Tourentipp nördliche Alpen
Berchtesgadener Alpen

Berchtesgadener Alpen
Foto: Eisenschink

Der nördliche Alpenrand bietet mehr als bloßen Vorgeschmack auf die „echten“ Alpenpässe. Drei Tourentipps rund um Berchtesgaden zeigen, dass es die deutschen und nahen österreichischen Alpen locker mit den höheren Nachbarn im Süden aufnehmen können. Eine Umfahrung des Steinernen Meeres offenbart bereits zackige Bergkulissen von Dolomitenformat. Und eine verschlungene Tour um die Seen des Salzkammerguts kombiniert Gipfel und Gewässer in schönster Weise. Selbst die Anreise lässt sich bereits ab München zur ersten Tour gestalten.

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Tour 1: Oberbayern

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Die erste knackige Tour beginnt in Holzkirchen und endet in Berchtesgaden.

München, das Einfallstor in die Alpen, liegt bereits im Rückspiegel. Und die A 8, die noch auf den Autobahnbau der Nationalsozialisten zurückgehende „Salzburger Autobahn”, ist wieder einmal dicht. Oft nur zweispurig und ohne Seitenstreifen, scheint sie viel zu eng geworden für den regen Lkw-Verkehr in Richtung Österreich. Doch dem kann man bei der Ausfahrt Holzkirchen entkommen. Auch wenn die fast pfeilgerade Richtung Tegernsee führende B 318 noch nicht die hohen Weihen eines mäandrierenden Alpensträßchens besitzt, zur Einstimmung und Vorfreude taugt sie allemal. In Gmund am Tegernsee gerät man mit den Bergen fast schon auf Tuchfühlung, so markig wie sie hinter den Ufern des Sees emporwachsen. An der Segelschule geht es links ab zum Schliersee dem kleinen Bruder des Tegernsees. Beide Gewässer sind das Überbleibsel riesiger Gletscher, die in der Eiszeit dort ihre Becken herausfrästen. Und die auch an den spitzen Zacken rund um die Ufer beteiligt waren.

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Willkommen im herrlichen Alpenvorland.

Doch noch sind die Berggipfel grün, die Felskulissen ebenso wie die Kurven richtiger Alpenstraßen müssen erst kommen. Aber dann: Nach dem Schliersee taucht auf der B 307 plötzlich der weiße Kragen des Wendelsteins auf. Nackter Fels im oberen Teil des 1838 Meter hohen Grande. Dem anzusehen ist, wie sich beim Zusammenschieben der Alpen die Schichten senkrecht hochkeilten. Der wilde Wahnsinn! Die richtigen Alpen sind erreicht. Und hinter Bayrischzell nimmt auch das Teerband alpine Züge an, kurvt in veritablen Spitzkehren hinauf zum Sudelfeldsattel und stürzt sich jenseits wieder begeisternd zu Tal. In solcher Kurvenlaune sollte man am Abzweig besser nicht die Mautstraße direkt nach Brannenburg, sondern lieber den Umweg über den Tatzelwurm nach Oberaudorf nehmen, tief unten im breiten Inntal. Nach dem herrlich kurvigen Wurmfortsatz geht‘s zunächst am Inn entlang gen Norden bis Nußdorf (eigentlich die falsche Richtung und wieder ein Stück raus aus den Alpen), aber dann über den Samerberg auf herrlichen Sträßchen kurvig nach Frasdorf.

Tour 2: Seen und Berge

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Salzkammergut in malerischster Ansicht: Am Attersee verzahnen sich türkisfarbenes Wasser und zackige Berge.

