Moto Guzzi 1100 Sport von Foundry Motorcycles

Moto Guzzi 1100 Sport Umbau
:
Recycling-Guzzi vom Hufschmied

© Foundry/Gary Margerum 9 Bilder

Foundry Motorcycles aus England baut eine Moto Guzzi 1100 Sport zu einem knackigen Street Tracker um. Die Gussteile werden selbst hergestellt. Das Rohmaterial stammt von alten Guzzis.

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Wenn Kollegin Dina Dervisevic beim Anblick eines Custombikes nur ein gedämpftes, aber lustvolles "Ohhrmm" von sich gibt, muss es etwas Großartiges sein. Hätte sie heute Morgen schon gewusst, dass die Street Tracker von Foundry das Thema Recycling stark adressiert, ich könnte für nichts garantieren. Die Themen Recycling und Custombike passen meist nur so zusammen: "Durch den Umbau vor dem Recycling gerettet." Foundry Motorcycles geht hier den ein oder anderen Schritt weiter. Als ehemaliger Hufschmied ist Tom Simpson – der Macher hinter Foundry, des Gusses von Metall in Sandformen mächtig. Für seinen Umbau der Guzzi gießt er Teile der Auspuffanlage selbst, das Aluminium dafür kommt von alten Motorblöcken von kleinen Moto Guzzi-Modellen. Diese Art Recycling gefällt.

Foundry Street Tracker

Basis für den Street Tracker von Foundry Motorcycles ist eine Moto Guzzi 1100 Sport von 1996, eine der letzte Guzzis mit Vergasern ab Werk. Die stand schon einige Jahre bei Tom herum, da ihn die Tankform anmachte und er daraus eigentlich einen Café Racer für sich bauen wollte. Doch für einen Kunden rückt er die 1100er raus und beginnt den Umbau zu einem Street Tracker. Die 1100 Sport bringt im Fahrwerk einige Charakterzüge mit, die es unbedingt zu erhalten gilt. Die filigranen Gussfelgen, die sehr eigene Schwingenkonstruktion und natürlich die markanten Gussteile als Schwingenlager und Motorhalterung: Alles unterhalb der Tanklinie ist in Sachen Chassis in Serie so, wie es die meisten Custombikes gerne hätten. Die Arbeit beginnt bei Tom mit dem Tank. Er tauscht das lange Serienfass gegen die Spritblase einer Kawasaki H1, stilecht garniert mit einem Tankdeckel à la Monza.

Auspuff deluxe

Den Zweiventiler schickt er zur Generalüberholung und nutzt in dieser Zeit einen Dummy-Motor als Vorlage zum Anpassen der Vergaserposition. Und natürlich der einmaligen Auspuffanlage, deren Verlauf und Ende zunächst nur erahnt und dann nicht geglaubt werden kann: Die Endtöpfe bilden die Verkleidung des Heckrahmens, nehmen die Rücklichter einer alten Honda auf und führen über vertikale Finnen kurz unter dem Ende der Sitzbank ins Freie. Allein dem Lauf der Krümmer mit dem Finger zu folgen endet in einem Verwirrspiel hinter den Zylinderköpfen, versteckt von den Vergasern, vom Tank überdacht und in Fahrt vom Oberschenkel maskiert. Da fehlen einem – fast – die Worte. Und nein: Der Popo schmilzt auf dem Auspuff sitzend nicht. Tom schirmt mittels Thermo-Tec Hitzeschilden den Höcker ab.

© Guzzi Motobox
Moto Guzzi Bellagio Umbau Zum Geburtstag 1.700 Kubik

Vergaser versetzt, Elektrik erneuert

Durch die abenteuerliche Krümmerführung verdrängt, brauchen die überholten Dell´Orto-Vergaser einen neuen Platz: Deutlich weiter hinten und etwas weiter außen schnüffeln sie die Luft über runde Einzelluftfilter, die genau neben dem Federbein sitzen. Doch Tom macht nicht nur in Alu und Stahl, in Kupfer versteht er sein Handwerk ebenso: Die komplette Elektrik wird den neuen Formen der Street Tracker angepasst: Die Zündung komm von Elektronik Sachse, die Zündspulen von Dyna, die Zündkabel werden von Taylor Leads konfektioniert. Unter Strom gesetzt von einer leichten Lithium-Batterie von Magneti Marelli, die wie der Gleichrichter in einer Alubox unter dem Getriebe einen neuen Platz findet. Der neue Eigner bedient über Minitaster von Motone die Kellermann-Blinker in den Lenkerenden und ein Minitacho von MMB informiert über Drehzahlen und Geschwindigkeit. Verbunden wir alles von der M.Unit von Motogadget, die auch Key-Less-Go als Feature mit sich bringt. Ein letztes Mal Aluguss aus Foundry-Hand findet sich im Gehäuse des Scheinwerfers zwischen den polierten Gabelbrücken.

Fazit

So macht Recyling beim Motorrad viel mehr Sinn als ohnehin. Problem: Metall selbst gießen ist kein Allerweltshobby. Da muss man im früheren Leben schon Hufschmied gewesen sein. So wie Tom von Foundry, der sein Können seit einigen Jahren nur noch bei Motorrädern nutzt. Seine Street Tracker auf Basis einer Moto Guzzi 1100 Sport ist ein absoluter Hingucker: "Ohhrmm"

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