Wieviel Stauraum haben moderne Bikes serienmäßig zu bieten? MOTORRAD schaute zwölf populären Exemplaren unter die Sitzbank und zeigt, welche nützlichen Utensilien dort ständig mitgeführt werden sollten.
Wieviel Stauraum haben moderne Bikes serienmäßig zu bieten? MOTORRAD schaute zwölf populären Exemplaren unter die Sitzbank und zeigt, welche nützlichen Utensilien dort ständig mitgeführt werden sollten.
Wenn Jogger ihre Runden drehen, verzichten sie auf jeglichen unnötigen Ballast. Ähnlich verhalten sich viele Motorradfahrer bei ihren Ausfahrten. Tankrucksack, Koffer, Topcase? Lieber nicht, wenn keine Übernachtung geplant ist. Doch schon beim ersten Schauer oder einer kleinen Panne bereut dann so mancher, dass er ohne Regenschutz oder richtiges Werkzeug gestartet ist.
Dabei gibt es unter den Sitzbänken einiger Bikes relativ viel Platz, um solche Dinge zu verstauen. Besonders die sportlichen Vertreter überraschten bei den MOTORRAD-Stichproben von zwölf Bestsellern mit relativ großzügigen Stauräumen. Herausragend ist in dieser Hinsicht die Honda CBR 900 RR, die zeigt, was bei konsequenter Nutzung der Gegebenheiten in Sachen Stauraum möglich ist: Unter dem Soziuskissen, das wie der Kofferraumdeckel eines Autos nach oben federt, beherbergt der Supersportler ein wahrhaft gigantisches Fach, das sich prima beladen lässt und auch vor sperrigen Dingen wie einer zusammengerollten Regenkombi nicht kapituliert. Damit verweist die Honda selbst ausgewiesene Tourer mit deutlichem Abstand auf die Plätze. Übrigens auch aus dem eigenen Lager, wie man am Beispiel der Honda Varadero sieht.
Doch der größte Stauraum nutzt nichts, wenn er nicht mit Bedacht befüllt wird. Als erstes gilt dem serienmäßigen Bordwerkzeug ein kritischer Blick, dem traditionell eigentlich nur das Serienbesteck von BMW standhalten kann. Klapprige Zangen, Schlüssel aus gestanztem Stahlblech und butterweiche Schraubendreher sollten alsbald durch Qualitätswerkzeuge gleicher Größe ersetzt werden (siehe Kasten auf Seite 121), die meist etwas länger ausfallen und nach einer neuen Werkzeugrolle verlangen. In dieser sollten auch Kabelbinder, Ersatzsicherungen sowie ein Kugelschreiber ihren Platz finden. Wenn man jenen dick mit Gewebe-Klebeband umhüllt, kann man auch dieses Thema abhaken und sich Gedanken über eine Verbandtasche machen. In Österreich sind diese Erste-Hilfe-Ausstattungen für Motorräder Pflicht, deren Fehlen bei einer Polizeikontrolle empfindlich geahndet wird.
Des weiteren gehört bei Bikes mit Schlauchlos-Gummis ein Reifenreparaturset zu den empfehlenswerten ständigen Begleitern. Den verbleibenden Raum sollte man anschließend mit einem flexiblen Schloss, Regenschutzkleidung oder anderen persönlichen Dingen auffüllen. So gerüstet, kann man dann beruhigt seine Runden drehen.
Bemerkungen: Bis auf die Regenkombi passt alles, was MOTORRAD an Utensilien zu Vergleichszwecken aufgeboten hat, unter die abnehmbare Sitzbank der Yamaha. Indes: Die sportliche Kawasaki ZRX 1100 hat mehr Stauraum zu bieten als die touristisch angehauchte XJR.
Bemerkungen: Auch bei Yamahas Supersportler, der R1, gilt: mehr Sein als Schein. Trotz der kleinen Luke, die man nach Abnahme des Soziuskissens erblickt, fasst das Staufach mehr als manche ausgewiesene Reisemaschine. Für eine Regenkombi reicht es allerdings nicht.
Bemerkungen: Die kleine Fazer gehört zu den ganz Großen, was den Platz unter der abnehmbaren Sitzbank anbelangt. Alle vorgegebenen Testgepäckstücke ließen sich problemlos verstauen; die kleinen verschwanden im Heckbürzel, die sperrigen unter dem Beifahrersitz.
