Service: Test Tourensportreifen

Service: Test Tourensportreifen Zähe Burschen

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Tourensportreifen müssen ganz besonderen Anforderungen gewachsen sein. Die Tester von PS jagten sieben aktuelle Reifenpaare über insgesamt 31 500 harte Kilometer bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Wie zäh hielten sich die Gummis?

Zähe Burschen jahn

Mit großem Aufwand testete PS in Zusammenarbeit mit der Schwesterzeitschrift MOTORRAD die 2010er-Tourensportreifen in den Dimensionen 120/70 ZR 17 und 180/55 ZR 17. Neben dem typischen Trockentest wurden dieses Jahr noch ein Nasstest sowie eine Verschleißwertung über 4500 Kilometern mit den Pellen ausgefahren. Bei sieben Satz Tourensportreifen bedeutet dass insgesamt über 31 500 Testkilometer, bei denen in zügigem Landstraßentempo über 2000 Liter Sprit durch die Einspritzanlagen der sieben Suzuki Bandit 1250 S liefen und in Vortrieb und Abrieb umgewandelt wurden. Am Start des Testmarathons alles was bei Tourenpellen Rang und Namen hat: Neben den neuen Gummis Avon Storm 2 Ultra, Bridgestone BT 023 und Continental Road Attack 2, die etablierten Reifen Dunlop Roadsmart, Metzeler Roadtec Z6 Interact, Michelin Pilot Road 2 sowie der Pirelli Angel ST. Ein großes Testfeld, das für PS-Leser und sportliche Landstraßenfahrer immer interessanter wird, da der klassische Tourenreifen, früher gerne auch "Holzreifen" genannt, ausstirbt und der Sport in der Segmentbezeichnung Tourensport deutlich an Gewicht gewonnen hat. Die neue Generation dieser Reifen glänzt mit sportlich direkten, aber nicht zu nervösen Fahreigenschaften, sehr gutem Nass- und Kaltgrip, sowie einer hohen Laufleistung. Heißgrip, sprich schnelle Runden auf der Rennstrecke, ist nicht ihr Ding, eine beherzte Runde auf der Hausstrecke quer durch Harz oder Schwarzwald dafür um so mehr. Vor allem im Hinblick auf die Laufleistung haben sie gegenüber ihren Kollegen Straßensportreifen (getestet im letzten PS, Ausgabe 6/2010) die Nase vorne.
Um dies zu überprüfen ging es von Stuttgart aus über reichlich Landstraße, Alpenpässe und Autobahnen nach Sizilien und zurück. Vor dem Start wurden die von der Industrie zur Verfügung gestellten Testreifen wie bereits im vorangegangenen Sportreifentest bei einem freundlichen Händler (www.reifenmeixner.de) gegen Lagerware getauscht. So wurde sichergestellt, dass PS keine handverlesenen Reifen erhielt. Dann ging es auf die große Tour: Auf 4500 Kilometern in zehn Tagen mussten die Kandidaten ihre Steherqualitäten beweisen. Um den Einfluss individueller Fahrstile auf den Reifenverschleiß zu minimieren, wurde alle 100 Kilometer das Motorrad getauscht und - zur peniblen Dokumentation des Abriebs - jeweils morgens, mittags und abends an gekennzeichneten Stellen die Profiltiefe gemessen. Das ABS der Suzuki Bandits schloss Bremsplatten bei eventuellen Panikbremsungen aus. Bei Trockenheit und im Neuzustand gibt es keinen echten Ausreißer, wirklich schlecht ist kein Reifen. Sogar der Exot Avon Storm 2 Ultra hält mit etablierten Größen gut mit und ist in Sachen Handling gleichauf mit dem Bridgestone BT 023, Metzeler Z6 Interact oder Pirelli Angel ST. Bei der Lenkpräzision schneidet er sogar besser ab als der Michelin Pilot Road 2. Doch der Michelin ist auch speziell: Er ist definitiv sehr handlich, hat aber eine leichte Tendenz zum Kippeligen. Allerdings wird diese erst bei sehr großer Schräglage auffällig, so dass sich mit der Eigenart im Alltag gut leben lässt. Wirklich erschreckend oder nervig fand keiner der sieben Testpiloten diese Eigenart des Franzosen.
Bei Nässe geigt der Pilot Road 2 dann unbeschwert und ungeschlagen auf - er ist in seinem Element. Obwohl die Konkurrenz kräftig nachgelegt hat, nimmt der Michelin dem zweitschnellsten Reifen Pirelli Angel ST auf der Nassteststrecke über eineinhalb Sekunden ab. Eine Welt, denn der Pirelli kann sich von dem ebenfalls sehr satt liegenden Dunlop Roadsmart nur um knapp zwei Zehntelsekunden absetzen. Top-Loser der Nasswertung ist der englische Avon Storm 2 Ultra. Die mit Abstand schlechteste Rundenzeit spiegelt sein indifferentes Fahrgefühl, den abrupt abreißenden Grip, der zudem noch auf niedrigem Niveau ist, wider.
Die spannendste Frage, wie nämlich die Testkandidaten nach 4500 Kilometern fahren, beantwortet der Avon dagegen klar und deutlich. Da bei ihm der Verschleiß am geringsten ist, verändert er auch seine Fahreigenschaft kaum. In Punkten heißt dies, dass er nur zwei magere Zähler zur Neubewertung einbüßt. Da trifft es den im Neuzustand guten Dunlop deutlich härter. Er verschleißt stark, verliert 12 Punkte vor allem bei den wichtigen Kriterien Handling und Zielgenauigkeit. Auch der Continental lässt ordentlich Gummi, was sich allerdings nicht relevant auf die Fahreigenschaften auswirkt. Der neue Bridgestone BT 023 erkämpft sich einen dritten Rang in der "Altreifen-Wertung" und landete auch in der Gesamtwertung auf dem Treppchen. Vor ihm platzieren sich punktgleich der Michelin Pilot Road 2 sowie der Pirelli Angel ST. Zwei Reifen mit unterschiedlichen Charakteren, ersterer ein agiler, quirliger Reifen und zudem der Regengott, letzterer ein ausgewogener, unauffälliger und immer funktionierender Gummi.
Wie Sie sich bei den Tourensportreifen auch entscheiden, einen zähen Burschen kaufen Sie also immer.

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