
Beinahe erschlägt uns die schwüle, heiße Luft, als wir in Mombasa aus dem Flughafen treten und für eine Hand voll Dollar unsere Motorräder aus den Fängen der Zollbehörde befreien. Zwei Tage Akklimatisierung am Strand von Kikambala tun gut. Eine 85-jährige Schweizerin turtelt mit einem 25-jährigen Samburu, nicht erst seit diesem Jahr, erzählt man sich in den Bars. Sextourismus also auch hier, der Junge wird sicher gut bezahlt. Wir starten die Motoren, umfahren Nairobi und tauchen ein in das Rift Valley zum Fishermans Camp am Lake Naivasha. In dieser Gegend wurde 1985 die Hollywood-Schnulze "Jenseits von Afrika" mit eindrucksvollen Naturaufnahmen gedreht. Nachts im Zelt hört man die Flusspferde grasen, ein gutes Gefühl, der Natur so nahe zu sein. Weiter nördlich campen wir nicht direkt am Ufer, weil sich hier außer den Hippos auch Krokodile tummeln.
In der Dämmerung die Tiere beobachten und beim Gesang der zahlreichen Vögel einzuschlafen ist Balsam für die Seele. Am Lake Bogoria bestaunen wir Geysire, Flamingos und Seeadler, dann geht es über die Grenze nach Uganda. Der Zöllner hilft uns beim Geldtausch auf dem Schwarzmarkt. Martins Hinterreifen verliert Luft, er muss flicken. Hunderte Menschen bilden einen engen Kreis um ihn. Solange sie ihm beim Schrauben nicht auf die Finger treten, mache ihm das Gedränge nichts aus, sagt Martin tapfer. Zur Belohnung darf er den Mount Elgon besteigen, während ich mich auf den spannenden Pisten rund um den Berg und an
den Sipi-Falls vergnüge. Ausgeruht erreichen wir Jinja, wo eine der Nilquellen zu finden ist. Die Bujagali-Falls sind eines der Touristenzentren des Landes. Hier gibt es Bungee-Jumping, Rafting, Kanu-Touren - einfach alles. In Mandisi macht meine BMW massive Probleme: Anlasser und Lenkkopflager sind hinüber.

Die Wirtin des Court View Hotels lässt uns PC und Telefon benutzen, um in Deutschland Ersatzteile zu bestellen. Die Firma Q-Tech, die mich schon auf früheren Reisen aus so manchem Schlamassel gerettet hat, hilft auch jetzt und bringt die Teile auf den Weg. Die Wartezeit verbringen wir im Nationalpark Murchison Falls, den man tatsächlich mit Motorrädern befahren darf. Es macht zwar keine Freude, mit dem defekten Lager über die Piste zu rumpeln und die Kiste nach jedem Stopp anzuschieben, doch der Park ist überirdisch. Vom Motorrad aus sehen die wilden Tiere noch größer aus. Höhepunkt ist eine Bootsfahrt zu den Nilfällen, imponierend die gewaltigen Krokodile am Fuße der auftreffenden Wassermassen. Viele Fische überleben den Sturz über die Fälle nicht, so dass für die Riesenechsen hier eine Art Schnellimbiss besteht.
Zurück in Masindi stellen wir fest, dass die Ersatzteile im Zollamt von Kampala festhängen. 40 Dollar soll das Auslösen kosten. Der Fahrer des Nachtbusses Masindi-Kampala nimmt das Geld mit und übergibt es in der Hauptstadt an einen Einheimischen namens Deo, der sich für unsere ganze Reise als rettender Engel erweist. Deo ist 21 Jahre alt, seit sechs Jahren mit einem Auto-Lackierbetrieb und einer Werkstatt selbstständig. Er ist der einzige Mechaniker, der in ganz Uganda professionell an großen Motorrädern schraubt. Deo, der 13 Angestellte hat, holt die Ersatzteile aus dem Zoll, bringt sie nach Masindi und baut sie eigenhändig ein. Schnell, sicher und fachlich kompetent. Per Handy ist er rund um die Uhr zu erreichen und bereit, im ganzen Land zu helfen. Nebenbei macht er sein Abitur nach, um in diesem Jahr ein Studium zu beginnen. Obendrein zahlt er noch Schulgeld für seine Geschwister, unterstützt seinen Vater und fährt Radrennen.
