In MOTORRAD 12/2010: Sportreifen-Test auf BMW S 1000 RR
In MOTORRAD 12/2010: Sportreifen-Test auf BMW S 1000 RR
Wie viel fahren Deutschlands Motorradfahrer im Jahr? Laut Statistik bringen es die knapp vier Millionen Biker auf jeweils 4900 Kilometer. MOTORRAD-Leser wissen nicht nur mehr, sie fahren auch mehr: Über 5600 Kilometer ist jeder von ihnen pro Jahr auf zwei Rädern unterwegs. Natürlich ein rein theoretischer Wert. Reisejunkies und Berufspendler prügeln in 365 Tagen weit über 10000 Kilometer auf den Tacho. Weekend-Cruiser be-
gnügen sich mit sonnigen 3000 Kilometern
pro Jahr. Egal, wie viel für jeden persönlich zusammenkommt: Sie alle wollen den vollen Motorradgenuss. Auf jedem einzelnen Kilometer. Doch den gibt es nur, wenn der passende Reifensatz aufgezogen ist. Erst mit den richtigen Gummis sind Spaß beim Kurvenswing und absolute Sicherheit im Regen auf vielen tausend Kilometern garantiert. Konkrete Aussagen dazu lassen sich nur nach einem hieb- und stichfesten Reifentest machen, den es jedes Jahr - und in dieser Form weltweit einmalig - bei MOTORRAD gibt. Der reicht von Landstraße bis Langstrecke, umfasst Pässewedeln wie Pisswetter. 4500 Kilometer in zehn Tagen. Unsere Auszüge aus dem Testtagebuch:
Montag, 5. April, Neuhausen ob Eck
Auftakt auf der Schwäbischen Alb. Auf
dem Flughafen Neuhausen ob Eck werden alle Reifen im Neuzustand einem einheitlichen Testlauf unterzogen, um Kurvengrip, Handlichkeit und Lenkpräzision zu ermitteln. Im Einheitstakt winkelt MOTORRAD-Toptester Karsten Schwers die Suzuki
Bandit 1250 S ab und kratzt die Fußrasten wund. Synchron dazu steckt Fuhrparkchef Rainer Froberg ein Reifenpaar nach dem anderen an die Testmaschine. Nach einem langen ersten Tag sind die Ergebnisse schließlich im Kasten. Und sie zeigen: Das Testfeld liegt enorm dicht beisammen,
alle sieben Paarungen zeigen ein hohes Potenzial. Damit sich die Spreu trennt, müssen noch verdammt viele Kilometer abgespult werden. Und am Schluss steht nochmals genau dieser Test auf dem Plan: diesmal mit den abgefahrenen Reifen.
Mittwoch, 7. April, Stuttgart
Start zur großen Verschleißtour durch
Europa. Sieben Banditen plus Fahrer laufen sich in der MOTORRAD-Tiefgarage warm. Die ersten Kilometer werden auf der Autobahn gesammelt. Weit vor der Raststätte "Allgäuer Tor" zeichnen sich die schneebedeckten Alpen gegen blauen Himmel ab. Der traumhafte Ausblick verspricht perfekte Testkonditionen. Während die Bandits durch das Tannheimer Tal grooven, trotzen Wintersportler auf den schneeweißen Hängen dem Frühling. Das Wetter macht die Tour gen Italien zum Genuss, dennoch ist für Alpenfahrer Vorsicht geboten: Frost hat
den Asphalt aufgebrochen, zu den Schlag-
löchern gesellen sich die Rückstände von Schneeräumarbeiten. Trotzdem kommt auf den verdreckten Straßen kein Reifen ans Limit. Problemlos meistern alle den Alpencross via Fern- und Reschenpass. Im letzten Tageslicht geht es nach Riva del Garda, das Datarecording auf Bandit Nr. 7 registriert 650 Kilometer. Im Verschleiß liegen alle dicht beisammen, obgleich das Trendbarometer bereits minimale Ausschläge verzeichnet.
Donnerstag, 8. April, Riva del Garda
Die Woche nach Ostern verwöhnt Nord-Italien mit Papstwetter: Sonnenschein und blauer Himmel. Am Westufer des Gardasees geht es weiter in den Süden. Das Meisterwerk der Straßenbaukunst schreit nach flotter Kurvenfahrt. Doch zuvor müssen endlose Auto- und Wohnmobilkolonnen durchgereicht werden, bevor die Bandits der Gardesana Occidentale den nötigen Tribut erweisen und in angemessener Schräglage über den griffigen Asphalt radieren. Das Feld bleibt dicht beisammen, kein Reifen gibt sich unter diesen optimalen Bedingungen eine Blöße. Damit wir
den Reifen nach der schnurgeraden Autobahnhatz durch die Po-Ebene nicht gleich die Kante geben, wird auf zahlreichen
Korkenzieherkurven zwischen der Ferrari-Stadt Maranello und Lucca der Schulter-
abrieb gefördert. Doch Kurven kostet Zeit, und Rom ist noch fern. Wieder gilt es, Meter zu machen. Sieben Lichtkegel tanzen
über die gut ausgebaute SS 1, störenden Verkehr gibt es genauso wenig wie
aufmerksame Carabinieri. Der Tageskilo-
meterzähler passiert die 800, als wir im Küstenstädtchen Nettuno südlich von
Rom Quartier beziehen.
