Serie: Navigation mit GPS-Handgeräten

Navigation mit GPS-Handgeräten Moderne Motorrad-Navigation

Wer abseits ausgetretener Pfade reist, braucht eine zuverlässige Orientierungshilfe. GPS zum Beispiel. MOTORRAD erklärt, wie man mit elektronischen Landkarten und GPS-Empfänger sein Ziel erreicht.

Moderne Motorrad-Navigation Zdrahal

Nur das Zirpen der Grillen durchdringt die sengende Mittagshitze. An der
namenlosen Weggabelung irgendwo im anatolischen Hochland hat sich der aufgewirbelte Staub längst wieder gelegt. Seit Minuten quält eine Frage: Rechts oder links weiterfahren? Synchron mit den Schweißflecken auf dem T-Shirt wächst die Gewissheit, dass sie irgendwo im Verlauf der vergangenen Kilometer verloren ging, die Orientierung. Man kann anhand der Landkarte einfach nicht ausmachen, vor welcher Kreuzung man steht. Fern der Heimat und abseits gängiger Reiserouten ein doch recht häufiges Szenario.

Wo bin ich? Wo will ich hin, und wie viele Kilometer sind es bis dort noch?
Auf einer Reise elementare Fragen, deren Beantwortung mit moderner Satellitennavigation und der entsprechenden Vorbereitung leichter fällt. Mit Navigationssoftware, digitalen Karten und einem GPS-Empfänger lässt sich eine Tour schon zu Hause so planen, dass der GPS-Empfänger als elektronischer Pfadfinder arbeitet. Wie funktioniert das? Digitale Karten können mit speziellen Programmen in den unterschiedlichsten Maßstäben betrachtet werden. Das Besondere: Das Programm weist dem Cursor der PC-Maus bei jeder Bewegung über die Karte auf dem Bildschirm die entsprechenden geographischen Koordinaten zu.

Hat man etwa die Karte des anatolischen Hochlands auf dem Bildschirm und zeigt mit dem Mauspfeil auf die eingangs erwähnte Wegkreuzung, so erzeugt ein Klick auf die Maustaste automatisch einen so genannten Waypoint, welcher der tatsächlichen Stelle vor Ort entspricht. Der nächste Klick auf dem Bildschirm erfolgt dann auf die Piste, über die man weiterfahren möchte. Auch hier wird ein Waypoint gesetzt. Auf diese Art erzeugt man auf dem PC virtuell Punkt für Punkt die Reiseroute. Da man nur Abzweigungen mit Waypoints versehen muss, ist eine Route relativ fix erstellt.

Je nach Art und Länge der Reise speichert man diese dann zum Beispiel in Tagesetappen ab und überträgt sie auf den GPS-Empfänger am Motorrad. Startet man später die Navigation, weist das Gerät stets von einem Waypoint zum nächsten und erkennt automatisch die aktuelle Position. Moderne GPS-Geräte bieten sogar die Möglichkeit, zusätzlich zur Route Karten zu laden, so dass die geplante Reisestrecke sehr anschaulich dargestellt wird. Allerdings lassen sich auf den GPS-Empfänger nur die Karten des jeweiligen Geräteherstellers laden, was die Kartenauswahl stark einschränkt.

Die beiden führenden Programme für die Reiseplanung am heimischen PC oder unterwegs auf dem Laptop Fugawi 2 (149 Euro inklusive Europa-Straßenkarte, Telefon 089/8583640, www.fugawi.de) und QV 3 (149 Euro Vollversion, QV light 99 Euro, Telefon 07728/92790, www.ttqv.de) ermöglichen dagegen die Arbeit mit einer Vielzahl unterschiedlicher Digitalkarten. Da es keine verbindlichen Programmstandards gibt, ist es übrigens nicht selbstverständlich, dass jede käufliche Karte auch mit jedem PC-Programm bearbeitet werden kann.

