Unterwegs: Top-Alpenpässe
Die 10 besten Alpenpässe Frankreichs

In drei MOTORRAD-Ausgaben zeigten wir die zehn besten Alpenpässe der Schweiz, Österreichs und Italiens. Hier nun der letzte Teil der Serie: Die zehn besten Pässe Frankreichs.

Die 10 besten Alpenpässe Frankreichs
Foto: Lengwenus

Frankreich ist das Alpenland der Superlative. Der höchste Berg Europas und drei der vier höchsten Passstraßen der Alpen befinden sich auf dem Boden der Grande Nation. Dementsprechend ist auch die Wintersperre bei einigen Passstraßen länger als anderswo. Aber das Warten lohnt sich. Monumentale Berglandschaften unterschiedlichster Art, abwechslungsreichste Strecken auf meist tadellosem Asphalt, dazu noch ganz ohne Mautgebühren und Tempolimits. Erwähnten wir schon das gute Essen? Also nichts wie in den Sattel, bevor der Winter kommt, oder ganz lange vorfreuen auf einen unvergesslichen Ritt im nächsten Jahr.

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Reisedauer: sechs Tage - Gefahrene Strecke: 2400 Kilometer.

Wegen der zahlreichen Radsportler sind die meisten Pässe in ausgezeichnetem Zustand. Bei allem Fahrpaß auf dem Motorrad gilt der Grundsatz: Biker ohne Motor sind auch Menschen.

Werel
Unsere Route führt über insgesamt 26 Pässe, inklusive derjenigen, die knapp aus den Top Ten gerutscht sind.

Fahren:
Die beste Reisezeit ist außerhalb der Ferien Ende Juni oder September. Maut kosten französische Landstraßen grundsätzlich nicht. Für das Durchqueren der Schweiz sind 29 Euro für die Vignette fällig. In einigen Tälern ist trotz der Gebühr (Péage) die schnellere Autobahn zu empfehlen. Nach Tausenden von Kurven, Schalt- und Bremsmanövern haben dreißig Kilometer Dahinrollen auf nahezu gerader Strecke fast schon therapeutische Wirkung.

Übernachten:
Die Reise nach Jerusalem beginnt während der Ferienmonate Juli und August gegen 18 Uhr. Nach 20 Uhr fragt der Hotelier schon mal, ob man ein Zelt dabei hat. Trotz diverser Bettenburgen in den zahlreichen Ski-Dörfern sind Zimmer dünn gesät. Entweder handelt es sich um Ferienwohnungen, oder die Hotels sind im Sommer geschlossen. Es empfiehlt sich, Zimmer vorzubuchen. Ein Tipp: Das Christiana-Hotel in Valloire am Galibier, www.christiana-hotel.com

Stier
An einigen Pässen bieten Bildagenturen ihre Dienste an. Die Fotos lassen sich im Internet runterladen.

Erinnerungen:
Am Col de la Bonette, am Galibier und einigen weiteren Strecken fotografieren Mitarbeiter von Bildagenturen die Biker mit und ohne Motorisierung. Wer professionelle Erinnerungsfotos von sich selbst haben möchte, achtet auf die aufgestellten Schilder mit der Webadresse und lädt sich nach der Rückkehr für ein paar Euro das eigene Mopped vor grandioser Kulisse aus dem Netz herunter.

Extratour:
Wer vom Pässefahren nicht genug kriegt, kann sich zur Alpen-Challenge beim MOTORRAD action team anmelden. Jährlich zum Augustende stehen mit Ausnahme des Col d’Iseran alle Top-Strecken der französischen Alpen auf dem Programm – und dazu noch 109 weitere Pässe. www.actionteam.de

Platz 1: Col d'Izoard

Lengwenus
Der Izoard beeindruckt mit alten Scheunen und uralten Felsen. Doch zur einmaligen Landschaft gesellt sich großer Fahrgenuss auf perfekt asphaltierten Straßen.

Länge: 49 Kilometer  •  Höhe: 2360 Meter  •  Öffnungszeiten: Juni bis Oktober  •  Maximale Steigung: 12 Prozent  •  Besonderheiten: einmalige Landschaft

In Briançon gut ausgeschildert, geht es nach kurzem Anstieg erst einmal ein paar Kilometer bergab. Es folgt der‚ wunderbar flüssige Anstieg durch ein enges Tal. Die erste Spitzkehre kommt erst nach elf von 17 Kilometern des Aufstiegs. Die Abfahrt ist teilweise etwas steiler mit perfekt asphaltierten Kehren.

Werel
Die Route über den Col D'Izoard.

Zum größten Fahrgenuss kommt eine einmalige Landschaft. Wenige Kilometer hinter der Passhöhe lockt auf der Abfahrt die Casse Déserte (Bild oben) zum Fotohalt. Spitze Felsnadeln ragen hoch aus sandfarbenen Geröllhalden. Die Felsen stehen Spalier für Fausto Coppi. Der italienischen Radsportlegende setzten die Franzosen dort ein Denkmal. Der Izoard stand bereits über dreißig Mal auf dem Programm der Tour de France.

Platz 2: Col de la Bonette

Lengwenus
Der Bonette bietet jede Art von Kurven – und das äußerst abwechslungsreich.

Länge: 49 Kilometer  •  Höhe 2802 Meter  •  Öffnungszeiten: Juli bis Oktober  •  Maximale Steigung: 14 Prozent  •  Besonderheiten: Der höchste Alpenpass überhaupt

Es wäre einfacher und flacher gegangen, aber um sich den Titel „höchste Alpenstraße“ zu sichern, ließ die französische Regierung die Verbindung des Ubaye-Tals mit dem Tal der Tinée statt über den Col de la Moutière über den höheren Bonette bauen. Die Straße ist breit, in gutem Zustand und in der hochalpinen, offenen Landschaft meist gut einsehbar.

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Die Route über den Col de la Bonette.

Der Bonette bietet jede Art von Kurven – und das äußerst abwechslungsreich. Wer den vorgelagerten Felsdurchbruch des Col de Restefond (2676 Meter) links liegen lässt, kommt kurz darauf zur Passhöhe. Dort bietet sich ein grandioses Panorama mit 270 Grad Blickwinkel. Von hier aus lassen sich an klaren Tagen die gesamten Bergmassive der Südalpen bewundern.

Unser Tipp: Den vollen Rundumblick bietet der 60 Meter hohe Aufstieg auf den Cime de la Bonette.

Platz 3: Col du Galibier

Lengwenus
Der Galibier ist einer der heiligen Berge der Tour de France. Für Motorradfahrer ist er ein Genuss ohne jede Quälerei.

Länge: 44 Kilometer  •  Höhe: 2646 Meter  •  Öffnungszeiten: Juni bis Oktober  •  Maximale Steigung: 12 Prozent  •  Besonderheiten: besteht eigentlich aus drei Pässen

Die Gipfel sind so zerklüftet, dass sogar der Schnee Mühe hat, Halt zu finden. Im Norden ragt an klaren Tagen der Montblanc aus dem Meer der Berge. Der Galibier bietet fantastische Ausblicke. Der Pass selbst ist so monumental, dass er sich gleich zwei andere Pässe als Vorgebirge leistet. Von Süden ist erst der rund 2000 Meter hohe und eher langweilige Col de Lautaret zu erklimmen, bevor die eigentliche Galibier-Strecke sich rechts rund acht Kilometer den Berg heraufwindet. Bei der Auffahrt ist Vorsicht geboten.

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Die Route über den Col du Galibier.

Die Strecke ist nicht sehr breit, bucklig und teilweise ohne jede Begrenzung. Die Fahrt ins 14 Kilometer nördlich gelegene Valloire ist dagegen breiter und flüssiger. Richtig kurvig wird es hinter dem Skiort auf dem geteerten Flickenteppich des 1500 Meter hohen Col du Télégraphe mit seinem Dutzend Kehren.

Platz 4: Col de l'Iseran

Lengwenus
Von schroffer Berglandschaft bis sattgrünem Hochtal, der Iseran bietet verschiedenste Ausblicke.

Länge: 49 Kilometer  •  Höhe 2770 Meter  •  Öffnungszeiten: Juni bis Oktober  •  Maximale Steigung: 12 Prozent  •  Besonderheiten: der Abwechslungsreichste

Er wäre der höchste Pass der Alpen, wenn die Erbauer des Bonette mit einer Extra-schleife nicht noch künstlich ein paar Meter gewonnen hätten. Es bleibt ihm dennoch ein Superlativ: Kein Pass ist landschaftlich so abwechslungsreich. Erst so halsbrecherisch gegenüber einem vergletscherten Bergmassiv an die Bergflanke geklebt, dass eine verpasste Kehre scheinbar direkt auf die Dächer des hübschen Dörfchens Bonneval führt, biegt er unvermittelt in ein grünes Hochtal mit Wildbach ab.