Freitag, 9. April, Nettuno
Profilkontrolle im fahlen Morgenlicht.
Die Tendenz bestätigt sich: Dunlops Road-smart lässt mehr Gummi als die anderen auf der Strecke. Erstaunlich dickfellig zeigt sich dagegen Avons neuer Storm 2 Ultra. Bevor aber weiter Kilometer geschrubbt werden, müssen die Tourenreifen auf der Nassteststrecke von Bridgestone ihr Können zeigen. Dazu werden im Begleitfahrzeug eine weitere Bandit plus Extra-Reifensätze für die Funktionsfahrten mitgeführt. Mit jeder Paarung hangelt sich Karsten an der Rutschgrenze um den Kurs. Am Abend schwappt trotz Gore-Tex das Wasser in den Rennstiefeln. Dennoch herrscht gute Laune: kein Abflug und ein eindeutiges Ergebnis. Wiederholt gibt nämlich der Michelin Pilot Road 2 im Nassen eine Glanzvorstellung. Aber das Verfolgerfeld hat aufgeholt: Auch Dunlop Roadsmart und Pirelli Angel ST lassen sich im Regen gut bewegen. Ganz im Gegensatz zum Avon, der mit reichlich Abstand hinten landet.
Samstag, 10. April, Nettuno
Ruhetag für die Bandits, nicht aber für
die Testcrew, die an diesem Tag das Regenpotenzial der Sportreifen auf der BMW
S 1000 RR auslotet. Mehr dazu in der kommenden MOTORRAD-Ausgabe 12/2010.
Sonntag, 11. April, Neapel
Ehrgeiziges Etappenziel am dritten Fahr-
tag: die Stiefelspitze. Grob geschätzt sind das 700 Kilometer, für eine reine Landstraßenetappe zu viel. Zumal der Sonntagsfahrer in Italien eine ernstzunehmende Größe ist. Also rauf auf die Autobahn, die zwischen Rom und Neapel in einem Top-
zustand ist und von der Wichtigkeit dieser Städteverbindung kündet. Uns sind aber Kurven wichtig, weshalb wir uns am Fuße des Vesuvs an die Amalfi-Küste durchschlagen. Zunächst ist Durchschlängeln angesagt, die Stadtflucht gestresster Neapoli-
taner vereitelt das Vorhaben, den Reifen
mehr Randbelag zu rauben. Erst hinter Positano, einst Feriendomizil von Altkanzler Schröder, kann sich das Kurvenparadies
der Amalfitana zu unserer Zufriedenheit entfalten. Doch der Blick auf Uhr und Kilometerzähler verheißt nichts Gutes. Bei
Salerno fällt die Entscheidung: zurück auf die Bahn Richtung Reggio di Calabria. Was aber für einen gleichmäßigen Reifenabtrag
nicht schlecht ist. Denn mit Tempolimit
plus kontrolliertem Tachoaufschlag lassen
sich auf der wenig befahrenen Südroute
sehenswerte Schräglagen hinlegen - Wechselkurven inklusive und zudem gebührenfrei. Genauso gratis der atemberaubende Blick in eine schroffe, karge und zum Teil menschenleere Landschaft. Capri haben wir weit hinter uns gelassen, als ein glutroter Sonnenball bei Falerno im Meer versinkt. Nach 750 Tageskilometern drehen wir in Palmi, einst Hochburg der Camorra, die Zündschlüssel um.
Montag, 12. April, Palmi
Kurzer Profilcheck am Morgen. Nach
über 2200 Kilometern setzt sich mit Avon, Bridgestone und Pirelli eine Spitzengruppe ab. Bei Dunlops Roadsmart und dem backfrischen Conti Road Attack 2 schwindet das Gummi dagegen deutlich. Dafür glänzen wiederum genau diese beiden Paarungen, als sich der Testtrupp auf kleinen Pass-
straßen mit unendlich vielen Serpentinen durch den Aspromonte-Nationalpark schraubt. Tiefe Schlaglöcher und durch Frost aufgeworfener Asphalt verlangen aber nach wachsamen Fahrerblicken. Auf der Fähre von Villa San Giovanni nach Messina ist kurz Durchatmen angesagt, über Sizilien hängen dunkle Wolken. Ob uns die ehrenwerte Gesellschaft krumm nimmt, das wir am Vortag bei der Konkurrenz unser Nachtquartier bezogen haben? Im dichten Stadtverkehr quälen wir uns durch Messina. Die Reifen sind in diesem Augenblick egal, viel wichtiger ist der stets gespannte Daumen am Hupenauslöser. Bei Giarre wagen wir trotz dichter Wolkendecke den Aufstieg über die Südrampe zum Ätna. Der Regen geht in Hagel über, Reifen und Fahrer sind an ihrer Belastungsgrenze. Mit verdammt viel Gefühl müssen die 1250er durch Ortschaften mit extrem rutschigen Plattenbe-
lägen sowie durch ebenso rutschige Spitzkehren gelotst werden. Ein Hoch auf die Reifen mit breitem Grenzbereich. Auf der Bandit Nr. 1 mit Avon-Bereifung will jetzt keiner sitzen. Der Engländer verunsichert selbst geübte Regenpiloten. Ein deutlicher Fortschritt ist auf Bandit Nr. 2 zu spüren: Der Bridgestone BT 023 kann sich mit wesentlich mehr Transparenz vom Vorgänger
BT 021 absetzen. Unsere Mühe wird nicht belohnt, der Ätna bleibt wolkenverhangen.
