Neun Motorrad-Tourenstiefel im Test

Neun Motorrad-Tourenstiefel im Test
:
Hochpreisig und fast Mondreise-tauglich

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Armstrong und Aldrin waren mit Apollo 11 die Ersten auf dem Mond. Bisher geheim: Auch MOTORRAD entsandte eine Crew. Die Mission: Tauglichkeit von Top-Tourenstiefeln überprüfen. Die neun edlen Motorradstiefel mussten sich zudem auf der Straße und im Labor bewähren. Hier der Testbericht:

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Um zum Mond zu gelangen, bräuchte man bei einem Tempo von 100 km/h ohne Pausen in etwa fünf Monate. Da sich auf dem Weg dorthin bekanntermaßen nicht gerade viele Tankstellen befinden, dürfte es wohl nur wenige Motorradfahrer geben, die diese Reisedestination favorisieren. Und auch auf Mutter Erde benötigten selbst hartgesottene Tourenfahrer für eine Distanz von gut 400.000 Kilometern – so weit ist es nämlich bis zum Mond – wohl viele Jahre, bis der Tacho diese Zahl anzeigt.

Nun gut, Motorradreiseklassiker, wie ein Trip zum Nordkap und zurück, erstrecken sich immerhin auf weit mehr als 5000 Kilometer, und je nach Sitzfleisch spulen einige Verrückte diese Strecke in nur wenigen Tagen ab. Für alle, die noch nicht am Nordkap waren: Es gibt dort nicht viel mehr zu sehen als auf dem Mond, in erster Linie Steine und Ödnis in allen Facetten. Und es ist in der Regel saukalt dort – und, anders als auf dem Mond, auch noch nass. Aber gut, sollten der exploratorische Drang und die Lust zum Marathon-Touring dennoch übergroß sein, viel Spaß, gute Reise!

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11 Motorradstiefel im Test Adventure-Boots für Schottertouren

Dann aber bitte perfekt ausgerüstet. Vor allem an den Füßen wird es schnell kalt, insbesondere, wenn Wasser seinen Weg dorthin findet. Neben Handschuhen sind für Tourenfahrer also Stiefel die größten Schwachstellen, dementsprechend lohnt es sich, hier in bestes Material zu investieren. Günstige wasserdichte Tourentreter gibt es schon ab rund 80 Euro, die Mittelklasse bewegt sich um 150 Euro.

Da sich die Stiefel äußerlich oft sehr ähneln, auf den ersten Blick also alle gleich sind, empfinden nicht wenige Motorradfahrer eine zu hohe Geldausgabe für Stiefel als überflüssig. Mehr als 200 Euro für ein Paar Botten, mehr als 300 Euro gar? Da wird die Luft schon dünn wie in der Stratosphäre.

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Tourenstiefel für über 100.000 Kilometer?

Doch es gibt in dieser Preislage eine vergleichsweise große Auswahl. MOTORRAD hat neun verschiedene Anbieter gebeten, ein Premiummodell in den Vergleich zu schicken. Louis hätte zwar mit der Hausmarke Vanucci auch einen passenden Vertreter im Programm, der aber dieses Jahr ausläuft. Macht nichts, denn laut verschiedenen Filialverkäufern ist der Daytona Touring Star, der exklusiv für Louis gefertigt wird, ohnehin die häu­figer empfohlene Wahl. Interessant dabei: Gerade Kunden, die normalerweise nur nach Blick aufs Preisschild ihre Wahl treffen, lassen sich nach Anprobe und direktem Vergleich gut überzeugen. Auch in diesem MOTORRAD-Test erklärt sich, warum. 

Daytona schickte noch einen weiteren Kandidaten ins Feld, den Travel Star GTX, der auch schon seit Jahren Tourenfahrern wohlbekannt ist. Es gibt Rückmeldungen, dass dieser extrem robuste Stiefel Laufleistungen von weit über 100.000 Kilometer unbeeindruckt überstanden hat – schon fast mondreisetauglich. Die Stiefelexperten fertigen übrigens am Firmenstandort in Eggenfelden/Bayern, weil man zu hundert Prozent die Kontrolle über die Qualität behalten wolle, heißt es seitens Daytona.

Keine echten Loser im Testfeld

Diesen Ansatz verfolgt auch die Bergmann Schuhfertigung GmbH in Kevelaer, die mit ihrer Marke Kaiman vertreten ist. Die Schuster mit rund 200-jähriger Tradition bieten Motorradfahrern individuell angepasste Varianten an, gute Sache. Die Produkte von der Stange sind immerhin in zwei Grundformen erhältlich, das Leder aus Deutschland wird teilweise pflanzlich gegerbt. Aber auch bei einer Fertigung in Osteuropa, wie bei den übrigen Anbietern, darf und kann in dieser Preisliga mit Top-Qualität gerechnet werden.

