Fahrbericht LKM-Kawasaki ZX-12R

Power im Überfluss, Kraft ohne Ende, brachialer Schub, so empfinden die meisten Besitzer einer Kawasaki ZX-12R die Leistungsentfaltung des stärksten Serienbikes aller Zeiten. Doch es gibt immer Leute die nie genug haben können. Für die ist Hennes Löhr, Inhaber des Tuningbetriebs LKM in Bonn die richtige Adresse.
Tuning? ZX-12R? Ist die Kawa nicht sowieso schon ziemlich stark? Die LKM ist stärker. Lustige 201 PS an der Kupplung, gefunden durch penible Arbeit am Zylinderkopf und drum herum –Ventilsitzringe, Brennräume und Kanäle via Flow-Bench optimiert, das Spaltmaß zwischen Kolben und Zylinder verringert, das Verdichtungsverhältnis auf 12,3 zu 1 angehoben, dann noch die Steuerzeiten verschärft, außen herum einen LKM-Akrapovic-Auspuff und geänderte Ansaugtrichter gesetzt. 201, eine beachtliche Zahl – versuchen Sie mal, 201 Wurstbrötchen zu essen, mieten Sie sich eine 201-Quadratmeter-Wohnung, schauen Sie 201 Folgen Bonanza oder trinken Sie mal 201 schöne Bierchen. Genau, 201 PS, das ist reichlich, in jeder Situation, in jedem Gang, satt und mega-souverän von unten heraus, immer fließt die Leistung, nach Bedarf Rinnsal- oder Niagara-Fall-artig. Herantasten ist gefragt, Gewissenhaftigkeit sowieso, sonst frisst die LKM ihren Reiter. Ganz bestimmt.
4,3 Sekunden – von 100 auf 200. 307 Kilometer pro Stunde Spitze – theoretisch in zehn Minuten von Bonn nach Köln, von Stuttgart nach Heilbronn, von Berlin nach Finsterwalde. Theoretisch. Na gut, auf dem Papier oder der Messmeile laufen irgendwelche Supersportwagen vielleicht noch schneller. Nur, bis die diesen Speed erreicht haben, steht die LKM-ZX-12 R schon lange an. Die Serien-ZX-12 geht auch schon 303, je nach Wetter. So gesehen sind die 4 km/h mehr nicht die Welt, aber wie die LKM jenseits von 200 km/h marschiert ist schlicht überwältigend. Dieses Gefühl produzieren selbst potente Big Bikes nur in deutlich niedrigeren Tempi.
Aufpassen! Das Verführungspotenzial dieser Urgewalt ist so hoch, dass auch der gefestigtste Charakter ständig Gefahr läuft, seinen Urinstinkten zu erliegen und einfach mal – genau, Schwein zu sein. Es ist so leicht. Die allgemeine Gleichung: Gas gleich Macht. So kann jeder Schluri Mad Max, jeder Gartenzwergzüchter einen starker Mann mimen. Vernunft? Ein anderes Thema. Also noch mal: aufpassen, auf sich selbst und auch auf die anderen!
Die Zwölfer steuert ihr, von Haus aus, sicheres Fahrverhalten bei, dazu ihren guten, gerade bei diesen Tempi wichtigen Windschutz. Gern lässt sie das sportliche Potenzial ihres Fahrwerks mit seiner tollen Bodenfreiheit und seinen straffen Federelementen aufleuchten. Kawasaki sollte aber einen Hinterreifen mit kurvenfreundlicherer Kontur homologieren, dann wäre die ZX-12R auch noch handlich, würde auch auf kurvigem Terrain den Spaß bereiten, der ihr per Konzeption in die Wiege gelegt ist. Und somit das angemessene Umfeld für 201 PS abgeben. Interesse? Fragen sie Hans Dieter Löhr von LKM (Telefon 0228/316631), der diese riesengrosse Pferde-Herde für zirka 5000 Mark Umbaukosten galoppieren lässt.

Technische Daten - LKM-Kawasaki ZX-12R

Motor: Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, elektronische Saugrohreinspritzung, Motormanagement. Hubraum 1199 cm³Verdichtungsverhältnis 12,5 : 1Nennleistung 131 kW (191 PS) bei 10 500/minMax. Drehmoment 147 Nm (15,0 kpm) bei 7500/minFahrwerk: Monocoque-Rahmen aus Alublech, Upside-down-Gabel, Gleitrohrdurchmesser 43 mm, Zentralfederbein mit Hebelsystem, mit verstellbarer Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Sechskolbensättel, Scheibenbremse hinten, Zweikolbensattel, Ø 230 mm.Alu-Gussräder 3.50 x 17; 6.00 x 17Reifen 120/70 ZR 17; 200/50 ZR 17Fahrwerksdaten: Radstand 1440 mm, Lenkkopfwinkel 66,5 Grad, Nachlauf 93 mm, Federweg v/h 120/140 mm Gewicht vollgetankt 246 Kilogramm.Umbaukosten zirka 5000 Mark

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