Dienstag, 13. April, Racalmuto
Basislager am Autodromo Valle Dei Templi, einer kleinen Rennstrecke im Herzen
Siziliens, wo die Tests von Sport- und Rennreifen anstehen. Doch zunächst ist Wetterpoker angesagt. Das Satellitenbild von
Rai Uno bestärkt uns, heute mit den Bandits auf Kilometerjagd zu gehen und das
Zeitenfeilen mit der BMW S 1000 RR zu verschieben. Das Mittelmeer auf dem
Autobahnabschnitt zwischen Palermo und Messina glitzert in der Sonne und gibt Auftrieb, die Ätna-Besteigung noch einmal zu wagen. Diesmal von Norden aus. Auch auf Sizilien hat der Winter Spuren auf den kleinen Bergsträßchen hinterlassen. Zahlreiche Erdrutsche zwingen zu unkonventionellen Umwegen über Feld- und Wirtschaftswege und fordern den Tourenreifen echte Offroad-Einlagen ab. Wieder geht es durch die Wolken nach oben, wieder ist auf den feuchten Straßen volle Konzentration angesagt. Im Dunst tauchen bizarre Lavalandschaften auf. Und plötzlich stehen wir auf dem Plateau. Über uns strahlend blauer Himmel, der schneebedeckte Ätna strahlt im Sonnenlicht. Ein Augenblick, der alle sprachlos macht. Wie in Trance rollen wir runter, kurz blitzt der mächtige Vulkan noch einmal durch die Wolkenfetzen, bevor
uns die weiße Wand wieder verschluckt.
Donnerstag, 15. April, Palermo
Die Ergebnisse für die Sport- und Rennreifen sind sicher eingetütet und nachzu-
lesen in den kommenden MOTORRAD-
Ausgaben. Die Nachtfähre soll uns nach
Civitavecchia bringen. Auf dem kürzesten Etappenabschnitt zur Fähre passiert es.
In einer schnellen Rechtskurve steht ein Ape. Das Vespa-Dreirad will links abbiegen.
Sieben Hände greifen nahezu synchron
in die Bremse. Ein Hoch auf das ABS. Und
die guten Verzögerungswerte der Gummis
auf trockener Straße. Bei Nässe hätte es anders ausgehen können. Hier klaffen bei der Vollbremsung aus 100 km/h zwischen wasserscheuem Avon und Regengott
Michelin fast sieben Meter Differenz.
Freitag, 16. April, Civitavecchia
Der Tripmaster steht auf 3100 Kilometern. Bis Samstagnachmittag sollen es 4500 werden. Schnöde Autobahnetappen gehen in schöne Landstraßenabschnitte über. Ein echter Tipp: die SS 64 zwischen Florenz und Bologna. Über Padua und Vicenza geht es nach Schio, hinein in die Berge. Etlichen Reifen ist jetzt die hohe Laufleistung von fast 4000 Kilometern deutlich anzumerken. Die Zielgenauigkeit sinkt, die Kippeligkeit nimmt zu. Gerade Dunlop Roadsmart und Metzeler Z6 Interact haben stark abgebaut und verlangen nach kräftigen Lenkbefehlen. Deutlich neutraler lassen sich Angel ST, BT 023 und Road Attack 2 durch das Grenzgebiet zwischen Venetien und Trentino steuern, das immer noch von zahlreichen Relikten aus dem Ersten Weltkrieg durch-
zogen wird.
Samstag, 17. April, Brenner
Als 50 Kilometer vor Brixen die 4000er-
Marke fällt, hebt nur einer aus der Crew müde die Hand. Wie auf der Hinfahrt glänzen die Alpen im Postkartenpanorama,
die Sella wird von kleinen Schäfchenwolken gekrönt. Dann der letzte Tankstopp vor Stuttgart: 4300 Kilometer sind geschafft, als im Metzeler-Profil ein kleiner Nagel entdeckt wird. Der Gedanke an einen baldigen Feierabend wird verdrängt. Nagel raus, Reifen-
pilot rein, Luft drauf. Kurzer Check nach
50 Kilometern: Der Fülldruck bleibt stabil.
Glück gehabt. Eine Stunde später knistern die Vierzylinder in der MOTORRAD-Tief-
garage leise aus. Insgesamt hat die Testcrew in diesen zehn Tagen auf sieben Motorrädern zusammen 31535 Kilometer abgespult. Ganz normaler Wahnsinn? Nein, ein ganz normaler MOTORRAD-Reifentest...