Die Testergebnisse belegen, dass die norditalienischen Firmen Alpinestars, Dainese und Sidi, die teilweise auf eine lange Stiefelfertigungshistorie zurückblicken, das ausgezeichnet hinbekommen. Und auch die Produktentwickler der Vollsortimenter Ixs, Hein Gericke und Polo machen ihren Job mit Sinn und Verstand. Auswahl an Materialien, Passform und Sicherheitsausstattung – die Top-Stiefel dieser Anbieter sind erstklassig. Echte Loser finden sich in diesem Testfeld also nicht. Hein Gericke und Kaiman verpassen wegen Passformschwächen knapp die Note „gut“. Trotzdem: Eine Reise zum Nordkap ist auch damit kein Problem. Vermutlich funktionieren sie sogar auf dem Mond.

Alpinestars Gran Torino GTX

© mps-Fotostudio

Alpinestars Gran Torino GTX .

Anbieter: Alpinestars, Telefon 00 39/04 23-52 86 (Italien), www.alpinestars.com

Preis: 229,95 Euro

Größen: 36 bis 50

Gewicht (Paar): 1579 g (in Gr. 43)

Schafthöhe: 31 cm

Herstellungsland: Kroatien

Klimamembran: Gore-Tex

Plus
Angenehme Klimatisierung bei Temperaturen über 20 Grad; sehr direktes Gefühl für Schalt- und Bremshebel; knackige Passform, sitzt bombenfest am Fuß, dennoch hoher Tragekomfort; unkomplizierter Ein- und Ausstieg; solides Leder, ordentliche Verarbeitung; geringes Gewicht; guter Gehkomfort; eignet sich prima für schmale Füße.

Minus
Knöchelprotektoren relativ klein ausgelegt und etwas zu hoch positioniert; Klettabdeckleiste; Isolation für Temperaturen unter zehn Grad kaum ausreichend.

Fazit: Reinschlüpfen und wohlfühlen – kein anderer Stiefel im Test schmeichelt sich so schnell ein. Der Alpinestars Gran Torino punktet vor allem mit knackigem Sitz und einfacher Hand­habung. Im Edeltreter-Vergleich ist er zudem erfreulich günstig.

MOTORRAD-Urteil: sehr gut

Dainese Fulcrum

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Dainese Fulcrum.

Anbieter: Dainese, Telefon 0 89/35 39 67 66, www.dainese.com

Preis: 219 Euro

Größen: 36 bis 50

Gewicht (Paar): 1582 g (in Gr. 43)

Schafthöhe: 33 cm

Herstellungsland: Kroatien

Klimamembran: Gore-Tex

Plus
Sehr griffige Sohle, guter Halt auf den Rasten, im Vorfußbereich direktes Gefühl beim Schalten und Bremsen; sehr bequemer Sitz; super Handling beim An- und Ausziehen, Klett-Abdeckleiste und Reißverschlüsse lassen sich geschmeidig bedienen; gute, saubere Verarbeitung, vertrauenerweckende Lederqualität.

Minus
Schaft steht vergleichsweise weit ab vom Schienbein, Fersenhalt nur mittelmäßig; Komfort beim Gehen eingeschränkt, keine größeren Exkursionen möglich; Knöchelprotektor etwas unterdimensioniert.

Fazit: Mit dem Fulcrum hat Dainese einen prima Tourenstiefel mit leicht sportlichem Touch hingezaubert. Die Qualität kann überzeugen, beim Fahren vermittelt er gute Dynamik. Mit etwas besserer Passform und höherem Gehkomfort wäre er tipptopp.

MOTORRAD-Urteil: gut

Daytona Touring Star GTX

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Daytona Touring Star GTX.

Anbieter: Louis, Telefon 0 40/73 41 93 60, www.louis.de

Preis: 339,95 Euro

Größen: 36 bis 49

Gewicht (Paar): 1920 g (in Gr. 43)

Schafthöhe: 28,5 cm

Herstellungsland: Deutschland

Klima­membran: Gore-Tex

Plus
Höchste Stabilität und vorbildlicher Abstreifschutz, Knöchelprotektoren sitzen ausgezeichnet, in puncto Sicherheit brennt nichts an; guter Schienbeinschluss, bequeme Passform, hoher Tragekomfort; sehr hochwertiges, geschmeidiges Leder, Metallreißverschlüsse für die Ewigkeit, Top-Qualität, hervorragende Verarbeitung; Gewicht okay;
Klimatisierung über große Temperaturbandbreite angeneh.

Minus
Etwas umständliches Handling, Reißverschlüsse müssen mit Nachdruck verschlossen werden; beim Gehen etwas kantiges Abrollen.

Fazit: Der speziell für den Filialisten Louis produzierte, extrem hochwertige Daytona-Stiefel Touring Star GTX ist ein Volltreffer. Ideale Balance aus gutem, festem Sitz, hohem Komfort auf Touren und bestem Sturzschutz. Kostet viel, kann aber alles. Super!

MOTORRAD-Urteil: sehr gut

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