Racebike Trinkner-Honda Fireblade
Duales System

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Sogenannte Multifunktions-Geräte sollen immer alles können und jedem alles recht machen. Trinkners Honda Fireblade ist bescheidener. Sie will nur zweierlei: Rennstrecke und Straße. Das aber richtig. Ein gelungenes ?duales System" auf zwei Rädern stellt sich vor.

Duales System
Foto: Jahn

Achim Trinkner zeichnete sich bereits öfter durch eine realistische Sichtweise von gewissen Dingen aus. Als der Supermoto-Haudegen der ersten Stunde Anfang dieser Dekade verletzungs-bedingt nicht mehr regelmäßig ohne über-mäßiges Risiko in die Top Fünf der Pres-tige-Klasse driften konnte, ließ er Vernunft und Weitsicht walten und zog zumindest aus der sportlichen Karriere den Stecker. Statt dessen kniete er sich um so tiefer in die Honda-Vertretung der Familie und trat dieses Jahr erstmalig beim PS-TunerGP an. Nur einen Steinwurf vom heimischen Löchgau entfernt stellt er eine voll carbonisierte Honda-Fireblade in die Box, die nicht nur optisch die Blicke auf sich zieht. Mit der ?Concept 2in1" gingen Achim und Mitstreiter Jens Hochstetter einen sehr cleveren Weg und bauten keinen reinen Racer auf. Basierend auf der Annahme, dass sich in Zeiten klammer Kassen und immer teurer werdender Motorräder kaum mehr ein Kunde einen waschechten Racer und ein straßentaugliches Bike leisten kann oder will, perfektionierten sie das Dual-Bike. Sie kreierten ein Motorrad, das sich binnen 20 Minuten mit wenigen Handgriffen vom straßenzugelassenen Landstraßen-Schreck in einen Racer verwandeln lässt. Und ganz nebenbei kam noch ein wirklich sehr leckeres, im Fahrerlager wie vor der Eisdiele mächtig aufspielendes Gerät dabei heraus. Nicht erschrecken darf man bei dem Blick auf die Preisliste. Mit 34900 Euro ist die präsentierte Concept 2in1 kein Schnäppchen. Doch Obacht: Man muss nicht das ganze Paket kaufen. Das Dual-Bike ist modular aufgebaut, und die relevanten Komponenten zum schnellen Wandel vom Straßen- zum Race-Bike und zurück sind alle einzeln zu beziehen. Wer mit der Basis-Version, also einer serien-mäßigen Fireblade Modelljahr 2009 inklusive der Teile für den schnellen Umbau bereits zufrieden ist, dem kann ab 15000 Euro geholfen werden. Doch das Bessere ist des Guten Feind, weswegen die präsentierte Trinkner-Blade mit allerlei Leckereien ausgestattet ist. Die leichten PVM-Schmiederäder und die Carbomoto-Verkleidung in Sichtcarbon sehen nicht nur schick aus, sondern helfen ebenso wie die KR-Komplettanlage das Gewicht auf 182 Kilogramm zu drücken. Handlingsfördernd, keine Frage, denn die 2in1 klappt willig und zielgenau ab, läuft satt in Schräglage und lässt sich mustergültig dirigieren. Sowohl der SO-Pro-ducts Gabelumbau wie das Hyperpro-Federbein fühlen sich auf der Rennstrecke im Badischen wohl und vermitteln ein straffes, direktes Fahrgefühl. Für Schlechtwegstrecken im Alltag könnte das Set-Up vielleicht etwas zu straff sein, doch Zug- und Druckstufe offerierten im gefahrenen Setting genügend Spielraum zur Anpassung. Ergonomisch fällt auf, dass die Stummel etwas zu stark nach hinten eingedreht sind und das Sitzpolster etwas zu flach ausfällt. Kleinigkeiten, denn beides ist nach Gusto des Piloten individuell einstell- oder anpassbar. Sehr gut gelungen ist dagegen die Abstimmung des serienmäßigen Motors. Kurze Ansaugtrichter, ein BMC-Luftfilter und ein passendes Mapping des Power Commanders treiben der Blade beim Gasaufziehen nach der Spitzkehre die normalerweise recht harte Gasannahme aus und lassen eine sehr gut kontrollierbare Beschleunigungsphase bis zum schnellen Rechtsknick zu. Dieser fliegt auch dank des wunderbar weich agierenden Schaltautomaten von Tellert sehr schnell heran. Im Knick selbst rollt die Trinkner dann sauber und satt, die Conti-Slicks verzahnen sich mit gutem Grip in den Asphalt und lassen auch beim Herausbeschleunigen kaum Wünsche offen. Insgesamt darf gesagt werden, dass die Gratwanderung zwischen Rennstrecke und Landstraße gut gelungen ist; im Falle des Test-Bikes mit einem kleinen Drall Richtung Rennstrecke. Unser Glückwunsch gebührt dem gelungenen Einstand einer cleveren schwäbischen Idee. Die Schwaben, das weiß man ja, können schließlich alles – außer Hochdeutsch.

Unsere Highlights

Gewicht: 182,0 kgvorn/hinten: 53,5/46,5%Leistung: 177 PSPreis: 34900 Euro

Der nur in der Peripherie veränderte Motor leistet saubere 178 PS und glänzt mit einem guten Ansprechverhalten. Außerdem besitzt er die volle Werks-Garantie.

Die aktuelle Ausgabe
PS 6 / 2023

Erscheinungsdatum 10.05.2023