Neue BMW R 1300 RT: Erster Fahr-Test mit dem 145 PS starken Luxus-Tourer

BMW R 1300 RT – erster Fahr-Test
:
So geht Luxus-Touring mit 145 Boxer-PS

© BMW/Markus Jahn/Uwe Fischer 14 Bilder

Mit der neuen R 1300 RT führt BMW die Neuauflage seiner Boxer-Baureihe fort. Erste große Ausfahrt mit dem modernisierten Luxus-Tourer.

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Nach der Reiseenduro GS bringt BMW nun auch den großen Luxus-Tourer RT auf den aktuellen technischen Stand. Neben dem noch stärkeren 1300er-Boxermotor erhält die RT ein überarbeitetes Chassis, neue Elektronik-Funktionen, zusätzliche Komfort-Features und eine modifizierte Ergonomie. Dazu kommen ein angepasstes Verkleidungs-Design sowie weitere Verbesserungen beim Wind- und Wetterschutz. Ist damit alles noch besser? Um das herauszufinden, gehen wir mit der neuen RT auf große Tour.

Relativ schlanke und kompakte 281 Kilo

Obwohl die neue BMW R 1300 RT mit 281 Kilogramm (fahrbereit, Werksangabe) 2 Kilogramm schwerer geworden ist, wirkt sie im Vergleich zum 1250er-Vorgängermodell schlanker und kompakter. Die Linienführung haben die BMW-Designer gestrafft, die neue RT soll "an einen angriffslustigen Stier erinnern". Jedenfalls wirken die Übergänge zwischen Front, Verkleidung und Koffern flüssiger und besser integriert. Ein neuer LED-Scheinwerfer trägt zum modernisierten Erscheinungsbild bei.

All-inclusive-Tourer in 4 Varianten

Abgesehen von der leicht dynamischeren Ausrichtung bleibt das Grundkonzept des All-inclusive-Tourers aber auch bei der neuen BMW R 1300 RT erhalten: bequeme Sitzposition, breite Verkleidung, großzügige Abmessungen und umfangreiche Ausstattung. Die 4 angebotenen Modell-Varianten – Standard, "Triple Black", "Impulse" und "Option 719 Camargue" – unterscheiden sich vor allem durch Lackierung und Ausstattungspakete. Ab 22.890 Euro aufwärts.

Noch mehr Dynamik auf höchstem Komfort-Niveau

Die als Referenz geschätzte RT-Ergonomie überarbeiteten die Entwickler für die neue BMW R 1300 RT behutsam, mit dem Ziel, den schweren Luxus-Tourer noch dynamischer zu machen – ohne dabei den bekannt hohen Komfort zu opfern. Dazu sitzt der Lenker nun näher am Fahrer und fällt etwas breiter aus. Der Abstand zwischen Sitzbank und Fußrasten blieb hingegen unverändert, um weiterhin einen entspannten Kniewinkel zu garantieren. Wie gehabt lässt die Sitzhöhe sich in 2 Stufen zwischen 780 und 860 Millimeter variieren.

Maximaler Luxus für Sozia oder Sozius

In der hohen Sitzposition erweist die BMW R 1300 RT sich für den 1,89 Meter großen Autor als ausgesprochen komfortabel und voll langstreckentauglich – mit angenehmem Knieschluss und gutem Überblick. Zudem soll ein spürbar schmalerer Schrittbogen für einen sichereren Stand sorgen – was für unser Empfinden einen Kompromiss darstellt: Für maximales Couchfeeling dürfte die Sitzfläche gerne noch eine Idee breiter sein. Dafür hat BMW an noch mehr Mitfahrer-Komfort gedacht: Eine längere Sitzfläche, optimierte Beinfreiheiten und auf Wunsch sogar eine beheizbare Rückenlehne am Topcase sowie beheizbare Haltegriffe sollen Langstreckenfahrten auf dem Beifahrersitz selbst bei Kälte angenehmer machen.