Alle Reifentests von MOTORRAD finden Sie unter www.motorradonline.de/reifen
Fazit Tourenreifen
Ein aufregender Test. Am Schluss stehen zwei Reifen
gemeinsam auf Platz eins, die in ihrer Charakteristik nicht gegensätzlicher sein können. Wer auf der Suche nach einem harmonischen, richtig ausgewogenen Reifen ist, sollte zum Pirelli greifen. Mit dem Angel ST bleibt das Vergnügen auch mit hoher Kilometerleistung erhalten. Der Kontrahent auf dem Siegerpodest kommt von Michelin und ist ein sehr agiler, extrem kurvengieriger Reifen, der manchen Fahrer aber ob seiner damit verbundenen Kippeligkeit verunsichern kann. Unbestritten bleibt die Glanzparade des Road 2 auf nassen Strecken. Bridgestones neuer BT 023 kann sich ebenfalls durch Ausge-
wogenheit gut in Szene setzen. Conti und Dunlop müssen nach 4500 Kilometern reichlich Federn lassen.
Neu haben die Reifen beim Landstraßentest ein insgesamt stimmiges Bild ab-
gegeben. Umso interessanter die Frage: Wie fahren sich die Reifen, wenn sie ein paar tausend Kilometer auf dem Buckel haben? Der Blick auf die Verschleißwertung (Seite 56/57) zeigt, dass viele Hinterreifen noch genügend Restprofil für eine fünfstellige Laufleistung
haben. Nur: Verbreitet der im Neuzustand tolle
Reifen nach 4500 Kilometern immer noch die gleiche gute Laune beim flotten Kurvenswing? Kurz noch einmal die Landstraßenwertung von Seite 54 ins Gedächtnis gerufen. Vorn können sich Conti, Dunlop und Pirelli platzieren, ganz hinten steht Avon, einen Platz besser Metzeler. Und jetzt? Conti hat zwar mächtig Gummi auf der Strecke gelassen, fährt sich aber immer noch gut. Pirelli war gut, verschleißt wenig und fährt sich entsprechend weiter gut. Hinten hat es
einen kleinen Laternentausch gegeben. Avon gibt das rote Schlusslicht durch exorbitant gute
Verschleißwerte und entsprechend geringe Fahreinbußen an Metzeler ab, der sich etwas verschleißfreudiger zeigte und bei Handlichkeit und Lenkpräzision nachgelassen hat. Zum wirklichen Desaster wird dieser Testabschnitt für den bislang überzeugenden Dunlop Roadsmart. Sein hoher Verschleiß wirkt sich besonders stark auf seine Handlichkeit und Lenkpräzision aus. Auch wenn er nach Restprofil noch ein paar Tausender stemmen könnte - der hohe Spaßfaktor von einst ist hinüber. Dagegen zeigt der Bridgestone eine gute Konstanz über die Laufleistung und erobert sich einen Platz auf dem Podium.
Fazit: Trotz hoher Verschleißwerte gefällt der Conti durch seine tolle Performance am Schluss der Testdistanz. Dunlop büßt nicht nur reichlich Gummi ein, sondern ebenso seine gute Fahr-
dynamik. Auch der Metzeler kommt mit 4500 Kilometern Laufleistung nicht klar.
Negativ betrachtet, kann man diesen Testabschnitt so zusammenfassen: Nicht die Reifen haben ein Problem, das Motorrad hat eins. Auf kurvigen Landstraßen setzt die als Testbike verwendete Suzuki 1250 Bandit das
Limit. Denn wenn bei ihr Hauptständer und Rasten über den Asphalt kratzen, bieten die Reifen immer noch genügend Reserven. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Tourenreifen ob ihrer sportlichen Auslegung selbst den alltäglichen Anforderungen auf Sportbikes vollauf genügen würden - vorausgesetzt, man hat ein starkes Ego und pfeift auf die Seitenwandwertung am Biker-Treffpunkt. Weitere Erkenntnis: Im Neuzustand ist keiner der Reifen so richtig schlecht. Erst- und Letztplatzierten trennen gerade einmal 17 Punkte. So zeigt sich der neue Avon Storm 2 Ultra genauso handlich wie Bridgestone BT 023, Metzler Z6 Interact oder Pirelli Angel ST, in Sachen Lenkpräzision liegt er sogar vor dem Michelin Pilot Road 2. Bei diesem scheiden sich übrigens die Gemüter. Zweifelsohne fällt auch in diesem Test wieder seine Tendenz zur Kippeligkeit auf. Aber zum einen gilt das erst bei sehr hohen Schräglagen, zum anderen hat man sich auf diese Eigenart schnell eingeschossen und reagiert mit entsprechender Fahrweise, denn im Gegenzug lässt sich der Franzose sehr leicht
lenken sowie extrem geschmeidig und schnell durch Kurven bewegen - auf einem Niveau, das sportverdächtig ist. Was also zur Bestleistung bei der Handlichkeit führt, knabbert an der
Leistung in Sachen Lenkpräzision und Kurven-
stabilität. Unterm Strich bleibt es eine Frage des
Geschmacks. Wer diese Eigenart in Kauf nehmen möchte, bekommt zur Belohnung einen absolut agilen Reifen. Auf dieser Tour gab es übrigens keinen Piloten, der diese Eigenart des Michelin als besonders störend empfand. Weiterhin
spannend: Wie schlägt sich der Nachfolger des oft kritisierten Bridgestone BT 021? In diesem
ersten Bewertungsfeld kann sich der BT 023
auf jeden Fall gut positionieren und präsentiert sich in allen Bewertungskategorien auf der Land-
straße als sehr ausgewogener, neutraler Reifen.
