Ein böser Twin, ein hoher Lenker und der Straßenkurs von Frohburg: Der PS-Cup-Checker war wieder im Einsatz und schlug sich wacker.
Ein böser Twin, ein hoher Lenker und der Straßenkurs von Frohburg: Der PS-Cup-Checker war wieder im Einsatz und schlug sich wacker.
Schon wieder ein Cup auf öffentlichen Straßen? Verdammt! Der letzte Termin der Conti Superduke Battle ließ mir keine Wahl, obwohl ich doch Auslaufzonen so mag und mich beim ultraschnellen Vorbeipfeilen an Häusern immer schrecklich unsicher fühle. Hilft ja nichts, als Cup-Checker muss man dort Gas geben, wo sie einen hinschicken.
Das Fahrerlager in Frohburg befindet sich in einem Industriegebiet und ist entsprechend weitläufig. Doch schon fällt mir auf der Suche nach den KTM-Battle-Recken eine Superduke mit der zumindest für mich magischen Startnummer 61 ins Auge. Das ist doch meine Einsatzmaschine, die Conti Superduke Battle-Technikboss Konrad Schittko bereits mit meiner Lieblings-Startnummer beklebt hat? Sie ist es, eine fast serienmäßige KTM 990 Superduke, lediglich mit einem Rennauspuff und Conti-Slicks, fertig für die Rennstrecke. Cool - die Spannung steigt.
Bei der Anmeldung ist mir gleich der allseits bekannte und scheinbar in Fahrerlagern omnipräsente Ottmar Bange behilflich. Da steht meinem Start wohl nichts mehr im Weg. Dass die Battle über gute persönliche Kontakte verfügt, zeigt sich nicht nur hier. Zum ersten Mal in meiner Racer-Karriere muss ich nicht bei der technischen Abnahme antanzen, die technische Abnahme kommt persönlich in Gestalt der gutgelaunten DMSB-Kommissarin Sabine Hammer vorbei. Die Conti Superduke Battle ist eine große Familie - und Sabine gehört dazu.
Beim Grillen auf dem großen Gemeinschaftsrost kommen schnell interessante Gespräche in Gang, und ich kann mich schon mal ein wenig über mein Einsatzgerät informieren. Die Stimmung der Conti Superduke Battle-Truppe ist super, und noch am selben Abend werde ich offiziell in die Battle-Gemeinschaft aufgenommen. Die wollen mich doch nicht einlullen? Aus dem Ghettoblaster bekomme ich noch den offiziellen Song der Superduke Battle 2012 zu hören. Hoppa, welcher Cup hat schon seinen eigenen Soundtrack? Doch Samstag früh sind wir schon um acht Uhr mit dem freien Training dran, und so endet dieser lustige Abend viel zu früh.
Am nächsten Morgen ist es nass. Die Conti-Regenreifen geben mir aber von Anfang an ein super Gefühl und tolles Feedback. Und auch mit der KTM komme ich auf Anhieb prima zurecht. Bingo! So stehe ich nach diesem ersten Nass-Training ziemlich unerwartet, aber nicht ohne Stolz, ganz oben auf der Zeitenliste. Zugegeben: Nur neun von 30 Conti Superduke Battle-Brüdern und einer Battle-Schwester waren da überhaupt mit mir unterwegs. Trotzdem: Fürs Erste bin ich beruhigt, weil ich offensichtlich sofort mit der KTM klarkomme und die Frohburger Strecke schön zu fahren ist.
Für die an diesem Tag noch folgenden beiden Zeittrainings bin ich bedeutend entspannter. Zwischenzeitlich hat es abgetrocknet und es ist wärmer geworden. Im ersten „Qualy“ bin ich noch mit der Strecke und der im Trockenen schnelleren Linie beschäftigt. Nach einer 90-Grad-Linkskurve am Ende von Start und Ziel ist der erste Streckenabschnitt quasi eine mit leichten Schwüngen gespickte, endlos erscheinende Gerade. Auf keiner anderen Rennstrecke bin ich bisher so lange am Stück mit Vollgas unterwegs gewesen. Die Superduke hat dann laut Tacho fast 240 km/h drauf. Wegen der fehlenden Verkleidung muss ich mich richtig festhalten, damit mich der Fahrtwind nicht vom Bike weht.