Bemerkungen: Wer mit der Bandit voluminösere Utensilien transportieren möchte, muss sich nach größeren Behältnissen wie Topcase oder Koffer umschauen. Der zerklüftete und sehr flache Stauraum fasst nur Kleinteile, keinesfalls jedoch Werkzeugtasche oder Regenkombi.
Die abgebildeten Gegenstände sind nicht als absolute Empfehlung zu verstehen, sondern dienten MOTORRAD lediglich für den Vergleich des Fassungsvermögens der Staufächer. Im Idealfall sollten mit der Zubehör-Werkzeugtasche sowie mit der zusammengerollten Regenkombi auch die beiden sperrigsten der insgesamt sieben Teile Platz unter der Sitzbank finden.
Das serienmäßige Werkzeug vieler Bikes taugt eigentlich nur für eines: Als Vorlage für den Kauf von Qualitätswerkzeug aus dem Fachhandel. Dort sind Maul- oder Ringschlüssel namhafter Hersteller in den unüblichen Kombinationen 8 x 10, 10 x 12 oder 14 x 17 erhältlich, wie sie für die japanischen Motorräder benötigt werden. Des weiteren gehören eine stabile Kombizange, ein Schraubendrehergriff mit Wechselklinge für Kreuzschlitz- und Schlitzschrauben, passende Innensechskantschlüssel sowie Kabelbinder ins Bordwerkzeug. Für die Schlüsselweiten der Radachsen eignen sich Stecknüsse mit Halb-Zoll-Antrieb am besten.
Bemerkungen: Wie die meisten Enduros hat auch die kleine BMW F 650 GS nur wenig Stauraum zu bieten. Dieser befindet sich im abschließbaren Fach unter dem Gepäckträger, während das qualitativ gute Bordwerkzeug von Heyco unter der Sitzbank seinen Platz findet.
Bemerkungen: Qualitativ gutes Werkzeug hat bei BMW Tradition. Da macht auch die große GS keine Ausnahme. Das von Heyco stammende Werkzeug befindet sich in einer Box unterhalb des Beifahrersitzes, dessen abschließbare Klappe bei abgenommenem Sitz als Gepäckträger fungiert. In Sachen Stauraum für Kleinigkeiten sieht es bei der R1150 GS allerdings düster aus: Es gibt keinen. Wer mehr Platz braucht, muss die Reiseenduro mit Koffern ausstatten. Dafür kann die GS serienmäßig mit einem Reifen-Reparaturset aufwarten.
Bemerkungen: Unter dem abschließbaren, per Federdruck öffnenden Soziussitz hat die CBR 900 RR einen Stauraum zu bieten, wie er praxistauglicher nicht sein könnte: Groß, einfach zu beladen und so geschnitten, dass selbst Sperriges untergebracht werden kann.
Bemerkungen: Das Fach der Varadero unter der abnehmbaren Sitzbank ist ziemlich zerklüftet und so flach, dass bereits das Verstauen der Verbandtasche Mühe macht. Sperrige Dinge wie Werkzeugrolle oder Regenkombi müssen in Gepäckkoffern untergebracht werden.
Bemerkungen: Ähnlich der Honda CBR 900 hat auch die ZX 9 R für einen Supersportler einen passablen Stauraum für Utensilien unter dem abnehmbaren Soziussitz zu bieten. Bei sperrigen Dingen wie Werkzeugtasche und Regenkombi heißt es allerdings: entweder oder.
Bemerkungen: Kawasakis Universaltalent ist auch als Lademeister ganz vorn dabei. Der Stauraum unter der abnehmbaren Sitzbank verteilt sich auf zwei Fächer, von denen eines sogar einen eigenen Deckel besitzt. Gemeinsam fassen sie problemlos selbst sperrige Dinge.
Bemerkungen: Für einen Sportler mit Tourenambitionen wie der Sprint ST dürfte das Staufach etwas größer ausfallen. So bleibt unter der abnehmbaren Sitzbank zwar Platz für kleineres Transportgut, von den sperrigen Sachen passt aber nur die Werkzeugrolle hinein.
Bemerkungen: Das Fach unter dem abnehmbaren Soziussitz der SV-Modelle nimmt mehr auf, als es zunächst den Anschein hat. Es bedarf jedoch einiger Versuche, bis auch sperriges Transportgut wie die Werkzeugtasche so verstaut sind, dass der Sattel wieder passt.