Bei den Standardanwendungen wie dem Übertragen von Routen vom PC zum GPS-Empfänger oder dem Herunterladen eines Tracks (siehe Link) vom GPS-Empfänger zum Laptop sind die Unterschiede zwischen QV 3 und Fugawi 2 gering. Für ausgedehnte Touren bietet QV 3 aber ein hilfreiches Feature: Bis zu drei Kartenfenster lassen sich gleichzeitig auf dem Bildschirm öffnen. Dann kann man sich beispielsweise eine Karte im Übersichtsmaßstab betrachten, während in der Detailansicht der gleichen Karte die Waypoints platziert werden – sehr praktisch. Doch die enorme Funktionsvielfalt – es können etwa Digitalfotos automatisch mit einem aufgezeichneten Track verknüpft werden – fordert ihren Tribut: Die sichere Bedienung von QV 3 braucht mehr Übung als Fugawi 2, dessen Handling intuitiv leichter fällt. Für alle, die nur gelegentlich ihre GPS-Daten bearbeiten, ein nicht zu verachtender Vorteil.

Da für exotische Reiseziele oft keine fertigen Digitalkarten existieren, lassen sich diese mit beiden Programmen selbst erstellen. Dazu scannt man möglichst genaue Papierkarten ein und kalibriert sie für die GPS-Nutzung auf dem PC mit Hilfe der Koordinatenangaben auf der Landkarte. Bei Regionen, für die zu Hause keine Landkarten zu haben sind, können sogar Satellitenfotos als Datenquelle herhalten.

Doch was tun, wenn unterwegs trotz sorgfältiger Planung Unklarheiten auftreten und kein Laptop dabei ist? Für diesen Fall gibt es bei Fugawi 2 eine kostenlose Mini-Version der Kartensoftware für den Taschencomputer (PDA). Diese ist in ihren Funktionen zwar stark eingeschränkt, aber die Möglichkeit, die für die Planung am PC verwendete Digitalkarte mit dem PDA während der Tour nutzen zu können, ist eine echte Hilfe. Verbindet man PDA und GPS-Empfänger, wird beispielsweise der aktuelle Standort auf der Digitalkarte angezeigt.

Leider sind mit Fugawi 2 zwischen GPS-Empfänger und PDA keine Tracks oder Routen austauschbar. In diesem Punkt hat QV 3 die Nase vorn, für das es die separate, vollständig in QV integrierbare Software Pathaway gibt (49 Euro, zurzeit nur für Palm-PDA verfügbar). Damit bleiben unterwegs keine Navigationswünsche offen. Zu Hause auf dem PDA gespeicherte Routen lassen sich unterwegs auf das GPS-Gerät übertragen und umgekehrt die Trackaufzeichnungen des Empfängers im PDA speichern. Indes auch hier erfordert die Funktionsvielfalt deutlich mehr Einarbeitung.

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Hat nun die gute alte Landkarte im Zeitalter der Cyber-Scouts, der satellitengestützten Pfadfinder, ausgedient? Je intensiver man sich mit dem Thema befasst, umso klarer wird das Nein. Papierkarten liefern einen konkurrenzlosen Überblick und sind unschlagbar zuverlässig. Sie kennen weder leere Akkus noch Programmabstürze. So raffiniert GPS-Systeme sind, letztlich handelt es sich immer um empfindliche technische Systeme, die versagen können. Deswegen ist es ein beruhigendes Gefühl, eine klassische Landkarte im Reisegepäck zu haben – für den schnellen Überblick und als verlässlichen Notnagel.

GPS-Empfänger (Stand 2004)

Einfache Bedienung, sonnenlichttaugliche Farbdisplays und immer ausgefeiltere Funktionen machen aktuelle GPS-Empfänger zu echten Multitalenten. Vor allem die Möglichkeit, Fahrstrecken selbsttätig zu berechnen (Autorouting), macht sie für den Motorradeinsatz interessant.

