Wüsten der Erde
Motorradfahren am Limit

Fünf Jahre hat sich Fotograf Michael Martin Zeit genommen, sein neues Projekt zu realisieren: per Motorrad alle Wüsten der Erde zu erfahren. Teil 1 der dreiteiligen Reportage führt durch Arabien, Asien und Australien.

Motorradfahren am Limit
Foto: Martin

Für einen Augenblick kommt Urlaubsstimmung auf. Der Stress monatelanger Reisevorbereitung, der Abschied von unseren Familien, das Schneetreiben auf der Fahrt von München nach Venedig – all das rückt in dem Moment in den Hintergrund, als die Fähre in Richtung Türkei ablegt. Elke und ich studieren noch einmal die Weltkarte, die wir auf dem Boden unserer Kabine ausgebreitet haben: Ein Drittel der Erdoberfläche sind Wüsten und Halbwüsten, verstreut über mehr als 50 Länder. Fünf Jahre haben wir uns Zeit genommen, sie alle zu durchqueren. 100000 Kilometer liegen vor uns.

Die Etappen durch Syrien und Jordanien dienen der Gewöhnung an die Fahreigenschaften der im Prinzip völlig überladenen BMW R 1150 GS, die bisweilen wie ein trunkener Esel daherkommt. Dennoch geht es gut voran, selbst auf den sandigen Pisten im Wadi Rum. Dann der erste herbe Rückschlag. Wie streunende Hunde werden wir in Amman vom Hof der saudi-arabischen Botschaft gescheucht. Nicht einmal vor Ort ist es möglich, ein Transitvisum für den Wüstenstaat zu ergattern. Wir suchen Rat bei der deutschen Botschaft, bekommen den Tipp, dass die Passbilder Elke verschleiert zeigen müssen. Also ab ins Fotostudio, Kopftuch statt Helm. Elke sieht aus wie eine Nonne – doch wir scheitern auch beim zweiten Versuch bereits beim Pförtner der Botschaft. Saudi-Arabien bleibt verschlossen. Zum Glück liegen im Hafen von Aqaba genügend Schiffe, die das Land umgehen und per Rotes Meer den Jemen ansteuern.

Vorbei an Sanaa, das mit seinen Wohnburgen aus Lehm als älteste und schönste Stadt der arabischen Welt gilt, gelangen wir nach Marib. Die weitere Strecke von dort durch die Wüste ins Wadi Hadramaut führt durch riskantes Gebiet. Die dort ansässigen Stämme erpressen die Regierung mit der Entführung von Ausländern. Aber man kann Vorsorge treffen: Uns wird unter der Hand empfohlen, dem örtlichen Scheich ein Schutzgeld zu zahlen. Satte 600 US-Dollar wechseln den Besitzer, und seine Männer beschützen uns von nun an quasi vor sich selbst. Flankiert von zwei Autos, legen wir die 400 Kilometer durch das Stammesgebiet ohne Zwischenfälle zurück. Am Schluss haben wir uns sogar an die allgegenwärtigen Kalaschnikows gewöhnt.

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Martin
Staub und Trockenheit sind ständiger Begleiter auf der langen Tour.

Ortswechsel. Per Fähre gelangen wir von der arabischen Halbinsel in den Iran, peilen die Wüste Lut an, eine der heißesten und trockensten Regionen der Welt. Die beiden Motorradfahrer, mit denen wir das Nachtlager teilen, sind auf dem Weg von Afghanistan in die Türkei – Schmuggler, die in ihren Packtaschen kiloweise Haschisch und Opium transportieren.

Das nächste Ziel sind die Wüsten Karakum („schwarze Wüste“) und Kysilkum („rote Wüste“) in Mittelasien. Erstere nimmt den Großteil der Fläche von Turkmenistan ein, ein Staat, der sich ähnlich abschottet wie Nordkorea. Mit viel Glück hatten wir ein Visum bekommen und reisen nun im Reich von Präsident Nijasow, der einen bizarren Ego-Kult betreibt. Überall steht er in goldenen Statuen verewigt, selbst Wodkaflaschen tragen sein Konterfei.

Zwischen Karakum und Kysilkum liegt in Usbekistan der Aralsee, einst das viertgrößte Binnengewässer des Erdballs. Bis die sowjetischen Planwirtschafter begannen, die Zuflüsse zur Bewässerung von Baumwoll- und Reisfeldern zu nutzen. Heute beträgt sein Volumen nur noch ein Fünftel der ursprünglichen Menge – wo früher Wasser glitzerte, stauben wir über absolut totes Land. Ein ehemaliger Kapitän zeigt uns sein Schiff, das wie viele andere im einstigen Hafen von Moynak auf dem Trockenen liegt.
Via Samarkand und dem kasachischen Almaty näheren wir uns der chinesischen Grenze. Die Formalitäten, um mit einem eigenen Fahrzeug ins Reich der Mitte einreisen zu können, erledigten wir bereits zu Hause: Ein chinesischer Führerschein und Zulassung samt Nummernschild müssen an der Grenze vorliegen. Außerdem steht ein Führer im Geländewagen parat, der bis zu unserer Ausreise nicht mehr von uns weichen wird.

In Urumqui besuchen wir Li Wenhua, jene Frau, die sich monatelang um unsere Genehmigungen bemüht hat. Von dem Ort führt die Strecke durch die monotone Beijan-Wüste. Mitten in der Einsamkeit treffen wir auf einen Wanderer, der quasi in einer Art politischen Liebesbeweises zum kommunistischen Parteitag nach Peking unterwegs ist – in sechs Monaten hat er rund 1500 Kilometer gepackt, 3510 liegen noch vor ihm.

Interview mit Michael Martin

Wie viele Dias hat Michael Martin in den Wüsten der Erde geschossen – und warum schläft er draußen im Garten?

Du hast Dir fünf Jahre Zeit genommen, um durch die Wüsten der Welt zu reisen. Bitte, nenn uns ein paar Zahlen und Fakten. Wie viele Länder? Wie viele Kilometer? Wie viele Filme?
Elke Wallner und ich sind durch 50 Länder auf allen Kontinenten gereist. Dabei haben wir rund 100 000 Kilometer im Sattel unserer BMW R 1150 GS verbracht und etwa 2200 Filme belichtet (à 36 Aufnahmen entsprechen 79200 Dias; Anmerkung der Redaktion). Die Bildauswahl für den Vortrag und den Bildband war nach jeder Etappe Schwerstarbeit.

Warum zieht es Dich immer wieder in Wüstengebiete?
Ich liebe es, in Wüsten unterwegs zu sein. Diese Landschaftsform ist so unglaublich abwechslungsreich. Manchmal gefährlich, dann wieder romantisch. Und Wüstenreisen sind immer eine Herausforderung. Als Fotograf gefallen mir zudem die Farben und Formen, außerdem schätze ich die Menschen, die gelernt haben, in diesen teilweise extrem lebensfeindlichen Gebieten zu überleben. So etwas prägt sehr starke Persönlichkeiten aus.

Dein Motorrad sieht völlig überladen aus. Dazu Elke als Sozia. Wäre ein Auto nicht das bessere Fahrzeug für so ein Unternehmen?
Im Prinzip schon, vor allem, wenn man nebenbei noch fotografieren und filmen muss. Oft waren wir vom Fahren so erschöpft, dass wir kaum noch Kraft dazu hatten, die Kameras in die Hände zu nehmen. Weitere Probleme sind Reichweite und Nutzlast – beides reicht eigentlich nicht aus. Trotzdem stellt das Motorrad immer wieder eine ideale Brücke zu den Menschen dar. Egal, wenn wir getroffen haben – auf Grund des Motorrads wurden wir praktisch überall extrem freundlich empfangen. Selbst die ansonsten sehr strengen chinesischen Zollbeamten waren bei unserem Erscheinen recht zuvorkommend und interessiert. Außerdem macht Motorradfahren in der Wüste schlichtweg Spaß.

Eine monatelange Diavortrags-Tournee, Dein neuer Bildband, der Film und weitere Veröffentlichungen – das klingt nach extrem viel Arbeit. Würdest Du wieder so ein gewaltiges Projekt in Angriff nehmen? Und wenn ja – welches?
Ja, es ist verdammt viel Arbeit. Doch ich werde von einem guten Team unterstützt, Sponsoren helfen bei der Finanzierung, außerdem habe ich 20 Jahre Erfahrung in diesem Geschäft. Alles in allem werden uns die »Die Wüsten der Erde« zehn Jahre beschäftigt haben: fünf Jahre Reisen und fünf Jahre Auswertung. Was danach kommt, weiß ich jetzt noch nicht. Auf jeden Fall wieder Wüste!

Wo verbringt Michael Martin eigentlich seinen Urlaub?
Damit sieht’s erst mal schlecht aus. Nach dem ersten Tourneewinter werden Elke und ich mit unseren Kindern während der Osterferien in den Süden fliegen, vermutlich nach Italien – und definitiv ohne Kamera! Aber Elke und mir fehlt schon jetzt das Reisen, das Gefühl, stets in Bewegung zu sein, etwas Neues zu entdecken. Weil wir uns so an unsere nomadische Lebensform gewöhnt hatten, haben wir später daheim praktisch jede Nacht im Sommer in unseren Schlafsäcken draußen im Garten geschlafen.

Wüsten der Erde (Infos)

Fernreisen üben einen ganz besonderen Reiz aus. Die Planung eines solchen Projekts kann dagegen abschreckend wirken. Ein paar Tipps aus dem so genannten Nähkästchen des Profis können die ersten organisatorischen Schritte erleichtern.

Dokumente
Reisen in die im Text beschriebenen Regionen verlangen nach einer aufwändigen Vorbereitung, wobei die Beschaffung sämtlicher Visa beispielsweise für die zentralasiatischen Länder dabei noch das geringste Problem darstellt: sämtliche Einreiseerlaubnisse (Infos dazu unter www.auswaertiges-amt.de) können beispielsweise bei der Visum-Centrale in Berlin beantragt werden. Pro Stempel werden dort ab 18 Euro verlangt. Infos unter Telefon 030/230959110; www.visum-centrale.de. Die Einreise mit einem eigenen Fahrzeug nach China und Tibet gestaltet sich wesentlich schwieriger. Vorgeschrieben sind ein chinesischer Führerschein, eine chinesische Fahrzeugzulassung plus Kennzeichen sowie ein staatlich anerkannter Führer. Dazu muss man sich an die chinesischen Mitarbeiter vom China International Travel Service (CITS) wenden, die über das Fremdenverkehrsamt der Volksrepublik China zu erreichen sind, Telefon 069/520135. Weitere, unzählige Reiseinfos und Links finden sich im Internet, wenn man den Begriff »China Reisen« in eine Suchmaschine eingibt. Der eine oder andere Motorrad-Traveler hat es allerdings geschafft, in das Reich der Mitte auch gänzlich ohne Visum und Begleitung vorzudringen. Zuletzt ist dies zwei Jungs aus Wildau gelungen, die auf ihren XTs entlang einer äußerst abenteuerlichen Route ein Jahr lang bis Shanghai und zurück gefahren sind (www.lomo-expedition.de). Der Behördenkram für Australien ist dagegen kaum der Rede wert: Einen Antrag für das Visum gibt es in jedem Reisebüro.

Motorradtransport
Sämtliche Länder Zentralasiens sowie Pakistan und China sind im Prinzip (und bei genügend Zeit!) über den Landweg zu erreichen. Wie gesagt – im Prinzip. Bei weniger Zeit muss man sein Motorrad ins gewünschte Zielgebiet verschicken – ein guter Startpunkt für eine Reise durch diesen Teil der Welt ist zum Beispiel Almaty in Kasachstan. Leider sind entsprechende Transporte per Bahn praktisch eingestellt worden. Um Luftfracht führt also kein Weg herum. Infos: Bikeworld Travel (Telefon 05231/580262; www.bikeworld-travel.de) oder GS-Sportreisen (Telefon 089/27818484; www.gs-sportreisen.de). Beide Unternehmen verfrachten ein Motorrad natürlich auch nach Australien (und in den Rest der Welt). Seefracht ist oftmals eine Alternative, obwohl nicht immer günstiger und manchmal deutlich komplizierter als der Luftweg. Infos: MBS-Sea-Cargo (Telefon 02203/933842, auch Lufttransporte) oder die Reiseagentur Hamburg-Süd (Telefon 040/37052593).

Literatur
Wer eine Fernreise plant, sollte unbedingt einen Blick in die »Selbstreise-Handbücher« der Deutschen Zentrale für Globetrotter aus dem Peter Meyer Verlag (www.petermeyerverlag.de) werfen. »Band 1: Zur Reisevorbereitung« (535 Seiten, 14,95 Euro) beschäftigt sich sehr ausführlich und äußerst praxis-orientiert mit allem, was im Vorfeld zu erledigen ist, während »Band 2: Für unterwegs« (256 Seiten, 12,95 Euro) jede Menge praktische Tipps für Schwierigkeiten während der Tour bereithält.

Sicherheit
Als Michael Martin und Elke Wallner 1999 zum ersten Abschnitt ihrer Reise in die arabische Welt und nach Zentralasien aufbrachen, war der Erdball in Sachen Sicherheit ein anderer. Inzwischen haben entführte Touristen im Jemen, in der Sahara und im Iran, Bombenanschläge auf Djerba, Malaysia oder im usbekischen Taschkent (Juli 2004) und nicht zuletzt die generell politisch äußerst instabile Lage im Nahen und Mittleren Osten nicht wenige Reisefans von Trips in diese Regionen abgeschreckt. Zudem warnt das Auswärtige Amt der Bundesregierung (www.auswaertiges-amt.de) explizit vor Reisen in mehrere arabische und zentralasiatische Länder (Usbekistan, einige Gebiete in Kirgisistan und im Iran sowie Pakistan). Hier haben religiös motivierte Auseinander-setzungen und Überfälle sowie gezielte Anschläge auf westliche Ausländer und Einrichtungen im Hintergrund der US-Operationen in Afghanistan stark zugenommen. Reisen ist in diesen Ländern inzwischen leider mit einem unkalkulierbaren Risiko verbunden, und man sollte sich zu Beginn des Trips ausführlich erkundigen, wie die momentane Situation aussieht. Brauchbare Infos finden sich in der Regel in den entsprechenden Internet-Foren: www.sahara-forum.de, www.sahara-info.ch oder www.horizonsunlimited.com. Reiseprofi Michael Martin empfindet die augenblickliche Situation nicht als überaus bedrohlich – er würde heute wieder die gleiche Route wie zu Beginn seines Wüsten-Projekts wählen: »Wir begegneten auf unseren Reisen in arabischen Ländern immer nur Menschen, die mit militantem Fundamentalismus wirklich nichts im Sinn hatten. Die Gastfreundschaft ist diesen Völkern absolut heilig. Man sollte aus den Medienberichten keine falschen oder vorschnellen Schlüsse ziehen.“

Wüsten der Erde (2)

Martin
Unterwegs mit dem motorisierten Lastenesel, einer BMW R 1150 GS.

Unsere Route führt zunächst in die Alashan-, dann jenseits des Gelben Flusses in die Quaidam-Wüste. Inmitten dieser bereits zur tibetischen Kultur gehörenden Hochwüste liegt der heilige See Koko Nur, den unzählige Pilger tagelang zu Fuß umrunden. Vor kurzem hatten es sich zwei Männer vereinfacht, und waren die 200 Kilometer mit dem Motorrad gefahren. Unser erster Kontakt mit der tibetischen Lebensart fasziniert uns völlig.

Leider haben wir keine Erlaubnis, von hier aus nach Tibet zu reisen. So halten wir uns entlang des Südausläufers der gewaltigen Takla Makan bis in die Oase Kashgar, einem der wichtigsten Knotenpunkte entlang der historischen Seidenstraße, wo der Handel heute noch brodelt wie zu Zeiten Marco Polos.

Über den 4700 Meter hohen Kunjerab-Pass verlassen wir China in Richtung Pakistan – am 12. September 2001. Vermutlich zählen wir zu den wenigen Menschen, die nicht wissen, was am Tag zuvor in New York geschehen ist. Erst am Abend berichten uns Lkw-Fahrer in groben Zügen von den Terror-Anschlägen und dass China die Grenze geschlossen habe. Auch der internationale Flugverkehr von und nach Pakistan sei eingestellt. Wir begreifen sofort: So schnell wie möglich raus aus Pakistan, bevor auch Indien seine Grenzen abschottet. Der nächste Übergang liegt 1500 Kilometer entfernt. Wir brechen trotz strömendem Regen auf, erreichen 26 Stunden später völlig erschöpft die Grenze. Sie ist noch offen. Indien trägt allerdings nicht gerade zur Erholung bei. Das Fahren zwischen heiligen Kühen und lebensverachtenden Truckern gleicht einem gefährlichen Hindernis-Rennen. Pausen verschaffen ebenfalls keine Ruhe. Bei jedem Stopp verursachen wir riesige Menschenaufläufe. Hinter Delhi schlagen wir Südkurs bis zur Oase Puskar am Rand der Wüste Thar ein. Im heiligen Monat Kartik Purnima findet dort in den Wochen vor dem Vollmond der größte Kamelmarkt der Erde statt. Wir bleiben mehrere Tage und beobachten das wilde Treiben. Überall wird laut gehandelt und gefeilscht, Kamele brüllen, es riecht nach Tieren und Dung.

Martin
Begegnungen wie mit dem Motorradfahrer in der Wüste Gobi sind selten.

Ist es schon schwierig, mit dem eigenen Fahrzeug durch China zu fahren, so gestaltet sich eine Reise nach Tibet nahezu unmöglich. Wiederum war es Li Wenhua, die die Papiere für die autonome Region der Volksrepublik China organisierte. Leider kommen wir auch dieses Mal nicht um einen offiziellen Begleiter herum, der jeden unserer Schritte genau beobachtet. Doch egal. Wir klettern höher und höher, passieren die 4000er-Marke. Mit einem Schlag sind die dichten Monsunwolken verschwunden, und wir stehen kurz darauf auf dem 5124 Meter hohen La-Lung-La-Pass. Ein Traum wird wahr. Wir haben das tibetische Hochplateau erklommen. In der glasklaren Luft scheinen die verschneiten Achttausender des Himalaja zum Greifen nahe und vor uns breitet sich die Hochwüste des westlichen Tibets aus.

Die 5000er-Pässe reißen nicht ab, sauerstoffarme Luft und ständige Kälte setzen uns heftiger zu als erwartet. Tagelang plagen uns Kopfschmerzen, nachts suchen wir die Nähe von Nomaden, um uns an ihren mit Rinderdung befeuerten Öfen zu wärmen. Auf 5200 Metern kommt schließlich auch die BMW spuckend an ihre Grenzen, da die Steuerelektronik den Sauerstoffmangel nicht mehr ausgleichen kann.

Je weiter wir Richtung Westen gelangen, umso mehr Pilgern begegnen wir. Tausende sind auf dem kargen Hochplateau zum heiligen Berg Kailash unterwegs. Nach zehn Tagen taucht er endlich am Horizont auf. Kurz vor dem Saga Dawa Fest, Buddhas Geburtstag, brodelt der Pilgerstrom seinem Höhepunkt entgegen. Wir bewegen uns zwischen Zehntausenden von Gläubigen, die unter strenger Aufsicht vieler Mönche bunte Gebetsfahnen aufhängen. Viele begeben sich auf die Kora, eine 50 Kilometer lange Wanderung um den Berg – 108 Umrundungen sichern den Eintritt ins Nirwana. Jetzt, im Jahr des Pferdes, zählt jede Umrundung dreizehnfach.

Unser Visum gestattet keine weiteren Abstecher mehr, wir fahren zurück nach Nepal und machen uns in Kathmandu auf die Suche nach einer Luftfracht-Spedition, die unser Motorrad nach Australien fliegt, unserem nächsten Ziel.

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Erscheinungsdatum 26.05.2023