»Willkommen auf dem größten Vulkan Europas.« So stehts auf einem Schild am Straßenrand in Oberhessen geschrieben, und so etwas beflügelt natürlich die Fantasie. Ein feuerspeiendes Ungeheuer, das seinen rotglühenden Lavastrom über die schwarzen Felsbrocken ergießt. Doch dafür muss man schon bis nach Island oder Italien fahren der Vogelsberg ist seit sieben Millionen Jahren erloschen. Trotzdem, einmal im Jahr geht es auch hier heiß her. Und zwar immer dann, wenn im August der Schottenring-Grand Prix ansteht und sich bis zu 400 Teilnehmer auf historischen Motorrädern packende Duelle auf 1,4 Kilometer langen Stadtkurs von Schotten liefern. Im letzten Jahr kamen trotz Regen fast 14000 Besucher. Aber Zuschauen ist nur eine Sache, selber fahren die andere. Und an tollen Strecken herrscht im Vogelsberg wahrlich kein Mangel. Los gehts in Gedern auf der B 276 via Schotten bis nach Laubach. Ein makeloser Kurventraum, der 40 Kilometer lang anhält. Mal führt die Straße durch dichte Wälder, dann wieder über Hügel, von denen aus der Blick weit über des Land reicht. Im Stadtkern von Laubach mit seinen engen Gassen und uraltem Fachwerk, netten Cafés stellt man gern für einen Rundgang das Motorrad ab. Wer viel Zeit hat, besucht auch noch das Schloss.In Richtung Ulfa und über Eichelsdorf, Eichelsachsen, Hirzenhain und Nieder-Seemen endet die Runde wieder in Gedern, wo ebenfalls ein Schloss über der Stadt wacht. Aber vermutlich ist man dafür zu geschafft. Wegen der vielen Kurven. Oder man ist schon wieder auf dem Weg. Nach Grebenhain und von dort aus nach Schotten, das praktisch im Zentrum des Vogelsbergs liegt. Auf dem Weg dortin passiert man kurz vor Breungeshain den 773 Meter hohen Taufstein, auf dessen Kuppe der Bismarck-Turm steht. Bei gutem Wetter reicht die Sicht von oben bis zum Thüringer Wald, zum Taunus und zur Röhn.In Schotten angekommen, hat man die Wahl. Entweder das Vogelsberger Heimatmuseum besuchen. In 17 Räumen reihen sich landwirtschaftliche Geräte, Möbel und Trachten aus verschiedenen Epochen aneinander. Für Motorradfahrer uninteressant? Von wegen. Hier finden sich auch diverse historische Motorräder, viele davon mit einer bewegten sportlichen Vergangenheit die praktisch direkt vor der Haustür stattgefunden hat: Oder nördlich der Stadt den Schottenring unter die Räder nehmen, auf dem bereits 1925 Rennen ausgetragen wurden und der bis in die 50er Jahre zu den schönsten Bergrennstrecken überhaupt gehörte. Eine Runde über diese traumhafte Strecke gehört zweifelsfrei zu den Höhepunkten im Vogelsberg. Und auch die Strecke von Laubach über Ulrichstein, auf der man wieder zum Ausgangspunkt dieser Runde, nach Gedern, gelangt. Fahrspaß ohne Ende. Garantiert. Am liebsten würde man gleich noch einmal zu einer Runde über einen der mächtigsten Vulkane Europas starten anstatt sich nun von ihm zu verabschieden.
Infos
Der Vogelsberg ist ein ideales Motorradrevier: viel Landschaft und Kurven ohne Ende. Und bei einem Besuch im August sollte man sich den legendären Schottenring-Grand Prix für klassische Motorräder nicht entgehen lassen.