Fazit: Erste Wahl auf der Landstraße
ist der neue Conti Road Attack 2, der mit Bestnoten bei Handlichkeit und Lenkpräzision Dunlop Roadsmart und
Pirelli Angel ST auf die Plätze verweist.
In den anderen Kategorien liegen diese allerdings gleichauf mit dem Conti.
Das Fahren bei Regen ist immer noch eines der großen Mysterien des Motorradfahrens. Selbst hartgesottenen Tourenprofis steht Pipi in den Augen, wenn ein dünner Wasserfilm über der Straße liegt. Linie und Laune sind an solchen Tagen schnell verhagelt. Schaut man jedoch den MotoGP-Stars zu, die selbst im heftigsten Dauerschiff noch mit dem Knie am Boden ums Eck zirkeln, wird jedem klar, dass
im Regen eigentlich mehr gehen müsste. Und
tatsächlich: Reifen mit hohem Nassgrip sind bei-
leibe kein exklusives Ausstattungsgimmick für
Profipiloten auf Rundkursen. Vielmehr hat in den vergangenen Jahren ein massiver Techniktransfer hinüber in die Allroundliga stattgefunden. Die Hersteller wissen um die Bedürfnisse gerade vielfahrender Motorradfahrer nach einem guten Regenreifen. Nassgrip heißt vor allem Kaltgrip, denn im Regen kommen die Reifen nicht
auf ihre optimale Betriebstemperatur. Beispiel
aus diesem Test: Auf der Bridgestone-Nasstest-
strecke strömt permanent kaltes Wasser auf die Fahrbahn, die Streckentemperatur beträgt maximal 20 Grad. Bei den Testfahrten bewegt sich die Reifentemperatur aufgrund dieser Wasserkühlung je nach Modell zwischen 25 und 30 Grad. Auf trockener Landstraße erwärmt sich ein Reifen bei zügiger Kurvenfahrt dagegen schnell
auf 40 bis 50 Grad, ein Temperaturbereich, in dem sich eine gute Haftung aufbauen kann. Um einen Reifen auch bei Kälte geschmeidig zu
bekommen, mischen die Hersteller sogenanntes Silica, eine Kieselsäure-Verbindung, bei. Doch
Silica gibt es in verschiedenen Gütestufen, weshalb ein hoher Silica-Anteil in der Gummimischung noch lange kein Garant für eine gute Nasseigenschaft des Reifens ist. Neben gutem Haftvermögen ist außerdem die Gestaltung des Grenzbereichs entscheidend für einen guten
Regenreifen. Zum einen sollte der Reifen nicht abrupt ins Rutschen kommen. Und zum anderem sollte der Hinter- vor dem Vorderreifen das Ende der Fahnenstange ankündigen.
Fazit: Seit Jahren steht der Michelin Road 2 unangefochten an der Spitze und zeichnet sich durch einen erstklassigen Grip in Kurven und beim Beschleu-
nigen aus. Mit deutlichem Abstand
folgen Dunlop und Pirelli - das zeigt auch der Blick auf die Rundenzeit.
Bridgestone hat beim BT 023 etliche Regenprobleme des BT 021 beseitigt.
Das Novum in diesem Test: Alle Rei-
fen stammen aus dem Fachhandel.
Vorab hatte sich MOTORRAD die
benötigten Größen direkt von den Herstellern schicken lassen, diese aber im gut sortierten Handel gegen ganz normale Lagerware getauscht. Kein einfaches Unterfangen: MOTORRAD-Werkstattchef Gerry Wagner und unser Reifenhändler des Vertrauens,
Alfred Meixner aus Herrenberg (www.reifen
meixner.de), kamen ganz schön ins Schwitzen, bis 60 Reifenpaare ausgetauscht waren. MOTORRAD wollte damit ausschließen, dass so nur handverlesene Ware zum Einsatz kommt. Interessantes Detail am Rand, das heißt auf der Seitenwand: Michelins Pilot Road 2 kam vom Hersteller aus dem Her-
stellungsland Spanien, als Handelsware hingegen aus Thailand (unten).
