Wohin mit dem alten Motorradhelm? Helm-Recycling bei Dainese

Wohin mit dem alten Motorradhelm?
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Helm-Recycling bei Dainese

© mps-Fotostudio

Dainese startet mit Life Impacto ein Projekt zum Recycling alter Motorradhelme. Auch Modelle anderer Marken sind dabei eingeschlossen.

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Motorradhelme bestehen aus komplexen Verbundmaterialien. Ihre fachgerechte Entsorgung oder Wiederverwertung sind bisher kaum geregelt. Dainese hat das Projekt Life Impacto gestartet, um einen geordneten Recycling-Prozess für Motorradhelme aus Thermoplast zu etablieren. Ziel ist es, Materialien wie EPS (expandiertes Polystyrol), ABS oder Polycarbonat ausgedienter Helme zu trennen und wieder in den Produktionskreislauf einzuführen.

Lebensdauer und Entsorgungspraxis bei Motorradhelmen

Motorradhelme altern durch mechanische Belastung und UV-Strahlung. Experten und Hersteller empfehlen, Helme – je nach Material – nach etwa 5 bis 10 Jahren zu ersetzen, spätestens jedoch nach einem Sturz. Während der Neukauf einfach ist, fragen sich viele: Wohin mit dem alten Helm? Aktuell landen Helme meist im Restmüll oder auf Wertstoffhöfen. Recycling ist bisher selten und unsystematisch. Die Materialien eines Helms, besonders EPS als Dämpfungselement, gelten als schwer trennbar und kaum wirtschaftlich zu recyceln.

Seit wann macht Dainese denn Motorradhelme? Dainese selbst stellt keine Motorradhelme unter eigenem Markennamen her. Stattdessen gehört seit 2007 der italienische Helmhersteller AGV zur Dainese Group. Im Rahmen des Projekts Life Impacto akzeptiert Dainese gebrauchte Helme aller Marken zur Rücknahme.

Helmhersteller, Universität, Recycling-Dienstleister

In Zusammenarbeit mit der Universität Bologna und dem Recycling-Dienstleister Innovandoo entwickelt Dainese im Rahmen des Life Impacto-Projekts ein Verfahren, das die Bauteile gebrauchter Helme in ihre Grundmaterialien zerlegt. Biologisch abbaubare Lösungsmittel, gewonnen aus Lebensmittelabfällen, kommen dabei zum Einsatz.

Der chemisch-biotechnische Prozess trennt EPS, ABS und weitere Komponenten, die dann in Materialform zurückgewonnen werden. Der Prozess zielt auf eine hohe Recyclatqualität, um die Wiederverwertung, etwa in der Helmfertigung, zu ermöglichen. Dainese nimmt gebrauchte Helme über teilnehmende Fachhändler an und akzeptiert auch Helme anderer Hersteller.

© Hersteller
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Recycling-Potenzial von EPS und Kunststoffen

Die zentrale Herausforderung im Helm-Recycling ist das EPS-Innenleben. Die Wiederverwertbarkeit von EPS hängt stark von der Reinheit und Aufbereitung der Abfälle ab. Im Helmbereich erschweren Kleinteile, Verklebungen und Kontaminationen durch Schweiß oder Öle das Recycling. Dainese setzt auf biobasierte Lösungsmittel, um diese technischen Hürden chemisch zu überwinden.

Zunächst nur für Thermoplast-Helme

Im Rahmen des Dainese-Projekts können derzeit ausschließlich Motorradhelme mit einer Außenschale aus Thermoplast-Kunststoffen, wie ABS oder Polycarbonat, recycelt werden. Helme aus Faserverbundmaterialien wie Fiberglas, Carbon oder Aramid sind von der Wiederverwertung noch ausgeschlossen, da sie sich mit dem eingesetzten Verfahren nicht chemisch aufschließen lassen.

Ob ein Helm aus Thermoplast besteht, lässt sich meist auf dem Typenschild im Inneren oder in den Herstellerangaben erkennen. Modelle aus Polycarbonat oder ABS sind insbesondere im Einsteiger- und Mittelklasse-Segment verbreitet.

© Jörg Künstle
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Mitfinanzierung durch die EU

Das Projekt Life Impacto bietet einen Ansatz zur Etablierung eines Rücknahme- und Recycling-Prozesses für Motorradhelme. Sollte sich die technische Machbarkeit bestätigen und die Logistik wirtschaftlich sein, könnte daraus ein Modell für weitere Hersteller entstehen. Derzeit ist es ein Pilotprojekt ohne Rücknahmeverpflichtung, aber mit offenem Zugang für Fremdmarken.

Die Entwicklung und Umsetzung des Recycling-Verfahrens wird durch Fördermittel der Europäischen Union im Rahmen von Nachhaltigkeits- und Innovationsprogrammen kofinanziert.

Fazit

Mit dem Projekt Life Impacto verfolgt Dainese das Ziel, gebrauchte Motorradhelme systematisch zu recyceln. Der Ansatz basiert auf einem chemischen Trennverfahren mit biobasierten Lösungsmitteln und adressiert die Recycling-Problematik bei EPS und Kunststoffbauteilen. Im Unterschied zu bisherigen Rücknahmeaktionen bietet das Dainese-Projekt eine offene Annahme, auch für Helme anderer Hersteller, und könnte als Blaupause für die Branche dienen. Die tatsächliche Umsetzbarkeit im industriellen Maßstab bleibt abzuwarten.

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