Ein guter und vielseitiger Allrounder ist das GPS Map 60C von Garmin (619 Euro plus Kartensoftware, www.garmin.de). Es ist leicht (200 Gramm) und kompakt, zudem wasserdicht und robust. Und beherrscht Autorouting, so dass die Fahrstrecke nach Eingabe der Zieladresse selbsttätig berechnet oder automatisch der Weg zur nächsten Tankstelle gefunden wird. Das Gerät kann jedoch nur herstellereigene Kartendaten laden, und die verfügbaren 56 MB Kartenspeicher können auf langen Touren knapp werden. Außerdem kündigt es die Abbiegehinweise nur durch recht leise, unter dem Helm nicht hörbare Hinweistöne an.

An dieser Stelle setzt das Zusatzgerät Waypoint Signal von Wolfgang Schlieper an. Da der GPS-Empfänger ohnehin für längere Fahrten ans Zwölf-Volt-Bordnetz angeschlossen wird, nutzt er den dafür nötigen Gerätestecker, um die GPS-Daten abzunehmen. Bei einem Abbiegehinweis im Display des Garmin GPS Map 60 ertönt ein zusätzlicher, bis etwa 50 km/h hörbarer Signalton, einen Ohrhörerausgang gibt es ebenfalls. Außerdem blinkt eine ultrahelle Leuchtdiode, die sich gut im Blickfeld montieren lässt. Der Komfortgewinn verblüfft. Während der Fahrt schaut man nur noch für Abbiegehinweise aufs Display und behält so im Verkehr besser den Überblick. Einziger Haken: Das Gerät ist noch ein Prototyp. Geplant ist der Verkauf als Bausatz, der Preis soll unter 50 Euro liegen. Waypoint Signal funktioniert auch mit anderen Garmin-Geräten, Infos unter gps.roadbook.bei.t-online.de. Einen Schritt weiter geht das Garmin GPS Map 276C. Es verfügt über einen Wechselspeicher sowie gesprochene Abbiegehinweise (Kopfhörerausgang). Leider wuchs nicht nur das Display im Vergleich zum Map 60C um 45 Prozent, sondern auch der Preis: 960 Euro.

Die Karten

Um überhaupt mit einer Navigationssoftware am PC arbeiten zu können, benötigt man digitale Karten. Hierbei unterscheidet man Raster- und Vektorkarten. Die einfachste Art sind Rasterkarten, die einem Digitalbild (Scan) einer üblichen Papierkarte entsprechen. Der Informationsgehalt dieser Karten ist unabhängig vom Betrachtungsmaßstab auf dem Bildschirm immer gleich, so wie bei einer Papierkarte auch.

Im Unterschied dazu variieren die angezeigten Informationen bei den Vektorkarten. Bei einen groben Maßstab zur Übersicht sind oft nur Hauptstraßen sichtbar. Je weiter man in die Karte hineinzoomt, desto mehr Nebenstraßen oder Details wie Tankstellen werden angezeigt. Darüber hinaus sind in Vektorkarten häufig Informationen hinterlegt, die man auf den ersten Blick nicht erkennt. Erst wenn man beispielsweise mit der PC-Maus oder dem Cursor auf dem GPS-Empfänger auf eine Straße klickt, erscheint deren Name. Das erleichtert es, trotz enormer Infodichte den Überblick zu behalten.

Während auf einer Rasterkarte von einem simplen schwarzen Punkt – etwa einem Stück Straße – nur die dazugehörenden Koordinaten gespeichert sind, werden beim entsprechenden Punkt auf einer Vektorkarte der Name der Straße, die geltende Fahrtrichtung bei Einbahnstraßen und die Kategorie der Straße zugeordnet. Erst anhand dieser Infos können Navigationssysteme selbsttätig Routen von A nach B berechnen. Mit einer Rasterkarte ist das nicht möglich. Darüber hinaus sind in Vektorkarten so genannte Points of Interest (POI, zum Beispiel Hotels oder Tankstellen) gespeichert.

Was sind Waypoints, Tracks und Routen?

