Indian Patent für Kurvenlicht und Radarsysteme

Indian Patent Kurvenlicht und Radar
:
Technik-Offensive bei Indian

© Indian Radar und Kamera 13 Bilder

Indian Motorcycles hat sich ein Patent für ein neuartiges Kurvenlichtsystem schützen lassen, dass auch mit Fernlicht funktioniert, mit einem Radar- oder Lasersystem erweiterbar ist und mit einer geschwindigkeitsabhängigen Leuchtweitenregulierung arbeitet.

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Baugröße schafft Bauraum. Das scheint Indian bei seiner neuesten Patentanmeldung im Hinterkopf gehabt zu haben, denn das gezeigte Tourenbike, der Indian Roadmaster nicht unähnlich, bietet mit seinen üppigen Verschalungen genau den Bauraum, den die zusätzlichen Sensoren und Steuergeräte bräuchten.

Radar und Kamera für mehr Abstand

Zu diesen Sensoren zählen im weitesten Sinne auch Radar- oder Kamerasysteme zur Überwachung des umliegenden Verkehrs. Aus einer Kombination aus beiden könnte Indian ein System anbieten, dass automatisch den Abstand zu unterschiedlichen Fahrzeugtypen hält. Vor allem dem in den USA beliebten Kolonne-fahren wird großer Raum gegeben: Das System soll auch die Abstände in einer Gruppe von Motorrädern nach vorne, zur Seite und nach hinten berechnen und einschätzen können. Vor gefährlich geringen Abständen zu anderen Fahrzeugen warnen, möchte Indian mittels diverser Optionen: Das wären unterschiedlich schnell blinkende Warnlampen in Spiegeln oder Instrumenten, aber auch vibrierende Bereiche im Sitz sollen Gefahren im toten Winkel signalisieren.

© Harley-Davidson
In Formation mit Harley Mit neuen Sensoren und GPS sicher im Konvoi fahren

Kurvenlicht bisher nur für die Großen

Kurvenlicht ist beim Auto in verschiedenen Spielarten schon seit gut einer Dekade Serie. Beim Motorrad sind solche Systeme nur bei den Topmodellen der Premiumhersteller (beispielsweise BMW R 1200 RT) vereinzelt orderbar. Der Grund: die zusätzlich benötigten Sensoren und Steuergeräte brauchen zusätzlichen Bauraum und eine Stromversorgung. Heftige Versionen wie bei der BMW K1600 Baureihe sogar noch extra Motoren zur Verstellung des Streuspiegels.

© Indian Motorcycyles

Die Front der aktuellen Indian Roadmaster dient hier als Displacy für die möglichen Einbaulage der unterschiedlichen Sensoren und Scheinwerfer der patentierten Systeme. Die Nummer 60, 54, 50, 52 und 42 stellen jeweils möglichen Sensoren dar, die Nummer 40, 56 sind die Scheinwerfer.

Bei Indian auch mit Fernlicht in die Kurve

Allen Systemen gemein ist, dass sie nur für das Abblendlicht eine Kurvenfunktion bieten. Indian setzt hier an und hat ein Patent eingereicht für ein adaptives Kurvenlichtsystem, dass auch bei eingeschaltetem Fernlicht arbeitet. Dazu nutzt Indian ein System, dass mittels IMU (Inertial Measure Unit) die Schräglage des Motorrads erkennt und in einem stark segmentierten LED-Scheinwerfer unterschiedliche LED-Segment so steuert, dass Abblendlicht und nun auch das Fernlicht in die Kurve hineinleuchten. Das benötigt aber nicht nur die Messeinheit, sondern auch eine komplexe Steuerung für die insgesamt 14 LED-Segmente, teilweise hinter Projektionslinsen für das Fernlicht. In dieser technischen Fülle von Indian aber durchaus ein Novum, wo doch aktuelle Systeme anderer Hersteller teilweise nur starre Seitenscheinwerfer bei der Kurvenfahrt hinzu schalten.

© Indian Motorcycyles

Suchspiel: Die Segmente 210 sind das normale Abblendlicht, die Linse 230 ist das normale Fernlicht.

Adaptive Leuchtreichweite

Ein Teil der Mess- und Steuerelektronik des Indian-Patents ist wohl auch dazu da, um je nach Geschwindigkeit die Leuchtweite zu regulieren. So gibt es drei Stufen in der die Reichweite und Breite variieren: Bei 30 km/h ist der Leuchtkegel kurz und breit, verlängert und schmälert sich dann bei 60 und 90 km/h jeweils.

© Indian Motorcycyles

Überall Sensoren

Sage und schreibe 21 unterschiedliche und einzelne Sensoren mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben werden in den Patentzeichnungen von Indian erwähnt. Das heißt zwar nicht, dass die alle auch in Serie kommen, zeigen aber wohin die Entwickler derzeit denken. Die Art und Weise wie diese Sensoren arbeiten oder ob es eventuell auch GPS-Antennen für die C-ITS-Technik ist, lässt Indian in der Anmeldung offen und schreibt, dass sie über Näherungssensoren nachdenken. Es können auch Radartechniken oder die neuen Lidar-Sensoren zu Einsatz kommen. Lidar steht für Light Detection and Ranging, also quasi ein lasergestütztes System zur Messung von Entfernungen, so etwas wie Radar nur mit Lichtwellen, statt Radiowellen. Funfact: Selbst der traditionelle Indianer-Kopf auf dem Frontfender wird von Indian als möglicher Sensorenplatz erwähnt. Mögliche Funktionen der Sensorenflut sind denkbar zur Steuerung eines Abstandsradars, eines Totwinkelwarners, Platooning von Motorradkolonnen oder aber – nicht lachen – als Einparkhilfe. Bei einer Roadmaster mit Null Sicht nach hinten nicht unlogisch.

© Indian Motorcycyles

Die Front der aktuellen Indian Roadmaster dient hier als Displacy für die möglichen Einbaulage der unterschiedlichen Sensoren und Scheinwerfer der patentierten Systeme. Die Nummer 60, 54, 50, 52 und 42 stellen jeweils möglichen Sensoren dar, die Nummer 40, 56 sind die Scheinwerfer.

Fazit

Der erste Blick auf die Zeichnungen löst fast schon eine Hirnblockade aus. Das Wort Overkill ist angebracht. Doch bei genauerem Hinsehen, zeigt hier Indian nur, was die anderen Hersteller in Sachen Radar und Sensoren auch entwickeln, können das in diesem Fall aber durch ein tolles, weil optisch stimmiges Kurvenlicht-System toppen.

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