Kawasaki Versys-X 300 im Test

Kawasaki Versys-X 300 im Test
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Wie schlägt sich die Einsteiger-Enduro?

© Kawasaki 21 Bilder

An die Stelle der Euro 4-bedingt nicht mehr angebotenen Z 300 und Ninja 300 tritt nun die Kawasaki Versys-X 300. Wie schlägt sich die Einsteiger-Enduro im Test?

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Gemeinhin verbindet man mit dem Namen Kawasaki große, starke und sportliche, gerne auch etwas böse und hemdsärmelig auftretende und vor allem grüne Motorräder. Doch auch am unteren Ende der Leistungsskala sind Bikes des kleinsten der japanischen Big Four durchaus erfolgreich unterwegs. So wurden sogar im Land der unbegrenzten Autobahngeschwindigkeit in den letzten beiden Jahren knapp 800 Exemplare der anno 2017 nicht mehr angebotenen Z 300 unters fahrende Volk gebracht. Ebendiese „Bonsai-Zett“ spendete ihr Herz für die ab sofort in Grau und Grün beim Kawa-Händler stehende kleine Kawasaki Versys-X 300. Kleine Modifikationen an der Ein- und Auslassperipherie machen den drehfreudigen Twin fit für Euro 4. Eine gegenüber der nackten Vorgängerin um satte vier Zähne verkürzte Sekundärübersetzung soll die deutlich vergrößerte Stirnfläche bei höheren Geschwindigkeiten zumindest teilweise wieder ausgleichen.

Irrsinnige Drehzahlen

Wie sich beim ersten Fahrtermin, für den sich der Deutschland-Importeur den schönen und hügeligen Taunus heraus gesucht und ein erfreulich warmes Zwischenhoch organisiert hat, herausstellte, kann das Vorhaben zumindest subjektiv als gelungen betrachtet werden. Wenn auch zum Preis von irrsinnigen Drehzahlen. Bei 100 km/h liegen im sechsten Gang bereits rund 7.700/min an. Das ist auch der Bereich, ab dem die feinen, auf Dauer aber lästigen Vibrationen auf der Kawasaki Versys-X 300 beginnen. Einerseits braucht der Gegenläufer hohe, gerne auch fünfstellige Drehzahlen, soll es zügig vorangehen, andererseits zieht er bereits ab knapp über 2.000 Umdrehungen ohne zu murren und ruckeln an der Kette.

Stärken und Schwächen

Das beim Fotografieren unvermeidliche Hin- und Herfahren samt der damit verbundenen Wendemanöver deckt zeitgleich Stärken und Schwächen der kleinen Kawasaki Versys-X 300 auf. Zu den Stärken gehört die gute Balance, die dank großen Lenkeinschlags Wendemanöver auf kleinstem Raum erlaubt (Wendekreis 4,85 m). Wenngleich die Sitzhöhe von immerhin 845 mm kurzbeinigen Versysten den Schweiß auf die Stirn treiben dürfte. Im Kawa-Original-Zubehör wird es aber zeitnah eine 25 mm niedrigere Bank geben, die allerdings nicht wahlweise angeboten wird, sondern zusätzlich gekauft werden muss. Trotz direkt auf der Schaltwelle montierten Hebels gibt sich das mittels extrem leichtgängiger Kupplung zu bedienende Getriebe komischerweise nur beim Herunterschalten mitunter recht störrisch. Eine große Zwei oder gar Eins im Cockpit zeigt dann an, dass die Suche nach dem Leerlauf mal wieder eher nicht erfolgreich war. Den Twin juckt das nicht, ohne großes Kupplungsgeschleife bringt er die Versys wieder auf Trab. Trotz der in den Augen des Autors dieser Zeilen deutlich zu kurzen Gesamtübersetzung kommt die kleine Versys mit exakt vier Litern über die Verbrauchsstrecke.

Kawasaki Versys-X 300 in Thailand gefertigt

Auf dieser gemäßigt gefahrenen Runde bleibt genügend Zeit, sich mit der in Thailand gefertigten Kawasaki Versys-X 300 zu beschäftigen. Es fällt auf, dass Gabel wie Federbein recht straff abgestimmt sind, man dennoch kaum Rückmeldung von vorne bekommt. Das ist möglicherweise den IRC Trail Winner-Gummis geschuldet, die besonders auf feuchter Straße nur wenig ­Vertrauen in ihre Fähigkeiten aufkommen lassen. Weiter fällt auf, dass Fahrer und Copilot ergonomisch gut untergebracht sind. Einerseits. Andererseits aber trotz des in den Presseunterlagen ausgiebig beschriebenen Komforts recht bald auf der knallharten einteiligen Sitzbank jeden einzelnen ihrer vier Buchstaben deutlich zu ­spüren bekommen. Jeder, der die mögliche Reichweite von gut 400 Kilometern am Stück sitzend durchfährt, ist zweifellos ein Kandidat für die Tapferkeitsmedaille.

Windschutz hinter der starren Scheibe ist gut

Um etwaige Schreckbremsungen zu meistern, braucht’s die Medaille nicht, das Bosch 10 M ABS sorgt wenngleich mit ordentlicher Handkraft, deutlich spürbaren Regelimpulsen sowie gelegentlichen Hinterradlupfern dafür, dass die Fuhre senkrecht bleibt. Der Windschutz hinter der starren Scheibe ist gut. Mit einem Preis von 5.795 Euro ist die Kawasaki Versys-X 300 reell eingepreist, sodass die von Kawasaki georderten 500 Einheiten wohl ohne Verrenkungen unters reiseaffine Volk gebracht werden können.

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