wir bei minus 25 Grad vorsichtshalber laufen lassen. Einen besseren Platz für ein Wintertreffen hätte man kaum wählen können; hinter der nächsten Kurve liegt das Landhotel Spidsbergseter, wo die Krystall-Rally stattfindet.Was für eine Hütte. Pool und Restaurant mit Panorama-Blick auf das Fjell, dreimal täglich üppiges Büfet und äußerst komfotable Zimmer mit internationalen Fernsehprogramm. Ein Traum aus Holz mitten in der absoluten Einsamkeit. Erinnert eher an Kur als an Abenteuer. Davon hatte nie einer erzählt, wenn die Rede auf die Krystall-Rally kam. Würde vermutlich mächtig am Mythos kratzen. Zumal man auf der in der Regel schnee- und eisfreien E 6 via Rondane bis fast vor die Haustür fahren kann. Aber mir gefällt vor allen Dingen der Pool.Nach und nach stolpern immer mehr wild vermummte Gestalten ins warme Foyer. Draußen reihen sich zumeist BMW-Gespanne; viele aus Deutschland. Mein Vater fühlt sich auf Anhieb pudelwohl, ist sofor per Du mit bärtigen Krystall-Rally-Veteranen, die ihm im rustikalen Kaminzimmer lauschen, als er vom Sturm an der Westküste oder von den Vorteilen eines angetriebenen Seitenwagenrads erzählt. Draußen vor der Tür werde ich dagegen als Greenhorn entlarvt: Ich bin der einzige, der keinen Schnaps dabei hat. Auf diversen Campinkochern werden um mich herum recht rustikale Mischungen erhitzt, um den bodenlosen Temperaturen nach Mitternacht zu trotzen. Um die exorbitanten Preise für Alkoholika im Hotel zu umgehen, schmuggeln einige das Zeug gleich palettenweise. Die Stimmung ist grandios.Am nächsten Morgen machen eine Handvoll Schweden mit wilden Pirouetten auf sich aufmerksam. Grobe Stollen und lange Spikes, und schon läuft eine Suzuki GSX-R auf dem glatten Grund wie auf Schienen. Oder die beiden Artisten, die unter den schwenkbaren Auslegern rechts und links am Rahmen kleine Kufen montiert haben, auf die sie sich einfach stellen, während das Motorrad für Vortrieb sorgt. Symphatische Showeinlagen, die dann und wann stattfinden. Ansonsten herrscht Urlaubsstimmung, weil eine Krystall-Rally außer den Zeiten für Frühstück, Mittag- und Abendessen ohne Programm auskommt. Vielleicht sollte ich die Zeit nutzen, um meinem Vater vor der Rückfahrt ein letztes Mal die Funktionsweise eines Klapphelms zu erklären. Selbst Helden sind nicht perfekt.

Unsere Highlights

Bekleidung - Tour zur Krystall-Rallye

Unterwegs-Redakteur Michael Schröder verließ sich in Norwegen auf folgende Kombination – und kehrte ohne Erfrierungen wieder zurück: Sturmhaube von Helly Hansen (Polo; 34,95 Mark) Thermokombi »Thermoboy« von Polo (ab 349 Mark); Heizhandschuhe von Baehr (329 Mark); Stiefel »Le Mans« von Uvex (249 Mark) in Kombination mit den wasser- und winddichten Überstiefeln »Adventurer« von Neos (139 Mark). Für die ganz kalten Tage: beheizbare Einlegesohlen mit Akku von Südwest-Elektronic (ab 419 Mark).

Bezugsquellen

Baehr, Marktstraße 2, 66957 Vinningen Telefon 06335/5004, Internet www.baehr.netMuhl Motorradzubehör, Jahnstr. 5, 21435 StelleTelefon 04174/645577, Internet www.muhl-motorrad.deExped, Hardstrasse 81, CH-8004 ZürichTelefon +41-(0)1/4971010, Internet www.exped.com Siraky, Dürrheimer Str. 40, 78166 Donaueschingen Telefon 0771/40 40, Internet www.siraky.deSüdWest-Elektronik , Oberhauser Weg 2b+c, 89284 Pfaffenhofen a. d. RothTelefon 07302-92299-0Uvex, Bezugsquellen sind unter 0911/9774-0 zu erfragen; Internet www.uvex.de

Das Motorrad

Das Duodrive-Gespannkonzept der Firma Mobec besticht durch das über Gelenkwellen und Visco-Kupplung angetriebene Seitenwagenrad. Bei normaler Straßenbenutzung wird auf das »dritte Rad« nur etwa 15 Prozent der Antriebkraft übertragen. Je nach Schlupf am Hinterrad (im Sand, Schnee, Matsch et cetera) können bis zu 100 Prozent der Antriebskraft auf das Beiwagenrad wirken, was eine unerwartete Geländetauglichkeit zur Folge hat.Neben dem »Zero«-Beiwagen stehen weitere Karosserien von anderen Herstellern (zumBeispiel EML) zur Wahl. Als Basis-Motorräder kommen alle BMW-GS-Modelle sowie die R 100 R in Frage. Je nach Ausstattung kostet ein Duodrive-Seitenwagen ohne Basismotorrad zwischen 21300 und 28900 Mark. Mobec-Chef Manfred Beck hält in seinem »1. Beiwagen Zentrum Deutschland« unter anderem ein großes Angebot an gebrauchten Fahrzeugen bereit. Infos: Mobec Motorrad GmbH, Stuttgarter Straße 139, 73066 Uhingen, Telefon 07161/32141; Internet: www.mobec.de.

Infos - Tour zur Krystall-Rallye

Eine Winterreise in den Norden Europas setzt leider einiges voraus. Um entsprechende Kleidung und optimalerweise eine Gespann kommt man nicht herum. Die Nebenwirkungen sind zudem nicht zu unterschätzen – Suchtgefahr.

