Fünf neue Modelle wird BMW in diesem Herbst präsentieren, drei davon waren Anfang Oktober auf der Intermot in Köln zu sehen: ein landstraßensportlicher Roadster, ein halb verkleideter Sporttourer und die überarbeitete Renn-Replika S 1000 RR.
Fünf neue Modelle wird BMW in diesem Herbst präsentieren, drei davon waren Anfang Oktober auf der Intermot in Köln zu sehen: ein landstraßensportlicher Roadster, ein halb verkleideter Sporttourer und die überarbeitete Renn-Replika S 1000 RR.
Nach der R 1200 GS und der R 1200 RT stellt BMW jetzt zwei weitere Motorräder mit dem wassergekühlten Boxer vor: die unverkleidete R 1200 R und die R 1200 RS mit Halbverkleidung. Der 125 PS starke Motor wurde unverändert übernommen, doch R und RS sind die ersten dieser Baureihe, deren Fahrwerk auf die Telelever-Vorderradführung verzichtet und stattdessen auf eine Upside-down-Gabel setzt. Wo bei den Telelever-Motorrädern die hintere Lagerung des Längslenkers sitzt, versteift bei den Telegabel-Modellen ein zusätzlicher Bolzen den Gitterrohrrahmen. Die Gabel schafft Platz für einen zentralen Wasserkühler; zwei seitliche Kühler wie bei GS oder RT würden sich am nackten Motorrad wohl merkwürdig ausnehmen und das halb verkleidete unnötig breit machen.
Davon abgesehen signalisiert der Wechsel zur Telegabel auch einen veränderten Charakter der neuen R. Der jetzt in Rente gehende Roadster, insbesondere die Classic-Version, richtete sich in erster Linie an eine konservative Kundschaft. Was er an fahrdynamischen Qualitäten aufwies, sah man ihm nicht an. Im Unterschied dazu hält sich die Neue weniger zurück, wirkt modern und lässt landstraßensportliche Talente erahnen. Das gilt zwar vor allem für die weiß lackierte Variante mit roten Streifen und rotem Rahmen, doch selbst die metallicgrau lackierte R sieht schon im Stand schneller aus als ihre Vorgängerin.
Ein Blick auf die fahrwerksgeometrischen Daten zeigt jedoch auch, dass die neuen Boxer-Modelle keine R nineT mit wassergekühltem Motor und anderem Aussehen sein sollen: Im Streben nach Stabilität und Komfort wählten die Entwickler einen längeren Radstand und Nachlauf, der Lenkkopf steht flacher als bei der nineT und die Federwege der R sind mit je 140 Millimetern vorn und hinten für ein Straßenmotorrad ungewöhnlich lang. Als Sonderausstattung gibt es für die R und RS auch ein Dynamic ESA, das die Dämpfung ständig an die Straßenverhältnisse und Fahrweise des Piloten anpasst.
Doch bevor sich diese Vorstellung im großen Angebot an Sonderausstattungen und Sonderzubehör verliert, erst einmal ein Satz über die Serienausstattung. Dazu zählen das teilintegrale Bremssystem, ABS, die Antischlupfregelung ASC und zwei Fahrmodi, nämlich „Rain“ und „Road“. Die Standardsitzbank nimmt den Fahrer in gemäßigten 790 Millimetern Höhe auf, je 30 Millimeter tiefere oder höhere Bänke sind auf Wunsch erhältlich. Wobei die höhere Variante für sportlich orientierte Fahrer eine überlegenswerte Alternative darstellt.
Am günstigsten werden sich R und RS wie bei BMW gewohnt mit Ausstattungspaketen aufwerten lassen. Zur Auswahl stehen Komfort-, Touring- und Dynamikpaket, die einander nicht ausschließen. Die darin zusammengefassten Features – Heizgriffe, Kofferhalter oder Tempomat, um nur drei zu nennen – lassen sich mit Ausnahme des Bordcomputers auch einzeln bestellen. Hervorzuheben ist auch der aufpreispflichtige Schaltassistent Pro. Er ermöglicht Hinauf- und Herunterschalten ohne Kupplung.
Dieses System wurde in der Superbike-WM entwickelt. Als es die Serienreife erlangt hatte, war die R 1200 RT das nächsterreichbare neue Modell, um es einzuführen, doch eigentlich passt es eher zur supersportlichen S 1000 RR. So ist es keine Überraschung, dass die jetzt überarbeitete Version des Supersportlers gegen Aufpreis damit ausgerüstet werden kann.