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Die Route über den Col del'Iseran.

Nach einem Felsdurchbruch folgt eine karge Felslandschaft, die sogar im Hochsommer Schneereste hat. Hinter der windumtosten Passhöhe mit einer festungsartigen Auberge stürzt sich die Straße hinunter Richtung Val d’Isère, biegt aber dann wieder unvermittelt ins nächste Seitental ab. So ist der Iseran auch fahrerisch sehr variantenreich.

Platz 5: Col d'Allos

Lengwenus
Wunderbare Landschaften auf gemütlich fahrbaren Kurven bietet der Col d'Allos.

Länge: 43 Kilometer  •  Höhe: 2250 Meter  •  Öffnungszeiten: Juni bis Oktober  •  Maximale Steigung: 11 Prozent  •  Besonderheiten: schmal, aber spaßig

Wenn reichlich Gegenverkehr kommt, hat der Spaß Grenzen, denn die Straße ist auf den 16 Kilometern südlich von Barcelonnette mit gutem Willen anderthalbspurig. Morgens und abends ist das schmale Asphaltband, das sich entlang eines wilden Flusses den Weg bahnt, eine echte Gaudi. Nach ersten Kilometern im Slalom zwischen Felswand und Mäuerchen, geht es anschließend im gleichen Rhythmus durch den Hochwald.

Werel
Die Route über den Col d'Allos.

Die Kurven sind eng, aber kurz und nahezu kehrenfrei. Der obere Teil ist offen und etwas bucklig. Die Abfahrt durch ein Skigebiet macht ebenfalls Spaß, nur das Retortenskidorf Foux d’Allos und die ein paar Kilometer bustauglich aus-gebaute Straße trüben das Vergnügen kurz, bevor es wieder enger und anspruchsvoller wird. Unser Tipp: Ein Bummel über den Markt im mittelalterlichen Dörfchen Colmars.

Platz 6: Cormet de Roselend

Lengwenus
Sowohl fahrerisch als auch landschaftlich ist der Cormet ein Geheimtipp.

Länge: 43 Kilometer  •  Höhe: 2250 Meter  •  Öffnungszeiten: Juni bis Oktober  •  Maximale Steigung: 11 Prozent  •  Besonderheiten: schmal, aber spaßig

Wenn reichlich Gegenverkehr kommt, hat der Spaß Grenzen, denn die Straße ist auf den 16 Kilometern südlich von Barcelonnette mit gutem Willen anderthalbspurig. Morgens und abends ist das schmale Asphaltband, das sich entlang eines wilden Flusses den Weg bahnt, eine echte Gaudi. Nach ersten Kilometern im Slalom zwischen Felswand und Mäuerchen, geht es anschließend im gleichen Rhythmus durch den Hochwald.

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Die Route über den Cormet de Roselend.

Die Kurven sind eng, aber kurz und nahezu kehrenfrei. Der obere Teil ist offen und etwas bucklig. Die Abfahrt durch ein Skigebiet macht ebenfalls Spaß, nur das Retortenskidorf Foux d’Allos und die ein paar Kilometer bustauglich ausgebaute Straße trüben das Vergnügen kurz, bevor es wieder enger und anspruchsvoller wird.

Unser Tipp: Ein Bummel über den Markt im mittelalterlichen Dörfchen Colmars.

Platz 7: Col du Petit St. Bernard

Lengwenus
Der "kleine Sankt Bernhard" führt vom Tal der Isère ins italienische Aosta-Tal.

Länge: 51 Kilometer  •  Höhe: 2188 Meter  •  Öffnungszeiten: Mai bis November  •  Maximale Steigung: 10 Prozent  •  Besonderheiten: einer von zwei Pässen, die nach Italien führen

Im Zweiten Weltkrieg zwischen Frankreich und Italien schwer umkämpft, musste nach dem französischen Sieg die römische Jupiter-Statue dem heiligen Bernhard von Menthon weichen. Der „kleine Sankt Bernhard“ führt vom Tal der Isère ins italienische Aosta-Tal. Abwechlsungsreich kurvt die rissige Piste nach ein paar Ansiedlungen durch den Wald.