Multicompound heißt das Zauberwort, mit dem manche Hersteller ihren Reifen eine möglichst hohe Haltbarkeit, sprich Kilometerleistung, auf den Weg geben wollen. Multicompound kommt aus dem Rennsport und bezeichnet verschiedene Härtegrade in der Gummimischung: Ein harter Bereich in der Laufflächenmitte soll den Abtrag minimieren, eine weiche Zone an den Schultern genügend Grip bei Schräglage aufbauen. Bei Sportreifen werden oftmals die Laufflächen von Vorder- und Hinterreifen in zwei oder mehr unterschiedlichen Gummimischungen aufgebaut, bei den Tourenreifen beschränkt man sich derzeit noch auf den Hinterreifen in maximal zwei unterschiedlichen Mischungen. In diesem Test setzen Avon, Bridgestone, Conti, Dunlop und Michelin (hier sogar vorn) auf die Zweikomponenten-Konstruktion, Metzeler und Pirelli vertrauen weiterhin auf eine Gummimischung über die gesamte Lauffläche. Soweit zur Theorie, was bringt es aber in der Praxis? Die Tabelle zeigt klar: Es kann funktionieren, muss aber nicht. Pirellis Angel ST zeigt am Ende der 4500 Kilometer langen Testrunde über Autobahnen und Landstraßen am Hinterrad bessere Verschleißwerte als der Zwei-Komponenten-Reifen von Bridgestone, und Metzelers Z6 Interact-Hinterreifen liegt vor dem Michelin Pilot Road 2. Dem Conti hat der Mehrzonenmix definitiv nichts gebracht.
Fazit: Nahezu unbeeindruckt beschließt der Avon Storm 2 Ultra diesen Test, erkauft sich die Laufleistung aber durch Defizite beim Fahren. Vor diesem Hintergrund gefällt das Verschleißbild von Bridgestone und Pirelli deutlich besser.
Nach der Tour de France mit den Sportreifen im vorigen Jahr (siehe MOTORRAD 12/2009) haben wir uns mit den Tourenreifen an den Giro dItalia gewagt. Für echtes Sightseeing bleibt wenig Zeit,
dafür aber lassen sich auf die Schnelle viele Eindrücke sammeln, wo das
Motorradfahren in der Heimat von Ducati, Moto Guzzi & Co. richtig Laune
machen kann. Reizvoll ist vor allem der Norden: An attraktiven Strecken in den Dolomiten und rund um die oberitalienischen Seen besteht kein
Mangel. Regionen wie die Emilia Romagna, die Toskana oder Kalabrien
erfordern dagegen eine gründlichere Routenplanung. Tipp zum Thema Helm: Dieser muss der Norm ECE R-22 entsprechen, einen Verweis auf
die Fassung (bsp. die aktuell gültige ECE R-22.05) gibt es aber nicht. Echte Probleme erwartet vor allem Träger von Braincaps oder Stahlhelmen.
Karte: Claudia Werel / MairDumont
Gewicht: vorn 4,5 kg, hinten 6,7 kg
Herstellungsland: England
Infos/Freigaben: Cooper Tire, Telefon 06071/928600, www.avonmotorcycle.com
Bewertung:
Landstraße: (neu: 117 Punkte, Platz 7; nach 4500 km: 115 Punkte, Platz 6). Bedingt durch den geringen Verschleiß ändern sich die Fahreigenschaften des Avon nur geringfügig. Während die
gute Handlichkeit überzeugt, hinterlassen geringe Eigendämpfung über Bodenwellen und eine trockene, stumpfe Rückmeldung im kalten Zustand ein ungutes Gefühl. Kalt und warm ist spürbares Shimmy vorhanden. Nasstest: (62 Punkte, Platz 7)
Schlechteste Verzögerungswerte und
niedrigste Kurvengeschwindigkeit im Test.
Durch den schmalen und früh einsetzenden Grenzbereich können Rutscher nur schwer kontrolliert werden.Verschleiß: (100 Punkte, Platz 1)Vorn ging der Storm mit der geringsten
Anfangsprofiltiefe auf die Reise, hinten mit zwei verschiedenen Gummimischungen. Am Ende stehen nach über 4500 km noch über 70 % Restprofil zu Verfügung. Das ist top!
Fazit
Der mit Abstand langlebigste Reifen im Feld überzeugt trocken durch leichtes Einlenken, ist auf rutschigen Pass-
straßen allerdings die letzte Wahl.
Platz 7
394 Punkte
Gewicht: vorn 4,8 kg, hinten 6,6 kg
Herstellungsland: Japan
Infos/Freigaben: Bridgestone, Telefon 06172/40801, www.bridgestone-mc.de
Bewertung:
Landstraße: (neu: 124 Punkte, Platz 4; nach 4500 km: 121 Punkte, Platz 3). Auch wenn der neue BT 023 nicht zu den handlichsten Reifen im Feld gehört, überzeugt er durch Neutralität und Geradeauslauf. Erst ab hohen Schräglagen muss spürbar gegengelenkt werden. Auch nach 4500 Kilometern bleibt der BT 023 gut in Fahrt. Was aber immer stört: das erhöhte Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage.Nasstest: (77 Punkte, Platz 4)
Im Gegensatz zum Vorgänger BT 021 hat
der BT 023 deutlich mehr Grip im Nassen.
Es mangelt zwar leicht an Präzision und Handlichkeit, dafür gefällt der breite Grenzbereich, durch den gelegentliche Rutscher gut kontrolliert werden. Bremsweg und
Kurvengeschwindigkeit liegen im Mittelfeld.Verschleiß: (97 Punkte, Platz 2)
Mit der höchsten Anfangsprofiltiefe vorn bleiben nach 4500 km noch 75 % Restprofil. Auch am Hinterrad ist der Verschleiß gering.
Fazit
Der Einstand des BT 023 ist gelungen.Unterm Strich ein ausgewogener Landstraßenreifen mit hoher Laufleistung und angemessenem Nassgrip.
Platz 3
419 Punkte
Gewicht: vorn 4,2 kg, hinten 6,2 kg
Herstellungsland: Deutschland
Infos/Freigaben: Continental,
Telefon 0511/93801, www.conti-moto.com
Bewertung:
Landstraße: (neu: 134 Punkte, Platz 1; nach 4500 km: 128 Punkte, Platz 1). Beste Rückmeldung ab den ersten Metern, agiles Einlenken und sehr hohe Lenkpräzision sprechen für den Conti im neuen Zustand. Auch nach 4500 Kilometern überzeugt der Conti durch Agilität. Allerdings ist eine Kante im stark abgefahrenen Hinterreifen beim Einlenken in Schräglage spürbar, die leichtes Gegenlenken erfordert.Nasstest: (77 Punkte, Platz 4)
Hier überzeugt der Conti durch hohe Lenkpräzision und gute Handlichkeit. Auch wenn er beim Kurvengrip hinter der Konkurrenz liegt, kann die Linienwahl bei Rutschern leichter korrigiert werden als bei Bridgestone oder Metzeler. Der Grenzbereich fällt schmal aus, ab hohen Schräglagen rutscht der Conti spontaner als der Bridgestone.Verschleiß: (75 Punkte, Platz 7)
In Sachen Wirtschaftlichkeit ein Desaster.
Mit höchstem Verschleiß das Schlusslicht.
Fazit
Der Conti ist auf der Landstraße zu Hause und animiert förmlich zum Kurvenwetzen. Durch den hohen Verschleiß schraddelt er aber am Podest vorbei.
Platz 4
414 Punkte
Gewicht: vorn 4,2 kg, hinten 6,7 kg
Herstellungsland: Frankreich
Infos/Freigaben: Dunlop,
Telefon 06181/6801, www.dunlop.de
Bewertung:
Landstraße: (neu: 130 Punkte, Platz 2; nach 4500 km: 118 Punkte, Platz 5). Neu überzeugt der Roadsmart durch sehr hohen Grip, gute Rückmeldung und Neutralität in Schräglage. Nach 4500
Kilometern haben die Fahreigenschaften deutlich nachgelassen. Das einst geringe Aufstellmoment verschlechtert sich mit zunehmendem Verschleiß am stärksten und erfordert nun starkes Gegenlenken in Kurven.Nasstest: (81 Punkte, Platz 2)
Auch wenn der Roadsmart nicht an die
Nassfahreigenschaften des Michelins herankommt, überzeugt er mit guter Haftung beim Beschleunigen und in Schräglage.
Ein breiter Grenzbereich sorgt für Vertrauen
in Kurven. So ließ sich der Roadsmart mit gutem Feedback an der Haftgrenze durch die Testkurve zirkeln.Verschleiß: (77 Punkte, Platz 6)
Verliert viel - vorn wie hinten. Und das trotz zweier Gummimischungen am Hinterreifen.
Fazit
Im Neuzustand überzeugend und auch auf regennasser Fahrbahn ein Gewinner. Starker Verschleiß mit schlechten Fahreigenschaften verhageln die Linie.
Platz 5
406 Punkte
Gewicht: vorn 4,3 kg, hinten 6,2 kg
Herstellungsland: Deutschland
Infos/Freigaben: Pirelli Deutschland, Telefon 089/49080, www.metzelermoto.de
Bewertung:
Landstraße: (neu: 119 Punkte, Platz 6; nach 4500 km: 112 Punkte, Platz 7). Der Z6 fährt sich zwar neutral über den gesamten Schräglagenbereich, gibt sich aber gegenüber der Konkurrenz insgesamt etwas träge und unhandlich. Dazu kommt ein spürbares Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage, welches sich mit stark verschlissenem Vorderreifen nach 4500 Kilometern merklich verstärkt.Nasstest: (75 Punkte, Platz 6)
Rutscher kündigen sich zwar durch den
breiten Grenzbereich rechtzeitig an, doch insgesamt fehlt dem Z6 die nötige Haftung in Kurven. Auch das träge Handling lässt
die Regenfahrt zum Eiertanz werden. Nur beim Beschleunigen kommt der Z6 ordentlich in Fahrt.Verschleiß: (90 Punkte, Platz 5)
Insgesamt durchwachsen. Hinten kann der Metzeler trotz nur einer Laufflächenmischung mit gutem Verschleißbild punkten, vorn ist der Verlust allerdings größer.
Fazit
Die Leistung bleibt in allen Testkapiteln schwach und glanzlos. Das Interact-Update hat wenig gebracht. Gut, dass der Nachfolger in den Startlöchern steht.