Im nächsten Abschnitt durchfährt man eine künstlich angelegte Schikane, deren hohe Curbs man tunlichst meiden sollte, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Beim Überfahren eines solchen Teils habe ich mich 2001 an anderer Stelle schon einmal mächtig gewürfelt. Also Respektabstand halten. Anschließend, nach erneutem Beschleunigen, bremst man bergab eine weitere Linkskurve an - mit Hausecke direkt an der Innenseite der Piste. Das ist ein blindes Eck, und ich habe irgendwie immer das Gefühl „nicht zu weit nach links, sonst bist du einen Kopf kürzer“. Ein schneller Links- und ein noch schnellerer Rechtsbogen später wird dann schon wieder die Start/Ziel-Eingangskurve angebremst.
Das hört sich vielleicht nicht sehr interessant und spektakulär an, aber immerhin bewegt man sich auf sonst öffentlichen Straßen, was schon für extra Adrenalin sorgt. Mit der KTM macht das einen Riesenspaß. Zusätzlich geben mir die klebrigen ContiRaceAttack-Slicks die nötige Sicherheit für mein Hinterstübchen. Die Gummis haben einen enorm gutmütigen Grenzbereich. Das ganze Wochenende bei der Conti Superduke Battle hatte ich nicht einen Rutscher. Außerdem war selbst in der soften Mischung in Frohburg kaum Verschleiß festzustellen.
Auch die Frohburger haben sich mit ihrer Strecke mächtig ins Zeug gelegt. Der Asphalt ist einwandfrei, gefährliche Stellen sind abgesichert und sogar die Bordsteinkante entlang der Start/Zielgeraden wurde für die Veranstaltung extra mit Bitumen angeschrägt.
Nach dem ersten Zeittraining bin ich Achter. Damit kann ich bei der Premiere in so einem Stammfahrer-Feld zufrieden sein. Im zweiten Zeittraining kann ich sogar noch mehr als anderthalb Sekunden pro Runde abknapsen. Leider gelingt das vielen aus meiner neuen Familienbande auch. Bleibt also der achte Startplatz für beide Rennen der Conti Superduke Battle am Sonntag.
Der Abend davor aber gehört wieder ganz der Gemeinschaft unter Gleichgesinnten. Von KTM-Papst Konrad „Wuschel“ Schittko und Carsten „Casi“ Lehnig bekomme ich noch ein paar Tipps für den morgigen Renntag bei der Conti Superduke Battle. Ruhrpott-Perle Hubertus „Huby“ Mannshausen legt noch mal den Battlesong auf, und wieder geht ein lustiger Abend leider zu früh zu Ende.
Am Morgen des Renntags ist es arschkalt, dafür aber trocken. Entlang der Strecke haben sich viele Zuschauer versammelt. Endlich geht es in die Startaufstellung und die Einführungsrunde. Mein erster Start mit der Superduke ist eher mittelprächtig. Mit zu viel Drehzahl geht mir mit dem dicken Twin sofort das Vorderrad hoch. Hätte ich doch nur Konrads Tipp beherzigt. Das Feld sortiert sich. Vor mir tut sich ziemlich schnell eine größere Lücke auf. Aber die hinter mir drängelnden Konrad Schittko und Christoph „Mütze“ Musznai kann ich noch einige Zeit am Überholen hindern. Bruder Konrad kommt dann aber doch vorbei und ich versuche, an ihm dranzubleiben. Mit mäßigem Erfolg, er kann seinen Vorsprung stetig vergrößern.
Dann bekomme ich Schützenhilfe von zu überrundenden Fahrern, an denen Konrad schwerer vorbeikommt als ich. Ich nutze meine Chance: Auf der letzten Rille steche ich beim Anbremsen in der vorletzten Runde noch an Konrad und einem zu überrundenden Fahrer vorbei, um mich in der Schlussrunde so breit wie möglich zu machen. Die letzte Kurve bremse ich ganz innen an, Konrad soll da bloß nicht reinstechen können. Dafür komme ich aber mit sehr wenig Speed auf einer schlechteren Linie aus der Kurve heraus. Konrad kann mich fast wieder ausbeschleunigen. Aber im Ziel schaffe ich mit superknappen 68 Tausendsteln vor „Wuschel“ Platz sieben. Was für ein spannendes und unterhaltsames Rennen!