Vom Basishotel ist nach nur 500 Metern Österreich erreicht, wo man steil hinab ins Salzachtal nach Hallein rauscht. Ein kurzer Abstecher ins nahe Salzburg wäre zwar schön, aber die heutige Runde ist lang. In Hallein der – schlechten – Beschilderung zunächst Richtung Zentrum folgen, dann im Kreisel Richtung Golling, später nach St. Gilgen/Adnet/ Wiestal halten. Zwei Kilometer hinter Adnet rechts hoch nach Krispl fahren und den weiten Blick zurück auf die Berge des Berchtesgadener Landes genießen. Nach dem Ort wieder runter ins Tal kurven und der Ausschilderung St. Gilgen folgen. Hinter dem Wiestal-Stausee bietet sich eine kleine Extrarunde an: dem Abzweig rechts nach Faistenau folgen und weiter Richtung Hintersee fahren. Und zwar auf einer winzigen Straße, die sich eng an den Fels zwängt und herrlich verschlungen zum Hintersee führt. Nichts zum Schnellfahren, aber um einen versteckten Winkel Österreichs zu entdecken.

Am See links wieder nördlich halten und über Faistenau/Anger geradeaus bis zur 158 cruisen. Dort rechts über Fuschl nach St. Gilgen und im Kreisel die 154 zum Mondsee nehmen. Am See gleich in Scharfling rechts durch den Tunnel nach Unterach am Attersee. Auf der 152 beschaulich um das Südende des Sees herum nach Steinbach rollen. Dort wird es wieder flott: Die 153 führt mit gut ausgebauten Kurven über einen Bergsattel (Blick auf den Felsklotz des Feuerkogels, kurzer Halt am kleinen See des Aurachursprungs). Nach acht Kilometern und kurz vor Erreichen des Traunsees gleich rechts den Abstecher über Mittendorf zum See einschlagen. (Sonst kleiner Umweg über Altmünster mit seinem Oldtimer-Museum.) Aufgrund der vielen Tunnels ist auf der Fahrt nach Süden entlang des Traunsees nicht viel zu sehen, deshalb der lohnende Stopp in Traunkirchen am Johanneskirchlein. In Ebensee der seelenlosen 145er-Schnellstraße nach Bad Ischl folgen (empfehlenswerter Pausenstopp im berühmten Kurort der k.u.k.-Zeit). Dort auf der 158 in Richtung St. Gilgen halten.

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Bootspartien am Hallstättersee.

Zwei Kilometer nach dem Tunnel, im Ortsteil Haiden/Kreutern, von der Bundesstraße rechts nach St. Wolfgang über Rußbach, um auf schmalem Teerband St. Wolfgang am gleichnamigen See zu erreichen (Pausentipp Weißes Rößl). Entlang des Ufers wieder vier Kilometer retour, um in Bürgl rechts nach Strobl abzubiegen. Nach so viel Wasser wird es wieder Zeit für die Berge: In Strobl unterquert man die 158, um südorientiert und mit viel Kurvenspaß hoch Richtung Postalm zu fahren. Deren mautpflichtiger Teil (drei Euro fürs Motorrad) beginnt drei Kilometer hinter Strobl. Das winzige Sträßchen führt mit viel Schräglagen ins südliche Nachbartal zum Flüsschen Lammer, wo man auf eine T-Kreuzung ohne Beschilderung trifft. Dort links Richtung des markant sichtbaren Dachsteins mit Gletscher fahren. Man trifft schließlich auf die 166, auf der man links über den 17-prozentigen Pass Gschütt und Gosau an den Hallstätter See gelangt. Dort rechts ins unbedingt sehenswerte Hallstatt fahren (Pausentipp). Eine landschaftlich sehr schöne Strecke führt um das Südende des Sees nach Obertraun und auf 23 Prozent steilem Parcours hinüber nach Bad Aussee (Abstecher zum Grundl- und Toblitzsee oder zum Altausseer See möglich).

Tour 3: Ums Steinerne Meer

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Ungeplanter Abstecher in die steien Bergsträßchen rechts und links der Route.

Auch bei dieser Tour geht es vom Hotel über Bad Dürnberg tief hinunter nach Hallein im Salzachtal, dem man auf der 159 südlich in Richtung Golling folgt. Die Berge wachsen massig empor, und ab Golling wechselt die oben im Fels begleitende Autobahn immer öfter von Brücken zu Tunnels. Sie kämpft mit Fluss, Bahn und Landstraße um das immer schmaler werdende Tal der Salzach, das diese zwischen Hagen- und Tennengebirge herausgefräst hat.