Platz 6
396 Punkte
Gewicht: vorn 4,6 kg, hinten 6,7 kg
Herstellungsland: Spanien/
Thailand. Infos/Freigaben: Michelin,
Telefon 0721/5303349, www.michelin.de
Bewertung:
Landstraße: (neu: 124 Punkte, Platz 4; nach 4500 km: 120 Punkte, Platz 4). Der Michelin fährt definitiv
anders als die Konkurrenz: Lässt sich extrem kurvengierig einlenken und punktet bei schnellen Schräglagenwechseln durch
geringe Lenkkräfte. Allerdings kippt er ab
hohen Schräglagen in die Kurve. Was sportlichen Piloten gefällt, kann Tourenfahrer extrem stören. Weitere Pluspunkte: seine Rückmeldung und die Haftung in Schräglage.Nasstest: (90 Punkte, Platz 1)
Ein Traumreifen. Im Test mit Abstand die
beste Rundenzeit, höchste Kurvengeschwindigkeit und der geringste Bremsweg dank klasse Haftung und guter Lenkpräzision. Und zu keinem Zeitpunkt fühlt sich der Pilot - am Lenker wie auf der Felge - am Limit.Verschleiß: (95 Punkte, Platz 4)
Mit zwei Gummimischungen vorn und hinten gehört der Road 2 zu den langlebigen Reifen. Der Abstand auf die Zweitplatzierten (Pirelli, Bridgestone) ist sehr gering.
Fazit
Nassperformance und Verschleiß
bringen den Testsieg neben Pirelli. Die
Kurvengier ist Geschmackssache und sollte beim Kauf berücksichtigt werden.
Platz 1
429 Punkte
Gewicht: vorn 4,3 kg, hinten 6,3 kg
Herstellungsland: Deutschland
Infos/Freigaben: Pirelli Deutschland,
Telefon 06163/710, www.pirellimoto.de
Bewertung:
Landstraße: (neu: 128 Punkte, Platz 3; nach 4500 km: 125 Punkte, Platz 2). Der Angel zeigt sich sehr aus-
gewogen über die gesamte Testdistanz, die 4500 Kilometer rütteln wenig an den sehr guten Fahreigenschaften. Besonders angenehm: die Lenkpräzision - ob neu oder nach 4500 Kilometern. Hohe Schräglagen werden vom Angel ST sehr neutral ohne Kippelei oder Trägheit weggesteckt. Nasstest: (79 Punkte, Platz 3)
Auch im Nassen ein Engel. Mit hoher Kurvengeschwindigkeit und gutem Bremsweg erreicht der Angel ST die zweitbeste Rundenzeit. Allerdings ist der Grenzbereich im Vergleich zum Roadsmart etwas schmaler. Verschleiß: (97 Punkte, Platz 2)
Pirelli verzichtet auf die MehrkomponentenLaufzonen, nicht aber auf gute Verschleißwerte. Am Schluss steht der Angel neben Bridgestone auf Platz 2 mit sehr guten Restprofiltiefen an Vorder- und Hinterrad.
Fazit
Insgesamt ein ausgewogener Reifen, der vieles richtig gut kann. Die hohe Konstanz in allen Testkapiteln bringt ihn schließlich ganz nach vorn.
Platz 1
429 Punkte
Als Basisfahrzeug für diesen Reifentest diente eine Suzuki Bandit 1250 S, Baujahr 2010. Die Ergebnisse der mit Stern gekennzeichneten Kategorien lassen sich mit Einschränkungen auf Motorräder übertragen, die ähnliche Fahrwerksdaten besitzen.
HandlichkeitBenötigte Lenkkraft, um die Maschine in Schräglage zu bringen oder sie auf der gewünschten Linie zu halten. Wird in langsamen und schnellen Wechselkurven getestet.Lenkpräzision*Sie wird in unterschiedlich schnellen Passagen mit komplizierten Kurvenradien getestet. Gibt Auskunft darüber, ob das Motorrad dem gewünschten Kurs, der über die Lenkkräfte vorgegeben wird, folgt oder deutliche Linienkorrekturen erforderlich sind.KurvenstabilitätStabilität in (Wechsel-)Kurven und bei Bodenwellen. Wird in unterschiedlichen Modi (solo und mit Sozius) bewertet. Der Test erfolgt
in maximaler Schräglage und in
der Beschleunigungsphase, in der sich manche Reifen regelrecht aufschaukeln können.Haftung in Schräglage*Seitenführung in maximaler Schräglage auf nassem und trockenem Asphalt. Eine Gradwanderung, die nur auf abgesperrter Strecke möglich ist.Haftung Beschleunigen*Seitenführung und Kraftübertragung in unterschiedlich schnellen Kurven. Wird ebenfalls bei Nässe und Trockenheit getestet.GeradeauslaufstabilitätHighspeed auf der Autobahn. Bleibt das Motorrad stabil auf Kurs oder stört Pendeln die Fahrt?Fahrverhalten mit SoziusWie verhält sich der Reifen bei voller Zuladung? Siehe auch Kurvenstabilität.Grenzbereichverhalten*Beherrschbarkeit des Reifens im Grenzbereich der Haftung auf nasser und trockener Strecke.AufstellmomentBeim Bremsen in Schräglage richtet sich das Motorrad je nach Verzögerung und Reifenkontur unterschiedlich auf. Diese Reaktion muss vom Fahrer mit einer Gegenkraft (Drücken) am kurveninneren Lenkerende ausgeglichen werden.Luftdruck im Test2,5 bar vorn, 2,9 bar hinten