...die Hippie ist schon wieder da! Kurz vor der großen Messe in Mailand präsentierte Ducati die kleine Hypermotard 796. Als neues Einstiegsmodell und günstige Eintrittskarte in die Welt der roten Motorräder aus Bologna.
Und dann das! Eine rot lackierte Hypermotard 796 kostet 300 Euro Aufpreis, schlägt mit 9295 Euro, statt wie ihre schwarze oder weiß-schwarze Variante mit verlockenden 8995 Euro zu Buche! Das ist ganz schön frech und etwa mit dem Toilettengebühr-Skandal der Ryanair vergleichbar. Getoppt werden kann diese Aufpreispolitik nur noch von der Daimler-Benz AG, wenn diese 100 Euro für den Stern auf dem Kühlergrill verlangen.
Aber man muss ja nicht alles verstehen. Ein weiteres Fragezeichen taucht bereits nach den ersten gefahrenen Metern auf der neuen, kleinen Hypermotard auf. Warum wurde die Rahmengeometrie und damit das eigenartige, kippelige Fahrverhalten von der Hym 1100 übernommen? 66 Grad Lenkkopfwinkel und 100 Millimeter Nachlauf unterstützen zwar die Handlichkeit des trocken nur 167 Kilo schweren Straßenflohs, sorgen aber nicht gerade für souveränes und neutrales Fahrverhalten. So reagiert die kleine Hippe sehr empfindlich auf Bodenwellen und Verwerfungen in Schräglage, stellt sich auf und fällt wieder hinein. Die nicht einstellbare Gabel spricht zwar gut an und arbeitet komfortabel, ist aber zu weich abgestimmt, was sie auf Bodenwellen und erst recht beim Bremsen darauf an ihr Limit und somit auf Block zwingt. Das Sachs-Federbein an der Hinterhand agiert deutlich straffer, was zu einem wenig harmonischen Gesamteindruck der Fahrwerksabstimmung führt. Dazu gesellt sich noch ein Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage, welches tiefes Hineinbremsen in Kurven zusätzlich erschwert. Tadellos arbeiten dagegen die Frontstopper – gut zu dosieren haben sie die kleine Hypermotard stets im Griff. Positives gibt es auch vom 803 Kubik großen 796er-Twin zu berichten.
Auf einem neuen, leichteren Kurbelgehäuse aufgebaut, zieht der Luftkühler ab 4000/min schön ab und legt bei 6500 Touren nochmal ein paar Pferde nach. Zwar ließ sich das Getriebe der gerade mal 400 Kilometer alten Hym harzig schalten, doch das kann sich mit höherer Laufleistung durchaus noch legen. Nicht legen, dafür setzen tut sich das Sitzbankpolster. Die mit 825 Millimeter um 20 Millimeter (Hym 1100: 845 mm) niedrigere Sitzhöhe wird durch eine dünnere Sitzbank erreicht. Leider sitzt sie sich schnell durch, bereits nach 140 Kilometern schmerzt das Sitzfleisch.
Dafür attestiert Ducati der Hym 796 stolz den niedrigsten Normverbrauch im Modellprogramm, noch vor der Monster 696. 4,8 Liter auf 100 Kilometer – das ist ja schon mal etwas.
Die Farbpalette der Hypermotard 796 für 2010. Ganz Schwarz und Weiß mit Schwarz für 8995 Euro. Für die Rote müssen 300 Euro mehr bezahlt werden.
FAZIT
Nach dem freudigen hyp hyp hurra folgt ein ernüchtertes hip hip naja. Die hippe Hypermotard 796 soll ein Einsteigerbike sein, wartet aber mit einem eigenwilligen Fahrverhalten auf. Der Preis ist für eine Einsteiger-Ducati gerade noch in Ordnung, doch der Aufpreis für die markentypische rote Lackierung ist einfach dreist.
PS-Daten: Ducati Hypermotard 796
Die 796 ist mit der sehr kleinen Armaturen der Streetfighter ausgestattet.
Antrieb: Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, 2 Ventile/Zylinder, 59,6 kW (81 PS) bei 8000/min, 77 Nm bei 6250/min, 803 cm3, Bohrung/Hub: 88,0/66,0 mm, Verdichtung: 11,0:1, Zünd-/Einspritzanlage, 45-mm-Drosselklappen, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, G-Kat
Fahrwerk: Stahl-Gitterrohrrahmen,
Lenkkopfwinkel: 66,0 Grad, Nachlauf: 100 mm, Radstand: 1455 mm, Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, Federweg v./h.: 165/141 mm
Räder und Bremsen: Leichtmetall-Gussräder,
3.50 x 17“/5.50 x 17“, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, 305-mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln vorn,
245-mm-Einzelscheibenbremse mit Zweikolben-Festsattel hinten
Gewicht (trocken): 167 kg*, Tankinhalt: 12,4 Liter Super (davon Reserve: k. A.)
Grundpreis: 8995 Euro in den Farben Weiß und Schwarz, 9295 Euro in Rot (zzgl. Nk)
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