Honda belebt das Segment der kleinen Supersportler weiter und bringt 2024 die CBR 600 RR mit einem starken Preis wieder nach Europa. Auf der WM-Strecke zeigte die kleine Blade was sie kann.
Das Segment der kleinen Supersportler wurde von den Herstellern lange vernachlässigt. Aktuell kehrt die 600er-Klasse in Europa wieder zurück in den Fokus einiger Hersteller. Nach Kawasaki nimmt Honda mit der CBR 600 RR einen Neuanlauf. MOTORRAD hat die ersten Fahreindrücke von der WM-Strecke in Portimao.
Fahreindruck der neuen Honda CBR 600 RR
Endlich, die Honda CBR 600 RR kehrt nach sieben Jahren der Abstinenz zurück auf den europäischen Markt. Ob sich die Supersport-Ikone im Wesentlichen verändert hat? Optisch nur in Nuancen, technisch hier und da ein bisschen. Ihre grundsätzlichen Vorzüge haben in jedem Fall Bestand, und das äußert sich auf der herausfordernden Rennstrecke von Portimao hauptsächlich durch ihre Leichtigkeit und das unkomplizierte Handling.
Fluffig tanzt die drahtige 600er von Kurve zu Kurve und fährt anstandslos genau dorthin, wo man möchte. Sie wird dabei von einem nicht nur stabilen, sondern auch gefühlvollen Fahrwerk unterstützt. Beim Anbremsen liefert die Honda feines Vorderradgefühl, lenkt anstandslos auf der Bremse ein und gibt sich vollkommen un-kapriziös. Beim Herausfeuern liegt der kompakte Supersportler stabil, zudem lässt der mechanische Grip am Hinterrad mit Pirelli Diablos Slicks in SC3-Mischung keine Wünsche offen.
Drehzahl gerne fünfstellig
Was die Motorleistung angeht, hat Honda der CBR 600 RR in Portimao durch eine kürzere Übersetzung (ein Zahn hinten) leicht nachgeholfen, damit sie besser aus den Ecken kommt. Natürlich ist die Maschine eine Drehorgel reinsten Wassers und das Drehzahlfenster zwischen 10.000 und Tacho rund 15.000 Touren muss immer passen – sonst "verhungert" man. Trotzdem läuft der Reihenvierzylinder super weich und punktet mit einer sagenhaften Geschmeidigkeit. Die Gasannahme erfolgt zudem gefühlvoll. Das Getriebe? Präzise und leichtgängig – ein Gedicht.
ABS nicht einstellbar, aber rennstreckentauglich
Elektronisch fallen die hohe Regelgüte der Traktionskontrolle und das zwar nicht einstellbare, aber dennoch Rennstrecken-brauchbare ABS der Honda CBR 600 RR auf. Zwar wandert der Druckpunkt der Bremse nach zwei scharfen Runden etwas, bleibt dann aber konstant. Das Antiblockiersystem lässt selbst harte Bremsmanöver zu. Nicht ganz überzeugen kann dem ersten Eindruck nach die Anti-Wheelie-Kontrolle, die im Verbund mit der Traktionskontrolle arbeitet – sie funktioniert auf der Berg- und Talbahn des Autodromo de Algarve an den neuralgischen Stellen des Kurses nicht jede Runde nachvollziehbar gleich.
Erstes Fazit zur neuen CBR 600 RR
Am Ende des Tages zeichnet sich das Bild eines unkomplizierten, erfrischend schnörkellosen Supersport-Motorrads. Es ist gut, dass die CBR 600 RR wieder da ist – willkommen zurück.
Ab hier lesen Sie alles über die Honda CBR 600 RR bei der Präsentation im November 2023.
November 2023: Honda CBR 600 RR – Comeback in Europa
In Japan und den USA trat die neue Honda CBR 600 RR schon im Herbst 2020 an. Zur Saison 2024 darf die "kleine Fireblade" wieder im europäischen Revier wildern. Vorgestellt hat Honda die aktuelle CBR 600 RR auf der EICMA in Mailand.
