Beratung: Nachrüst-Hauptständer
Gehobener Mittelstand

Hauptständer erleichtern anfallende Wartungsarbeiten teilweise beträchtlich. MOTORRAD unterzog einige Nachrüstexemplare einem Montage- und Funktionstest.

Sie haben auch schon mal versucht, ohne Einsatz eines Hauptständers die Kette ihres Motorrads gleichmäßig zu schmieren oder das Hinterrad auszubauen? Dann werden Sie uns zustimmen: Das macht nicht wirklich Spaß.
Die Motorradhersteller rüsten sicherlich auch in Zukunft dennoch nicht alle ihre Modelle mit praktischen Hauptständern aus. Das überlassen sie dem Zubehörmarkt. Doch der ist nicht in der Lage, alle Motorradtypen zu versorgen. Immerhin bieten die Firmen M&P Götz, Telefon 07476/933150, JF Motorsport, Telefon 06002/910391 und SW mo-tech, Telefon 06425/820280, zusammen für rund 40 Modelle Nachrüst-Hauptständer an (siehe Tabelle auf Seite xxx). M&P Götz verscherbelt allerdings nur noch Restbestände, wohingegen JF und SW mo-tech ihr Angebot ständig erweitern und optimieren. Einer anderer großer Hersteller, die italienische Firma Buzzetti, hat nach Aussagen ihres ehemaligen Importeurs Büse die Produktion bereits vor einigen Jahren mangels Nachfrage eingestellt.
Zu den gefragtesten Nachrüstexemplaren gehören momentan die für Honda Varadero und Hornet sowie Suzuki SV 650, alle drei relativ neue Modelle. Für diese ließ sich MOTORRAD einige Ständer zuschicken, um Montagefreundlichkeit, Verarbeitungsqualität sowie Aufbockkräfte und Standfestigkeit der Zweibeiner zu überprüfen. Die Firma JF Motorsport musste passen, da sie wegen Lieferengpässen einige Wochen lang weder für die Hornet noch für die Varadero Ständer bereitstellen konnte.
Nachrüsthauptständer für die Honda stehen besonders hoch im Kurs, da Honda für das Originalteil happige 368 Mark verlangt. Im MOTORRAD-Versuch zeigte sich der mit 229 Mark weit preisgünstigere Ständer von SW mo-tech in puncto Passgenauigkeit, Funktion und Verarbeitung praktisch ebenbürtig. Nur die oberflächliche Montageanleitung lässt stark zu wünschen übrig. Einigermaßen versierte Bastler stellen die Varadero trotzdem in rund 30 Minuten auf den Zubehörständer. Das gilt ebenso für den Hornet-Ständer von SW mo-tech, dessen Montageanleitung noch dürftiger geriet. Immerhin genügt bei allen Testexemplaren eine kleine Auswahl an Werkzeugen für die Montage. Unangenehmster und fummeligster Teil ist das Einhängen der beiden ineinanderliegenden Federn, die den Ständer im Fahrbetrieb oben halten. Spezielle Hakenschlüssel erleichtern diese Arbeit.
Am aufwendigsten gestaltet sich die Montage bei der Suzuki SV 650. Hier weicht unter anderem eine der unteren Motorhalterungen einem Zubehörteil. Zudem muss aufgrund der beengenden Platzverhältnisse der Hauptständer an relativ langen Auslegern kurz vor dem Hinterrad platziert werden. Das erklärt den leicht elastischen Stand und die etwas höheren Aufbockkräfte im Vergleich zu den anderen Testkandidaten.
Im Umgang mit allen Hauptständern gilt es, einige Punkte zu beachten. Beispielsweise niemals beim Parken in Bergabrichtung benutzen, das Motorrad könnte sonst über den Ständer nach vorn kippen. Auch bergauf parken eignet sich nur bedingt. Das Aufbocken funktioniert dann zwar spielend leicht, doch schon mancher Motorradfahrer hat beim Abbocken geflucht, weil es nur schwer gelingt, das Fahrzeug über den Ständer nach vorn zu wuchten. In beiden Fällen leisten Seitenständer gute Dienste - auch bei unebenem Untergrund bieten sie den sichereren Stand. Ideal ist eine Kombination aus Haupt- und Seitenständer – das verhindert Probleme beim Abstellen und erleichtert die anfallenden Wartungsarbeiten.

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Bockstark

Mit geeignetem Zubehör oder Tricks lassen sich Motorräder auch ohne Haupständer aufbocken. Diese Erkenntnis hilft in erster Linie Besitzern von Sportbikes und Choppern, für die weder Importeure noch der Zubehörmarkt Hauptständer anbieten. Darauf nehmen pflegebedürftige Ketten und abgefahrene Reifen freilich keine Rücksicht – das Hinterrad muss irgendwie angehoben werden. Alternativen zum Hauptständer gibt’s genug. Beispielsweise ein Helfer, der das Motorrad über den Seitenständer kippt, um die Kettenpflege zu ermöglichen. Eine andere Lösung liefert der 129 Mark teure Pflege Fix von Balke und Lehmann, Telefon 05241/688560. Dauert der Service länger oder muss das Hinterrad ausgebaut werden, helfen Montageständer (Test in MOTORRAD 21/1999), Montageböcke oder der Liftstick von Louis, Telefon 040/73419360, für 39,90 Mark. Für den Hinterradausbau ist letzterer jedoch aufgrund seines etwas wackligen Stands nur sehr bedingt geeignet – zum Kette schmieren reicht’s allemal. Das Vorderrad gegen eine Wand stellen oder den mitgelieferten Riemen für den Bremshebel benutzen, den Liftstick unter die Schwinge schieben und hochdrehen, bis das Hinterrad den Bodenkontakt verliert.

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023