Serienmäßig bietet die 2015er-S 1000 RR überarbeitete Kanäle, eine neue Einlassnockenwelle und leichtere Einlassventile. Saug- und Abgasanlage wurden optimiert, was drei Kilogramm spart und den Motor nunmehr auf 199 PS bringt. Noch eindrucksvoller ist der Drehmomentverlauf des Vierzylinders – zwischen 9500 und 12000/min hält er sich beständig in der Nähe des Maximums von 113 Nm.
Wahrscheinlich liegt es an der Dominanz der Autobauer im BMW-Konzern, dass auch alles, was ein Motorrad verkleidet, Karosserie heißt. Jedenfalls vermeldet der Pressetext, die „Karosserieumfänge“ seien komplett neu gestaltet. Dazu gehören neue Scheinwerfer, die auch anders positioniert sind als früher. Trotz solcher Retuschen ist auch die 2015er-S 1000 RR auf den ersten Blick als solche zu erkennen.
Eine Menge Feinarbeit kam dem Fahrwerk zugute. Die Modifikationen reichen von fahrwerksgeometrischen Änderungen – kürzerer Radstand, minimal längerer Nachlauf, etwas steilerer Lenkkopfwinkel, knappere Negativfederwege – bis hin
zum geänderten und weiterhin variablen Schwingendrehpunkt. Nicht zu vergessen die Feinabstimmung der Rahmensteifigkeit und -elastizität in bestimmten Bereichen. Die semiaktive Dämpfungseinstellung, bisher eine Spezialität der HP4, ist jetzt gegen Aufpreis auch für die S 1000 RR erhältlich.
Ebenfalls aufpreispflichtig sind die sogenannten „Fahrmodi Pro“, die den bisherigen „Slick-Modus“ und einen vom Benutzer selbst programmierbaren Modus umfassen. Diese Ausstattung beinhaltet auch ein Programm, das perfekte Rennstarts ermöglicht, und eine programmierbare Geschwindigkeitskontrolle für das Tempolimit in der Boxengasse. Auch ein Tempomat für den zivilen Verkehr ist im Angebot.
Die Frage, die sich angesichts der langen Liste von serienmäßigen und aufpreispflichtigen Ausstattungen erhebt, nämlich die nach den Preisen, mag BMW im Moment noch nicht gänzlich beantworten. Fürs Erste sollen sich die Interessenten Appetit auf all die Annehmlichkeiten holen.
BMW R 1200 R: Zweizylinder-Boxermotor, 1170 cm³, 92 kW (125 PS) bei 7750/min, 125 Nm bei 6500/min, Stahl-Gitterrohrrahmen, Upside-down-Gabel, Einarmschwinge, Kardanantrieb, Federweg vorn/hinten 140/140 mm, Doppel-scheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 276 mm, Reifen vorn 120/70 ZR 17, hinten 180/55 ZR 17, Sitzhöhe 790 mm, Tankinhalt 18 Liter, Gewicht vollgetankt 236 kg, Preis 12800 Euro ohne Nebenkosten.
BMW R 1200 RS: Zweizylinder-Boxermotor, 1170 cm³, 92 kW (125 PS) bei 7750/min, 125 Nm bei 6500/min, Stahl-Gitterrohrrahmen, Upside-down-Gabel, Einarmschwinge, Kardanantrieb, Federweg vorn/hinten 140/140 mm, Doppelscheiben-
bremse vorn, Ø 320 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 276 mm, Reifen vorn 120/70 ZR 17, hinten 180/ 55 ZR 17, Sitzhöhe 790 mm, Tankinhalt 18 Liter, Gewicht vollgetankt 236 kg, Preis 13400 Euro ohne Nebenkosten.
BMW S 1000 RR: Vierzylinder-Reihenmotor, 999 cm³, 146 kW (199 PS) bei 13500/ min, 113 Nm bei 10500/min, Leichtmetall-Brückenrahmen, Upside-down-Gabel, Zweiarmschwinge mit Hebelsystem, Kettenantrieb, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 220 mm, Reifen vorn 120/70 ZR 17, hinten 190/55 ZR 17, Sitzhöhe 815 mm, Tankinhalt 17,5 Liter, Gewicht vollgetankt 204 kg, Preis k. A.