600er-Reihenvierzylinder-Motor mit 121 PS
Die Neuauflage der Honda CBR 600 RR ist, was sie schon immer war – ein drehfreudiger, leichtgewichtiger und reinrassiger Supersportler. Der 599 Kubikzentimeter große Reihenvierzylinder drückt bei 14.500/min 121 PS. Maximal 63 Nm Drehmoment liegen erst bei 11.500 Touren an. Dem gegenüber stehen 193 Kilogramm fahrfertig mit vollem 18-Liter-Tank.
Umfassendes Elektronik-Paket von Honda
Das Elektronik-Paket entspricht dem der großen Fireblade, und es bringt Throttle by Wire-Steuerung, eine 9-stufige HSTC-Traktionskontrolle, Wheelie Control und Rear Lift Control, Kurven-ABS, einstellbare Motorbremse sowie Quickshifter am 6-Gang-Getriebe mit. Zur Auswahl stehen 3 vorkonfigurierte Fahrprogramme ("Fast", "Fun", "Comfortable") sowie 2 individuell konfigurierbare Modi. Eine Antihopping-Kupplung beugt einem stempelnden Hinterrad bei hartem Bremsen und gleichzeitig schnellem Herunterschalten vor. Ein elektronisch gesteuerter Lenkungsdämpfer unterdrückt Lenkerschlagen (Kickback).
CBR 600 RR mit Aluminium-Chassis
Um den Reihenvierzylinder schmiegt sich ein Doppelholm-Aluminiumrahmen. Die Vorderradführung obliegt einer 41er-Big-Piston-Showa-USD-Gabel mit 120 Millimeter Federweg. Die Alu-Schwinge stützt sich über ein integriertes Pro-Link-System und ein voll einstellbares Federbein mit 128 Millimeter Arbeitsweg ab. Bereift sind die Alufelgen in 120/70-ZR17 vorn und 180/55-ZR17 hinten auf Klassenniveau. Bremspower liefern radial montierte Vierkolben-Bremssättel an einer 310er-Doppelscheibe vorn. Hinten unterstützt eine Einkolbenzange im Verbund mit einer 220er-Scheibe.
Neue Verkleidung mit Winglets
Extrem auf Aerodynamik getrimmt präsentiert sich die modernisierte Vollverschalung der Honda CBR 600 RR. Sogar kleine Winglets an den Flanken optimieren den Vorderrad-Anpressdruck bei hohen Geschwindigkeiten. Für den Doppelscheinwerfer mit zentralem Staudruckkanal für die Ansaugung (Ram-Air), das Rücklicht und die Blinker kommt rundum LED-Lichttechnik zum Einsatz. Das Heck ragt hoch auf und platziert den Endschalldämpfer direkt darunter. Ein Soziusplatz ist vorhanden, wirkt jedoch nicht sehr einladend.
Honda CBR 600 RR – für 11.800 Euro
Das Vollfarb-TFT-Display im Cockpit punktet mit 3 wählbaren Ansichten, einem Schaltblitz, einem Laptimer und einer Rundenzähl-Funktion sowie einer Bestzeit-Anzeige. Bonsai-Fireblade-Liebhaber dürfen sich über die beiden Farbkombinationen "Matt Ballistic Black Metallic" und "Grand Prix Red HRC Tricolour" freuen. Egal in welcher Farbe stehen 11.800 Euro als Preis plus Nebenkosten fest. Interessant: Die ebenfalls für 2024 angekündigte Kawasaki ZX-6R mit 37 Kubik, 3 PS und 6 Nm kostet ab 12.595 Euro.
User-Umfrage
Fazit
Nachdem europäische Supersport-Fans die aktuelle 600er schon in der Supersport-WM bewundern durften, bringt Honda die CBR 600 RR zur Saison 2024 wieder offiziell auf Europas Straßen. Die Eckdaten sind konkurrenzfähig – 121 PS und 193 Kilo, die Ausstattung ebenso. Der Einsteigspreis von ab 11.800 Euro ist im Kontext der ZX-6R heiß, weil über 1.000 Euro günstiger.
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