Für mein heikles Überholmanöver in der vorletzten Runde bekomme ich später noch eine Rüge. Man soll sich in der Conti Superduke Battle nicht gegenseitig vom Motorrad fahren - schon gar nicht auf einem Straßenkurs. Akzeptiert und sorry! Den Sieg im ersten Lauf holt sich Dirk Schnieders, der Meister der letzten drei Jahre, vor Hendrik Ladiges und Stefan Helldobler. Im zweiten Rennen, gleichzeitig das letzte der Conti Superduke Battle 2012, geht es ganz vorn in der Gesamtwertung noch um alles, denn „Stevie“ Helldobler liegt nur noch ein paar Punkte vor Schnieders.
Meinen zweiten Start versuche ich etwas besser hinzubekommen. Nur diesmal gebe ich so wenig Gas, dass mir die KTM fast absäuft. Daraufhin fülle ich die Brennräume so ungestüm, dass mir das Bike noch höher steigt als im ersten Lauf. Beim Anbremsen der ersten Kurve heißt es deshalb verlorenen Boden gutmachen. Auf Platz sechs reihe ich mich ein. Da knallt Bruder Konrad schon nach wenigen Metern an mir vorbei. Diesmal kann ich ihm wirklich nicht folgen. Am Ende der langen Geraden bremse ich wenigstens noch Christoph Musznai aus, den ich fortan im Nacken sitzen habe.
Gegen Christoph bin ich schon 2002 im Suzuki-Cup gefahren. Heute liefern wir uns erneut ein Rennen auf Augenhöhe. Er kann mich nach wenigen Runden überholen, doch abhauen kann er nicht. Drei Runden vor Schluss ziehe ich dafür am Ende von Start und Ziel wieder vorbei und versuche anschließend, mich schön breit zu machen. Zu Beginn der letzten Runde kommt Christoph trotzdem durch und ich probiere auf den letzten Kilometern alles, noch einmal einen Weg an seiner KTM vorbei zu finden. Aber der Gute macht alle Türen zu. Bleibt der achte Platz.
Zwei so knappe Rennen an einem Tag zu fahren ist einfach gigantisch! An der Spitze wurde auch nicht an Dramatik gespart. Tragischer Held: Dirk Schnieders, der in Führung liegend aufgrund eines Defektes aufgeben musste. Seine Hoffnungen auf die vierte Meisterschaft in Folge waren damit begraben. Den letzten Battlesieg 2012 holt sich Hendrik Ladiges vor Manuel „Tutti“ da Silva und dem umjubelten Meister Stefan Helldobler.
Nach einer wahrlich emotionalen Siegerehrung und dem Abschiedsgruppenfoto mit allen Battle-Teilnehmern geht für mich in Frohburg ein wirklich bewegendes und spannendes Wochenende mit der Conti Superduke Battle und ihrer Familie zu Ende. 2013 geht die Schlacht in die nächste Runde. Da kann ich nur sagen: Schrei‘s noch einmal Huby - „Hoppaa…“
Pro Contra Alle Baujahre inklusive R-Modelle sind zugelassen nicht ganz typische, etwas gewöhnungsbedürftige Rennmaschine Die Battle genießt DMSB-Prädikat und kürt offizielle Meister Es kann nur einer gewinnen Gaststarts sind möglich günstige Nenngeld-Regelung Der Battle-Technik-Beauftragte und KTM-Händler Konrad Schittko fährt selbst mit und bietet umfangreichen Service vor Ort gelöste, familiäre Stimmung
René Raub begann 2001 im Suzuki SV 650-Cup, ein Jahr später holte er den zweiten Platz bei den 24 Stunden von Oschersleben. Im Seriensport gewann der 36-Jährige mehrfach die kleine Twin-Klasse und 2004 die 750er-Wertung. 2006 wurde der Heiligenstädter in der Langstrecken-WM/Superproduction Dritter und gewann mit seinem Team bei den 24 Stunden von Oschersleben. Dort siegte er noch zwei Mal in der Open-Klasse. Mit dem Team PS-LSL-X-Lite 61 holte René 2011 den dritten Platz beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans.