Cooler Einzylinder-Chopper von Al Hackel mit 1.700 Kubik

Hackel-Wright Chopper mit Einzylinder
:
1.700 Kubik mit nur einem Panzer-Zylinder

© Hackel/Merry 10 Bilder

Aus einem Zylinderkopf eines alten Sternmotors baute Al Hackel einen eigenen Motor und drumherum noch einen Chopper. Per Kickstarter müssen 1.700 Kubik verdichtet werden.

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In die Falle gegangen. So könnte der Ursprung der Hackel-Wright lauten. Als Al Hackel arglos bei ebay surfte, fand er den wirklich schön geformten Zylinderkopf eines alten Wright-Sternmotors. Dieser Typ, Nummer R-975-46, wurde mit 9 Zylindern, 16 Liter Hubraum und bis zu 550 PS in Flugzeugen, Hubschraubern und Panzern des US-Militärs eingesetzt. Die Geburtsstunde eines wohl einzigartigen Choppers.

Hackel-Wright 98 ci Einzylinder-Chopper - Kickstart 1:20 Min.

Hackel-Wright Einzylinder-Chopper mit 1.700 Kubik

Wer nun im Keller nach dem alten Sternmotor guckt, der da sicherlich liegt, und einen Zylinder abschraubt, um einen Motorrad-Einzylinder zu bauen, der sei informiert: So einfach ist das nicht, denn ein Sternmotor benötigt einen gänzlich anderen Kurbeltrieb als ein konventioneller Hubkolbenmotor. Im Grunde müsste man und musste Al alles unterhalb des Zylinders neu entwickeln. Also Kurbelwelle nebst Gehäuse, einen neuen Ventiltrieb mit untenliegender Nockenwelle und ein passendes Schmiersystem.

Rockerboxen sexy in Szene gesetzt

Einem Schlosser, der nebenher Agrartechnik wartet, sind die Dimensionen der Bauteile zunächst nicht fremd. Das mag helfen, hauptsächlich beim Schweißen des neuen starren Rahmens, der als Schmankerl den prominenten Rockerboxen, den Kipphebelabdeckungen, eine offene Bühne bietet. Entsprechend passt der neue Tropfentank sich dem an, verjüngt sich zum Sitz hin auf ein verschwindend geringes Maß und hat trotzdem Platz für eine Öldruckanzeige.

Frank Ohle baut Motorrad mit Flugzeugmotor 3:32 Min.

Harley-Getriebe mit Kickstarter

Fast 100 Jahre lang war es Tradition bei Harley-Davidson, Motor und Getriebe getrennt zu bauen. Vergleichsweise einfach ist entsprechend, einen beliebigen Motor mit einem Getriebe zu verbinden, wenn man auf rustikale Schaltungen steht. Al – und damit schließt sich der Kreis zum Agrarmechaniker – entscheidet sich für das Getriebe einer 1947er-Knucklehead mit 4 Gängen. Insgesamt 3 Ketten übernehmen unterschiedliche Funktionen im Antrieb. Zum einen eine Duplex-Kette als Primärantrieb zwischen Kurbelwelle und Getriebe, zum anderen eine Kette als Sekundärantrieb zum Hinterrad und zum weiteren eine dritte, versteifte Kette als Kupplungsgestänge zur Fußkupplung. Die 4 Gänge werden per Hand geschaltet. Ach ja: Der Motor ist nur per Kickstarter in Funktion zu bringen. Und wem eine Fehlzündung eines 500er-Japaner-Singles schon Furcht einflößte, dem dürfte bei 1,7 Liter Hubraum an der Fußsohle ordentlich die Muffe gehen.

Einzylinder mit Doppelvergaser

Ob der Motor pro Ansaugtakt nun wirklich 1,7 Liter Luft-Benzin-Gemisch im Brennraum sammelt, müsste man messen, aber theoretisch muss diese Menge zur Verfügung stehen. Und da kommt Al mit einem Vergaser nicht weit. Also entwirft er ein langes Manifold, eine lange Ansaugbrücke, an deren äußerem Ende ein Doppelvergaser mit dem einen Zylinder verbunden ist. Wie viel Leistung das Ganze erzeugt? Unklar. Al hat nicht gemessen, vergleicht die erfahrene Leistung aber mit einer alten Knucklehead-Harley zwischen Baujahr 1936 und 1947. Die hatten bis zu 48 PS aus 1.200 Kubik. Übrigens: Die beiden blauen Ansaugstutzen sind wie der Schaltknauf und die beiden Lampen vom kanadischen Künstler Jesse Briggs aus Glas geblasen.

Im Video: Bistella 500 1:06 Min.

Girder-Gabel mit der Flex zugeschnitten

Um wenigstens etwas Fahrkomfort zu erfahren, verbaut Al Hackel in den Lenkkopf eine Girder-Gabel nach dem Vorbild der Vincent Girdraulic. Im Grunde eine Trapezgabel, der Vincent Mitte der 1940er-Jahre einen hydraulischen Federdämpfer gab und damit die Kombination Feder mit Reibungsdämpfer ablöste. Und damit wir erneut erwähnen, dass Al eigentlich Landmaschinen repariert: Die Gabelteile schnitt er vornehmlich mit der Flex zurecht und in Form.

Trommelbremse von Toyota

Immerhin eine Bremse hat Al Hackel an seinen Einzylinder-Chopper gebaut, und die stellt gleichzeitig noch das Fundament für das hintere Speichenrad. Von einem Toyota Matrix, einem kleineren Corolla für den kanadischen Markt, nahm er die Trommelbremse und baute mit ihr das Hinterrad nebst Antrieb auf. Angeblich fährt dieses Eigenbau-Krad auf ebenen und guten Straßen recht passabel.

© John Ellwood
Eigenbau-Motorrad von John Ellwood Supermono mit 1200er-Kompressor-Einzylinder

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Fazit

Der Hackel-Wright Chopper ist ein einzigartiges Motorradprojekt, das auf einem Wright-Sternmotor basiert und 1,7 Liter Hubraum hat – mit nur einem Zylinder. Al Hackel entwickelte einen neuen Kurbeltrieb, Ventiltrieb und ein Schmiersystem. Ein Harley-Getriebe mit Kickstarter und eine Girder-Gabel sorgen für Fahrkomfort. Die Trommelbremse stammt von einem Toyota Matrix, und das Ganze kann nur per Kickstarter zum Laufen gebracht werden.

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