AnreiseMit den Kreuzfahrtschiff ähnlichen Fähren der Color Line kann man täglich von Kiel nach Oslo und wieder zurück gelangen. Abfahrt in Kiel: 14 Uhr; Ankunft in Oslo am nächsten Morgen um 9.30 Uhr; Abfahrt in Oslo: 14.30 Uhr; Ankunft in Kiel am nächsten Morgen: 9.30 am nächsten Tag. Zwischen Januar und Juni (Nebensaison) sind pro Person in der günstigsten Kategorie für eine Strecke 268 Mark und für ein Motorrad 60 Mark zu zahlen. Infos unter Telefon 0431/7300300 (Ticket- und Platzbestellung); Fax 0431/7300400,.Internet www.color-line.de. Die 30. Krystall-Rally wird vom 7. bis zum 11. Februar 2001 im Spatind Høyfjellshotell, Synnfjell, Nord-Torpa stattfinden. Unterkunft mit Vollpension schlagen mit 135 Mark pro Person zu Buche; ein Einzelzimmer kostet 25 Mark Aufpreis. Schriftliche Anmeldung (bis zum 17. Dezember) mit Angabe des An- und Abreisetages gehen an: Krystall-Rally, Leif Arnesen, Styri, 2080 Eidsvoll, Norwegen.StraßenverhältnisseSchnee und Eis sind vielmehr die Regel als die Ausnahme. Auf den Nebenstraßen muss man jederzeit mit einer geschlossen Schneedecke rechnen. Die Tagesetappen hängen dementsprechend von Wetter- und Straßenlage ab; lieber von vornherein kürzere Etappen planen. Am besten kommt man im norwegischen Winter natürlich per Gespann voran. Spikes bieten ein Optimum an Sicherheit und können in Oslo montiert und dort vor der Abreise auch wieder entfernt werden. Infos bei Dekkmann, Sjolyst Alle 5, 0277 Oslo, Telefon 0047/22557718. Pro Rad sind zwischen 40 und 80 Mark zu zahlen. Infos auch an Bord der Color-Line-Schiffe.ÜbernachtenNorwegen ist teuer, und im Winter wird noch einmal kräftig draufgeschlagen. Angenehme Einzel- und Doppelzimmer gibt es in den hervorragend ausgestatteten Jugendherbergen (Vandrerhjem) ab etwa 60 Mark pro Person. Ein Doppelzimmer in einem Hotel ist dagegen kaum für unter 150 Mark zu bekommen. Eine preisgünstige Alternative sind die winterfesten Hütten, wie man sie beispielsweise in der Ski-Hütten-Siedlung Skikampen Fjellandsby in Skei/Gausdal am Peer-Gynt-Weg findet, Telefon 0047/61228000. Eine Hütte kostet etwa 100 Mark. Eine sehr gute Unterkunft in traumhafter Lage ist das Gudbrandsdal Hotell, Spidsbergseter, wo auch die letzte Krystall-Rally stattfand. Ein Doppelzimmer kostet hier ab 170 Mark. Unbedingt vorher reservieren. Telefon 0047/61284000, Fax 0047/61284182.LiteraturSehr empfehlenswert: »Norwegen« aus dem Michael Müller Verlag für 39,80 Mark (ISBN 3-923278-72-1). Die Menge an allgemeinen Reise-Infos macht dieses Buch fast schon unentbehrlich. Weitere Reise- und Buch-Infos unter: www.michael-mueller-verlag.de. Sehr gute Infos, Themen und Bilder finden sich auch im GEO SPECIAL über Norwegen. Infos auch unter www.geo.de. Gespannfahrern – und natürlich allen Winterfahrern – sei das Buch »Eisige Pisten und Schneegestöber« für 39,80 Mark empfohlen (ISBN 3-9804814-1-7). Autor Martin Franitza erzählt von einer winterlichen Gespannreise zum Nordkap.Landkarte: Mairs Geographischer Verlag »Skandinavien« (Dänemark, Schweden, Norwegen) im Maßstab von 1:750000 für 14,90 Mark.Zeitaufwand: acht TageStreckenlänge: 1200 KilometerBekleidung (von Michael Kutschke)Dank High-Tech-Ausrüstung verliert Väterchen Frost auch für Warmduscher alle Schrecken. Großvaters Wachsjacke, Omas selbstgestrickte Wollpullis und drunter die berüchtigte Feinrippunterwäsche haben ausgedient. Heutzutage wird mit modernsten Materialien optimal gewärmt, die Chemie hat das Schaf längst überholt. Nach dem Zwiebelschalen-Prinzip kleidet man sich aber noch immer. Unterwäsche – Wärmeschicht – Wind und Nässeschutz: 1. Schicht: Die Ingredienzien Polyamid, Elasten, Polyester der modernen Funktionsunterwäsche nehmen Körperausdünstungen auf und leiten sie durch die weiteren atmungsaktiven Bekleidungsschichten weg vom Körper. Baumwollunterwäsche dagegen speichert die Nässe wie ein Schwamm.2. Schicht: Polyesterfasern haben die Aufgabe der Wämedämmung übernommen. Fleece heißt hier das Zauberwort. Hält genauso warm wie Wolle, isoliert sogar in feuchtem Zustand, da nasse Kunstfasern nicht aufquellen. Deshalb bleiben die Gewebezwischenräume offen und die Atmungsaktivität erhalten.3. Schicht: Für Wind- und Nässeschutz sorgen heutzutage zum Beispiel hauchdünne Polytetraflourethylen-Folien. Diese lassen Wind und Wasser nicht in die Bekleidung eindringen, Körperfeuchtigkeit aber fast ungehindert heraus. Die atmende Membran wird von reißfesten Obermaterialien wie Kevlar oder Cordura bedeckt.Das alte Zwiebelschalen-Prinzip in Verbindung mit modernsten Textilien ist also optimal geeignet für alle Einsatzzwecke. Egal ob Sahara oder Nordkap, ob für Snowboarder oder Motorradfahrer. Deshalb kann sich der Winterbiker teilweise auch in Sportgeschäften bedienen lassen. Motorradausrüster jedoch bieten maßgeschneiderte Komplettlösungen an, die auch das Bike mit einschließen. MOTORRAD hat sich von Gericke, Louis, Polo, M&P Götz und dem Winterspezialisten Muhl jeweils eine Ausrüstungsempfehlung für eine Winterreise bei Minusgraden zusammenstellen lassen. Funktionsunterwäsche, Winterhandschuhe, Thermokombis, Sturmhauben, Heizgriffe, Halskrausen etcetera führen natürlich alle Anbieter auf. Da gibt es allenfalls Qualitätsunterschiede. Umfassend getestet wurden solche Produkte in MOTORRAD 24/1999 und sind unter motorradonline.de abrufbar. Besondere Lösungen für die extreme Kälte haben aber alle Befragten in petto. Gericke bietet als einziger einen beschlagfreien Helm mit beheizbarem Visier an. Louis empfiehlt gegen kalte Finger elektrisch beheizbare Unterziehhandschuhe, M&P Götz offeriert dazu noch eine Sitzbankheizung. Polo hebt sich durch Heizsohlen für die Stiefel ab. Wärme für die Seele spendet dagegen der Polo-Bär: ein wahrer Freund für kalte Nächte. Und der Winter-Spezialist Muhl? Der schwört zusätzlich auf mehr Wetterschutz am Bike: Lenkerverkleidungen und eine mit Webpelz gefütterte Kniedecke aus Cordura. Außerdem sind vom Experten natürlich auch heiße Tipps zur klirrenden Kälte zu bekommen.Und wenn Bär und Flocken trotzdem nicht locken? Für diejenigen empfiehlt sich am 15.02.2001 das Second Cape Town Bikers Festival im sommerlichen Kapstadt (Telefon 0027-83-349-0978).

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023