Honda-Patent für Lenkassistent: Lenkt, wenn das Rad rutscht

Honda-Patent für Lenkassistent
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Gold Wing fällt nicht mehr um

© Honda 21 Bilder

Honda hat sich eine Erfindung patentieren lassen, um die fahraktiven Sicherheitssysteme mit einem automatischen Lenkeingriff zu unterstützen. Das System soll rutschenden Räder mit einer Gegenlenkbewegung wieder zum Haften bringen. Und beim Rangieren soll es sich selbst balancieren.

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So gut aktuelle schräglagensensible Stabilisationsprogramme bei Motorrädern schon wirken, helfen sie derzeit nur wenn Bremsdruck aufgebaut ist – also wenn gebremst wird. Bei allen anderen Kurvenfahrten ist das Stabilisationssystem inaktiv. Nicht, dass es nicht eingreifen könnte, die Hersteller scheuen sich heute noch dem Motorrad autonome Bremseingriffe zu gestatten. Bosch hat sich 2018 mit einem Düsensystem und Druckspeichern am Motorrad in die Köpfe gebracht: Ein seitlicher Gas-Stoß soll dabei das Motorrad wieder in eine sichere Fahrlage bringen. Honda denkt an einen Lenkassistenten, der bei rutschenden Rädern aktiv eingreift und ist bei der Implementierung in einer Gold Wing schon recht weit. Wie die aktuelle Gold Wing aussieht, zeigen wir in der Bildergalerie.

Gold Wing lenkt selbstständig

Vieles hängt vom Wankunterdrückung-Assistenzmoment-Berechnungsblock ab. Wer wie ich nie gedacht hätte, es gäbe ein solches Wort überhaupt, dem sei der tolle Apparat dahinter erklärt. Honda kürt diesen Block zum Herzstück des Lenkassistenten. Er errechnet anhand aktueller Fahrdaten wie Geschwindigkeit, Raddrehzahlen, Schräglage, Radschlupf und allerlei Beschleunigungen, ob und wie das System eine Kraft auf den Lenker ausübt. Wobei hier genau erklärt werden muss: Das System gibt einem kräftigen Elektromotor den Befehl über einen Hebel eine Kraft auf die obere Gabelbrücke auszuüben, um den Lenkwinkel zu ändern. Neu kommt im Januar 2022 hinzu, dass Honda einen weiteren Teil des Radar-Systems für die Gold Wing patentieren ließ. Darin ist der Eingriff in das Lenksystem für Ausweichmanöver oder Unterstützung beim Überholen und Spurhalten anhand der Radar – und/oder Kameradaten erwähnt.

© Honda

Sehr final konstruiert sieht der Lenkassistent von Honda aus: An der Gold Wing in Fahrrichtung links, unterhalb des Lenkers montiert sitzt der Elektromotor #43, der über die Hebel a und b seine Kraft auf die Gabelbrücke überträgt. Gesteuert wird der Motor von einem System anhand der Werte von Kurven-ABS und Traktionskontrolle

© Honda Motorrad

Gold Wing im Driftmodus

Grundsätzlich soll der Lenkassistent von Honda mit den Daten des Beschleunigungssensors selbstständig und unabhängig von ABS und Traktionskontrolle arbeiten. Honda hat aber einen Modus zur Zusammenarbeit eingebaut: Erkennen ABS und/oder Traktionskontrolle eine Situation, in der eine aktive Korrektur des Lenkwinkels sinnvoll ist, lenkt das System gegen. Freunde des Wahnsinns können sich auf eine Gold Wing in stabil driftender Seitenlage freuen.

© BMW
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Umfallschutz beim Rangieren

Ein weiteres Feature, dass Honda mit dem System anbieten könnte, ist eine Art Umfallschutz beim Rangieren. In einem weiteren Patent schütz sich Honda ein Erkennungs- und Reaktionssystem, wenn die Gold Wing von Hand rangiert wird. Erkennen die Sensoren eine zu hohe Schräglage, die zum Umfallen führen würde, steuert der Lenkaktuator gegen und versucht das Motorrad auszubalancieren.

© Honda

Was könnte der Lenkassistent noch?

Spaß beiseite. Ein derartiges System ist von Honda natürlich nicht nur auf die Notsituationen einer Gold Wing programmierbar. Selbstredend ist das System durch seine geplante Kopplung an die Bordsysteme wie Radar, Tempomat oder Einspritzung, Zündung und Drosselklappen in abgeschwächter Form auch als Spurhalteassistent für das Kolonnenfahren oder als Überholhilfe sinnvoll und vorstellbar. Doch nur auf die Gold Wing beschränkt Honda die Technik nicht, auch die Verwendung an Motorrädern mit herkömmlicher Telegabel ist denkbar und von Honda ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

Fazit

Das sieht doch schon sehr seriennah aus. Der Lenkassistent von Honda in einer Gold Wing ist detailliert gezeichnet und auch die Einbaulage am Krad erscheint recht final.

Das Spannungsfeld autonomes Fahren weitet sich Schritt für Schritt auch auf das Motorrad aus. Nicht weil es jeder braucht, sondern wenn andere Verkehrsteilnehmer autonom fahren, dann darf das Motorrad da nicht hinten anstehen: Die Gefahr ist zu groß, nicht nur von Fahrern übersehen, sondern von Autos komplett ignoriert zu werden.

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