Die Marketing-Verantwortlichen von Suzuki Deutschland sollten sich jetzt sofort einen roten Teppich unter den Arm klemmen, zu Moni und Goran nach Nürnberg fahren und diesen vor ihrer Hütte ausrollen. Oder noch besser gleich zwei Teppiche einpacken. Einen für die Familie Kolarik, den anderen für deren Schrauber und Ex-Suzuki-Händler Rattel, der sie zu solch überzeugten und begeisterten Fans der GSX-R gemacht hat.
Einmal GSX-R, immer GSX-R
Bei so viel Markentreue sind Moni und Goran natürlich sehr froh, dass wir für diese Hausstrecke unsere PS-Gixxe aus dem Transporter rollen. Trotz des bescheidenen Wetters schwingen wir uns auf unsere kleine Suzuki-Meute und ziehen frohen Mutes los. Der kürzeste Weg aus Nürnberg hinaus führt südöstlich in Richtung Fischbach, von wo aus wir gen Nordosten und das Pegnitztal durchstarten. Mit jedem Meter dünnt der Verkehr aus, beginnt das Moped-Leben ein leichtes und freudiges zu werden. Trotz des nassen Asphalts schwingen wir uns auf die reichlichen Kurven ein, lassen es locker laufen und nähern uns der Pegnitz.
Beim frühen ersten Stopp im Rast-Waggon Rupprechtstegen wird ein Cappuccino fällig. Goran erzählt von den Motorrädern, die er bereits besessen hat. Mit Yamaha XJ 650 und Suzuki Bandit 600 stieg er quasi emotionslos, aber vernünftig ins zweirädrige Hobby ein. Dann mit einer Kawa ZX-6R der erste Sportler, die aber zügig von einer GSX-R 750 der „SRAD“-Ära abgelöst wurde. Nun parken drei Suzukis in der Garage. Seine GSX-R 1000 K7, daneben die 1000er-K8 von Moni, dazu eine 750er-GSX-R von 2002. Die ist aber nur für die Renne, dementsprechend umgebaut und muss dort zweier Herren, beziehungsweise einem Herrn und einer Dame dienen. Genau, denn Moni zieht selbst gerne auf der Renne am Kabel – trotz der erst neun Monate alten Tochter Emma. Kongeniale Ergänzung nennt sich sowas. Während die eine im Kreis herumtobt, kümmert sich der andere ums Töchterlein.
Bei Moni startete die Moped-Karriere ebenfalls mit einem Naked Bike – auf einer Suzuki 400 Bandit ging‘s los. Diese wurde dann von einer Honda Dominator beerbt, bevor sie Goran und desen SRAD kennenlernte. Der Rest der Geschichte dürfte klar sein – einmal GSX-R, immer GSX-R. Vor allem dann, wenn eine weiß-silberne K8 als Hochzeits-Bike dient.
Gute Laune trotz Regen und mittelmäßigen Speisen
Weiter an der Pegnitz entlang zeigt sich eine Landschaft wie im Märchen. Aus dunklen Mischwäldern blitzen steil aufragende Felswände durch, versprühen den Charme einer Urlaubs- oder gar Zeitreise. Wenn nur das Wetter nicht wäre. Egal, wir ziehen weiter, trotzen der Nässe, durchfahren Neuhaus und Königstein und stoppen wenig später in Breitenstein bei Tanja. Schon beim Kaffee haben Moni und Goran von deren Küche geschwärmt, vor allem vom Cordon bleu. Testen können wir es leider nicht, denn Tanja ist krank und so bleibt die Schänke geschlossen. Als Kneipen-Tipp bleibt sie aber erwähnt, für die Zufriedenheit der Kunden bürgen unsere Hausstrecken-Paten gerne.
Ab Breitenstein öffnet sich die Landschaft, sanfte Hügel und Felder bestimmen nun das Bild. Dennoch winden sich die Straßen durch sie hindurch, als gäbe es einen Wettbewerb unter den Straßenbauern. Frei nach dem Motto: Eine Kurve ist die schönste Verbindung zwischen zwei Punkten. Der Regen hat aufgehört, die Straßen trocknen aber leider nicht ab. Gemütlich bummeln wir weiter, halten zu einigen fränkischen Bratwürsten mit Sauerkraut in einer typischen Touri-Pinte. Dementsprechend fällt das Essen aus, aber wir lassen uns die Laune weder vom Wetter noch von mittelmäßigen Speisen verderben. Unser Gespräch landet bei
der 750er und der Rennstrecke. Goran erwähnt, dass seine Frau viel besser fährt als er und dass sie nur zusammen Motorrad fahren, weil das ihr gemeinsames Ding ist. Schön so etwas zu hören und zu sehen, denn diese Konstellation ist wahrlich selten in einer Beziehung.
Zur Nachahmung empfohlen
Das Licht schwindet an diesem wolkenverhangenen Tag schnell, der Abend naht. Und mit ihm eine hungrige Emma, die nach Mama und Papa schreit. Wir gehen die letzten Meter an, beenden die Tour auf der Strecke, auf der wir sie begonnen haben.
Bei besseren Bedingungen variieren die Kolariks ihre Runde. Bauen hier noch eine Schleife und dort noch einen Aussichtspunkt für Gorans Zigarettenpause ein. Im Grunde aber ist die Länge egal, sagen sie. Hauptsache sie tun das, was sie unglaublich gerne zusammen tun: auf ihren Suzukis die Straßen, die Landschaft und das Leben genießen. Auf diesen wunderbaren Straßen sei das auch anderen zur Nachahmung empfohlen.
Die Tour

Geografisch gesehen startet die Tour in Franken und zieht sich bis in die Oberpfalz. Dem Motorradfahrer kann es Wurst sein, wie die Region oder der Regierungsbezirk heißt, den er befährt, denn die ganze Ecke lädt zum knackigen Zweiradeln ein. Der Verkehr rund um Nürnberg ist so, wie er rund um eine große Stadt eben ist, verliert aber sehr schnell an Intensität, sodass man zügig seine Ruhe vor ihm hat. Franken an sich ist für süddeutsche Verhältnisse günstig, Einkehren oder Übernachtungen bei Mehrtagestouren sind daher erschwinglich.
Die von uns gefahrene Strecke ist zirka 170 Kilometer lang, kann beliebig variiert werden und lohnt auf alle Fälle eine Reise. Bei Nässe missfiel uns direkt an der Pegnitz der Grip. Die Straßenoberfläche im Flusstal war stellenweise rutschig und mit Vorsicht zu genießen. Ob das generell so ist oder ob es an der herbstlichen Jahreszeit und der Witterung lag? Tipps unter ps@motorpresse.de.