Sein Traum ist eine Olympia-Teilnahme für Uganda. Reverend James, ein anderer Engel, der nicht nur predigt, sondern auch Traktoren repariert, bringt uns den fehlenden 36er-Schlüssel, dann starten wir in den Queen Elizabeth-Park. Durch die Kraterlandschaften im Norden rollen wir weiter auf Pisten durch traumhafte, offene Savanne. Beim Zelten am Kazinga-Kanal sieht man die Elefanten im Wasser spielen, wobei sie lauthals trompeten. Weiter südlich wird die Landschaft grüner, Vulkane und Teeplantagen prägen das Bild.

Wir passieren den idyllischen Lake Bunyionyi und gelangen nach Ruanda. Paradiesische Landschaft und entspannte Atmosphäre verdrängen den Gedanken an den Völkermord von 1994, bis wir in Kibuye auf ein Denkmal mit aufgeschichteten Schädeln stoßen. Am Lake Kivu fahren singend im Sonnenuntergang die Fischer hinaus - ein Erlebnis, das uns wieder froher stimmt. Früher als Erwartet treffen wir am Lake Eyasi in Tansania ein - die Strecke war kürzlich asphaltiert worden. Im Ngorongoro-Hochland verbringen wir einen Tag mit den Hadzabe. Das kleine, aus 800 Menschen bestehende Volk, lebt als Jäger und Sammler wie in der Steinzeit.
Es gibt keine Vorratshaltung, noch im Morgengrauen geht es zur Jagd. Wir dürfen mit. Schnell werden ein Vogel und ein Schakal erlegt, viel länger hätten wir beim Dauerlauf der Hadzabe nicht mithalten können. Leider ist dieses friedliche Volk, das keine Hierarchien kennt, durch Ackerbauern und Wilderer in seiner Existenz bedroht. Die Eyasi Foundation (www.eyasi-foundation.org) unterstützt diese Menschen.
Auf dem Weg zum Lake Natron wähnen wir uns im Garten Eden. Die Piste führt durch eine weite Steppe. Gnus, Giraffen, Zebras und Strauße begleiten uns. Dazwischen Massai mit ihren Herden. Martin besteigt den Ol Doinyo Lengai, den heiligen Berg, und berichtet von einem fantastischen Sonnenaufgang mit Blick auf den Kilimandscharo. Wir fahren weiter über Moshi, vorbei am Kilimandscharo, dann hoch in die Usambara-Berge. Usambara-Veilchen bekommen wir dort nicht zu Gesicht. Kein Wunder, sagt Martin, die stünden alle zu Hause bei seiner Mutter auf der Fensterbank.
Wir erfahren, dass es in der deutschen Kolonialzeit Pläne gab, das damalige Wilhemstal (heute Lushoto), zur Hauptstadt zu machen. Ist nichts daraus geworden. Entspannt rollen wir am Rand der Berge entlang und blicken auf die 900 Meter tiefer liegende Massai-Steppe. Unsere letzten Reisetage verbringen wir am Tiwi Beach, südlich von Mombasa. Dank Palmen und Sandstrand ein Ort wie aus einem Südsee-Traum, doch man sollte sich nicht zu weit vom Campground entfernen, weil in jeder Richtung Banditen mit Macheten lauern. Das ist pures Afrika: Glück und Leid, Genuss und Gefahr, Leben und Sterben liegen hier dichter zusammen als irgendwo sonst.
Infos
Eine packende Rundreise, die nicht nur durch Kenia, Uganda, Ruanda und Tansania führt, sondern mitten ins Herz von Afrika, dessen Vielfalt hier komprimiert erlebt wird.
Reisezeit: Von Januar bis Anfang März herrscht im Osten Afrikas üblicherweise die kleine Trockenzeit. Die Tour ist also eine ideale Winterflucht, die ohne große Probleme auch in weniger als vier Wochen zu schaffen sein sollte.
Anreise: Der Flug nach Mombasa (zweitgrößte Stadt Kenias und wichtigste Hafenstadt Ostafrikas) kostet etwa 800 Euro. Der Motorradtransport mit LTU kam auf 1000 Euro pro Strecke (infos: www.bikeworld-travel.de). Über Infotelefon 0221/7680560 lassen sich in Tansania auch Yamaha XT 600 mieten.