Dynamic Chassis Adaption (DCA)

Trotz optischem Athletiktraining bleiben die schieren Abmessungen und die Masse des traditionell auch bei Behörden beliebten Luxuskreuzers beeindruckend. Auch als BMW R 1300 RT bleibt die RT ein enormes Motorrad. Einmal in Fahrt kaschiert das neue Chassis zusammen mit der elektronischen Dynamic Chassis Adaption (DCA) die Masse jedoch erstaunlich gut. 2 auswählbare Fahrlagen mit wahlweise steilerem oder flacherem Lenkkopfwinkel lassen die RT auf Wunsch stabiler und komfortabler oder agiler einlenken.

Dynamic Suspension Adjustment (DSA)

Gleichzeitig werden über Dynamic Suspension Adjustment (DSA) auch Dämpfung und Federrate dynamisch an den gewählten Fahrmodus und die jeweilige Fahrsituation angepasst. In besonders engen Kurven ist zwar nach wie vor etwas Nachdruck am Lenker gefragt, insgesamt lässt das Großkaliber sich aber präzise und vertrauenerweckend durch wechselnde Radien dirigieren. Ob die variable Geometrie gegenüber dem Vorgänger entscheidende Vorteile bietet, muss allerdings ein direkter Vergleich klären.

Große Angriffsflächen für Seitenwind

Geradeauslauf und Fahrstabilität der BMW R 1300 RT liegen auf hohem Niveau – zumindest bei Landstraßentempo sowie bei moderatem Reisetempo auf der Autobahn. Erst bei Geschwindigkeiten jenseits 160 km/h fällt eine gewisse Unruhe in der Front auf, womöglich verursacht durch die Seitenwind-Angriffsfläche der großzügigen Verkleidung. Stichwort Verkleidung: Genau die – klassische Paradedisziplin der RT – ist für die R 1300 RT noch einmal spürbar verbessert worden.

Frontscheibe und seitliche Windabweiser elektrisch einstellbar

Zusätzlich zur elektrisch höheneinstellbaren Frontscheibe kommen bei der neuen BMW R 1300 RT ausklappbare Windabweiser an den Tankflanken zum Einsatz. Das Ergebnis: deutlich reduzierte Turbulenzen im Helm- und Schulterbereich, besonders spürbar bei höherem Tempo und kühler Witterung. Während der Testfahrt können wir uns auf einer längeren Autobahnetappe selbst überzeugen: Derart abgeschirmt, ruhig und frei von Last auf dem Oberkörper, waren wir noch nie unterwegs, jedenfalls nicht auf 2 Rädern. Beeindruckend. Aber eigentlich könnte man dann auch gleich Cabrio fahren.

© BMW
BMW R 1300 GS Motor-Technik Der neue 1300er-Boxer im Detail

Starker Boxer-Motor mit 145 PS und 149 Nm

Herzstück der neuen BMW R 1300 RT ist der bereits bekannte, wassergekühlte 1.300-Kubik-Zweizylinder-Boxermotor, der auch die Schwestermodelle GS, R und RS antreibt. Mit 145 PS bei 7.750/min und 149 Nm Drehmoment bei 6.500/min bietet er noch etwas mehr Schubkraft als der 1250er-Vorgänger. Dabei ist bemerkenswert, dass sich am Motor-Charakter nichts Grundlegendes geändert hat. In Aktion liefert der Boxer satten Durchzug, geschmeidiges Ansprechverhalten und vibrationsarmen Lauf, und er hat mit dem stattlichen Kampfgewicht des Komfort-Tourers in jeder Situation leichtes Spiel. Noch souveräner reist man allenfalls mit dem Sechszylinder der K 1600.

Schalt-Automatik ASA

Grundlegend Neues gibt’s beim Getriebe der BMW R 1300 RT – optional, auf Wunsch. Wie bereits bei der R 1300 GS bietet BMW als Sonderausstattung den "Automated Shift Assistant" (ASA) an – ein automatisiertes Schaltgetriebe mit elektronisch gesteuerter Kupplung. Die Gangwechsel erfolgen sowohl im Automatik- als auch im manuellen Modus weich und nahezu unmerklich, das Anfahren gelingt ruckfrei, und beim Verzögern wird automatisch passend zurückgeschaltet. Lediglich beim Rangieren erfordert der nicht selbst kontrollierbare Schleifpunkt eine kurze Eingewöhnung.