Der 2281 Meter hohe Hochkogel scheint zum Greifen nahe, und Schloss Hohenwerfen setzt, einer Fantasy-Burg gleich, noch einen Akzent auf die zackige Kulisse drauf. War die Straße bisher schnell und gut ausgebaut, kommt nach Bischofshofen auf dem Weg nach Mühlbach wieder die richtige Kurvenlaune. Die Landschaft bleibt spektakulär, wenn man im Ort dem Abzweig Arthurhaus/ Mandlwandstraße folgt, der zum felsigen Hochkönig führt. Auf der 1500 Meter hohen Endstation direkt am Fuß des Hochkönigs reckten sich die Gipfel fast noch mal doppelt so hoch vor dem Betrachter auf (siehe „Pausentipp”). Wieder zurück in Mühlbach, geht es nun auf einer flotten, kurvigen Bergstraße in westlicher Richtung weiter zur 20 Prozent steilen Ostrampe des Dientner Sattels .

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Hochprozentige Strecken erwarten den Reisenden auf der Tour durch das steinerne Meer.

Auf sechs Kilometern zügiger Strecke gewinnt man volle 500 Höhenmeter, um danach im Westen auf etwas flacherem Geläuf im Ort Dienten am Hochkönig links Richtung Wend und Dienten-Zentrum zu schwenken. Entlang des Dientner Baches schlängelt sich die schmale Straße zur 311, auf der man nach rechts im Salzachtal Richtung Taxenbach/Zell am See weiterfährt. In Taxenbach ist ein Abstecher in das landschaftlich sehr schöne Sacktal von Rauris möglich. Ansonsten weiter auf der 311 bis Bruck und gelegentlich den sagenhaftem Blick auf die Bergriesen des Glocknermassivs und die weiße Schneekappe des 3203 Meter hohen Kitzsteinhorns genießen. Abstecher nach Kaprun zu Vötters Fahrzeugmuseum möglich (siehe „Sehenswert”).

In Bruck rechts auf die Ostuferstraße entlang des Zeller Sees (die ruhigere Variante) oder auf der 311 bleiben und über Zell am See (Pausentipp im Ort) nach Norden bis Saalfelden. Schnell, aber spektakulär geht es nun auf der 311 über Weißbach bis Lofer und entlang der imposanten Felsabstürze des Steinernen Meeres. In Lofer könnte man die Gebirgsrunde abkürzen und den Wegweisern nach Bad Reichenhall folgen, um via Knie- und Steinpass die Deutsche Alpenstaße zu erreichen. Ansonsten in Lofer links nach Waidring und dort links den Abzweig nach St. Ulrich/Pillersee nehmen. Über St. Jakob erreicht man auf der idyllischen kleinen Straße die 164, der man rechts bis St. Johann folgt.

Über Kirchdorf, Griesenau und Schwendt auf einer klasse Bergstrecke durch die Ostflanke des Kaisergebirges hindurch auf der kleinen 176 nach Kössen. Ein unbedingt empfehlenswerter Abstecher führt von Griesenau links in das Kaiserbachtal auf einer kleinen Mautstraße (0,70 Euro/Motorrad) hoch zur Griesener Alm (Pausentipp). Hier sitzt man direkt am Fuß der senkrechten Felswände des Wilden Kaiser. Bei Weiterfahrt nach Kössen vor Erreichen des Orts rechts auf der 172 über die deutsche Grenze nach Reit im Winkl. Die B 305 macht als Deutsche Alpenstraße ihrem Namen Ehre und führt mit ihrem Kanada-Am-biente durch eine ganze Seenlandschaft nach Ruhpolding . Von dort geht es an den Felsklötzen von Reiter Alpe und Hochkalter vorbei nach Berchtesgaden zurück.

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023