Allein der Blick auf die Landkarte lässt die Herzen schneller schlagen: Die Strecken im sächsischen Erzgbirge, das sich rund 130 Kilometer weit zwischen dem Vogtland im Südwesten und dem Elbsandsteingebirge im Nordosten erstreckt, scheinen nur aus Kurven und Kehren zu bestehen, die sich zu einer tollen Wochenendrunde kombinieren lassen. Aber egal welche Richtung man letztlich einschlägt der Ausweis oder Reisepass gehört unbedingt ins Gepäck, da eine »runde« Tour durchs Erzgebirge einen längeren Abstecher nach Tschechien einschließt.Südlich von Adorf passiert man gleich zum ersten Mal die Grenze, um auf kleinen Wegen zwischen Skalná, Kraslice und Horni Blatná parallel zum Gebirgszug mal durch dichte Wälder, dann wieder über kahle Hügel zu fahren. Bis der Klinovec in Sicht kommt mit 1243 Metern die höchste Erhebung des Erzgebirges, in dem immerhin drei Gipfel die 1000-Meter-Marke überschreiten. Nummer zwei, der 1214 Meter hohe Fichtelberg jenseits der Grenze, erhebt sich zwar zum Greifen nahe, doch es lohnt sich, noch etwas weiter auf der tschechischen Seite zu fahren. Fast fühlt man sich nach Alaska oder Kanada versetzt, so dicht sind die Wälder, so unberührt scheint die Natur. Erst bei Most kommt wieder Gegenverkehr ins Spiel, und auf der Strecke von Dubi bis zur Grenze findet man sich leider inmitten unzähliger Lkw wieder.Dafür ist anschließend freies Fahren angesagt. Ein ständiges Auf und Ab mit unzähligen Kurven lässt keine Zeit für Langeweile. In Seiffen sollte man sich allerdings die Zeit nehmen, im Spielzeugmuseum oder in den zahlreichen Schauwerkstätten einen Blick auf die traditionelle Holzspielzeugherstellung zu werfen. Danach geht es über eine nicht weniger spannende Strecke entlang der Grenze über Bärenstein in den bekannten Kur- und Wintersportort Oberwiesenthal. Deutschlands höchstgelegene Ortschaft (914 Meter) ist ein idealer Ausgangspunkt für Touren zum nahen Fichtelberg, dessen Gipfelplateau einen atemberaubenden Ausblick über das gesamte Erzgebirge bietet. Wanderer, Motorradler oder Mountain Biker finden hier ein nahezu perfektes Terrain. Das gilt auch für den weiteren Verlauf der Tour über Rittersgrün bis Adorf eine Strecke, die keine Wünsche mehr offen lässt. Ganz so, wie man es beim Blick auf die Karte vermutet hat.
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Der Tourentip
Das Erzgebirge im Süden von Sachsen ist ein Traum für Motorradfahrer: Attraktive wie kurvenreiche Strecken ziehen sich durch die bewaldete Berglandschaft, die ihren Namen durch die einst reichen Funde an Silber, Zinn und anderen Bodenschätzen erhalten hat. Wer in der tschechischen Hälfte des Erzgebirges unterwegs ist, entdeckt eine Region, in der Zeit sprichwörtlich stehen geblieben zu sein scheint.
Anreise: Wer aus den alten Bundesländern kommt, peilt auf der A9 die Ausfahrt Hof im Westen des Erzgebirges an. Oder fährt von dort auf der A72, die noch ein ganzes Stück parallel zum Erzgebirge verläuft, noch weiter in Richtung Osten. Die A4 (Gera-Chemnitz-Dresden-Bautzen-Görlitz) eignet sich ebenso als schnelle Anreiseroute, da sie quasi die gesamte Nordgrenze des Mittelgebirges begleitet.Übernachten: Als Wintersportzentrum der ehemaligen DDR finden sich im Erzgebirge vor allen in größeren Ortschaften Hotels, Pensionen und Fremdenzimmer, in denen man ab 40 Mark gut übernachten kann. Teurer ist es nur in dem bekannten Kurort Oberwiesenthal. Der Tip für Motorradfahrer: die gemütliche Pension »Zur u´zeitigen Wirtschaft«, Bergstraße 13, 09471 Bärenstein, Telefon 037347/1631; Internet http://www.maecky.de. Pro Person sind für eine Nacht inklusive Frühstück 40 Mark zu zahlen (ab zwei Nächten 35 Mark). Der Biergarten, die Küche und der Ausblick sind vom Feinsten, und der Hausherr bietet sogar eine CD Rom über die Region an. In der »Spielzeugstadt« Seiffen empfiehlt sich der »Seiffner Hof«, Hauptstraße 31, 09548 Seiffen, Telefon 037362/130. Ein Doppelzimmer mit Frühstück kostet hier ab 110 Mark. Sehenswert: Eisenbahnfans werden über die Schmalspurbahn staunen, die auf der 17 Kilometer lange Strecke zwischen Cranzahl (südlich von Annaberg-Buchholz) und Oberwiesenthal verkehrt. In Rittersgrün befindet sich ferner ein lohnenswertes Schmalspurbahn-Museum (montags geschlossen). Das »Spielzeugmuseum Seiffen« lohnt ebenfalls einen Besuch, im Besucherbergwerk in Aue lockt ein 540 Meter tiefer Stollen, und in Morgenröthe (bei Schwarzenberg) befindet sich ein Weltraummuseum (ebenfalls montags geschlossen) zu Ehren des Kosmonauten Sigmund Jähn, der 1978 als erster Deutscher ins All flog.Aktivitäten: Wanderer und Mountain Biker kommen besonders am 1214 Meter hohen Fichtelberg ebenso auf ihre Kosten wie Motorradfahrer. In Oberwiesenthal, dem Sportzentrum der Region, lockt zusätzlich eine Sommerrodelbahn. Die zahlreichen Talsperren eignen sich hervorragend zum Baden, und Felsenkletterer finden im Osten des Erzgebirges im Elbsandsteingebirge ein tolles Revier.Information: Sehr hilfreich in Sachen Reiseplanung ist der Fremdenverkehrsverband Erzgebirge in Annaberg-Buchholz, Telefon 06733/23553. Im Internet findet sich unter dem Suchbegriff »Erzgebirge« eine gute Übersicht über die Region, in der die einzelnen Landkreise vorgestellt werden (Hotels, Aktivitäten usw.)Literatur: Gute Infos bietet der HB-Bildatlas »Sachsen« für 16,80 Mark sowie in der gleichnamige Merian-Ausgabe für 14,90 Mark.Zur Wegfindung empfiehlt sich die Marco Polo-Generalkarte Blatt 12 im Maßstab 1:200000.
Die Strecke
(Symbolkasten)
Zirka 400 Kilometerdrei TageTanken: In Sachsen überall entlang der Strecke möglich. Engpässe kann es auf den tschechischen Seitenstraßen gebenStreckenprofil: kurvige Landstraßen, gelegentlich schlechter Belag, in Tschechien Rollsplitt und LöcherKaffee-Pausen: Marktplatz Annaberg-Buchholz, Biergarten »Zur u´zeitigen Wirtschaft« in BärensteinBademöglichkeit: Strandbad Filzteich bei SchneebergSehenswert: Besucherbergwerke bei Aue oder Annaberg-Buchholz, »Spielzeugstadt« Seiffen, Fichtelberg