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Die Route über den Col du Petit St. Bernard.

Die Straße ist auf französischer Seite durchgehend zweispurig, die gut durchfahrbaren Kehren steigen sanft an und sind außen leicht überhöht. Nach einem trostlosen Skidorf biegt die Route in ein grünes Seitental. Der finale Anstieg hat auf acht Kilometern nur eine einzige Kehre. Die Passhöhe mit Hospiz, Pizzeria, Andenkenläden und verlassenen Grenzgebäuden überquert schnurgerade die Grenze, umso kurviger geht es auf schmalerer Strecke ins Tal.

Platz 8: Col Agnel

Lengwenus
Der Col Agnel ist auf italienischer Seite winkelig, die französische Strecke ist so zügig, dass mancher Biker sein Mütchen kühlen muss.

Länge: 52 Kilometer  •  Höhe: 2746 Meter  •  Öffnungszeiten: Juni bis Oktober  •  Maximale Steigung: 11 Prozent  •  Besonderheiten: im Osten sehr kurvig, im Westen fast Schnellstraße

Der auch Colle dell’Agnello genannte Pass verbindet die italienische Provinz Cuneo mit dem französischen Queyras-Tal. Die ersten zehn Kilometer auf italienischer Seite bis Chianale verlaufen zügig und flach, dann schafft sich der vierthöchste Alpenpass überhaupt mit einigen steilen Kehren Respekt. Danach wartet ein Hochtal mit Ehrfurcht gebietenden Felsflanken. Flüssig geht es am Wildbach entlang.

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Die Route über den Col Agnel.

Vorsicht: Nicht alle grasenden Kühe sind eingezäunt. Während der italienische Teil nach weiteren Kehren mit einer steinernen Arena beeindruckt, wirkt die französische Seite weniger spektakulär. Die Straße ins Tal ist in bestem Zustand und zuweilen sehr schnell. Sie verleitet zu hohem Tempo, biegt aber manchmal hinterhältig um die Ecke. Die Passhöhe hockt auf einem winzigen Sattel, der ab und zu selbst Motorradfahrern Parkplatznöte beschert.

Platz 9: Col de la Cayolle

Lengwenus
Die Charakteristik wechselt ebenso wie die Straßenbreite und der Belag.

Länge: 51 Kilometer  •  Höhe 2326 Meter  •  Öffnungszeiten: Juli bis Oktober  •  Maximale Steigung: 11 Prozent  •  Besonderheiten: am meisten Spaß machen die Flachstücke

Von Süden her wiegt der Cayolle den Reiter mit einer flachen und zügigen Anfahrt zunächst in Sicherheit, steigt aber hinter Entraunes Kehre um Kehre steil an. Die Charakteristik wechselt ebenso wie die Straßenbreite und der Belag.

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Die Route über den Col de la Cayolle.

Das schafft Abwechslung, macht es aber nicht einfacher, einen Rhythmus zu finden. Viele Kurven machen hinterlistig zu. Die Abfahrt auf der Nordseite ist eine enge Buckelpiste. Dafür entschädigt der untere Teil im 20 Kilometer langen Ubaye-Tal.

Platz 10: Col de Vars

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Die Strecke des Col de Vars ist aufregend, der Bergsee dagegen hat beruhigende Wirkung.

Länge: 34 Kilometer  •  Höhe: 2109 Meter  •  Öffnungszeiten: Mai bis  Oktober  •  Maximale Steigung:  11 Prozent  •  Besonderheiten:  Anstieg fast ohne Spitzkehren

In Guillestre folgt der Biker am besten zunächst den Schildern zum Dorf Vars. Nach einigen Kehren geht es erst einmal wieder ein paar Kilometer bergab.

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Die Route über den Col de Vars.

Danach steigt die Straße auf fast perfektem Asphalt ohne eine einzige weitere Kehre in schönen Schwüngen zur unscheinbaren Passhöhe an. Die Abfahrt bis St. Paul d’Ubaye ist schmaler, holpriger und kurvenreicher.

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Erscheinungsdatum 15.09.2023