Anreise: Aus dem Südosten kommend über die A 3 bis Aschaffenburg fahren, dann weiter auf der A 45 bis zur Ausfahrt Wölfersheim. Von dort führt die B 455 in Richtung Schotten. Nordlichter gelangen über die A 5, Abfahrt Alsfeld West, und die B 49 ins Zielgebiet. Tourenfreunde aus dem Südwesten fahren auf der A 5 bis zur Abfahrt Fernwald und weiter auf der B 457.Übernachten: Pensionen oder Hotels finden sich in jeder größeren Ortschaft. Einige Tipps: Pension/Bistro »Die Theke«, Vogelsbergstraße 84, 63679 Schotten, Telefon 06044/ 701. Das Doppelzimmer kostet 125 Mark inklusive Frühstück, das Bistro ist ein bekannter Treff für Motorradfahrer. Außerdem: Gasthof »Zum Felsenmeer«, Jean-Berlit-Straße 1, Telefon und Fax 06643/336, Doppelzimmer inklusive Frühstück zirka 90 Mark. In den vielen Privatpensionen gibt es Zimmer ab 25 Mark pro Kopf. Campingplätze finden sich in Schotten, in Gedern (am Badesee) oder direkt am Nidda-Stausee. Weitere Informationen erteilt das Fremdenverkehrsamt Vogelsberg, Goldhelg 20, 36341 Lauterbach, Telefon 06641/977275, Fax 06641/977336. Schotten verfügt über eine gut gemachte Internet-Homepage mit zahlreichen Infos über alles, was in der Stadt und der Region los ist: www.Schotten.de.Motorradtreffpunkte: »Oldtimer-Café« in Grebenhain-Herchenhain, Telefon 06644/7026, aufsuchen. Die Küche ist auf jeden Fall einen Stopp wert, und bei Bedarf stehen auch Ferienwohnungen zur Verfügung. Eine »Biker-Kegel-Tour« veranstaltet das Landhotel Gärtner, Bahnhofstraße 116, 35325 Flensungen. Im Preis von 198 Mark sind zwei Übernachtungen, eine geführte Vogelsbergtour, ein Picknick im Grünen sowie ein Grillabend und eine urige Fete in der Kaminbar enthalten. Infos unter Telefon 06400/8191; Fax 06400/6360. Lohnend ist auch ein Abstecher zum »Falltorhaus«, das mitten im Wald an der B 276 zwischen Schotten und Laubach liegt. Hier treffen sich nicht nur die örtlichen Motorradfans. Öffnungszeiten: Wochentags von 15 bis 21 Uhr, samstags von 11 bis 21 Uhr und sonntags von 9 bis 19 Uhr. Bei Regen jedoch oft geschlossen.Mietmotorräder: In Laubach können Harley-Davidson Fat Boy oder BMW für eine zweitägige Tour durch den Vogelsberg gemietet werden. Der Preis für die Harley beträgt inklusive zwei Übernachtungen, Halbpension und Kartenmaterial 549 Mark, für eine BMW R 850 sind 295 Mark Mark zu zahlen. Ein Beifahrer schlägt mit 150 Mark zu Buche. Weitere Infos und Buchung: Kultur- und Tourismusbüro, Friedrichstraße 11, 35321 Laubach, Telefon 06405/921-321, Fax 06405/921-313.Aktivitäten: Wanderfreunde kommen auf den unzähligen markierten Wegen im Vogelsberg voll auf ihre Kosten. 60 Schutzhütten stehen zur Übernachtung bereit. Weitere Infos: Telefon 06041/4083. Der Hoherodskopf lockt mit einer 750 Meter langen Sommerrodelbahn. Wasserratten können sich am Nidda-Stausee austoben, und wer sich das ganze Treiben lieber von oben anschauen will, steigt in einen Heißluftballon. Infos bei Klaus Werth, Telefon 06041/1738, Fax 21502. Sehenswert: Das Vogelsberger Heimatmuseum in Schotten bietet einen interessanten Rückblick über diese Region. Natürlich finden sich dort auch Rennmotorräder und Literatur über den Schotten-Grand Prix. Kunst- und Kulturfreunden sei ein Besuch der gotischen Liebfrauenkirche in Schotten empfohlen, in der es einen monumentalen Flügelaltar zu bestaunen gibt. Die Laubacher Stadtkirche lockt mit einer interessanten Barockorgel. In Hirzenhain bietet das Kunstguss-Museum der Firma Buderus einen Einblick in ein relativ unbekanntes Handwerk. Sehenswert sind die alten Stadtkerne von Laubach und Schotten sowie die Schlösser der Region. Informationen über Öffnungszeiten sind beim Fremdenverkehrsamt Vogelsberg erhältlich (Adresse siehe Übernachten).Karte: Eine sehr gute Karte kommt von Mairs Geographischer Verlag: Blatt 13 der Deutschen Generalkarte im Maßstab 1: 200000 für XY Mark.Zeitaufwand einen TagGefahrene Strecke 200 Kilometer