Die drei zentralen Begriffe der anspruchsvollen GPS-Navigation sind Waypoints, Tracks und Routen. Sie zu verstehen bedeutet den ersten Schritt auf dem Weg zum sicheren Umgang mit einem GPS-Empfänger.

Ein Waypoint ist ein ganz bestimmter Punkt in der Landschaft. Von dieser Stelle – zum Beispiel einer Kreuzung – kennt man die geographischen Koordinaten, also die Angaben über den entsprechenden Längen- und Breitengrad und weist ihr einen frei wählbaren Namen zu. Die Koordinaten eines Waypoints kann man entweder mit einem GPS-Empfänger vor Ort oder mittels Karte (digital oder Papier) ermitteln. Ein Waypoint ist also sowohl vor als auch während der Reise festgelegbar. Bewegt man sich mit einem GPS-Empfänger, speichert er fortlaufend in bestimmten Abständen die aktuelle Position in Form eines Punktes ab. Diese Punkte besitzen im Unterschied zum Waypoint keine eigenen Namen, sondern nur die jeweiligen geographischen Koordinaten. Am Ende eines Tages ist im GPS-Gerät eine lange Liste namenloser Punkte abgespeichert, die einen so genannten Track bilden. Er dokumentiert den tatsächlichen Verlauf der Reise.

Eine Route ist eine Reihe von mehreren Waypoints. Bewegt man sich auf dieser Route von einem Waypoint zum nächsten, weist der GPS-Empfänger in direkter Linie zum nächsten Punkt der Route und gibt die Entfernung zu diesem Punkt an. Beim Erreichen des Punktes schaltet das Gerät um auf den nächsten Routenpunkt. Eine Route legt man demnach vor einer Reise fest. Eine Route stellt letztlich also die Theorie dar, nämlich die Strecke, welche man zu fahren beabsichtigt, während der aufgezeichnete Track die Praxis ist. Er zeigt, wo man tatsächlich war. Was nicht immer identisch sein muss ...

Waypoints, Tracks, Routen

Die drei zentralen Begriffe der anspruchsvollen GPS-Navigation sind Waypoints, Tracks und Routen. Sie zu verstehen bedeutet den ersten Schritt auf dem Weg zum sicheren Umgang mit einem GPS-Empfänger.

Ein Waypoint ist ein ganz bestimmter Punkt in der Landschaft. Von dieser Stelle – zum Beispiel einer Kreuzung – kennt man die geographischen Koordinaten, also die Angaben über den entsprechenden Längen- und Breitengrad und weist ihr einen frei wählbaren Namen zu. Die Koordinaten eines Waypoints kann man entweder mit einem GPS-Empfänger vor Ort oder mittels Karte (digital oder Papier) ermitteln. Ein Waypoint ist also sowohl vor als auch während der Reise festgelegbar. Bewegt man sich mit einem GPS-Empfänger, speichert er fortlaufend in bestimmten Abständen die aktuelle Position in Form eines Punktes ab. Diese Punkte besitzen im Unterschied zum Waypoint keine eigenen Namen, sondern nur die jeweiligen geographischen Koordinaten. Am Ende eines Tages ist im GPS-Gerät eine lange Liste namenloser Punkte abgespeichert, die einen so genannten Track bilden. Er dokumentiert den tatsächlichen Verlauf der Reise.

Eine Route ist eine Reihe von mehreren Waypoints. Bewegt man sich auf dieser Route von einem Waypoint zum nächsten, weist der GPS-Empfänger in direkter Linie zum nächsten Punkt der Route und gibt die Entfernung zu diesem Punkt an. Beim Erreichen des Punktes schaltet das Gerät um auf den nächsten Routenpunkt. Eine Route legt man demnach vor einer Reise fest. Eine Route stellt letztlich also die Theorie dar, nämlich die Strecke, welche man zu fahren beabsichtigt, während der aufgezeichnete Track die Praxis ist. Er zeigt, wo man tatsächlich war. Was nicht immer identisch sein muss.

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