Dokumente: Reisepass, noch mindestens sechs Monate gültig. Die benötigten Visa werden an den Grenzen erteilt, sind für Ruanda kostenfrei, während die anderen Länder 30 bis 50 US-Dollar verlangen. Ferner: Internationaler Führer- und Fahrzeugschein sowie ein Impfpass mit eingetragener Gelbfieber-Impfung und das Carnet de Passage, welches sich z. B. für 160 Euro (Nichtmitglieder 260 Euro) beim ADAC beantragen lässt. Der ADAC verlangt den unterschriebenen Antrag, eine Kopie des Reisepasses, des Fahrzeugscheins und eine Bankbürgschaft als Kaution in Höhe eines Teils des Motorradwertes.
Gesundheit: Obligatorisch ist die Gelbfieber-Impfung. Zu einer Malaria-Prophylaxe wird geraten (Lariam, Malarone). Ausführliche Infos beim Zentrum für Reisemedizin unter www.crm.de. Wasser nur aus versiegelten Flaschen trinken.
Geld: In Ruanda kann nur Bargeld gewechselt werden. Kenia, Uganda und Tansania haben in den größeren Orten Bankautomaten, an denen z. B. mit der Visa-Karte, oft sogar mit der EC-Karte Geld abgehoben werden kann. Für Notfälle sollte eine Reserve in US-Dollars mitgeführt werden. Das Einlösen von Reiseschecks ist mittlerweile fast unmöglich geworden.
Übernachten: Zelten auf Campingplätzen kostet ab drei US-Dollar, in Tansania zehn Dollar. Ein sauberes Hotelzimmer gibt es in den Ländern ab etwa 15 Dollar, eine Mahlzeit kostet ab fünf Dollar.
Literatur: Als Übersicht nutzte der Autor die Michelin-Karte Blatt 746, unterwegs die Länderkarten "Kenia, Uganda, Ruanda" und "Tanzania" von Reise-Know-How. Für das Navi: Tracks4Africa, (www.tracks4africa.co.za), genau und routingfähig. Ferner leisteten Reiseführer aus dem Reise-Know-How-Verlag gute Dienste.
Adressen: Infos über Nationalparks, Hotels, Preise, Gesetze: www.magical-kenya.de, www.visituganda.com, www.tanzaniatouristboard.com, www.rwandatourism.com
Reisedauer: 35 Tage Gefahrene; Strecke: 5800 Kilometer
Hauptstädte, Bevölkerung: Kenia: Nairobi, 38 Mio. Uganda: Kampala, 31 Mio. Ruanda: Kigali, 11 Mio. Tansania: Dodoma, 41 Mio.

Geld: In Ruanda kann nur Bargeld gewechselt werden. Kenia, Uganda und Tansania haben in den größeren Orten Bankautomaten, an denen z. B. mit der Visa-Karte, oft sogar mit der EC-Karte Geld abgehoben werden kann. Für Notfälle sollte eine Reserve in US-Dollars mitgeführt werden. Das Einlösen von Reiseschecks ist mittlerweile fast unmöglich geworden.
Übernachten: Zelten auf Campingplätzen kostet ab drei US-Dollar, in Tansania zehn Dollar. Ein sauberes Hotelzimmer gibt es in den Ländern ab etwa 15 Dollar, eine Mahlzeit kostet ab fünf Dollar.
Literatur: Als Übersicht nutzte der Autor die Michelin-Karte Blatt 746, unterwegs die Länderkarten "Kenia, Uganda, Ruanda" und "Tanzania" von Reise-Know-How. Für das Navi: Tracks4Africa, (www.tracks4africa.co.za), genau und routingfähig. Ferner leisteten Reiseführer aus dem Reise-Know-How-Verlag gute Dienste.
Adressen: Infos über Nationalparks, Hotels, Preise, Gesetze: www.magical-kenya.de, www.visituganda.com, www.tanzaniatouristboard.com, www.rwandatourism.com
Reisedauer: 35 Tage Gefahrene; Strecke: 5800 Kilometer
Hauptstädte, Bevölkerung: Kenia: Nairobi, 38 Mio. Uganda: Kampala, 31 Mio. Ruanda: Kigali, 11 Mio. Tansania: Dodoma, 41 Mio.