Vorstellung: BMW ASA - Neue Automatik für die BMW R 1300 GS 3:26 Min.

Von City bis Cruising-Touring

Dafür spielt das ASA-System bei der BMW R 1300 RT seine Stärken vor allem im Stadtverkehr und auf entspannten Reisen voll aus. Nach einer Tagestour vergisst man beinahe den einst in Fleisch und Blut übergegangenen Griff zum Kupplungshebel, der bei ASA-Modellen schlicht nicht mehr vorhanden ist. Alternativ bleibt die RT weiterhin mit klassischem Schaltgetriebe erhältlich, wahlweise mit oder ohne Schaltassistent. Wer traditionell-routiniert oder gar sportlich unterwegs ist, dürfte hier die bessere – und günstigere – Wahl treffen. Für die City oder Cruising-Touring passt das ASA jedoch hervorragend und ist somit durchaus empfehlenswert.

Widescreen-Display mit integrierter Navigation

Weniger Ablenkung dank Automatik bedeutet mehr Aufmerksamkeit fürs Infotainment-Angebot, und davon bietet die neue BMW R 1300 RT reichlich. Das gigantische Widescreen-Display (10,25-Zoll) stellt die integrierte Karten-Navigation, umfangreiche Bordcomputer-Daten sowie diverse Connectivity-Funktionen hochaufgelöst und knackscharf dar. Über das gewohnte Klickwheel-Bedienkonzept navigiert man sich nach kurzer Eingewöhnung zügig durch die mannigfaltigen Menüs und Funktionen oder wählt den passenden Soundtrack zur Tour.

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BMW R 1300 RS Neue RS wird zum neuen Sport-Boxer

BMW R 1300 RT – Boxer-Sound oder Audio-System

Der Sound – oben herum – kommt bei der BMW R 1300 RT vom optionalen Audio-System für 1.225 Euro – oder, wem das nicht genügt, aus dem optionalen Audio-System Pro für weitere 400 Euro Aufpreis, dann mit separat angesteuerten Hoch-, Mittel- und Tieftönern. Ein Equalizer passt Klang und Lautstärke automatisch an die Fahrgeschwindigkeit an, sogar unter Berücksichtigung der Helmakustik. Unser Testeindruck: Während der Fahrt klingt das tatsächlich überraschend gut. An der Ampel auch, da wird es aber nach kurzer Zeit irgendwie unangenehm, weil man Mithörer in der Umgebung mit dem Gedudel zwangsbeglückt. Dann lauschen wir doch lieber dem sonoren, unaufdringlichen Klang des starken Boxer-Motors.

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Fazit

Noch dynamischer und noch umfangreicher ausgestattet, bietet die neue BMW R 1300 RT eine luxuriöse und zugleich erhabene Reiseerfahrung auf zwei Rädern. Das neue DCA-Fahrwerk erweitert die Spreizung zwischen entspanntem Touren und engagiertem Landstraßenritt, der Wind- und Wetterschutz ist ebenfalls weiter verbessert. Optional sorgt die Schalt-Automatik ASA für zusätzlichen Reisekomfort – oder Entlastung im Stadtverkehr. Die umfangreiche Assistenz- und Infotainment-Ausstattung lässt kaum Wünsche offen. All das hat allerdings seinen Preis: Mindestens 22.890 Euro verlangt BMW für die neue R 1300 RT – rund 1.500 Euro mehr als zuletzt für die R 1250 RT. Mit Vollausstattung kratzt der Luxus-Tourer nun an der 33.000-Euro-Marke. Teuer? Absolut. Allerdings dürfte es aktuell kaum ein anderes Motorrad geben, das Komfort, Dynamik, neueste Technik, Reise- und Behörden-Kompetenz derart umfassend vereint.

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